Montag, 31. Oktober 2016

Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden.

Wie kann es angehen, daß die mächtigste Nation der Welt, die USA, in der radikale soziale Ungleichheit grassiert, in der Milliardäre jeden Tag um Millionen Dollar reicher werden, in der gleichzeitig Millionen Menschen obdachlos sind und/oder hungern; daß die Hälfte dieser Nation ausgerechnet einem weißen, christlichen Milliardär, einem Mann, der buchstäblich mit goldenem Löffel im Mund geboren wurde und von Papa Millionen zugesteckt bekam, daß ausgerechnet diesem in jeder Hinsicht extrem bevorzugten und übervorteiltem Egomanen abgenommen wird, das system wäre „rigged“ against him?


Welch nie dagewesenes Hirnzellen-Massensterben muß stattgefunden haben, um dem Paradebeispiel für Ungerechtigkeit, diesem Trump, der noch nicht mal Steuern zahlen muß und dafür in seinen Milliarden schwimmt, der nun wirklich alle erdenklichen Trümpfe in der Hand hält, zu bescheinigen er wäre bei der Präsidentenwahl benachteiligt?

Was für ein überdimensionaler kosmischer Witz ist es nur, wenn ein Mann, der sich niemals im Leben um irgendetwas anderes geschert hat, als sein eigenes Wohlergehen, der nie in irgendeiner Form der Öffentlichkeit diente, der nie spendete, der nie großzügig war, der nicht liest, sich nicht informiert, der es nie für notwendig hielt programmatische Vorbereitungen auf eine Regierungszeit zu treffen; wie absurd ist es, ausgerechnet diese Ikone der Raffgier und Asozialität für ein Amt zu nominieren, das dem Wohle aller dienen soll?

Welches Ausmaß muß der Massenwahn angenommen haben, wenn ausgerechnet derjenige, der wie kein anderer Kandidat vor ihm von den Medien profitiert, der von ihnen mit kostenloser Sendezeit im Wert von über 1,9 Milliarden Dollar beschenkt wurde, den zig Millionen seiner jubelnden Anhänger weismacht, die Medien hätten sich gegen ihn verschworen, wären grundsätzlich auf Clintons Seite?

Ron Nehring, einer der Wahlkampfmanager von Trumps parteiinternem Konkurrenten Ted Cruz, war sich sicher: Obwohl man selbst eine "nahezu perfekte" Kampagne gefahren habe, sei es praktisch unmöglich gewesen, gegen die mediale Omnipräsenz des New Yorker Großmauls anzukommen. Die Zahlen geben Nehring durchaus Recht: Laut "New York Times" vereinte Trump nahezu doppelt so viel unbezahlte Sendezeit auf sich wie alle anderen republikanischen Kandidaten im Vorwahlkampf zusammen. Der umgerechnete Gegenwert dieser unbezahlten Medienpräsenz in bezahlte Werbeminuten betrug demnach fast zwei Milliarden US-Dollar. Der zweitplatzierte Cruz kam nur auf 313 Millionen - gerade einmal rund 16 Prozent der Trump-Summe. […..]

Wie unzurechnungsfähig muß ein großer Teil der Amerikaner sein, wenn es möglich ist, daß der Penis des Ex-Mannes einer Clinton-Beraterin nun ernsthaft noch einmal die Umfragen zu Gunsten Trumps drehen zu scheint.

Ein republikanischer FBI-Direktor im Penis-Wahn geht gegen Anthony Weiner vor, der nicht zu irgendeiner Wahl steht vor, ruiniert damit unter Verletzung des "Hatch Acts" Clintons Wahlchancen mit einer Story, die gar nichts mit ihr persönlich zu tun hat, während die 12 Frauen, die Trump sexuell belästigt hat, keine Rolle spielen?

Aus dem aktuellen Brief Comeys geht nicht hervor, woher die E-Mails stammen. Mittlerweile ist aber klar, dass sie sich auf dem Computer des früheren demokratischen Kongressabgeordneten Anthony Weiner befanden. Das FBI ermittelt gegen ihn wegen Sex-Nachrichten, die er an eine 15-Jährige geschickt hatte. Weiner ist der Ehemann von Clintons enger Vertrauten und rechter Hand Huma Abedin, die sich aber nach einer Reihe von Sex-Skandalen in diesem Jahr von ihm getrennt hatte. [….] Vor einer Woche noch sah es so aus, als hätte Clinton die Wahl bereits sicher gewonnen. Doch die vergangenen Tage liefen alles andere als gut für sie. Und jetzt wird nur noch darüber diskutiert, welch dunklen Geheimnisse die E-Mails zu Tage fördern. Das ist ein Desaster für Clintons Kampagne. Trumps Skandale stehen nicht mehr im Mittelpunkt, er versucht natürlich, die Affäre für sich zu nutzen - und immer mehr moderate Republikaner stellen sich hinter ihn.
In Umfragen schmilzt Clintons Vorsprung deshalb. Eine Erhebung im Auftrag der Washington Post, die am Sonntag veröffentlicht wurde, sah sie mit 46 Prozent landesweit nur noch knapp vor dem Republikaner, der auf 45 Prozent kam. [….]

Pimmelalarm in Washington und in Folge dessen wird der Pussy-Grabscher US-Präsident?

Weiners Wiener knüppelt die Präsidentschaft Clintons nieder?

Bitte, liebe Marsianer, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt mich hochzubeamen.


Sonntag, 30. Oktober 2016

Die antiquarischen Kamellen

Crazy Horst hat endlich eine Möglichkeit gefunden den zutiefst verhassten Markus Söder zu bremsen, indem er die Maxime ausgab, der CSU-Parteichef müsse zukünftig in Berlin am Kabinettstisch sitzen.
Böse Falle, denn Söder hatte bereits kategorisch ausgeschlossen jemals nach Berlin zu gehen und den CSU-Vorsitz gibt Seehofer womöglich bald ab, so daß ein Dritter zum Zuge kommen muß, der bereit ist mit Merkel zu regieren.
In Frage kommen nun eher Alexander Ich-bin-doof Dobrindt und Joachim Wunderbarer-Neger Herrmann.
Der Mann, der nun womöglich doch deutlich über 2018 hinaus Bayerischer Ministerpräsident bleiben wird erweist sich damit durchaus als geschickter Taktiker. Dobrindt oder Herrmann könnte er locker weiterhin dominieren, auch wenn er formal nicht mehr Parteichef wäre. Söder, der sich im Kampf um dieses Amt stets noch aggressiver gegen Merkel profiliert hatte, säße in der Falle, weil er sich nicht gegen Berlin in Szene setzen könnte, wenn der neue CSU-Chef auch in Berlin wäre.
Zudem beginnt Seehofer offensichtlich die Wiederannäherung an Merkel, will die Unions-Reihen wieder schließen – womit Söder als Merkel-Hasser, umso schriller wirken würde.

