Weltpolitik
ist keine Wünsch-Dir-was-Veranstaltung.
Man kann
sich seine Gesprächspartner nicht aussuchen. Schon gar nicht kann man à la
George W. Bush alle Regierungschefs, die einem zufällig persönlich
unsympathisch sind ignorieren und die Länder, die dem eigenen Weltbild entgegenstehen
bombardieren.
Die
Frage, ob man mit seinen Feinden reden und verhandeln will, stellt sich gar nicht;
man MUSS es sogar!
Wer nur
in seinem eigenen Biotop sitzen bleibt und nur mit Menschen spricht, die einem
zustimmen, hat in der Weltpolitik nichts verloren.
Ich bin
bis heute davon überzeugt, daß der ganze Schlammassel in Osteuropa zu
verhindern gewesen wäre, wenn man nicht seit 20 Jahren Russland so
stiefmütterlich als die ideologischen Verlierer behandelt hätte, auf deren Interessen
man keine Rücksicht mehr nehmen müsse, an deren Grenzen man sich ungeniert
ranrobben kann.
Mit
dubiosen Oligarchen wie Poroschenko und Timoschenko zu kooperieren, um auch
noch die Ukraine quasi aus der ehemaligen UdSSR heraus zu reißen und an den
Westen zu binden, während eben dieser Westen außenpolitisch ein Desaster nach
dem nächsten anrichtet – Irak – Syrien – Afghanistan – weil er einfach
russische Warnungen in den Wind schlägt, konnte nicht gut gehen.
Russland
und China gedemütigt – und die Welthegemonialmacht USA könne nach eigenem
Gutdünken fukuyamasieren, ohne jemals wieder Rücksicht zu nehmen.
Diese
Hybris konnte sich einige Jahre weiter entwickeln, während korrupte Oligarchen
in Russland sagenhafte Vermögen aus dem „Volkseigentum“ raubten und nach
kapitalistischen Regieanweisungen tanzten. Während ein ewig betrunkener seniler
Jelzin mit gemeinsamen Saunagängen gebauchpinselt wurde.
Russland
ist aber nach wie vor das größte Land der Erde und eine Atommacht. Russland ist
ein Land mit einer anderen Option, nämlich des bevölkerungsreichsten Landes der
Welt auf seiner anderen Seite- China. China, Atommacht und Exportweltmeister
mit gewaltigem Rohstoffhunger und einigen Fantastillionen Geldreserven, trägt
als Alternativbeispiel zum neuen russischen Selbstvertrauen bei.
Tja, wie
dumm von EU und USA, daß sie vor zehn Jahren Schröders und Chiracs Weg der
Einbindung Putins verließen.
Wie dumm
insbesondere von Merkel, daß sie sich von ihrer persönlichen Aversion gegen
Russland leiten ließ und dafür schleimspurziehend auf den Knien nach Crawford
zu GWBs Prairie Chapel Ranch robbte.
London,
Paris, Berlin und Washington hätten zusammen mit Moskau eine wöchentliche
Konferenzschaltung implementieren müssen, bei der gemeinsame Strategien genau
abgesprochen werden und jeder die Möglichkeit haben müsste den anderen seine
Bauchschmerzen mitzuteilen.
So
brachte Schröder 2002/2003 eine eindrucksvolle Neo-Entente zustande.
Schon
das kolossale Missverständnis rund um den Südossetien-Konflikt von 2008 hätte
vermieden werden können, wenn nicht die tumbe Merkel lethargisch abseits
gestanden hätte und GWBs irre Administration von Vorurteilen geleitet jedes
noch so dubiose antirussische Ressentiment unterstützt hätte.
Spätestens
2008 mußte man wissen, wie viel Dampf im Kreml-Kessel war und hätte schleunigst
zur kontrollierten Entlüftung den Gesprächsfaden aufnehmen müssen.
Aber
Washington war damals nicht handlungsfähig, Merkel schlief und zu allem Übel
kam 2009 auch noch der hoffnungslos überforderte Westerwelle ins deutsche
Außenamt. Seine strategischen Fähigkeiten reichten gerade noch dazu aus, sich
morgens eine Krawatte auszusuchen.
Konsequent
stolperte der Westen immer mehr in eine Konfrontation mit Russland. Eine
Konfrontation, die bis heute nicht als das verstanden wird was sie ist; nämlich
die Verletzung von Einflusszonen.
Stattdessen
setzen die nordeuropäischen Länder Russland, Putin und den Kreml gleich. Differenziert
wird nicht mehr.
Und
Putin ist nun mal böse. Lang und breit werden in den Feuilletonseiten des
europäischen Blätterwaldes Psychogramme des „Kremlherrschers“ ausgesponnen. Hat
er einen Minderwertigkeitskomplex? Ist er heimlich schwul, impotent oder hat
nur einen Hoden?
