Er hat
so eine angenehme Vorlesestimme, so ein freundliches Gesicht, tritt mit so
einer Dezenz auf und hat dazu auch noch immer die richtigen Ansichten.
Nachdem
er sich als „Weltreporter“ so ziemlich in jeder problematischen Ecke des
Planeten rumgetrieben hat, betrat er Neuland (haha Merkel
gestern beim Neuland-Gipfel in Hamburg – habt Ihr sie
gesehen?) und untersuchte die verschlossene Welt der Reichen. Dazu legte er ein Buch vor.
Welche Rolle spielt
Geld, wenn Geld keine Rolle spielt? Was macht Reichtum mit dem Kopf und mit dem
Herzen? Dennis Gastmann begibt sich auf eine Expedition in die Hautevolee. Er
tanzt mit Chiara Ohoven, diniert mit der Jetset-Gräfin Gunilla von Bismarck und
wagt sich mit Rolf Sachs, dem ältesten Sohn von Gunter Sachs, auf die legendäre
Bobbahn von St. Moritz. Wie sind sie wirklich, die Millionäre und Milliardäre,
die sich fast die Hälfte des weltweiten Vermögens teilen? Gastmann reist von
Marbella nach Monaco, von Cannes nach Sylt, von London bis nach Katar, ins
reichste Land der Erde. Ein ukrainischer Oligarch empfängt ihn in seinem
goldenen Palast, und der Schraubenkönig Reinhold Würth verrät ihm seinen
letzten Wunsch. Aus all diesen Abenteuern entsteht das Porträt einer
Parallelwelt. Eine Psychologie des Geldes. Oder anders gesagt: ein
Reichtumsbericht. Charmant, überraschend und garantiert ungeschönt.
(Dennis
Gastmann)
Wenn wir
jetzt nicht von einfachen Millionären reden, die vielleicht ein schönes Haus
und einen Mercedes besitzen, sondern von richtig
Reichen, dann läßt sich feststellen, daß sie wohl nicht glücklicher sind.
Geld
bringt Probleme mit sich. Insbesondere wenn es ein altes vererbtes Vermögen
ist, kann es eine lebensfüllende Aufgabe sein, die Millionen und Milliarden
zusammenzuhalten für die nächsten Generationen.
Es gibt Fliehkräfte. So ein Familienclan kann durchaus mal hunderte
Mitglieder beinhalten und wenn die alle unbeschwert leben wollen, ist das schon
ein extremer Anspruch.
Familie
Brenninkmeijer (C&A) besitzt laut des aktuellen Managermagazins rund 21,5
Milliarden Euro. Bei 500 Familienmitgliedern sind das aber bloß lumpige 43
Millionen Euro pro Person.
Bei den
Henkels (Persil) muß man glücklicherweise nicht ganz so extrem darben. Sie
haben zwar nur 20 Milliarden Euro, brauchen aber nur durch 120
Familienmitglieder zu teilen (=167 Millionen Euro pro Person).
Die 60
Porsches kommen auf dieselbe Summe pro Person, weil die Familie insgesamt bloß
10 Milliarden besitzt.
Geradezu
katastrophal verarmt sind sie Siemens-Familienmitglieder, die 270 an der Zahl
ihre fünf Milliarden so aufteilen, daß jedem einzelnen nur 18,5 Millionen
bleiben.
Günther
Quandt hat es besser gemacht und seinen diversen Nachkommen jeweils eigene
Firmen hinterlassen. Sohn Herbert Quandt zeugte fünf Kinder mit drei Ehefrauen,
hinterließ aber nur seiner dritten Frau Johanna und deren Kindern Altana und
BMW.
So
teilen sich heute lediglich Johanna, Tochter Susanne und Sohn Stefan 31
Milliarden Euro.
Eine
Freude ist es für das bloße Besitzen und Nichtstun 0,8 Mrd Euro im Jahr dazu zu
bekommen und dann dank unserer Gesetzgebung auch nur den reduzierten Steuersatz
von 25% statt 45% zahlen zu müssen. Verständlich. Die vollen 45% sind ihnen
nicht zuzumuten.
Man muß
schon ein bißchen Rücksicht auf die Superreichen nehmen. Als im Juli dieses
Jahres Karl Albrecht starb und seine 18,5 Milliarden Euro vererbt wurden,
mußten seine Kinder nicht etwa den üblichen Betrag von 5,55 Milliarden Euro an
Schäuble überweisen (Erbschaftssteuersatz Klasse 1 für Beträge über 26 Mio
Vermögen = 30%), sondern insgesamt 0€. Ein ausgeklügeltes Doppelstiftungsmodell
macht es möglich.
Verständlich,
daß die Quandts sich im Oktober 2013 nach dem Bundestags-Aus für die FDP mal
eben 210.000 Euro an ihre hepatitisgelbe Lieblingspartei nachschossen.
Sie
besitzen jetzt so viel wie das gesamte Bruttosozialprodukt eines Staates wie
Litauen.
Lettland
(BSP 22,4 Mrd. Euro) oder Estland (BSP 16,83 Mrd. Euro) haben sie weit hinter
sich gelassen.
(Managermagazin Spezial Oktober 2014)
Auch
Volker Kauder sieht das wohl so und ließ die SPD im Koalitionsausschuss wissen,
die im Koalitionsvertrag festgelegte Frauenquote müsse angesichts der
ökonomischen Lage in Europa erst mal warten. Es sei dringend erforderlich erst
einmal etwas „für die Wirtschaft“ zu tun.
Nein,
ich habe übrigens nichts gegen Reiche.
Unternehmer,
die als persönlich haftende Gesellschafter das Risiko und die Verantwortung für
ihre Arbeitnehmer tragen, sollen natürlich nicht von Erbschaftsteuern so
getroffen werden, daß ihre Firma kaputt geht. Ich finde die Regelungen richtig,
daß sich der Steuersatz reduziert, wenn man die Firma für einen Zeitraum von
mindestens zehn Jahren weiterführt.
Das
bedeutet aber noch lange nicht, daß Sharholder, Spekulanten und
Beteiligungshopper bei Dividendenausschüttungen so massiv wie jetzt gegenüber
Arbeitseinkommen privilegiert sein dürfen.
Das Managermagazin Spezial Oktober 2014 beklagt
voller Mitgefühl das „Feindbild Reiche.“
Reiche
grundsätzlich zu verdammen halte ich auch für falsch. Viele können tatsächlich
nichts dafür reich geboren zu sein und werden zu Unrecht alle in eine Schublade
gesteckt.
mm-Autor
Philipp Alvares Souza Soares macht aber eine regelrecht resignative Stimmung
aus. Reiche dächten vor Gram über die GroKo ans Auswandern. Je höher man
steige, des größer würden auch die Vorbehalte gegenüber des Staates.
SED ante
portas.
Ich
denke nicht, daß sich die Reichen wirklich große Sorgen darum machen müssen
demnächst von Honeckers Erben enteignet zu werden.
Ein
größeres Problem sind da schon die paar Mitglieder der eigenen Kaste, die sich
die größte Mühe geben alle Vorurteile „gegen die Reichen“ zu verfestigen, indem
sie beispielsweise gegen Flüchtlinge in ihrer Nachbarschaft agitieren.
Das ist
schon widerlich, wenn Reiche ihre Macht im Kommunalen ausnutzen, indem sie Gucci-Protest-artig wie die FDP-Frau Flavia Fauth
gegen Linke, Arme und andere Unterprivilegierte agitieren.
Soziale
Probleme sollen aus ihrer Nachbarschaft gedrängt werden. Wer sich die
entsprechende Anwälte und PR-Organisatoren leisten kann, hat alle
Möglichkeiten.
Alster-Anwohner
klagen: Zu viel Lärm durch Flüchtlinge
Vor allem Kinder
werden als "Störungspotenzial" gesehen. Nachbarn der Sophienterrasse
wollen daher die Unterbringung von Asylbewerbern verhindern.
[….] Der Umbau des Kreiswehrersatzamts an der
Sophienterrasse (Harvestehude) zu einem Flüchtlingsheim soll in Kürze beginnen
– doch jetzt versuchen drei Nachbarn per Eilantrag beim Hamburger
Verwaltungsgericht die Unterbringung von bis zu 220 Flüchtlingen in dem Gebäude
nahe der Außenalster zu verhindern.