Der gegenwärtige bayerische Ministerpräsident denkt an die nächsten Landtagswahlen und seinen Platz im Geschichtsbuch. Da muß ein weiterer überzeugender Sieg gegen die rote Gefahr her.


Das hat man ja beim „rotgrünen Chaos“ von 1998 bis 2005 gesehen: Sofort setzten die irren Grünen den NATO-Austritt, die Zwangshomoehe, das Verbot des Christentums und Kokain-Pflicht im Kindergarten durch.


Sämtliche deutsche Unternehmer flüchteten aus dem Land, weil alle Betriebe erst verstaatlicht und dann ruiniert wurden. Arbeitsscheue und Gammler wurden hingegen mit Geld überschüttet, weil die Sozialausgaben ins Unermessliche stiegen.


 Im Parlament durfte nur noch reden, wer ein schwuler Muselmane war.
Deutschland wurde zum internationalen Paria und gründete den Warschauer Pakt neu, um dem Antiamerikanismus zu frönen. 


Polizisten hatten in selbstgestrickten Pullovern und ohne Waffen ihren Dienst zu versehen; aber das war ja kein Problem, da auch das Strafgesetzbuch geschreddert und die Gefängnisse geöffnet wurden. 


Solche Zustände dürfen nicht wieder einreißen.
Daher muß eine neue linksextremistische Bundesregierung aus SPD, Linken und Grünen (R2G) unbedingt verhindert werden.


[….] Wenige Tage vor dem CSU-Parteitag in München will Horst Seehofer Differenzen mit der CDU durch Angriffe auf Rot-Rot-Grün überdecken. "Wir müssen verhindern, dass eine Linksfront aus SPD, Grünen und Linkspartei nach der Bundestagswahl die Macht übernimmt und Deutschland runterwirtschaftet", heißt es in einem Leitantrag zum CSU-Parteitag, der am kommenden Freitag und Samstag stattfinden soll. "Wir sagen ganz klar: Linksrutsch verhindern, damit Deutschland Deutschland bleibt."
[….] Er stimme mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) darin überein, dass "die Bestrebungen für ein Linksbündnis sehr ernsthafter Natur" seien, sagte Seehofer.


Sahra Wagenknecht etwa, die Fraktionschefin der Linken im Bundestag, schließe nicht mehr aus, Außenminister Frank-Walter Steinmeier als SPD-Kandidat bei der Bundespräsidentenwahl zu unterstützen. [….]  Neben Rot-Rot-Grün sagt die CSU auch dem politischen Islam und seinem "kulturellen Dominanzanspruch" den Kampf an. [….]

Samstag, 29. Oktober 2016

Zwei irre Günthers

Ein echtes Problem der Institution EU ist die merkwürdige Tradition der Mitgliedsstaaten zweit- und drittklassiges Personal nach Brüssel und Straßburg zu schicken.
Manchmal wird geradezu der politische Ausschuss, der in der Heimat seine Unfähigkeit nachhaltig bewiesen hatte „nach Europa“ geschickt.
Marine Le Pen, Markus Pretzell, Janusz Korwin-Mikke, Béla Kovács, Jean-Marie Le Pen, Udo Voigt, Hans-Olaf Henkel, Bernd Lucke, Nigel Farage und Trixi Storch sitzen als gewählte Abgeordnete im Europaparlament.
Da hat es Martin Sonneborn verständlicherweise sehr schwer nicht immer wieder als Hort der Vernunft aufzufallen.

Viel schlimmer sind natürlich dummschwätzende Trottellummen wie Günther Oettinger, den Merkel zunächst als mächtigen Digitalkommissar entsandte, obwohl er keine Fremdsprache spricht (allerdings auch kein Deutsch) und das Internet gar nicht kennt. Legendär seine Unfähigkeit zwischen Speichern eines Bildes in der Cloud und posten eines Bildes auf Facebook zu unterscheiden.
Unser brabbelnder Nazi-affine steigt nun zum noch viel mächtigeren Haushaltskommissar und Stellvertreter Junckers auf.

Wes Geistes Kind er ist, zeigte er vor drei Tagen in Hamburg, als er auf Einladung eines Unternehmerverbandes mehr Porzellan zerschlug als Donald Trump in einer Mädchenumkleide.

Wenn Europa nicht in der Lage ist, Freihandelsabkommen erfolgreich zu verhandeln", soll Oettinger nach Angaben von Marquardt gesagt haben. Wenn man dazu nicht in der Lage sei, werde man sehen müssen, wie "Schlitzaugen und Schlitzohren" die Regeln bestimmen. [….]
Oettinger witzelt wiederum über neun chinesische Minister, die in der vergangenen Woche zu Verhandlungen in die EU gereist waren. "Neun Männer, eine Partei. Keine Demokratie. Keine Frauenquote. Keine Frauen, folgerichtig", sagt Oettinger. Auf der Aufnahme ist Gelächter zu hören. "Alle Haare von links nach rechts, mit schwarzer Schuhcreme gekämmt", fügt er noch hinzu.
[….] "Die deutsche Tagesordnung genügt meiner Erwartung an deutsche Verantwortung in keiner Form", sagt Oettinger. Diese Tagesordnung beschreibt er wie folgt: "Die deutsche Tagesordnung mit Mütterrente, Mindestrente, Rente mit 63, Betreuungsgeld, der komischen Maut, die aber nicht kommen wird. Bald noch mit einer Pflicht-Homoehe, wenn sie eingeführt wird." [….]
(SZ 29.10.16)


Namensvetter Günther Beckstein, auch so ein Schwarzer aus Deutschlands Süden, beeindruckt mich heute mit einem unter Comedy-Aspekten geradezu genialen Satz.

"Wer nicht an Gott glaubt, glaubt ja nicht nichts, sondern er glaubt an alle Formen der Scharlatanerie."
(Ministerpräsident a.D. Günther Beckstein)

Hier wird Dummheit geradezu perfekt mit Boshaftigkeit und unfreiwilliger Komik kombiniert!

Chapeau, Beckstein!

Im Kontext wird es noch besser. Beckstein kullerten nämlich die Tränen, als er über den Bedeutungsverlust des Christentums fabulierte.

[….] Der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) hat keine Angst vor einer Islamisierung Deutschlands. "Aber ich habe Sorge vor einer Entchristlichung", sagte der überzeugte Protestant der Passauer Neuen Presse. "Leere Kirchen sind mir die größere Sorge als die Moscheen." Er zitierte dazu Meinungsforscher, denen zufolge bis zu 75 Prozent der Muslime sagen, ihnen sei ihr Glaube sehr wichtig, während weniger als 25 Prozent der Christen dies von sich sagten.
Der christliche Glaube ist für Beckstein außerdem "ein wichtiger Faktor für unsere Leitkultur". [….]

Günther Beckstein, der sich auch gleich als Fan des Urvaters der Hetzer und Antisemiten, nämlich Martin Luther, outet, bewies in seiner politischen Laufbahn immer wieder wie sehr er von Christlichen Werten angetrieben wird.

