Es gab
in Deutschland schon Richter, die bei Familienstreitigkeiten den kulturellen
Hintergrund als „mildernde Umstände“ anerkannten.
Ein aus
Afghanistan stammender Mann wurde milder beurteilt, nachdem er seine Frau und
Tochter krankenhausreif geschlagen hatte, weil das nun einmal in seiner Kultur
üblich sei.
Das ist
natürlich genau falsch verstandene Toleranz.
Genauso wie
der große Unsinn der CDU-Leitkultur, ist es Unsinn, daß am Strafrecht je nach
Herkunft Abstriche gemacht werden können.
Kein
Flüchtling in Deutschland braucht seine Kultur aufgeben; im Gegenteil, ich
begreife den Einfluss möglichst vieler anderer Kulturen als riesengroßen
Vorteil.
Migranten
sind weit überdurchschnittlich oft Unternehmensgründer.
Was für ein
Segen für Deutschland, daß mit den ersten Gastarbeitern vor einem halben
Jahrhundert auch kontinuierlich der kulinarische Horizont erweitert wurde.
Schwule
zu verhauen oder Ehefrauen vergewaltigen ist aber eine Straftat. An dieses
Verbot muß sich jeder halten, der hier lebt; auch wenn er/sie/es eine andere
persönliche Überzeugung hat.
Das
Vermitteln der hiesigen ethischen Werte durch staatliche Erziehung in Kita und Schulen
klappt offenbar nicht immer, wie die terroristischen Umtriebe der Mördergruppen
à la „Uwe – Beate –Uwe“ zeigen.
Hunderte
Menschen sind in Deutschland durch rechten Terrorismus getötet worden; also
erheblich mehr als durch Linksterrorismus.
Bis
heute können Schwarze in vielen Gegenden Deutschlands ebenso wenig wie Menschen
mit Kippa auf die Straße gehen, ohne verprügelt zu werden.
Alle
jüdischen Einrichtungen müssen Polizeischutz haben.
Daß
diese unerträglichen Zustände durch offensichtliches Versagen deutscher Schul-
und Sozialpolitik verursacht werden,
wird anlässlich von Gedenktagen zwar gelegentlich erwähnt, aber politische Konsequenzen
folgen nie.
Wer in Deutschland Kind ist, hier Kindergarten, Schule und vielleicht sogar Universität durchläuft, sollte eigentlich gelernt haben, daß man keine Kinder schlägt oder Ungläubigen den Kopf abhackt.
Verdienstvollerweise
gelang es WDR und Süddeutscher Zeitung mit gewaltigen Rechercheaufwand
ein Interview mit einem jungen Bayern zu führen, der tief in
der IS-Kämpferszene steckt und bereits einen Versuch unternahm sich bis Syrien
durchzuschlagen.
Es handelt
sich um einen gebildeten 22-Jährigen Mann, Erhan A., der in Bayern studiert.
Seine
Antworten fallen angesichts der allgemein bekannten Köpf-Videos in den Bereich
des dessen, das man erwarten kann, verstören aber dennoch.
[….]
SZ: Sie wurden von heute auf morgen ein
strenggläubiger Muslim, einer, der den Koran wörtlich auslegt. Wie haben Ihre
Mitschüler reagiert?
Erhan:
Die haben nur einmal gefragt, warum ich
das mache. Ich habe ihnen vom Koran erzählt. Damit war die Sache erledigt. Von
diesen Andersgläubigen hätte ich mehr Kritik erwartet. Aber die waren
toleranter als die Muslime. Aus allein drei Moscheegemeinden in Kempten haben
sie mich und meine Freunde rausgeschmissen. Die wollten uns nicht dort haben. [….]
SZ:
Was haben Ihre Eltern gesagt?
Erhan:
Die sind wie alle anderen, die sind gegen
mich. [….]
SZ:
Es vergeht kein Tag ohne
Horrornachrichten aus dem Irak und Syrien. Die Welt hat Angst. Ausgerechnet
dieser Gruppe wollten Sie sich anschließen. Warum?
Erhan:
Der Islam ist die einzig wahre Religion. [….] Ich weiß nicht, wo da die
Brutalität wäre.
SZ:
Leute, die sich dem IS nicht beugen,
werden gekreuzigt, gesteinigt und geköpft. [….] Ist es in Ihren Augen auch legitim, Journalisten zu köpfen?
Erhan:
Ich habe gehört, das waren Spione. Also
Feinde. Und die darf man töten. Wenn Allah sagt, es ist erlaubt, solche
Menschen zu töten, dann würde ich das auch machen. [….] Es gibt sicher immer wieder Einzelne, die
Fehler machen. Aber wenn sich Zivilisten dem Islamischen Staat beugen, wird
ihnen nichts passieren. Auch Christen und Juden können übrigens weiterleben.
Sie müssen sich halt an die islamischen Gesetze halten und Steuern zahlen,
quasi ein Schutzgeld. Wenn sie dazu aber nicht bereit sind, dann werden sie
auch getötet. Ich würde sogar meine Familie töten, wenn sie sich gegen den
Islamischen Staat stellt. [….]
SZ:
Warum schneiden die Kämpfer des IS ihren
Gegnern die Köpfe ab?
Erhan:
Ich glaub, das steht irgendwo im Koran.
Und ob man die Feinde abknallt oder köpft, ist doch egal. Tot ist tot. Es geht
nur darum, dass sie nicht leiden. Selbst die schlimmsten Feinde dürfen wir
nicht quälen, so will es der Koran.[….]
Erhan
lernte seine Einstellung in Deutschland – und zwar weder in seinem Elternhaus
oder in Moscheen. Dort lehnte man seine Radikalisierung einmütig ab.
Es
handelt sich hier um einen eklatanten Fall staatlichen Versagens.
Einer
der Gründe ist offensichtlich, daß die debilen deutschen Kultuspolitiker nach
wie vor den Religionsunterricht Religionslobbyisten überlassen, statt für alle
Kinder einen verbindlichen Ethikunterricht zu gestalten.
Meine
Schulbildung erhielt ich in den 1970er und 1980er Jahren in Deutschland und
bedauere es sehr keinen Religionsunterricht gehabt zu haben.
Bei uns
gab es das erst ab der Oberstufe auf dem Gymnasium und dort nur als
Wahlpflichtfach.
Man
mußte sich für Religion oder Philosophie entscheiden; die Kurse liefen aber
gleichzeitig, so daß man nicht beides belegen konnte.
Also
habe ich Philosophie genommen.
In meiner
Schullaufbahn wurde ich darum betrogen zu lernen, was es eigentlich auf sich
hat mit dem Christentum.
Das
mußte ich mir alles autodidaktisch aneignen.
Und bei
vielen Ritualen aus den Gottesdiensten ist das gar nicht so leicht zu
verstehen, was die da eigentlich genau machen und welche Bedeutung das haben
soll, wenn man nie selbst dabei war.
Also: Ich
plädiere dringend für staatlichen Religionsunterricht.
Religion
ist nun einmal auch unsere Kultur.
Natürlich
darf man da nicht den Bock zum Gärtner machen und die ohnehin staatliche
bezahlten Religionsvertreter auf die Kinder loslassen, ohne daß das relativiert
wird.
Genau
das was bei der Berliner „Pro Reli“-Initiative gewollt und von Steinbrück,
Merkel, Gauck, Nahles, Thierse, allen Bischöfen unterstützt wurde, ist FALSCH:
Kinder
separieren und sie nur mit 100% einer Sicht zu indoktrinieren.
Der
richtige Weg ist natürlich ein neutraler Ethikunterricht, der staatlich
finanziert wird und in dem als Unterrichtsgegenstand alle Religionen einmal
behandelt werden.
Da
sollten dann alle Kinder lernen was ein katholischer Gottesdienst ist, ihn
gerne auch einmal besuchen. Ebenso sollten sie einmal in eine Moschee und eine
Synagoge und einen Hindutempel gehen.
Sie
sollten da die Grundzüge des Buddhismus kennenlernen, ebenso wie die Aufklärer
und Humanisten, die sich von den Religionen abwendeten.
Das
stelle ich mich durchaus als interessanten Unterricht vor Kindern beizubringen
welche Gründe es für welche Religion oder eben auch dagegen gibt.
Wenn
insbesondere Christen nicht so die Hosen voll hätten, daß ihr Verein im
Vergleich mit anderen Anbietern hoffnungslos unattraktiv wäre, würden sie sich
auch nicht dagegen sperren.
Ich
halte das für denselben Mechanismus weswegen Juden und Moslems ihre Jungs als
Baby oder Kleinkind beschneiden: Wenn man sie nämlich erst aufklären würde und
wartete bis sie als Erwachsene selbst für oder wider Beschneidung votieren,
würden es viele gar nicht machen.
Daher
wenden Religionen lieber Zwang an, bevor man sich wehren kann. Genau wie die
christliche Taufe, Erstkommunion und Beichte.
Der
Staat sollte verpflichtend alle Bürger aufklären und ihnen die Optionen
darlegen.
Wer dann
anschließend sagt, er ist mit Überzeugung Katholik, kann das ja gerne sein.
Aber man
lasse nicht Propagandisten einer nicht demokratischen und nicht Menschenrecht-konforme
Ideologie unbeobachtet auf Kinder los.
Aber man
lasse auch nicht Kinder wie mich in Deutschland Abitur machen und studieren,
ohne daß sie überhaupt jemals Religionen auf dem Lehrplan hatten!
[…] Ich
liebe andere Kulturen – aber Radikalisierung und Unterwanderung ist mir
unheimlich. Und ich frage mich: Wie kommen wir zu einem gemeinsamen
Werteverständnis? Wie gehen wir mit diesen Fragen „politisch korrekt“ um? Wie
schaffen wir es, das Beste aus unterschiedlichen Kulturen in Österreich und
Europa Realität werden zu lassen und Rückwärtsgewandtheit die Stirn zu bieten.
Je öfter ich darüber
nachdenke, umso klarer ist die Antwort: Ohne einen gemeinsamen und
verpflichtenden Werte- und Ethikunterricht in den Schulen wird es nicht gehen.
Jede und jeder sollte wissen, was bei uns geht und was nicht – und warum. Wenn
jemand zusätzlich noch Religionsunterricht will: gut. Aber alle – ob Christ,
Moslem oder Jude, ob gläubig oder nichtgläubig – sollten ein gemeinsames
Verständnis für Ethik, Werte und grundlegende Rechte vermittelt bekommen.
Das kann nur mit einem
Ethikunterricht funktionieren, der nicht von Religionslehrern gemacht wird,
sondern von Ethiklehrern mit Äquidistanz zu allen Religionen. Denn ein
gemeinsames Wertefundament kann nur diesseits einer religiösen Überzeugung
liegen – im aufgeklärten Humanismus, der auf sich ständig weiterentwickelndem
Wissen beruht…[…]
Die
Bayerische Landesregierung hat nicht nur bei der Wertvermittlung versagt,
sondern sie duckt sich jetzt auch weg, indem sie nun plötzlich „Erhan“
abschieben will.
Ich
staune aber immer noch wie tief die rassische Sicht vom reinen Blut in den
Köpfen der Deutschen verankert ist.
Es
herrscht nach wie vor das Ius Sanguinis und im Gegensatz zu fast allen anderen
Ländern der Welt wird man zwischen Flensburg und Bodensee eben nicht durch
Geburt zum Deutschen.
