Gelegentlich
juckt es irgendwelche Polit-Nachwuchsorganisationen ältere Politiker wegen
ihrer privaten Lebensführung anzugreifen.
Wir
erinnern und an unsäglich JU-Plakate, die unter der Überschrift „Drei Ex-Frauen
können nicht falsch liegen“ die drei Ex-Ehefrauen Gerd Schröder zeigten.
Subtext
an die konservative Wählerschaft: Diese Hallodris Schröder (4. Ehe), Lafontaine
(3. Ehe) und Fischer (5. Ehe) sind irgendwie unseriös.
Diese
Angriffe sind erstens moralisch indiskutabel, weil die private Lebensführung
nicht die Eignung als Politiker zeigt und zweitens Polit-Bumerangs. Ja, es
stimmt; vielleicht lassen sich Konservative seltener scheiden, aber dafür ist
die Heuchelei umso größer. FJ Strauß ließ sich regelmäßig Nutten zuführen;
Seehofer und Söder haben außerhalb ihrer Ehen Kinder gezeugt und dann die
Mutter im Stich gelassen. Ist das etwa so viel besser?
Im
Übrigen sind Scheidungen inzwischen auch bei konservativen Landesvätern kein
Tabu mehr. Die Ministerpräsidenten Oettinger und Wulff verließen im Amt ihre
Ehefrauen und nahmen sich eine sehr viel jüngere Freundin. Der Bundespräsident lebt
gar in wilder Ehe mit der First Lady Deutschlands zusammen, während er
eigentlich mit einer anderen Frau verheiratet ist.
Auch
Angela Merkel ist das zweite Mal verheiratet.
Ohne
statistische Zahlen zu kennen, erscheint es mir so zu sein, daß gerade
Spitzenpolitikerehen sehr schlecht halten.
Es wäre
aber absurd daraus zu schließen, daß Politiker fragwürdigere Menschen wären.
Es ist
eine natürliche Folge des Jobs, daß persönliche Beziehungen stark strapaziert
werden. Spitzenpolitiker führen ein nicht familienfreundliches Leben mit extrem
langen und unregelmäßigen Arbeitszeiten. Kinder und Ehepartner müssen dabei
vernachlässigt werden. Außerdem werden zumindest wichtige Politiker auch
permanent umgarnt und umschmeichelt, weil immer jemand etwas von ihnen will.
Sie haben also viel mehr Gelegenheiten sich umzuorientieren und werden in
Versuchung geführt.
Grundsätzlich
halte ich rein monogame Ehen auf Lebenszeit für kein bißchen moralischer als
promiske oder offene Modelle.
Die
Moralisten auf der konservativen und christlichen Seite, die heute unisono die
vielen Scheidungen beklagen, lügen sich in die eigene Tasche.
Vor
hundert Jahren verließen nicht viel weniger Frauen ihre Ehemänner, weil sie
sittlicher waren, sondern weil sie gar keine Alternative hatten. Sie wären als
Ehebrecherinnen geächtet worden und hätten ihren Lebensunterhalt gar nicht
anders bestreiten können.
Sie
mußten also in vielen Fällen zwangsweise bei ihrem Ehemann bleiben, ihm als
Putzfrau oder Sexobjekt zur Verfügung stehen – unabhängig davon, ob sie ihn
liebten.
Es ist
sehr viel moralischer Zwangspartnerschaften aufzulösen.
Hier
sind die christlichen Kirchen – wie so oft – völlig auf dem Holzweg.
Nach
neuen psychologischen Studien wird anerkannt, daß sich die menschliche
Persönlichkeit, der „Charakter“ lebenslang entwickelt. Die Persönlichkeit ist
eben nicht nach der Pubertät für immer festgelegt. Menschen verändern sich und
es wäre unwahrscheinlich, wenn Paare nach 50 Jahren immer noch genauso gut
zusammen passen, wie einst.
Wäre ich
in einer Politikerehe, könnte ich mir am besten das Modell Simonis/Merkel
vorstellen: Wenn schon einer der Partner einen extrem unsteten Job hat, bei dem
er ständig unter Druck steht, ist es vermutlich sinnvoll, wenn man a) kinderlos
bleibt und b) der andere wie Prof. Sauer oder Prof. Simonis eine eigene große
Karriere in einem ganz anderem Bereich macht und man auch nicht auf eine
gemeinsame Wohnung beschränkt ist.
