Es kommt
beim Thema „selbstbestimmtes Sterben“ viel zusammen im Moment.
Der
absurde Einsatz der Konservativen für ein Verbot von eigenständigen
Entscheidungen, die lobenswerte Kampagne „Mein Ende
gehört mir“, der spektakuläre Freitod Udo Reiters, der die Aktion
vehement unterstützt hatte, sowie einige Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt.
Uwe-Christian
Arnold, Michael Schmidt-Salomon: „Letzte Hilfe. Ein Plädoyer für das
selbstbestimmte Sterben“
Rowohlt,
240 Seiten
ISBN
978-3-498-09617-5
Hans
Küng: „Glücklich sterben?“
Piper,
160 Seiten
ISBN:
978-3-492-05673-1
Eine Woche vor seinem
Suizid hatte Udo Reiter noch in der Talkshow von Maybrit Illner gesessen und
die Theologin Margot Käßmann verstört mit dem Sarkasmus, dem Witz, aber auch
der Härte, in der er über Selbstmorde sprach. "Ich sitze seit 48 Jahren im
Rollstuhl", hatte er gesagt. "Trotz Rollstuhl habe ich ein schönes
selbstbestimmtes Leben geführt. In meinem Alter fragt man sich dann doch, wie
soll das weitergehen? Vor allem: Wie soll’s aufhören? Da bin ich für mich zu
dem Ergebnis gekommen, dass ich eigentlich nicht als Pflegefall enden möchte.
Nicht als jemand, der langsam sein Ich verliert, der von anderen dann
gewaschen, gebürstet und gewindelt wird, und ich möchte auch nicht als
gutmütiger oder bösartiger Idiot vor mich hindämmern, sondern möchte
rechtzeitig sagen können: Es ist sehr schön gewesen, es hat mich sehr gefreut,
aber jetzt möchte ich gehen." Dabei lugte er über seine Brille, wie er es
immer tat, wenn er etwas Spitzes sagte, er war ein Schelm. Er schaute auch so,
wenn er Vorträge vor der Katholischen Bischofskonferenz oder vor
Bundestagsfraktionen hielt, stets ging es um seine eine zentrale Forderung: Der
Mensch solle frei entscheiden dürfen, wann es an der Zeit sei, Schluss zu
machen. Er selbst wollte einen "Cocktail einnehmen" können, wenn er
das Gefühl habe, seine Vitalität zu verlieren, einen Cocktail, "der gut
schmeckt und mich dann sanft einschlafen lässt".
Inhaltlich
ist das Thema meiner Ansicht nach wenig kompliziert und absolut ausgelutscht. Dazu ist alles gesagt.
Wir
erleben hier nur ein Aufbäumen der um ihren Einfluß fürchtenden Topreligioten
dieses Landes.
Dabei
werden ihnen alle Teppiche ausgerollt. Insbesondere weil die von den vielen
Kirchenvertretern in den Fernsehräten christlich geprägten TV-Redaktionen
geradezu manisch diese Theo-Vögel einladen, um auf Kosten der Gebührenzahler
für ihren Verein Werbung zu machen.
Morgen
hat der fromme Katholik Günther Jauch, der sich schon persönlich für die
religiöse Separierung christlicher Kinder in Berlin („Pro Reli“) einsetzte und
von der Beichte schwärmt, wieder eine besonders deprimierende Talkrunde
zusammengestellt, um über den „Fall Reiter“ zu diskutieren:
Thomas
Gottschalk (Zimmertemperatur-IQ, ebenfalls frommer Katholik, der das Frauenpriestertum
strikt ablehnt:
Diesem Konstrukt der
katholischen Kirche, einer über 2000 Jahre gewachsenen und damit doch sehr
konservativen Veranstaltung, ist meiner Meinung nach nicht damit geholfen, dass
man sagt: Jetzt lass doch mal die Mädels ran. Ich persönlich habe schon
geschluckt, als ich erstmals Ministrantinnen in Turnschuhen gesehen habe.
(TG 21.11.11),
(TG 21.11.11),
Franz
Müntefering (frommer Sterbehilfegegner) und Nikolaus Schneider
(Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland).
Interessant
ist wie die Frommen ihre gewaltige TV-Präsens nutzen.
Bizarra Käßmann, die vermutlich dümmste Bischöfin der Welt,
ist gewissermaßen omnipräsent und bekannter als Merkel, Steffi Graf und
Helene Fischer zusammen.
Es
dürfte kaum jemand in diesem Lande geben, der Käßmann noch nicht in BILD oder
TV plaudern hörte.
Und der
Effekt ist eindeutig. Insbesondere, wenn sich die Evangelischen in intime Dinge
einmischen, die jedermanns Privatsache sind.
Ihnen
laufen sogar doppelt so viele Mitglieder wie der RKK davon.
Da
braucht es gar keinen TVE und keinen massenhaften Kindesmissbrauch.
Alle evangelischen
Landeskirchen sind im vergangenen Jahr geschrumpft. Das geht aus einer Umfrage
der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar) bei den Landeskirchenämtern
und der EKD hervor. Die 20 Mitgliedskirchen der EKD hatten zum 31. Dezember
2013 rund 23,04 Millionen Mitglieder.
Das sind 315.000 weniger als im Vorjahr, was einen Rückgang um 1,4
Prozent bedeutet. Der Verlust entspricht in etwa der Einwohnerzahl einer
Großstadt wie Mannheim. Hauptgrund für das Minus ist die negative
Bevölkerungsentwicklung. 2002 gab es in Deutschland noch 26,2 Millionen
landeskirchliche Protestanten.
[….] Überdurchschnittlich hohe Verluste
verzeichneten die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (-2,1 Prozent), die
Lippische Landeskirche (-1,9 Prozent) und die Nordkirche (-1,7 Prozent).
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