Eins
der gemeinsamen Übel von Religion und Patriotismus ist die arrogante Haltung,
die beiden zu Grunde liegt.
Ein
„Wir sind besser als die“-Denken, aus dem sich relativ leicht auch „wir dürfen
mehr als die“ und „die sind nicht so viel wert wie wir“ ableiten lässt.
Diese
Grundhaltung, die von oben herab erst mal den anderen etwas abverlangt, was man
selbst nicht tun muß, kam exemplarisch in dem Leitartikel wider die doppelte Staatsbürgerschaft
an Licht, den ich vor drei Tagen kritisierte. [….]
Die CSU
sieht einen Mann, der sein ganzes Leben in Deutschland verbracht hat offenbar
immer noch als Fremdkörper, für den sie keine Verantwortung trägt.
Seehofer
gibt den klassischen Polit-underachiever.
Erhan
soll weg und keine weiteren Fragen bitte.
Die bayerische Justiz
geht gegen den Salafisten Erhan A. aus Kempten vor. Gegen den 22-jährigen Mann
wurde Haftbefehl erlassen. Er werde schnellstmöglich in die Türkei ausgewiesen,
teilte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Freitag mit. Erhan A.
hatte sich zuvor in einem Interview mit dem SZ-Magazin zur Terrormiliz
Islamischer Staat (IS) bekannt. Darin sagte er unter anderem, er würde sogar
seine Familie umbringen, wenn sie sich gegen den IS stelle. Nach Ansicht von Herrmann ist Erhan A. damit
einer erhebliche Gefahr für die innere Sicherheit Deutschlands: "Jemand,
der in aller Öffentlichkeit die Gräueltaten der Terrormiliz Islamischer Staat
gutheißt, das Köpfen von Journalisten rechtfertigt und nicht davor
zurückschreckt, seine eigene Familie zu töten, wenn sie sich nicht an die
islamischen Gesetze hält, hat bei uns nichts zu suchen. Es gibt keinen anderen
Weg, als ihn in sein Heimatland abzuschieben."
[…] Der Mann stammt aus der Türkei, lebt aber
bereits seit 20 Jahren mit seinen Eltern im Allgäu, wo er das Abitur machte und
ein Studium der Wirtschaftsinformatik anfing. Er gilt als Kopf der örtlichen
Salafisten-Szene, die aus schätzungsweise zehn Mitgliedern besteht. […]
Kemptener
Lokalpolitiker reagierten ratlos auf die Nachricht von der Verhaftung:
"Ich kann diese Szene nicht einschätzen, das ist ein Polizei-Thema",
sagte Oberbürgermeister Thomas Kiechle (CSU). In seinen regelmäßigen Treffen
mit der Polizei sei das Thema bisher noch nicht angesprochen worden. Es gebe
auch keinen Anlass, das Thema im Stadtrat zu diskutieren, sagte Kiechle:
"Das ist nicht unsere Aufgabe, sondern der Sicherheitsbehörden." […]
Bayerns Innenmister
erfüllt Erhan nun seinen größten Wunsch und bringt ihn schon mal direkt an die
Grenze zum IS, während sich die auf Kommunaler und Landesebene regierende CSU
die Hände in Unschuld wäscht.
Man sei
ja nicht zuständig.
Der Bericht, wonach
die deutschen Behörden die Ausreise von Islamisten offenbar lange Zeit
gebilligt hatten, löste Empörung bei der Opposition im Bundestag aus. "Die
Praxis, Dschihadisten zur Ausreise zu ermutigen, käme einem Terror-Export
gleich", sagte die Grünen-Sprecherin für innere Sicherheit, Irene Mihalic.
Der Grundsatz,
gewaltbereite Islamisten an der Ausreise zu hindern, sei nicht neu, hieß es aus
dem Bundesinnenministerium.
[…]
Bis nach München
scheint sich das noch nicht herumgesprochen zu haben.
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