[….] Martin Luther habe sich bewusst von der Obrigkeit in Rom abgewendet und das Laienpriestertum aller Gläubigen proklamiert. "Das ist für mich einer der entscheidenden Schritte in Richtung Neuzeit. Das Individuum rückt in den Mittelpunkt, das Gewissen", betonte der Mittelfranke. Daraus hätten sich auch später die Menschenrechte entwickelt. [….]

Die Menschenrechte mußten von Konfessionslosen und Atheisten gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen erkämpft werden!

Als Stoibers Innenminister hatte sich Becksteins stets als Schwarzer Sheriff und Abschiebeminister profiliert, der so hart wie kein anderer gegen Ausländer pöbelte.
Es begann damit, daß er am 14. November 1998 den 14-jährigen Muhlis A. aus Neuperlach wurde Muhlis A. ohne seine Eltern und ohne irgendeine familiäre Bindung in die Türkei abschieben ließ.
Christliche Familienwerte à la Beckstein.
Insbesondere gegen den Bundesinnenminister Otto Schily (1998-2005) profilierte sich Beckstein stets als brutalerer und radikalerer Sheriff.

[….] Christian Ude, SPD über Günther Beckstein: Dieser heize "aus wahltaktischen Gründen Stimmung gegen Migranten an". Beckstein erklärte zur geplanten Moschee in München-Sendling: Wer behaupte, sie füge sich in die Umgebung ein, "dem sage ich, dass er nicht das Empfinden eines halbwegs normalen Menschen hat". Dazu Christian Ude: "Da friert es mich förmlich, wenn ich die Wortwahl des Ministers höre." [….]
(SZ, 4.12.2007, S. 53)

[….] "Bayern hat einen höheren Anteil an Ausländern als der Bundesdurchschnitt. Trotzdem will man zum Beispiel in bayerischen Dörfern nicht, dass neben der Kirche ein Minarett steht, dass der Muezzin mit derselben Lautstärke wie die Glocken ins Dorf ruft." [….]
(SZ 24.4.2001, S.5)

[….] "Wir brauchen weniger Ausländer, die uns ausnützen, und mehr, die uns nützen." [….]
(10. Juni 2000, Focus)

Wie christliche Werte in der Politik funktionieren, erleben wir gerade am Beispiel eines sechsjährigen schwer traumatisierten Jesidischen Jungen, der durch CDU/CSU-Gesetze zwangsweise von seinem Vater getrennt wird.

[….] Es geht um einen heute sechsjährigen Jungen, der Anfang 2015 nach Deutschland kam. Der Junge musste im Irak miterleben, wie seine Mutter getötet wurde. Danach flüchtete er an der Hand einer Tante über das Sindschar-Gebirge - und erreichte später mit ihr gemeinsam Deutschland. Der Vater wurde für tot gehalten, der Rest der Familie ebenso. [….] Der Junge spricht bis heute kein einziges Wort. Daran konnte auch die glückliche Fügung nichts ändern, dass Vertreter des Zentralrats der Jesiden den Vater im Februar 2016 in einem griechischen Flüchtlingslager ausfindig machten. Denn der Moment des Glücks hat sich seither in eine lange Phase des Frusts verwandelt.
Bis heute ist es dem Vater nicht gestattet, seinem Sohn nachzufolgen und nach Deutschland zu reisen. Die deutschen Regeln für den Familiennachzug nach Deutschland sehen selbst in einem so speziellen Fall vor, dass zwar Erwachsene ihre Ehepartner und ihre Kinder nachholen dürfen, nicht aber die Kinder ihre Eltern.
[….] Als Reaktion darauf verließ der Vater das griechische Lager und versuchte, sich über Bulgarien nach Deutschland durchzuschlagen. Das aber führte ihn nicht nach Baden-Württemberg, sondern in ein bulgarisches Gefängnis. [….] So hängt der Fall derzeit fest, mit der Folge, dass bei dem kleinen Jungen bis heute keine Therapie anschlägt. Solange er nicht spreche, so Geisler, "weiß keiner, wie es in dieser Seele aussieht". Dabei gibt es die Chance, den Fall zu lösen. Das räumten am Freitag selbst Experten des Bundesinnenministeriums ein. Dort hieß es, in einem "Härtefall des Härtefalls" gebe es für das Land wie auch den Bund die Möglichkeit von Sondergenehmigungen. Allerdings müsste der Vater dazu in seinem Herkunftsland einen Antrag stellen. Nur: Wer in Bulgarien im Gefängnis sitzt, kann kaum im nordirakischen Erbil ein Schriftstück abgeben. [….]

Ich sage an dieser Stelle DANKE GÜNTHER BECKSTEIN!
Mit solchen Politikern in den obersten Führungsgremien der Kirchen, habe ich große Hoffnungen, daß der Anteil der Kirchenmitglieder, denen „christliche Werte“ wichtig sind, stetig weiter sinken wird.

Freitag, 28. Oktober 2016

Das Pippi-Langstrumpf-Zeitalter

Den Witz gab es schon bei den letzten US-Präsidentschaftswahlen:
FOX News oder Breitbart könne man nur noch als „Comedy“ verstehen, während man sich bei den klassischen Comedy-Show Anchors (Jon Steward, Stephen Colbert oder John Oliver) seriös informiere.

Im Jahr 2016 sind die Grenzen zwischen Satire und Realität nicht nur aufgehoben, sondern mit dem Auftauchen des grundsätzlich dreist lügenden Donald Trump, gab es eine echte Rochade zwischen Wirklichkeit und Comedy.

Es macht eigentlich nichts, wenn Rechte ständig der Lüge überführt werden, denn ihre Anhänger pflegen einen derart verengten Medienkonsum, daß sie ohnehin nicht mitbekommen, daß ihre Helden angeprangert werden.
Und selbst wenn es so wäre, würden sie „den Medien“ ohnehin nicht glauben.