Als ob
das irgendeine Rolle spielte. Regimechange ist keine Option. Putin sitzt fest
im Sattel und ist somit der Ansprechpartner. Punkt.
Ihn immer
weiter zu demütigen, indem man ihn kontinuierlich überall auslädt, vom G8
ausschließt, nicht an den Auschwitzbefreiungsfeierlichkeiten und auch nicht bei
den Gedenkveranstaltungen zum 70. Jahrestages des Weltkriegsendes dabei haben
will, ist an Dummheit nicht zu überbieten.
Was für
ein Treppenwitz der Geschichte:
Als größte Waffenlieferungsfreunde und größte Unterstützer der Krawalle durch Swoboda und Co stellen sich zwei Grüne heraus: Marie-Louise Beck und Rebecca Harms wettern und pesten gegen Staatsmänner wie Helmut Schmidt und Egon Bahr; wollen unbedingt ihre bellizistische Sicht durchdrücken.
Als größte Waffenlieferungsfreunde und größte Unterstützer der Krawalle durch Swoboda und Co stellen sich zwei Grüne heraus: Marie-Louise Beck und Rebecca Harms wettern und pesten gegen Staatsmänner wie Helmut Schmidt und Egon Bahr; wollen unbedingt ihre bellizistische Sicht durchdrücken.
Dabei weiß
man bis heute gar nicht was eigentlich passierte in Kiew.
Was genau geschah vor
knapp einem Jahr in Kiew? Gab es nach den Schüssen, die am 20. Februar 2014
nahe des Maidan zahlreiche Menschen töteten, einen Putsch gegen den rechtmäßig
amtierenden ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch? Oder ist die
Regierung damals schlicht in sich zusammengefallen?
Von der Antwort auf
diese Frage hängt nach Meinung vieler Beobachter ab, wie der Großkonflikt mit
Russland zu bewerten ist, der sich wenig später entfaltete. Falls es in Kiew
einen Putsch gegeben habe, sei die Reaktion Wladimir Putins doch
nachvollziehbar gewesen, könnte man argumentieren – denn wohin habe ein Chaos
im Nachbarland aus Moskauer Sicht führen können? Wenn in Kiew schon der
Präsident verjagt wird, gelten wohl weder Verfassung noch Verträge noch etwas;
als nächstes könnte der russische Flottenstützpunkt Sewastopol auf der Krim von
den Revolutionären überrannt werden. Und wer schützt die ethnischen Russen in
der Ostukraine vor der Anarchie der Maidanisten? So jedenfalls liest der Kreml
bis heute die jüngste Geschichte.
Fakten?
Egal. Schieb‘ es doch dem bösen Russen in die Schuhe.
Das
Verhalten der EU und der USA ist dabei nicht nur dumm, sondern auch noch bigott.
Indem sie sich viel verwerflicheren Regimen wie dem des saudischen Königs
Salmans an den Hals werfen, demonstrieren sie ihre Janusköpfigkeit.
Um das
Fass zum Überlaufen zu bringen, sind EU und USA auch noch so dumm, daß sie sich
in einer Großkrise, die nach Ansicht aller nicht militärisch zu lösen ist, auch
noch auseinander dividieren lassen.
Offenbar
sprechen die Damen und Herren nicht einmal miteinander.
Was die
zuständige USA-Diplomatin Victoria Nuland (Assistant Secretary of State im
Dienst des US-Außenministeriums und als solche zuständig für Europa und
Eurasien) von „uns“ hält, ist hinlänglich bekannt: Fuck the EU!
Während
also mit Merkel und Hollande die beiden Charisma-Freien nach Moskau reisen, weiß
Obama offenbar von nichts.
Wie
peinlich: Seine Sicherheitsberaterin stellt just in dem Moment in Washington
die neue Sicherheitsdoktrin vor, während man am größten Krisenherd offenbar zu
dem Schluß gekommen ist, daß die USA irrelevant sind.
Um das
Ganze noch zu toppen, befeuern die amerikanischen Falken Merkels Dogma von der
Nichtlösbarkeit des Konflikts durch militärische Mittel mit der Idee das
faschistoid-gestützte Oligarchenregime in Kiew mit Offensivwaffen zu beliefern.
Das nenne ich sauber in Merkels Hosenanzug gegrätscht.
Das
spielt Putin wunderbar in die Hände. So lässt sich seine Sicht der Dinge
trefflich belegen.
Russlands Präsident
Wladimir Putin startete am Montag eine Verbalattacke gegen die Nato. Dabei
bezeichnete er die ukrainische Armee als verlängerten Arm des Bündnisses. Das
Militär des Nachbarlandes sei "keine Armee, sondern eine Fremdenlegion, in
diesem Fall die Fremdenlegion der Nato", sagte Putin in St. Petersburg.
