Wenn ich
eins hasse, dann ist es diese NIMBY-Mentalität.
So kann
unsere Gesellschaft nicht funktionieren, wenn jedes Projekt, das zum Wohle
aller geplant wird, zu Fall gebracht wird, weil die nörgelnden Anwohner das
verhindern. Deswegen lehne ich auch die plebiszitären Elemente, die immer mehr
um sich greifen, rundweg ab. Plebiszite bedeuten Diktatur der Inkompetenz.
Viele
Entscheidungen sind schon für die Volksvertreter, die sich professionell mit
den Themen beschäftigen, sehr schwer zu fällen. Wie sollte das ausgerechnet
dadurch besser werden, wenn man die all die Analphabeten, Ungebildeten und
Doofen hinzuzieht? Gefängnisse, Pflegeheime, Bahnhöfe, Trinkerräume, Psychiatrien,
Asylunterkünfte, Obdachlosenprojekte, Tierheime, KITAs und vieles mehr, werden
nun einmal benötigt. Wenn man vorher die Nachbarn fragt, ob sie es
schön finden, wenn derartiges neben ihnen gebaut wird, klappt gar nicht mehr.
Die
großen deutschen Städte sind durchNIMBYsiert.
Die
Berliner erklären in allen Umfragen, daß Wohnungsnot und steigenden Mieten die
größten Probleme der Stadt wären. Wenn aber der Senat etwas dagegen unternehmen
will, indem er bauen läßt, rotten sie sich empört zusammen und verhindern das Entstehen neuer Wohnungen.
In Hamburg
hatten wir den ekelhaften Gucci-Protest der reichen Elbvorortler, die
verhinderten, daß Kinder weniger reicher Eltern die gleichen Bildungschancen
erhalten, obwohl CDU, SPD, Grüne und LINKE sich massiv dafür einsetzten.
Ganz
besonders abscheulich ist gegenwärtig der von rechten Kommunalpolitikern gekaperte Protest gegen das
Busbeschleunigungsprogramm des Hamburger Senats.
Natürlich
sehe ich solche Volksabstimmungen weniger kritisch, wenn sie zufälligerweise so
ausgehen, wie ich es mir wünsche.
Auch das
kommt vor.
Zum
Beispiel stoppte „ das Volk“ im August 2014 die von CDU, AFD und dubiosen Investoren
geplante Seilbahn über Hamburg. Gut so!
Die Fronten und
Mehrheitsverhältnisse waren dem Bericht zufolge schon vor der Abstimmung klar.
Die CDU und die neu im Bezirksparlament vertretene AfD sind für die Seilbahn -
die große Mehrheit mit 36 von 51 Stimmen dagegen. Die Einwände der Gegner: Die
Seilbahn nütze nur dem Musicalbetreiber sowie dem Seilbahnhersteller und
überlaste die jetzt schon stark beanspruchten Anwohner in den angrenzenden
Vierteln. Zudem unterstellten die Grünen, Linken und Piraten der Initiative
"Hamburger Seilbahn - Ich bin dafür!" im Auftrag der Investoren zu
handeln.
Mit einem
deutlichen Ergebnis von 63,4% Nein-Stimmen prallte der
rechte Politblock diesmal an den Bürgern ab.
Besonders
heikel sind bei Volksabstimmungen Groß- und Größtveranstaltungen.
Viele
Jahrzehnte lang waren das klare Angelegenheiten.
Fast
alle Bewohner einer Stadt freuten sich und fühlten sich geehrt, wenn bei ihnen
Ballspielmeisterschaften oder Olympische Spiele stattfanden.
Die
Wirtschaft profitierte, die Stadtväter standen werbewirksam im Rampenlicht und die
Nation war stolz.
Inzwischen
setzte aber beim Pöbel ein Erkenntnisprozess ein:
Das Bachsche IOC und die Blattersche FIFA werden nicht mehr als Hort der Moral anerkannt.
Das Bachsche IOC und die Blattersche FIFA werden nicht mehr als Hort der Moral anerkannt.
Statt
edler Ziele rund um Frieden und Völkerverständigung, liegen nun Umweltschäden
und explodierenden Kosten auf der Agenda.
Bei
Sochi und Katar, munkelt man, könnte womöglich sogar Schmiergelder geflossen
sein!
Mit einem
unwilligen Volk muß man schon Putin heißen, um für 50 Milliarden Dollar zwei
Wochen Schlittschuhlaufen und Buckelpistenspringen zu organisieren, ohne daß es
Ärger gibt.
Mit 54%
lehnten die Bayern 2013 eine Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2018 in
Garmisch-Patenkirchen ab.
In
Berlin und Hamburg will man sich nach jeweils grandios gescheiterten Bewerbungen
nun erneut für die Sommerspiele 2024 bewerben.
Vor dem
Hamburger Rathaus weht schon die Olympische Fahne.
Heute Morgen
konnte man noch in den Hamburger Zeitungen lesen, der Deutsche Olympische
Sportbund DOSB würde sich erst im Februar 2015 entscheiden – nach den Bürgerschaftswahlen
in Hamburg und nach der Wahl des neuen Bürgermeisters Müller in Berlin.
Bürgermeister
und DSOB haben die Hosen voll. Volksentscheide könnten die Bewerbung zu Fall
bringen und eine enorme internationale Blamage verursachen.
Und das
mit einem deutschen IOC-Präsidenten, der schon im Fall Oslo debakuliert hatte.
Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Der DOSB ging völlig überraschend heute in die Offensive.
Der Deutsche
Olympische Sportbund (DOSB) wird sich mit Berlin oder Hamburg um die
Ausrichtung der Olympischen Spiele 2024 und eventuell auch 2028 bewerben. Diese
einstimmige Entscheidung teilte das DOSB-Präsidium nach seiner Sitzung am
Dienstag in Neu-Isenburg mit. In den vergangenen Wochen hatte der Verband noch
den Eindruck erweckt, zunächst die Vollversammlung des Internationalen
Olympischen Komitees (IOC). Anfang Dezember in Monaco abzuwarten und dann eine
Entscheidung zu treffen.
Nun soll bereits auf
der DOSB-Mitgliederversammlung am 6. Dezember in Dresden ein entsprechender
Beschluss verfasst werden, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. "Wir sind
fest davon überzeugt, dass es eine große Chance für die dann eine Stadt und für
den gesamten deutschen Sport ist", fügte Hörmann an.
[…]
Die
derzeit noch geringe Unterstützung in der Bevölkerung in Hamburg und Berlin
wertete Hörmann nicht als Nachteil. Bei einer durch den deutschen Dachverband
in Auftrag gegebenen Umfrage sprachen sich in Hamburg nur 53 Prozent der
befragten Bürger für Olympische Spiele in der Hansestadt aus, in Berlin waren
es sogar nur 48 Prozent, 49 Prozent waren dagegen. "Wir müssen für das
Produkt werben und die Bürger überzeugen", erklärte Hörmann.
Dann mal
los, liebe Olympia-Nimbys. In diesem Fall bin ich an Eurer Seite!
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