Donald Trump sagt selten die Wahrheit. Und alle wissen es. Gerade deshalb hat er eine Chance auf das Weiße Haus.
Er sagt: "Es gibt keine Überprüfung für Flüchtlinge, die in die USA kommen." Stimmt nicht. Er sagt: Der Orlando-Attentäter sei "als Afghane geboren worden". Falsch. Er sagt: Hillary Clinton wolle "Hunderttausende Flüchtlinge aus dem Nahen Osten" in die USA holen. Quatsch. Stimmt alles nicht.
Donald Trump hat das behauptet, gerade eben in seiner Rede nach der Terrorattacke von Orlando. Donald Trump lügt. Ständig.
Die unabhängige Seite Politifact überprüft Aussagen der US-Präsidentschaftsbewerber auf ihren Wahrheitsgehalt. Das Ergebnis für den Republikaner Trump: 76 Prozent seiner Aussagen waren gelogen. Nur zwei Prozent der überprüften Aussagen sind wahr. [….]  Jeder Kandidat weiß: Die Richtigstellung der Faktenchecker liest nur eine Minderheit der Millionen Wähler, die beispielsweise eine TV-Debatte verfolgt haben. [….] Trump lügt so ausdauernd, dass nicht klar ist, ob er sich seiner Lügen überhaupt noch bewusst ist. Oder ob es ihm einfach egal ist, dass er beispielsweise in zwei Interviews, die nur Minuten auseinanderliegen, zwei völlig verschiedene Geschichten über ein und dieselbe Tatsache erzählt.
Vor dem Hintergrund der vielen Lügen tritt eine der erschreckendsten Charaktereigenschaften Trumps deutlich hervor: absolute Schamlosigkeit. Es scheint ihm nichts auszumachen, wenn er der Lüge überführt wird. Es wirkt, als sei es ihm völlig egal. Mehr noch: Er ist sich offenbar sicher, dass er von der Lüge profitiert. [….] Seine Gegner, auch und vor allem die Medien, können ihn noch so oft überführen, Fans und Trump selbst interessiert das nicht. Schlimmer noch: Jeder noch so genaue Nachweis einer Trump-Lüge gilt seinen Fans sofort selbst als Lüge. Und gleichzeitig als Beweis seiner Unabhängigkeit vom verhassten Polit-Establishment. [….]

Trumps und Petrys Partei praktizieren darüber hinaus auch den Ausschluss kritischer Presse.
Ihr weitgehend frei erfundenes Weltbild des Hasses soll keine Kratzer bekommen. (………)

Aus Agentenfilmen meint man zu wissen, daß gute Lügen anstrengend sind. Man darf sich nicht verplappern, muß bei seiner Legende bleiben, auf Nachfragen gefasst sein und hat sich außerdem an alles zu erinnern was man zuvor gelogen hat, um sich nicht zu widersprechen.

Es erfordert also ein gewisses Maß an Intelligenz kontinuierlich öffentlich zu lügen und nicht aufzufliegen.
So war es zumindest bisher.
Trump lügt aber nicht nur beständig und ausdauernd, sondern er lügt auch noch extrem schlampig und schlecht. Er widerspricht sich ständig, kann innerhalb von Minuten eine Behauptung und das diametrale Gegenteil dessen in die Kamera brüllen.
Bei der letzten Präsidentschaftsdebatte sagte der GOPer vor über 100 Millionen Zuschauern voller Überzeugung, daß niemand Frauen mehr respektiere als er, daß er niemals einen behinderten Reporter nachgeäfft habe.
Dabei kennt jeder Zuschauer die Clips, in denen Trump genau das tat und jeder mußte also wissen, daß hier gelogen wird.
Allein, es stört gar nicht mehr.
Millionen Wähler sind von ihm begeistert. Endlich spricht einer das aus, was sie auch denken und steht nicht unter der Knute von Wahrheit und Fakten.

In Deutschland gibt es selbstverständlich einen ähnlichen Trend.
Über die diversen neuen Medienkanäle verbreiten AfDler ihre virtuelle Wahnwelt und ernten dafür Rekord-Zustimmungswerte.

Gefühl schlägt Verstand, Glaube die Fakten - diese Erfahrungen dürfte jeder schon mal in seinem privaten Leben gemacht haben. Inzwischen ist dieses irrationale Verhalten zu einem weit verbreiteten gesellschaftlichen Phänomen geworden, vom dem politisch vor allem die AfD profitieren kann. Spätestens mit dem Eintritt der Flüchtlingskrise leben nicht wenige mit einem postfaktischen Weltbild, in dem Statistiken bzw. die Realität ausgeblendet wird. Nicht ein reales Ereignis bestimmt bei vielen das Fühlen oder Handeln, sondern die Angst vor einem eventuell eintretenden. [….]


Jeder kann sein eigener Journalist sein.
 Klassisches Gatekeeping durch professionelle Medienmenschen, die eine Flut von Meldungen überprüfen und nur die veröffentlichen, die wahr und relevant sind, entfällt.

Eine Zeitungs-Redaktion ohne Dokumentare (mal eben googeln, reicht ja auch irgendwie) ist schon schlimm, weil ihr unseriöse Quellen dazwischen rutschen und möglicherweise unbeabsichtigt die Story einen ganz falschen Spin bekommt.

Gefährlicher sind natürlich diejenigen Propagandisten, die bewußt Informationen fälschen, um einen bestimmten politischen Effekt zu erzielen.

Dazu gehören die massenhaft auftauchenden Berichte über kriminelle und übergriffige Flüchtlinge, die Nazis und AfDlern Zucker geben und die allgemeine politische Stimmung nach ganz rechts außen drehen sollen.

Da sich die rechten und linken Medienwelten so sehr voneinander entfernt haben, daß jeder in seiner eigenen inzestuösen Info-Blase lebt, nützt es auch nichts die Storys über kriminelle Ausländer zu widerlegen. Nazis sitzen in ihrem ureigenen Info-Mief und würden widersprechende Informationen gar nicht entdecken.

Asylbewerber erhalten Markenklamotten im Landratsamt, müssen im Supermarkt nicht zahlen und ein FKK-Bereich wird ihretwegen geschlossen. Die "Hoaxmap"-Webseite sammelt Falschmeldungen und verzeichnet sie auf einer Landkarte. Mittlerweile sind auch von Politikern verbreitete Gerüchte vertreten. Die Macher sind nominiert für den Grimme Online Award.
[….]  In Leipzig sitzt Software-Entwickler Lutz Helm, seine Partnerin Karolin Schwarz ist für ihren Job in der Verlagsbranche gerade für einige Wochen in Berlin. [….]  Im Februar haben die beiden die Hoaxmap gestartet, wollten endlich Übersicht haben über die zahlreichen Gerüchte, die sich um die nach Deutschland kommenden Flüchtlinge verbreiten. Schwarz und Helm sammeln und posten seitdem Texte, die die Gerüchte widerlegen. Zeitungsartikel vor allem, aber auch Statements von Polizei oder Ämtern oder von vermeintlich betroffenen Unternehmen. Unter hoaxmap.org haben die beiden all die auf einer Landkarte platziert. [….]

Ich erinnere mich noch an meinen Geschichts- und Politik-Unterricht in der Schule, der freilich vor dem Online-Zeitalter stattfand.
Damals wurde mir eingeimpft immer die Quelle einer Information zu nennen und zu dokumentieren. Es mußte in Klausuren absolut sauber zitiert werden.

Das sehen die mit www Aufgewachsenen offensichtlich lockerer.

Youtube-Tutor Mirko Drotschmann muß seinen jugendlichen Fans erst einmal erklären, daß man nicht jede dahergeflogene Information, die zufällig ins Weltbild passt glauben darf.