Die ukrainischen
Streitkräfte dienten "natürlich nicht den nationalen Interessen der
Ukraine". Ziel der Nato sei es, "Russland in Schach zu halten".
Dies wiederum diene "nicht den nationalen Interessen des ukrainischen
Volkes".
Waffen
ins Pulverfass zu werfen ist so eine absurde Idee, daß außer den russophoben
Grünen um Frau Beck niemand in Europa damit sympathisiert.
Das
Kalkül der Russland-Hasser:
Mit mehr Waffen gibt es auch viel mehr russische Tote und je mehr Tote wir generieren, desto eher lässt Putin von der Ukraine ab.
Mit mehr Waffen gibt es auch viel mehr russische Tote und je mehr Tote wir generieren, desto eher lässt Putin von der Ukraine ab.
Die Europäer sind in
der Frage der Waffenlieferungen tief gespalten. Kanzlerin Merkel hatte am
Morgen solche Lieferungen kategorisch ausgeschlossen. "Das Problem ist,
dass ich mir keine Situation vorstellen kann, in der eine verbesserte
Ausrüstung der ukrainischen Armee dazu führt, dass Präsident Putin so
beeindruckt ist, dass er glaubt, militärisch zu verlieren", hatte sie
gesagt. Das sei die "bittere Wahrheit".
Dem widersprechen die
Befürworter einer militärischen Unterstützung der Ukraine nicht. Sie wollen
vielmehr die Kosten russischer Angriffe erhöhen. Wenn sich die ukrainische
Armee besser verteidigen könne, dann würden die Opferzahlen auf russischer
Seite steigen. Außerdem könne dadurch verhindert werden, so das Kalkül, dass
die Separatisten die Besetzung weiterer Gebiete wagen.
Immerhin
gewinnt der Kreml damit einen Hebel die lästigen Sanktionen zu knacken, indem
der Westen auseinander dividiert wird.
Ja, das
ist eine komplizierte Kiste mit den Einflusszonen rund um die Großmächte.
Die
jeweiligen Empfindlichkeiten kann man sehr schön an den hysterischen Reaktionen
der GOPer erkennen, nachdem Obama das 50 Jahren eingefrorene Verhältnis zum
winzigen Nachbarn Kuba etwas lockern wollte.
In der
Ostukraine ist es wesentlich komplizierter und heißer.
Da sind
Besonnenheit und Gespräche Gespräche Gespräche gefordert.
Stattdessen
kriegen sich nun USA und EU Politiker auch noch in die Haare.
Geht es
noch dümmer?
Rhetorische
Frage. Es gibt ja schließlich noch die US-Republikaner, die ihrem rasenden Hass
auf Obama frönen, indem sie möglichst viel außenpolitisches Porzellan zerhauen.
Dieses
Pack sollte man wirklich diplomatisch ächten und nicht nach München einreisen
lassen.
Merkel angreifen, um
Obama zu treffen
[…]
John McCain ist sauer auf Obama und sieht
Waffenlieferungen für Kiew als Beweis für Amerikas Stärke.
[…]
Der Sturm hatte sich bereits seit ein
paar Tagen angekündigt, nun aber brach er über Merkel ausgerechnet in dem
Augenblick herein, in dem ihre Vermittlungs-Initiative im Ukraine-Krieg alle
Unterstützung verdient hätte. Aber dieser Krieg kennt viele Lager und noch mehr
Interessen, und so musste die Kanzlerin die unangenehme Erfahrung machen, dass
ausgerechnet der von ihr stets verteidigte engste Verbündete, die USA, zu einer
echten Belastung ihrer Arbeit werden konnten.
Bei dem Angriff der
US-Senatoren während der Münchner Sicherheitskonferenz geht es um weit mehr als
um die Frage, ob die Ukraine nun stärker mit defensiven oder offensiven Waffen
beliefert werden sollte. Es geht um den alten Washingtoner Großkrieg zwischen
einem zurückhaltenden Präsidenten und einem international kratzbürstigen Kongress,
es geht um eine sehr grundsätzliche Positionierung für den
US-Präsidentschaftswahlkampf, es geht um das amerikanische Selbstbild in der
Welt und es geht am Ende auch um Stil.
Es war also nicht nur
stillos, sondern geradezu tolldreist, mit welcher terrierhaften Wut die
Senatoren, stellvertretend für eine komplette Kongressdelegation, über die
Regierungschefin eines befreundeten Landes hergefallen sind. Diplomatisch nicht
weniger ungewöhnlich ist es, dass die Senatoren im Ausland über den eigenen
Präsidenten hergefallen sind.
Waffen für Kiew sind
für Republikaner der Beweis für Amerikas Stärke. […]
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