"Die geplante
Gemeinschaftsunterkunft ist auch mit einem erheblichen Störungspotenzial
verbunden, das einem geschützten Wohngebiet fremd und unverträglich ist",
heißt es in dem 25-seitigen Eilantrag, der dem Abendblatt vorliegt und den die
renommierte Kanzlei Klemm & Partner für die drei Nachbarn verfasst
hat. Die Kläger befürchten, dass es
durch die Flüchtlinge zu "einer erheblichen Unruhe" kommt. Grund:
"Da die Bewohner zum größten Teil ohne Beschäftigung sind, muss damit
gerechnet werden, dass ihnen die Decke auf den Kopf fällt. Für beträchtliche
Zeiträume werden sie sich außerhalb des Gebäudes und in der näheren Umgebung
aufhalten", steht in dem Eilantrag. Weiter heißt es: "Insbesondere
Kinder mit ihrem Bewegungsdrang werden zu einer erheblichen Unruhe
führen." Befürchtet wird auch, dass es einen "erheblichen
Kfz-Verkehr" geben werde. In dem 25-seitigen Schriftstück geht es aber vor
allem um baurechtliche Belange. Eine "Einrichtung für soziale Zwecke"
in dieser Größe ist für ein besonders geschütztes Wohngebiet nach Auffassung
von Gero Tuttlewski (Klemm & Partner) "nicht gebietsverträglich". [….]
Man muß
wohl eine bestimmte Art Mensch sein, um auf traumatisierte Kriegsflüchtlinge,
die dringend Hilfe bedürfen mit einem Anwaltsschreiben zu reagieren, welches
ihren bescheinigt "nicht
gebietsverträglich" zu sein.
Nimby-Denken
der gehobenen Form. Sollen doch die ärmeren Stadtteile Hamburgs ran.
Lustig,
während im rechten Funke-Abendblatt von heute auf Seite 3 der rechte Propagandist Daniel Friedrich Sturm wieder eine Kostprobe
seines tendenziösen Hassjournalismus‘ gibt, indem er gegen
die Thüringische SPD hetzt, geht dem Leitartikler Steinlein genau daneben auf
der Meinungsseite das Treiben der reichen Harvesterhuder doch zu weit.
Sozial, so beschreibt
es das Internetlexikon Wikipedia, ist, wer sich für andere Menschen
interessiert, sich einfühlen kann, hilft, ohne nur an sich selbst zu denken.
Unsozial dürfte dementsprechend sein und handeln, wem dies alles unwichtig ist.
Einfühlungsvermögen, Interesse an fremden Menschen, Hilfsbereitschaft – all das
scheint manchen Hamburgern auch in wohlsituierten Stadtteilen abhandenzukommen.
Ob es viele sind oder ob sich wenige nur laut genug artikulieren können, ist
hier nicht zu klären. Aber der Eindruck ist, als steige die Zahl der Klagen und
Proteste gegen Sozialprojekte. Und mit ihr scheint der Bürgersinn in einer
immer noch liberalen und sozialen Stadt zu sinken.
Anders sind die
zahlreichen Klageschriften vor dem Verwaltungsgericht und der lautstark
vorgetragene Protest kaum zu erklären. Erboste Harburger wehren sich gegen ein
Sterbehospiz: In Würde die letzten Wochen des Lebens zu verbringen – bitte
nicht in unserer Nachbarschaft, hieß es. Schließlich schmälere ein Hospiz den
Wert der Grundstücke, lautete die Begründung des Widerstandes.
Jugendlichen aus
komplizierten Verhältnissen eine Auszeit aus ihren Familien zu gönnen und sie
in einem christlichen Wohnprojekt in Sasel unterzubringen – auch das war bei
einigen Nachbarn unerwünscht. Gern gestritten wird – vor Gerichten, in Behörden
– auch über Kinder. Mal wird versucht, eine Kita-Erweiterung zu verhindern, mal
die Nutzung des Gartens oder des benachbarten Sportplatzes zu verbieten. Neuerdings
geht es auch gern um die Unterbringung von Flüchtlingen. Gleich drei Anträge
liegen derzeit bei Gericht vor, um Unterkünfte für Vertriebene beispielsweise
aus Syrien zu verhindern.
[…]
Nun muß
ich fast noch einmal „die Reichen“ verteidigen.
Ich
kenne Menschen in Sasel und in Harvesterhude, die das Vorgehen ihrer Nachbarn
genauso schlimm wie ich finden und sich sogar ausdrücklich FÜR die Flüchtlinge
engagieren.
Fragt
sich wer sich durchsetzt.
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