Möglicherweise ist Youtube eine Möglichkeit einfältigen Menschen den kritischen Umgang mit Informationen beizubringen, wenn sie herkömmliche Medien wie Zeitungen ohnehin nicht mehr anfassen.

In Amerika sind es wieder einmal die Menschen von der Comedy-Fraktion, die der Masse Mensch erklären, wie Informationen manipuliert werden.


Man muß nicht bösartig sein wie die die Großlügnerin und Trump-Kampagnenchefin Kellyanne Conway, Trumps Ex-Manager Corey Lewandowski, Kayleigh McEnany als glühende Trump-Verehrerin,  Betsy McCughey, Healy Baumgardner, Scottie Nell Hughes oder Jakes besondere Freundin Katrina Pierson, die es heute vermochte selbst mich mit ihrer widerlichen Bosheit zu überraschen.

Es reicht auch aus ein bißchen schlampig zu sein, nicht so genau drauf zu achten wer was und warum postet.

Die schnelle Klick-Like-weiterleiten-Kultur sorgt dazu, daß der größte Unsinn sich rasend schnell weiterverbreitet. So können auch ganz nette Menschen in einen Sog geraten, wenn das xenophobe Gift aus den Trump-Petry-Dreckschleudern immer wieder auf einen durchsickert.

Donnerstag, 27. Oktober 2016

Der Depp der Woche – Teil III

Wenn ich den Namen Bedford-Strohm in den Medien auftauchen sehe, freue ich mich eigentlich immer. Denn dann ist sicher, daß er wieder etwas selten Dämliches von sich geben wird, so daß man was zu lachen hat und vermutlich wieder die Kirchenaustrittszahlen hochschnellen.

Gleichzeitig mache ich mir aber große Sorgen, da der Supertölpel Gabriel und die anderen frommen Religioten in der SPD-Führung nur zu gern einen evangelischen Bischof als Bundespräsident nominieren würden.
Käßmann und Huber haben schon abgesagt. Aber man muß fürchten, daß die theophilen Taktiker im Willy-Brandt-Haus gleich den nächsten EKD-Chef antanzen.

So komme ich zum leidigen Thema des aktuellen EKD-Chefs Bischof Bedford-Strohm. Der Bayer beeindruckte schon mit so sagenhaft infantilen Falschaussagen, daß man ihm durchaus auch eine BILD-Kolumne zwischen Käßmann und Franz-Josef Wagner zutraut.

Heute ziert der EKD-Fürst die Titelseite des Hamburger Abendblattes mit der Erkenntnis, Deutschland brauche mehr christliche Feiertage.
HBS guckt auf den 2017-Kalender und stellt fest, daß beeindruckenden NULL atheistischen Feuertagen nur gerade mal 16 christliche Feiertage gegenüberstehen, die (zumindest in einigen Bundesländern) auch gesetzliche Feiertage sind.

06.01.2017   Heilige drei Könige (BW,BY,ST)           
14.04.2017   Karfreitag
16.04.2017   Ostern                            
17.04.2017   Ostermontag                             
25.05.2017   Christi Himmelfahrt
04.06.2017   Pfingstsonntag                          
05.06.2017   Pfingstmontag
15.06.2017   Fronleichnam (BW,BY,HE,NRW,RP,SL,SN,TH)
15.08.2017   Maria Himmelfahrt (SL)
01.10.2017   Erntedankfest                                     
31.10.2017   Reformationstag (BB,MV,SN,ST,TH)                        
01.11.2017   Allerheiligen (BW,BY,NRW,RP,SL)                 
22.11.2017   Buß- und Bettag (SN)                          
24.12.2017   Heiligabend                                                   
25.12.2017   1. Weihnachtstag
26.12.2017   2. Weihnachtstag

Konfessionslose bilden in Deutschland zwar eine relative Mehrheit, aber die haben ja auch schon immerhin Null eigene Feiertage.
Höchste Zeit also – nach Ansicht des obersten Lutheraners in Deutschland – den Christen noch ein paar Feiertage zusätzlich zu geben.

Fotografieren ließ sich HBS für das Abendblatt-Interview in seinem bischöflichen Amtssitz unter einem Portrait eines der brutalsten und abscheulichen Antisemiten der gesamten Geschichte: Martin Luther.

"Die Juden sind ein solch verzweifeltes, durchböstes, durchgiftetes Ding, dass sie 1400 Jahre unsere Plage, Pestilenz und alles Unglück gewesen sind und noch sind. Summa, wir haben rechte Teufel an ihnen...; Man sollte ihre Synagogen und Schulen mit Feuer anstecken, ... unserem Herrn und der Christenheit zu Ehren, damit Gott sehe, dass wir Christen seien (...) ihre Häuser desgleichen zerbrechen und zerstören."
(Von den Juden und ihren Lügen, Tomos 8, S. 88ff)

"Darum wisse Du, lieber Christ, und Zweifel nichts dran, dass Du, nähest nach dem Teufel, keinen bittern, giftigern, heftigern Feind habest, denn einen rechten Juden, der mit Ernst ein Jude sein will."
 (Luther: Handbuch der Judenfrage, S. 182)

"Was wollen wir Christen nun tun mit diesem verworfenen, verdammten Volk der Juden? [...] Ich will meinen treuen Rat geben. Erstlich, dass man ihre Synagoge oder Schule mit Feuer anstecke, und was nicht verbrennen will, mit Erde überhäufe und beschütte, dass kein Mensch einen Stein oder Schlacke davon sehe ewiglich. Zum andern, dass man auch ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre. Denn sie treiben eben dasselbige darin, was sie in ihren Schulen treiben. Zum Dritten, daß man ihnen nehme alle ihre Betbüchlein und Talmudisten. Zum Vierten, daß man ihren Rabbinern bei Leib und Leben verbiete, hinfort zu lehren. Zum Fünften, daß man den Juden das Geleit und Straße ganz und gar aufhebe. Zum Sechsten, daß man ihnen den Wucher verbiete und ihnen alle Barschaft und Kleinode an Silber und Gold nehme. Zum Siebten, daß man den jungen, starken Juden und Jüdinnen in die Hand gebe Flegel, Axt, Karst, Spaten, Rocken, Spindel, und lasse sie ihr Brot verdienen im Schweiß der Nase."
 (aus Luther: Von den Juden und ihren Lügen, S. 233-238)

Hitlers Bruder im Geiste legte den Grundstein für die Vernichtung von Millionen Juden im 20. Jahrhundert – unter dem Jubel lutherisch-evangelischer Kirchenführer.

«Luther war ein Riese, er sah den Juden, wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen.» So beschreibt Adolf Hitler sein Idol, den evangelischen Reformator Martin Luther, in einem Gespräch mit seinem Mentor Dietrich Eckart. So immens war Hitlers Bewunderung für Luther, dass die Nazis Luthers zahlreiche Dekrete gegen die Juden mit deutscher Gründlichkeit, rückhaltloser Unterstützung der christlichen Kirchen und der tatkräftigen Hilfe gütiger Christenmenschen umsetzten. «Ich tue nur, was die Kirche seit fünfzehnhundert Jahren tut, allerdings gründlicher» («Mein Kampf»).

