Gregor
Gysi kann doch nicht so recht vom politischen Einfluss lassen.
Nach
gefühlten 27 Rückzügen auf’s Altenteil und drei Dutzend Abschieds-Auftritten in
Talkshows entschloss er sich für den Bundestag 2017 zu kandidieren.
Ich
hatte tatsächlich geglaubt, Gysi leide nicht am Kohl’schen Unersetzlichkeitswahn.
Zu
seiner Entschuldigung sei gesagt, daß er den Vorsitz der Bundestagsfraktion
längst abgegeben hatte und seine Nachfolger tatsächlich unfähig sind.
Frau
Wagenknecht, die ich lange sehr schätzte, blinkte nun schon mehrfach völkisch und
trifft sich demonstrativ mit Frauke Petry.
Bei der
Bundestagswahl 2013 wurde Linke unter Gysi stärker als Grüne und FDP und somit
zur Oppositionsführerin im Bundestag.
Eine
Paraderolle gegen eine übermächtige GroKo, die nur mit sich selbst zankt.
Herr
Bartsch und Frau Wagenknecht haben nun das Kunststück vollbracht auf dieser
Bühne so zu debakulieren, daß sie wohl im nächsten Bundestag hinter Grünen und
AfD zurückschrumpfen werden.
Warum ist also der Osten so rechts, so affin für chauvinistisches und
reaktionäres Gedankengut? Wieso rennen da die „kleinen Leute“ hinter den Furz Bachmanns und Blöd
Höckes her, zünden fast täglich Asylunterkünfte an und
benehmen sich wie ein abscheulicher kotbrauner Mob, den offensichtlich die Möse
der Unterwelt ausgerülpst hat?
Gibt es
dazu von Kipping, Riexinger oder Bartsch irgendwelche sinnigen Analysen und
Vorschläge, wie man das ändern könnte?
Oder ist
es nur Wagenknecht, die à la Scheuer ein bißchen an den Mob heranrobbt?
Gregor
Gysi sagt immerhin etwas zu dem unangenehmen Thema.
Rassismus und die
Ablehnung von Ausländern sind in den neuen Bundesländern stärker ausgeprägt. Eine
Erklärung ist, dass beispielsweise die Älteren aus einer geschlossenen
Gesellschaft kamen. Die sollten dann plötzlich Deutsche werden, danach Europäer
und dann Weltbürger – und das kann überfordern.
Das Zweite ist: Im
Osten gab es 1990 einen richtigen sozialen Zusammenbruch. Eine
Massenarbeitslosigkeit von einem Tag zum anderen, viele Ältere waren ohne jede
Hoffnung. So einen katastrophalen Umschwung gab es zum Glück im Westen nie.
Deshalb glauben Menschen im Osten eher daran, dass es zum Beispiel durch
Flüchtlinge wieder zu einem solchen Umschwung kommen könnte. Diese Überlegung
ist zwar falsch, aber wir alle müssen uns vorwerfen, völlig ungenügend Aufklärungsarbeit
geleistet zu haben.
Außerdem: Dort wo
Menschen muslimischen Glaubens leben und wohnen, wird kaum rechtsextrem oder
rechtspopulistisch gewählt und dort, wo sie fast nicht existent sind, wird so
gewählt, also eine abstrakte Angst.
[….] Wenn ein Polizist auf der Pegida-Demo
in Dresden den Anhängern dort noch einen „erfolgreichen Tag“ wünscht, wenn
Versammlungen verboten werden und trotzdem stattfinden, dann merkt man, dass es
leider in der sächsischen Polizei eine Orientierung nach rechts gibt. Schon
öfter haben wir in Sachsen erlebt, dass die Polizei dort einseitig orientiert
ist. Auch da muss etwas geändert werden, vielleicht mal kein Innenminister von
der CDU. [….]
Alles
richtig, was der gute Ossi sagt.
Aber
kann man nach 26 Jahren Einheit immer noch sagen, daß die Ossis von der
Plötzlichkeit des Umbruchs so überrascht sind, daß sie sich dagegen wehren?
Und wieso
bedeutet Protest gegen die herrschende Politik und die Regierungen im Osten so
oft, daß auf Schwache und Kinder eingeprügelt wird?
Ich bin
sehr dafür gegen die GroKo zu argumentieren, zu demonstrieren und zu
organisieren.
Das hat
aber rein gar nichts damit zu tun auf kleine Kinder einzuprügeln, weil sie die falsche Hautfarbe haben.
Jugendliche haben im
sächsischen Sebnitz drei syrische Flüchtlingskinder mit einem Messer bedroht
und geschlagen. Die fünf, acht und elf Jahre alten Brüder wurden nach Angaben
der Polizei am Donnerstagabend angegriffen, als sie aus einem Bus stiegen.
Wie die Kinder
berichteten, riefen die Angreifer auch rechte Parolen. Nach Informationen von
SPIEGEL ONLINE sollen sie "Sieg, Heil" gebrüllt haben. Der Vater der
Jungen verständigte die Polizei.
Die Beamten stellten
in der Nähe der Bushaltestelle mehrere Jugendliche im Alter zwischen 15 und 20
Jahren fest. [….]
In Sachsen-Anhalt ist
ein Mann aus Liberia in seinem Haus attackiert worden. Zwei Männer, bewaffnet
mit einem Schlagstock und einem Schlagring, griffen den 44-Jährigen am
Donnerstag in Merseburg an. Sie hatten zuvor an der Haustür geklingelt, wie ein
Polizeisprecher sagte.
Die 47-jährige
deutsche Lebensgefährtin des Afrikaners und ihr fünfjähriger Enkel wurden bei
der Attacke ebenfalls verletzt. Alle
drei Opfer kamen ins Krankenhaus. [….]
Eine Woche nachdem
Rechtsradikale und Flüchtlinge aufeinander losgingen, ist es in der sächsischen
Kleinstadt Bautzen wieder zu einem Übergriff gekommen. Wie die Polizei meldet,
haben zwei Unbekannte einen 72 Jahre alten Mann angegriffen. Er wurde demnach
von den beiden jugendlichen Tätern zu Boden geworfen; sie sollen dazu "Ausländer
raus!" gerufen haben.
Das Opfer ist
Deutscher, hat algerische Wurzeln und lebt den Angaben zufolge seit rund 40
Jahren in Deutschland.
[….]
So liegen die im
Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2015 dokumentierten, rechtsextremistisch
motivierten Gewalttaten bezogen auf eine Million Einwohner in
Mecklenburg-Vorpommern (58,7), Brandenburg (51,9), Sachsen (49,6),
Sachsen-Anhalt (42,6), Berlin (37,9) und Thüringen (33,9) deutlich über dem Durchschnitt
der westdeutschen Länder (10,5).
Die
Realität dürfte weit schlimmer sein, da die mit den rechten offen sympathisierende
ostdeutsche Polizei oft den fremdenfeindlichen Hintergrund einer Straftat gar
nicht erfasst.
Wo sind
die netten Ossis, die sich dagegen stellen?
Wo ist
Gauck eigentlich?
Göring-Kirchentag?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen