Da ich aus einer Familie
von Spätgebärenden mit extrem langer Generationsfolge stamme, kam mir als
Teenager zunächst gar nicht wirklich in den Sinn, daß man beim praktischen Geschlechtsverkehr auch Kinder
zeugt.
(Zum Glück bin ich diskret
und beschreibe einige persönliche Lerneffekte diesbezüglich nicht öffentlich in
einem Blog)
Meine Großeltern wurden
allesamt noch im 19. Jahrhundert geboren und erlebten den ERSTEN Weltkrieg als
Erwachsene.
Ein Cousin, der nur eine Straße
weit weg wohnt, wurde mit 59 Vater von Zwillingen. Seine Mutter, also meine
Tante, war damals genau 90 und freute sich sehr über ihre ersten Enkel.
So alte Eltern und
Großeltern zu haben, bringt Vor- und Nachteile mit sich.
„Alte“ Eltern gehen in der
Regel nicht unvorbereitet in das Abenteuer Kind.
Die Frau meines Cousins,
bei der Geburt 45 Jahre alt, ist das Paradebeispiel dafür. Wer in dem Alter das
erste mal Mutter wird, ist extrem gut vorbereitet, hat mindestens 20 Bücher
über Schwangerschaften gelesen, das zukünftige Kinderzimmer perfekt
ausgestattet und sich sämtliche denkbare Hilfe organisiert.
Solche Kinder haben in
vielerlei Hinsicht optimale Startchancen.
Die Eltern haben weniger
Flausen und Kopf und lesen tatsächlich abends dem Balg vor, statt noch mal in
die Diskothek zu gehen. Sie haben auch in der Regel gesichertere Lebensverhältnisse,
so daß sie in einer besseren Gegend wohnen und den schönere Kindergarten
bezahlen können. Sie kennen interessantere Leute, haben gefestigtere soziale
Strukturen.
Die Kehrseite ist auch
offensichtlich. Man verliert die Großeltern viel früher (als ich geboren wurde,
waren drei meiner Großelternteile schon tot) und wird eher mit Siechtum und
Vergänglichkeit der Eltern konfrontiert.
Als meine Sandkastenfreundin
mit 19 (gewollt!) Mutter wurde, war das die absurdeste Geschichte, die ich mir
als Student vorstellen konnte.
Wozu das denn? Warum sich
total einschränken in dem Alter?
Natürlich traten auch all meine Prognosen ein: Sie trennte sich bald von dem Erzeuger ihres Görs und bekam spätestens damit genau die enormen finanziellen Schwierigkeiten, die den Kindern Gesundheit und Chancen ruinieren – wie wir aus zahlreichen soziologischen Studien wissen.
Natürlich traten auch all meine Prognosen ein: Sie trennte sich bald von dem Erzeuger ihres Görs und bekam spätestens damit genau die enormen finanziellen Schwierigkeiten, die den Kindern Gesundheit und Chancen ruinieren – wie wir aus zahlreichen soziologischen Studien wissen.
Als ich 16 Jahre später
immer noch viel zu jung war, um selbst Kinder zu wollen, erzählte mir besagte
Sandkastenfreundin einmal, sie wäre immer so unausgeschlafen, weil im
Nebenzimmer die ganze Nacht Lärm sei.
Naiverweise fragte ich, ob
sie das nicht einfach verbieten könne.
Nein, das ginge nun
wirklich nicht, wurde mir beschieden. Es sei die erste große Liebe und da könne
man als Mutter nicht reinplatzen.
Erst da begriff ich, WAS
da im Nebenzimmer vor sich ging und stammelte so irritiert vor mich hin, daß
meine Bekannte lachend sagte „jaja, poppen kann sie wie eine Große!“.
Ich war tatsächlich
irgendwie entsetzt. Muß man das dulden?
„Wie alt ist deine Tochter
jetzt genau, 16?“
Wieder mußte sie lachen
und warf mir schnippisch entgegen sie wissen genau, daß ich damals noch jünger
gewesen wäre, als ich damit angefangen hätte und was ich denn wohl damals davon
gehalten hätte, wenn mir das hätte jemand verbieten wollen.
Tatsächlich war das der
wunde Punkt.
Als ich selbst Teenager
war, betrachtete ich mich natürlich als sehr erwachsen und hielt mich für durchaus
in der Lage selbstständige Entscheidungen zu treffen. Verbote diesbezüglich
hätte ich mir gar nicht bieten lassen.
Knappe 20 Jahre später
erachtete ich Teenager als Kleinkinder, die viel zu unreif sind, um irgendetwas
zu entscheiden. Und daß sie schon Sex haben, ekelte mich regelrecht.
Woher kommt das eigentlich,
daß man dieses hysterische Verhältnis zu Teenagern im Zusammenhang mit Sex hat?
Meine Einstellung zu Sex
ist ganz simpel: Ich persönlich bin streng zölibatär, um Gott mit meiner
Keuschheit zu erfreuen, aber für andere gilt:
Es ist erlaubt, was gefällt – so lange alles freiwillig geschieht.
Es ist erlaubt, was gefällt – so lange alles freiwillig geschieht.
(Freiwilligkeit schließt
natürlich ein keinen Sex mit
Personen zu haben, die sich in einem Abhängigkeitsverhältnis zu einem befinden
und natürlich auch Minderjährige, da sie noch nicht beurteilen können, was sie
wollen und Erwachsenen nicht gleichberechtigt gegenübertreten können)
Um auf der sicheren Seite
zu sein, plädiere ich dafür, daß Sex generell erst ab 18, bzw besser ab 21
möglich sein dürfte.
So, oder so ähnlich denken
gegenwärtig immer mehr Menschen.
Sex wird grundsätzlich als
etwas potentiell Gefährliches betrachtet, von dem man Jugendliche möglichst
lange fern halten muß.
Auch nach Deutschland schwappt inzwischen sogar die Antimasturbationswelle.
Gerade verbreitet sich in
den sozialen Netzwerken ein bizarres Wichs-Bekämpfungsvideo, welches den Widerstand gegen den unanständigen Onanie-Drang mit
kriegerischen Metaphern heroisiert.
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Hartnäckig wuchert die
Vorstellung von dem verderblichen frühen Sex in den Köpfen der Moralapostel.
Das Internet macht es
endgültig zur unerfüllbaren Mission die lieben Kleinen bis zu ihrem 30.
Geburtstag in einer aseptisch-asexuellen Umgebung groß zu ziehen.
Der im Youporn-Zeitalter
auflebende Puritanismus wird inzwischen selbst zum Gegenstand von Sexualforschung.
Bücher wie zum Beispiel
"Deutschlands sexuelle Tragödie: Wenn Kinder nicht mehr lernen, was Liebe
ist" der Autoren Bernd Siggelkow und Wolfgang Büscher rennen mit der These
offene Türen ein, wonach Teenager Liebe, Geborgenheit und Werte verlören und
stattdessen wie Drogenabhängige gefühllosen, beliebigen Sex praktizierten. [….]
Scheinbar lässt die Sexualität
Heranwachsender die Öffentlichkeit zuverlässig verkrampfen. "Die zyklisch
auftretenden Diskussionen über jugendsexuelle Katastrophen spiegeln eher Ängste
der Erwachsenen als reale Verhältnisse bei den Jugendlichen wider", sagt
Silja Matthiesen vom Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie
des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Selbst die Wissenschaft blickt
durch einen seltsamen Filter auf das Thema. Die Forschung zeige ein nahezu obsessives Interesse dafür, in welchem
Alter Jugendliche welche sexuellen Handlungen ausübten, schreibt zum Beispiel
der amerikanische Jugendmediziner Dennis Fortenberry in einer Überblicksarbeit
zu Pubertät und adoleszenter Sexualität im Fachmagazin Hormones and Behaviour.
Betont würden dabei fast ausschließlich Risiken und Gefahren.
Der Katastrophismus erlebt ständige
Revivals. "Die Angst vor den Folgen der Onanie und die Kampagnen gegen
Masturbation im 18. Jahrhundert sind Vorläufer aller moralischen Paniken zur
Jugendsexualität", sagt Matthiesen. […]
Albern?
Das hält aber fromme Baden-Württemberger nicht davon ab zu Hunderttausenden Petitionen zu unterschreiben, welche die Landesregierung dazu zwingen soll die Ekelthemen aus der Schule raus zu halten.
Das hält aber fromme Baden-Württemberger nicht davon ab zu Hunderttausenden Petitionen zu unterschreiben, welche die Landesregierung dazu zwingen soll die Ekelthemen aus der Schule raus zu halten.
Sie befürchten offenbar,
die bloße Erwähnung von Homosexualität könnte ihre Söhne schwul machen und die
Töchter zu Kampflesben mutieren lassen.
Und wieder einmal gelingt
es den Religioten mich zu erstaunen. Wer hätte gedacht, daß noch im Jahr 2014
binnen kürzester Zeit Hunderttausende auf so einen völligen Unsinn anspringen?
Selbst im sexuell so
liberalen Frankreich gelang es jüngst den Hardcore-Religioten mit Rudolf-Gehrig’scher Energie
die sozialistische Regierung einknicken zu lassen und die Homosexuellen
weiterhin rechtlich schlechter zu stellen. Nach konservativer Religioten-Logik –
CDU und CSU sind genauso ewig gestrig – wird nämlich die Ehe abgewertet und die
Familie zerstört, wenn jemand Ehen eingehen darf und Familien gründet.
Die Massenproteste gegen die
Regierungspläne zeigen Wirkung: Frankreichs Premier Jean-Marc Ayrault hat die
Pläne für ein neues Familiengesetz vorerst gekippt. Die Konservativen feiern
den Schritt der Regierung als ihren Sieg.
[….] Ayraults grüner Koalitionspartner, dessen
Stimmen für die Mehrheit nicht notwendig sind, erklärte, der Verzicht sei
"erschreckend".
Am Sonntag waren in Paris etwa
hunderttausend Menschen gegen eine in ihren Augen
"familienfeindliche" Politik der regierenden Sozialisten auf die
Straße gegangen. Zu den Protesten aufgerufen hatte das konservative Bündnis
"Demo für alle", das bereits die treibende Kraft hinter den
Massenprotesten gegen die Einführung der Homo-Ehe in Frankreich war.
[…]
Die
Demonstranten hatten am Sonntag unter anderem dagegen protestiert, lesbischen
Frauen ein Recht auf künstliche Befruchtung einzuräumen oder die
Leihmutterschaft zu legalisieren, wie es einige sozialistische Abgeordnete
wollen. Im bisherigen Entwurf für das neue Familiengesetz war dies allerdings
gar nicht vorgesehen.
Geplant war vielmehr unter anderem, die
rechtliche Stellung von Stiefeltern bei der Erziehung der Kinder ihrer
Lebenspartner zu stärken.
Hier bäumen sich die
europäischen Teebeutler noch ein letztes Mal gegen den Lauf der Zeit auf. Sie
setzen sich begeistert selbst Scheuklappen auf und wollen ihre Brut vor etwas
beschützten, das sie gar nicht bedroht.
Am Liebsten würde die
Generation, die das Internet erschaffen hat, nun die Geister für immer von
ihrer Brut fern halten.
Offenbar wünschen sie sich
eine Priesterseminar-artige Atmosphäre der maximalen Heuchelei und Verlogenheit
für ihre Kinder.
Wenn man es nur intensiv
genug verbietet, verdrängt und verschiebt, werden ihre Kinder ohne irgendeinen
Kontakt mit Sexualität oder gar Masturbation aufwachsen.
Ein erstaunlicher Fall von
Kollektiv-Verdummung.
Genauso erfolgreich wird mein
Kampf zum Verbot der Schwerkraft sein.
Auch wenn ich in meinem
greisen Alter Sex unter Jugendlichen ebenfalls widerlich finde und damit nichts
zu tun haben möchte, so befürchte ich, daß sie es trotzdem „tun“.
Und wir wissen auch wie
ungeheuer erfolgreich Zensursulas Vorhaben war Internet-Pornographie zu
verbieten.
Es gibt ohnehin keinerlei
Hinweise darauf, daß durch Redtube und Co die Jugendlichen der Welt allesamt zu
gewalttätigen Sexzombis werden, die mit 13 Jahren schon jede erdenkliche
Perversion ausprobiert haben. Solche Vorstellungen brüten einfältige
Bischofshirne und die Showminister des Schlages von der Leyen aus.
Mit der Realität hat das
allerdings nichts zu tun! Pornoskonsum ist nicht gleichbedeutend mit seelischer
Verwrackung der Kinder.
Für den Mainstream der Heranwachsenden
ziehen Wissenschaftler um Lotta Löfgren-Mårtenson von der Universität Malmö in
einer Studie im Journal of Sex Research ein ganz anderes Fazit: Jugendliche
trennen ihr eigenes Erleben und den Inhalt von Pornografie. Auch die
Online-Welt teilen Heranwachsende in zwei Welten, haben Forscher beobachtet.
Jene, die sie erregend finden. Und eine abstoßende, die in Gruppen als eine Art
Mutprobe angesehen wird. "Der Konsum dieser krassen Pornos ist kein
sexuelles oder erotisches Ereignis, sie werden gelegentlich als spektakuläre
Unterhaltung und als Witz, meistens aber als abseitige, gelegentlich auch als
verstörende Erfahrung verbucht", schreibt Matthiesen. […]
Auch Zahlen aus der letzten Studie zur
Jugendsexualität der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung passen nicht
zur These einer triebgesteuerten, gefühllosen Jugend. Die meisten Jugendlichen
erleben das erste Mal in einer Paarbeziehung, heute sogar eher als noch vor 30
Jahren. Auch das Alter, in dem Jugendliche das erste Mal Geschlechtsverkehr
haben, liegt seit Jahren auf konstantem Niveau. Die Zahl der 14-Jährigen mit
Koituserfahrungen ist über die Jahre demnach sogar minimal gesunken. Die
Jugendlichen sind im Durchschnitt sehr gut aufgeklärt, sie wissen, was sie tun.
"Ganz unvorbereitet trifft kein
Jugendlicher auf Sexualität", sagt der Sexualwissenschaftler Konrad Weller
von der Hochschule Merseburg. Aber die Erwachsenen scheinen mehrheitlich genau
das anzunehmen, und daraus speist sich die öffentliche Aufregung: Das Kind wird
als asexuelles Wesen betrachtet und Aufklärung als plötzlich auftretende,
einmalige Notwendigkeit angesehen, die dann ansteht, wenn die Biologie das
Startsignal setzt. Das jedoch ist Unsinn. "Das Grundlage der individuellen
Sexualität bildet sich bereits in der frühen Kindheit", sagt Matthiesen,
die auch als Leiterin der Sexualpädagogischen Abteilung von Pro Familia in
Hamburg arbeitet. Kinder wissen nicht, dass sich etwas Sexualität nennt, wenn
sie sich selbst erforschen und sich etwas gut anfühlt. Sie machen es einfach.
Vorlieben und sexuelle Orientierungen werden nicht an einen herangetragen -
weder im Sexualkundeunterricht noch im Internet. Ihre Grundlagen entwickeln
sich lange bevor Kinder erfahren, was Youporn sein könnte.
[….]
Statt
sich nur zu sorgen, sollten Eltern lieber an einem Vertrauensverhältnis
arbeiten. "Pornos zu verbieten, ist sinnlos", sagt Weller, "die
Jugendlichen sollten aber wissen, dass sie zu ihren Eltern kommen können, wenn
sie etwas Verstörendes gesehen haben." Frühe Aufklärung bestärke Kinder,
ihre Sorgen tatsächlich zu äußern.
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