Eine entsetzliche Schande, daß immer noch so viele Kirchen, Straßen und Plätze den Namen der Inspiration Adolf Hitlers tragen.

Der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) fordert anlässlich des Reformationstages die Umbenennung der nach Martin Luther benannten Straßen und Plätze.
„Wenn heute an Martin Luther erinnert werden soll, darf dies nicht kritiklos geschehen“, sagt René Hartmann, erster Vorsitzender des IBKA. „Angesichts seiner Intoleranz gegenüber Andersdenkenden, seiner Geringschätzung der Frau und vor allem seines extremen Antijudaismus ist Luther als Namensgeber für Straßen und Plätze absolut ungeeignet.“ Denn ein Straßenschild verschweige zwangsläufig die dunklen Seiten des Reformators und trage somit zu einem falschen Geschichtsverständnis bei.
Die evangelischen Kirchen rief Hartmann dazu auf, ihren Worten Taten folgen zu lassen und die Forderung des IBKA zu unterstützen. [….]

Der lutherische Oberbischof Heinrich Bedford-Strohm findet Luther hingegen offensichtlich ganz toll – so wie seine Vorvorgängerin Margot Käßmann, die als Lutherbotschafterin durch die Welt zieht.

[….] Wer Gott liebt [….], der kann gar nicht anders, als sich für das Wohlergehen der Menschen, und das heißt eben auch: für politische Fragen zu interessieren. [….]

Da ist ja die Kirche das beste Beispiel. Pogrome, Kolonialismus, Missionierung, Genozide, Kreuzzüge, Hexenverbrennungen, Inquisition, massenhaftes Kindervergewaltigen, exzessives Prügeln von Ehefrauen und Kindern, Sklavenhandel, Waffensegnen – ja, mit Liebe zu Gott orientiert man sich am menschlichen Wohlergehen. Der IS ist in dieser Beziehung ebenfalls führend.

[….] Bei Themen wie dem Umgang mit den Ressourcen der Schöpfung, dem Alter oder Pflegebedürftigkeit sieht man, dass man darüber gar nicht nachdenken kann, ohne das Feld der praktischen und damit auch politischen Gestaltung zu berühren. [….]

Deswegen heißt es auch in Pflegeheimen in christlicher Trägerschaft nach wie vor, daß Juden, Muslime und Atheisten unerwünscht sind, daß das Arbeitsrecht draußen bleiben muß, daß kein gewerkschaftliches Engagement geduldet wird.

[….] Gerade Christen sollten in politischen Parteien mitarbeiten, um diese Welt zum Wohl der Menschen aktiv mitzugestalten. Christen können sich für eine politische Kultur engagieren, in der es strikt um die Sache geht und nicht zuerst um Parteiinteressen. [….]

Das zeigt sich bekanntlich in der christlichen CSU und den christlichen US-Republikanern ganz stark, wie sie zum Wohle von Frauen und LGBTIs und Flüchtlingen engagiert sind.

[….] Martin Luther würde sicher wählen gehen, weil er politisch engagiert war. [….] Er hat sich für die Armen eingesetzt, etwa für eine kommunale Armenversorgung, die man als Vorgänger des modernen Sozialstaats sehen kann. Aber er hat sich auch gegen Fürsten gewandt, die jenseits ethischer Kriterien Kriege führen. [….]

Genau, HBS, Luther war ein Arbeiter- und Bauernfreund.

"Leiden, Leiden, Kreuz, Kreuz, ist der Christen Recht, das und kein anderes." (Martin Luther)

"Christen verzichten darauf, sich gegen die Obrigkeit zu empören."
(Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

"Denn freilich streiten die Christen nicht, noch gibt es bei ihnen eine weltliche Obrigkeit. Ihre Herrschaft ist eine geistliche Herrschaft, und dem Geiste nach sind sie niemandem als Christus allein unterworfen. Mit Leib und Besitz aber sind sie dennoch der weltlichen Obrigkeit unterworfen und Gehorsam schuldig. Wenn sie nun von der weltlichen Obrigkeit zum Kriege aufgerufen werden, sollen und müssen sie kämpfen, aus Gehorsam, nicht als Christen, sondern als Glieder und als untertänige, gehorsame Leute, dem Leibe und dem zeitlichen Besitze nach." (Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

"Wenn es rechtmäßig zugeht, hat die Obrigkeit mit ihren Untertanen nichts anderes zu tun, als das Recht zu bewahren, Gericht zu halten und Urteile zu fällen. Wenn sie sich aber empören und auflehnen, wie es jüngst die Bauern taten, ist es recht und billig, gegen sie mit Gewalt vorzugehen."
 (Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

"An sich ist das Amt des Schwertes recht und eine göttliche, nützliche Ordnung, und Gott will, dass sie nicht verachtet, sondern gefürchtet und geehrt wird und Gehorsam genießt. Anderenfalls soll es nicht ungerächt bleiben, wie der heilige Paulus Römer 13, 2 schreibt. Denn er hat eine doppelte Herrschaft unter den Menschen aufgerichtet: eine geistliche, durch das Wort und ohne Schwert, wodurch die Menschen fromm und gerecht werden sollen, so dass sie mit dieser Gerechtigkeit das ewige Leben erlangen. Solche Gerechtigkeit bewirkt er durch das Wort, das er den Predigern aufgetragen hat. Die andere Herrschaft ist weltlich durch das Schwert, damit diejenigen, die nicht durch das Wort fromm und gerecht für das ewige Leben werden wollen, dennoch durch diese weltliche Herrschaft gezwungen werden, fromm und gerecht zu sein vor der Welt. Und solche Gerechtigkeit bewirkt er durch das Schwert."
 (Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

"Es ist eine verdammte, verfluchte Sache mit dem tollen Pöbel. Niemand kann ihn so gut regieren wie die Tyrannen. Die sind der Knüppel, der dem Hund an den Hals gebunden wird. Es ist besser, wenn Tyrannen hundert Ungerechtigkeiten gegen das Volk verüben, als dass das Volk eine einzige Ungerechtigkeit gegen die Tyrannen verübt."
(Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

"Man darf dem Pöbel nicht zu viel pfeifen, er wird sonst gern toll. Es ist billiger, ihm zehn Ellen abzubrechen, als ihm in einem solchen Falle eine Handbreit, ja, die Breite eines Fingers einzuräumen.
(Martin Luther: Ob Kriegsleute in seligem Stande sein können, 1526)

"Der Mensch ist zur Arbeit geboren wie der Vogel zum Fliegen."
 ("Luther heute: Ein trefflich Wort", Verlag Neues Leben, S. 8)

"Armut ist in der Stadt groß, aber die Faulheit viel größer."
 ("Luther heute: Ein trefflich Wort", Verlag Neues Leben, S. 38)

"Geld, Güter, Land und Leute haben ist an sich selbst nicht unrecht, sondern Gottes Gabe und Ordnung."
("Luther heute: Ein trefflich Wort", Verlag Neues Leben, S. 40)

Bedford-Strohm ist ganz begeistert von diesem Luther und fährt fort:

[….] Wir brauchen heute viel mehr von dem, was Luther als Freiheit eines Christenmenschen bezeichnet hat: Wir könnten viel mehr aus der Zuversicht leben, aus der Hoffnung. Diese Welt geht eben nicht den Bach runter, sondern sie ist in Gottes Hand. Luther lehrt uns, aus solch tiefer innerer Freiheit für andere Menschen einzutreten. [….]