Ein
bißchen ähnlich funktionierte vermutlich auch die 70-Jährige glückliche
Beziehung zwischen Loki und Helmut Schmidt. Beides sind Intellektuelle mit
einem gemeinsamen Freundeskreis. Während er aber die ganz große weltpolitische
Rolle spielte, ging sie nicht etwa unter, sondern wurde eine international
renommierte Botanikerin und Vorreiterin des Pflanzenschutzes. Eine Arbeit, die
weit mehr als das übliche Schirmherrendasein sonstiger Politgattinnen bedeutete
und die von ihm auch bewundert wurde. Prof. Loki Schmidt wurde aufgrund ihrer
eigenen Leistungen Hamburger Ehrenbürgerin und war eben nicht nur sein
Anhängsel.
Das
Modell Hannelore Kohl, die ohne eigene Meinung stets im Hintergrund den
wichtigen Ehemann unterstützend parat stand, hat seine Tücken.
Es
scheint weiterhin aufzufallen, daß bedeutende Politiker mit langen Ehen nach
dem Tod ihrer Partnerin recht schnell eine neue und jüngere Frau finden – Roman
Herzog und Helmut Kohl sind Beispiele dafür.
Das
scheint mir wieder kein spezifisches Politikermerkmal zu sein, sondern in der
Natur des Menschen zu liegen.
Wer
nicht wie ich als frommer Katholik lebenslang im Zölibat lebt, möchte gerne
eine Partnerschaft.
Als
Partnersuchender erhöht man seine Chancen erstens indem man möglichst wenig wählerisch
ist und zweitens indem man attraktiv ist.
Dabei
kann „Attraktivität“ auch in Form von Macht oder Reichtum in Erscheinung
treten.
Ein
dicker häßlicher alter Mann kann einen wunderbaren Charakter haben und dennoch
nie eine Freundin finden. Wenn er aber wie Helmut Kohl weltberühmt und reich
ist, findet sich erheblich leichter jemand.
Man muß
noch nicht einmal weltberühmt und steinreich sein. Aber ein Mann wie Franz Müntefering
ist natürlich schon durch seine Lebenserfahrung interessant; da ist es durchaus
möglich, daß sich eine 40 Jahre jüngere Frau in ihn verliebt, ohne pekuniären Interessen
zu frönen.
Nicht
schön ist es, wenn alte Männer wie Erich Böhme eine viel jüngere Frau heiraten
und sich dann lächerlich machen, indem sie versuchen sich selbst auf jugendlich
zu trimmen.
Für
tragisch halte ich die Fälle Willy Brandt und Walter Scheel, bei denen eine
viel jüngere Frau auf einmal das ganze Leben kontrolliert und frühere Freunde
ausschließt und abkapselt.
Aus
Anlass des heutigen 22. Todestages Willy Brandts wird mir immer noch schlecht,
wenn ich an seine widerliche Witwe denke. Wenn tumbe Typen wie Scharping oder
Hilmar Kopper mit so einer Schreckschraube geschlagen sind, kann einem das egal
sein. Aber an Brandt hängt man doch…..
Ach wie ich seine Show „ZAK“ (ARD 1993 – 1996)
vermisse! (Das war die mit Anne Clarks „Our Darkness“ als Titelmelodie.)
Küppersbusch ist einer der ganz wenigen TV-Leute, der
rhetorisch jedem gewachsen ist und dementsprechend auch Jörg Haider bei seinem
legendären Auftritt ganz alt aussehen ließ.
Einige seine Formulierungen habe ich 20 Jahre später
immer noch im Kopf. Zum Beispiel, als er einen Beitrag über Willy Brandts
Beerdigung und das unselige Verhalten der im Minirock erschienenen Brigitte
Seebacher-Brandt gegenüber seiner früheren Familie anmoderierte:
„ ‚Brigittigitt!‘ dachten sich heute
führende Sozialdemokraten und begannen ernsthaft über die Vorzüge der
Witwenverbrennung nachzudenken…“
(aus dem Gedächtnis zitiert)
(aus dem Gedächtnis zitiert)
Ganz
fürchterlich auch wie die aktuelle Scheel-Frau mit xenophoben Peinlichkeiten
das Ansehen ihres Mannes ruiniert.
Barbara Scheel fiel in
den vergangenen Jahren nicht nur wegen Interventionen im Pflegeheim ihres
Mannes auf, sondern auch wegen anderer Äußerungen. Sie bezeichnete den früheren
FDP-Chef Philipp Rösler als "Rache des Vietcong an der deutschen
Innenpolitik", lästert über "schwarze Afrikaner" in deutschen
Pflegeheimen und mokiert sich darüber, dass Bundespräsident Joachim Gauck nicht
mit seiner Lebensgefährtin verheiratet ist.
Auch
wenn ich nie gedacht hätte so etwas zu denken: Sogar Helmut Kohl tut mir
inzwischen Leid.
Sein
Huhn, Maike Kohl-Richter, fiel mir das erste Mal wirklich negativ auf, als sie
in der Öffentlichkeit Hannelore Kohls Kostüme und Schmuck auftrug.
Inzwischen
weiß man durch seine Söhne, daß sie systematisch allen anderen Vertrauten;
inklusive seinen Kindern vollständig den Kontakt zu Kohl verbietet.
Die Frau
ist so peinlich, daß man Helmut Kohl nur bedauern kann. So auch heute auf der
Frankfurter Buchmesse.
Helmut Kohl ist da und
manches ist wie früher. Drängelnde Kameraleute, einige Fans, die klatschen und
fotografieren, genervte Sicherheitsleute. Der massige Altkanzler, der noch vor
ein paar Jahren alle überragte und sich wie ein Dampfer durch die Menge
pflügte, ist erst mal nicht zu sehen. Kohl wird im Rollstuhl aufs Podium seines
Verlages auf der Frankfurter Buchmesse geschoben.
Dem Kanzler scheint
der Rummel zu gefallen. Er lacht seine Frau an, wendet seinen Kopf zum
Verleger. Dann bittet er um ein Taschentuch, wischt sich damit den Mund ab,
gibt es seiner Frau zurück.
[…] Ob Schwan auf der Buchmesse ein Stockwerk höher
geht, um Kohl zu sehen? Der Autor winkt ab. Das Buch kenne er ja ohnehin schon,
sagt Schwan. "Was Kohl heute vorstellt, stammt aus meiner Feder."
Selbe Halle, eine
Stunde später: Der Droemer-Verlagsleiter beendet sein Grußwort, nun wird Kohl
ein Mikrofon hingehalten. Kohl strengt sich an, manche Worte gelingen ihm,
viele andere stürzen ihm in der zweiten Silbe ab. "Unser Verleger hat zu
meinem ersten Buch gesprochen, und ich kann nur sagen, ich hoffe, es werden
viele dieses Buch lesen, denn es enthält die Wahrheit. Wie es wirklich
war." Manchmal klingt er wie früher, wie der Kanzler aus der Pfalz, aber
es wird immer unverständlicher. "Wenn die Deutschen ... Europas Zukunft
... leisten und können ..." Ein Sicherheitsmann verzieht das Gesicht, eine
Zuschauerin sagt: "Er tut mir leid."
[…] Kohl beendet seine kurze Rede, dann
schaltet sich Maike Kohl-Richter ein. Das Mikrofon Kohls ist sensibel, und so
hören alle, was seine Frau ihm sagt: "Jetzt musst du nochmal sagen, dass
sie es lesen sollen." Kohl gehorcht und nuschelt einen Satz, der
tollpatschig wirkt. Es ist ein unwürdiges Ende eines sonst würdigen Auftritts.
Andererseits;
es ist Helmut Kohl.
Ob da
Mitleid angemessen ist?
Ich bin wohl ein zu guter Mensch….
Ich bin wohl ein zu guter Mensch….
Eine
modifizierte indische Lösung wäre nach dem Selbstmord Hannelore Kohls wohl für
alle Beteiligten besser gewesen – außer für die bis dahin unbekannte Maike R.
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