[….] Sowohl der Reformationstag als auch der Buß- und Bettag sind Tage, an denen ein Land zur Besinnung kommen kann und sich fragen kann: Wie wollen wir in unserem Land zusammen leben? Welche ethischen und kulturellen Grundlagen machen uns aus? Feiertage sind enorm wichtig für die moralische und soziale Infrastruktur Deutschlands. [….] Am besten wäre es, wenn beide bundesweite Feiertage wären: Der Reformationstag und der Buß- und Bettag. [….]
(Bedford-Strohm im HH Abla 27.10.16)
                             
Einen schönen Vorschlag las ich heute in einem atheistischen Forum.

Von mir aus könnten wir die kirchlichen Feiertage gegen zehn zusätzliche Urlaubstage eintauschen. So wäre allen gedient: Die Christen könnten trauern, büßen und beten, die Muslime könnten ihr Zuckerfest machen oder was auch immer, und wir Atheisten fahren in die Ferien. [….]

Die Hoffnung, wenigstens einen atheistischen Feiertag zu bekommen, hegt offenbar wenigstens die Giordano-Bruno-Stiftung, die dies seit Jahren fordert.

[….] Christi Himmelfahrt soll künftig Evolutionstag heißen! Das ist das Ziel einer Kampagne, die die Giordano Bruno Stiftung am Aschermittwoch startete. Das Darwin-Jahr 2009 biete einen hervorragenden Anlass, um den enormen Erkenntnisgewinn durch die Evolutionstheorie gesellschaftlich stärker zu verankern, erklärte gbs-Sprecher Michael Schmidt-Salomon am Stiftungssitz in Mastershausen.
Eine gute Möglichkeit hierfür sei die Einrichtung eines offiziellen Feiertags: „Am Evolutionstag sollte gefeiert werden, dass wir endlich den kindlichen Narzissmus überwunden haben, der uns dazu verleitete, unsere Art als 'Krone der Schöpfung’ zu betrachten.“ [….]


Mittwoch, 26. Oktober 2016

Poppen.

Sex finde ich aus zwei Gründen ganz schlecht.

·        Einerseits ist er die Ursache für die gräßliche Überbevölkerung – und wir sind schon viel zu viele Menschen auf dem Planeten.

·        Andererseits geht der Sexualtrieb oft mit Machtgefühlen einher, so daß eine in irgendeiner Weise übergeordnete Person aus einer Machtposition heraus die Andere zum Sex nötigen kann. Das beste Beispiel dafür ist Donald Trump, der ganz offensichtlich denkt aufgrund seiner Berühmtheit und seines Reichtums auch 50 Jahre jüngere Frauen beliebig an die „Pussy“ grabschen zu können. Wie ekelhaft von ihm.

Schließt man aber diese beiden Problempunkte aus, indem man a) verhütet und b) streng einvernehmlich Geschlechtsverkehr praktiziert, finde ich Sex gar nicht.

Sex entzieht sich der moralischen und allgemeinen Bewertbarkeit.

Es ist absurd eine so private und intime Angelegenheit zu preisen oder auf einer Skala zu raten. Kein Mann und keine Frau steigt in meiner Achtung, weil er/sie besonders viel Sex praktiziert.
 Angesichts der extrem breiten Fächerung von sexuellen Vorlieben erscheint es mir auch grotesk mit der Gestalt seiner eigenen Primären, Sekundären oder Tertiären Geschlechtsmerkmalen zu prahlen.
Diminuiert es nicht die menschliche Kultur, wenn den Werbern weltweit immer wieder nur Anspielungen auf Busen und Penis als selling-arguments einfallen?

Es ist selbstverständlich genauso absurd sexuelle Aktivität zu verdammen, wie es nach wie vor in den allermeisten Kulturen und Religionen geschieht.
Aus religiöser Sicht ist es sinnvoll die totale Enthaltsamkeit zu verlangen, da sich so gut wie niemand daran halten kann und nur durch das daraus resultierende schlechte Gewissen die Gläubigen ihren religiösen Führern gegenüber hinreichend hörig und spendabel bleiben.
Darüber hinaus macht der kulturelle Jungfrauenwahn aber keinen Sinn.
Es ist erstens unfair, weil nicht jungfräulichen Männern frühere sexuelle Aktivitäten nicht zu beweisen sind, während Frauen das Hymen-Problem haben.
Es ist zweitens kontraproduktiv, da Geschlechtsverkehr wie die allermeisten Tätigkeiten Übung erfordert. Glücklicherweise wird es also üblicherweise im Laufe der Zeit besser als beim „Ersten Mal“.
Insofern sind djihadische Märtyrer eher gestraft, wenn sie im Himmel bei Allah 72 mal mit einer Jungfrau schlafen sollen.

Verblüffenderweise sind die meisten Menschen im 21. Jahrhundert immer noch nicht in der Lage ein neutrales Verhältnis zum Sex zu generieren.
In der Pubertät kichert und geniert man sich, man verheimlicht vor den einen, um vor den anderen umso mehr anzugeben.
In der Öffentlichkeit, auch das zeigt der amerikanische Wahlkampf mustergültig, wird schon das Sprechen über Sex als schockierend empfunden.
Verschämt sprechen US-Anchors vom „P-Word“, als ob einen beim Aussprechen von „Pussy“ oder „Penis“ sofort der tödliche Blitzstrahl Gottes treffe.
Konterkariert wird diese bizarre öffentliche Scham aber durch das immerwährende Faszinosum, welches die sexuelle Aktivität von Celebritys aller Art darstellt.
Scottie Nell Hughes kreischte noch vor einigen Tagen bei Erin Burnett hysterisch wie sehr sie immer noch offended davon wäre, daß ihr kleiner Sohn vor 20 Jahren fragte, was ein „Oral Office“ wäre, daß Bill Clinton das Amt wie kein anderer beschmutzt habe.

Nun, ganz offensichtlich war das was zwischen Bill Clinton und einer Praktikantin vorging, einvernehmlich, bzw sogar aufgrund der enormen Schwärmerei Lewinskis für ihren Chef entstanden. Clinton tat auch sicher nichts dafür dieses Vorkommnis öffentlich zu machen. Es waren eindeutig Nell Huges‘ Republikaner, die jahrelang über nichts anderes sprachen.
Ich finde es irrelevant und unpeinlich, wenn ein Präsident oder Kanzler Oralsex mit einer Person praktiziert, mit der er/sie nicht verheiratet ist.
Relevant und peinlich ist aber, wenn sich Parteien und Kirchen auch 20 Jahre später so brennend dafür interessieren, daß sie nicht aufhören können im maximalen Hypocritenmodus darüber zu sprechen.

Ob Angela Merkel im Bundeskanzleramt (einvernehmlichen) Sex mit anderen Menschen als Prof Sauer hat, ist politisch und moralisch so uninteressant, daß ich nicht sagen könnte, ob ich gut oder schlecht darüber denke.

Die Deutschen und ihre Medien sind hingegen schon auf die Gegenfahrbahn geraten.
Nach der großen Sorge, sie könnten aussterben, folgt nun das Lamento darüber, daß hierzulange zu wenig gepoppt werde.

Neue Studie zeigt: Immer weniger Deutsche sind sexuell aktiv. Vor allem die Jungen hängen durch. [Brüllwitz-Wortspiel – T.]
Bei vielen jungen Paaren herrscht heute Smog im Schlafzimmer: dicke Luft und kein Verkehr. Das ergab eine Langzeitstudie der Universität Leipzig. Heute sind demnach nur noch 67 Prozent der Deutschen sexuell aktiv; im Jahre 2005 waren es noch fast 74 Prozent. Das liegt vor allem an der jungen Generation, die offenbar etwas durchhängt. Hatte die US-Popsirene Madonna noch vor Jahren über die einschlägigen Qualitäten junger Männer gejauchzt: "Sie wissen zwar nicht, was sie da tun, aber sie tun es die ganze Nacht", so muss nun festgestellt werden, dass fast 30 Prozent der jungen Menschen zwischen 18 und 30 Jahren nur noch ausgefallenen Sex praktizieren. Montag ausgefallen, Dienstag ausgefallen … [….]

Was für ein sagenhafter Unsinn.
Viel Sex ist genau gut oder schlecht, wie wenig Sex.

Schuld ist natürlich wieder einmal das böse Internet. Da der gemeine Millenial  jederzeit unkompliziert mit Youporn eine Masturbation einlegen kann, erspart er sich womöglich die zeitraubende Suche nach realen Kopulations-Kumpanen.
So what?
Die meiste Zeit in der Geschichte der menschlichen Zivilisation wurde Ersatz-Sex auf einseitiger Basis vollzogen.
 Prostitution gab es immer. Im 19. Jahrhundert stellten bürgerliche Familien aus Angst vor der Syphilis ein „Hausmädchen“ an, wenn sie einen pubertierenden Sohn hatten. (Stichwort Stefan Zweig: „Die Welt von gestern“). Es gab das „Ius Prima Noctis“ und wie man aus dem Kinsey-Report weiß, poppten Teenager in ländlichen Gebieten der USA in den prüden 50er Jahren mit großer Selbstverständlichkeit Kühe und Schweine.
Schließlich gab es gerade mal zwei Dekaden vor der AIDS-Krise, in denen Hippies und Kommunarden tatsächlich mehr Sex unter erwachsenen Menschen auf freiwilliger Basis hatten, aber das war den konservativen Schreiberlingen im „Hamburger Abendblatt“ schon gar nicht recht.

Kaum zu glauben; kaum poppen die Deutschen aber etwas weniger, wird das auch wieder beklagt.

WARUM INTERESSIERT DAS JEMAND???

Die Kollegen von der Süddeutschen Zeitung grübeln unterdessen wie zukünftig die „kulturelle Leistung“ der Privatpornos zu bewerten sei.

Nach Erkenntnissen einer Datenanalyse im Auftrag der Firma Vexcash hat jeder sechste Deutsche schon einen »Privatporno« gedreht. Obwohl leicht rätselhaft bleibt, was um Himmelswillen die übrigen fünf Sechstel mit ihren hochleistungsfähigen Smartphonekameras anfangen, entsteht hier eine beeindruckende Datenmenge. Selbst, wenn wir konservativ annehmen, dass also rund 10 Millionen Deutsche jeweils einen etwa fünfminütigen »Privatporno gedreht« haben, ergibt dies eine akkumulierte Privatporno-Laufzeit von fast hundert Jahren. Ist dies der wahre Datenschatz, den die Cyberarchäologinnen der Zukunft heben werden, und mit Hilfe dessen sie analysieren werden, wer wir waren? Ist es das, was am Ende von uns und unserem Zeitalter bleiben wird? [….]

WIESO INTERESSIERT DAS JEMAND???

Wir wissen von Höhlenmalereien, daß auch Onkel Neandertaler poppte.
Was für eine Überraschung.

Sofern in 1000 Jahren noch Menschen existieren und dann Speichermedien mit sexuellen Aufzeichnungen aus dem frühen Internetzeitalter auftauchen sollten, wird es ebenso wenig überraschend sein, daß schon im 21. Jahrhundert gepoppt wurde.

Im „Jetzt“, dem Jugend-Ableger der SZ, befürchtet man hingegen, die Liebe käme zu kurz.

Die Vereinbarkeit von Liebe und Leben scheint 2016 keineswegs sichergestellt. „Wenn es mehr als ein Jahr dauert, ohne Garantie, wie sollen wir uns dann bitteschön verlieben?" Und leise, aber durchdringend höre ich das Schleifen der Verantwortung auf dem Boden der Tatsachen, wie sie gerade wieder einmal von jedem einzelnen von sich weggeschoben wird. Dass es an sich legitim ist, die Knappheit der Ressource Zeit zu beklagen, dass in der Entschuldigung „keine Zeit für die Liebe“ ein Viertelkörnchen Wahrheit steckt, weil man für viele Sachen wirklich keine Zeit hat, macht diese Verteidigung nicht besser. [….]

Natürlich, Herr Karig, war es in den meisten Jahrhunderten viel einfacher, als man Liebe und Ehe synonym verwendete, als jemand anders die Auswahl des Partners übernahm.
Onkel Neandertaler schlug Tante Neandertaler aus dem Nachbarstamm vermutlich einfach mit einer Keule bewußtlos und schleppte sie dann mit in seine Höhle.
Hat auch funktioniert.

Durch das Internet ist die Auswahl bei Sex und Liebe sehr viel größer. Das macht es komplizierter als vor 300 Jahren, als für die Bauernmagd ohnehin nur der hinkende Bauernjunge vom Nachbarhof blieb.

In der Regel lebt man auch nicht mehr zusammen mit fünf Schweinen, drei Kühen und 12 Geschwistern in einem Schuppen, so daß nachts coram publico einmal über die Angetraute rübergerollt wird – egal, ob sie will oder nicht.

So einfach ist es nicht mehr.
Aber will man solche Zeiten zurück?