In
meinem Bekanntenkreis gibt es zwei exzessive Reiser, die quasi andauernd durch
die Welt fliegen.
Die kennen
sich nicht, sind unterschiedlich alt und dennoch schwören beide, der Jemen sei
mit Abstand das interessanteste
Reiseland weltweit.
Angesichts
des Alters der Kultur glaube ich das auch sofort.
Minäer
und Sabäer errichteten schon vor 4.000 Jahren eine Hochkultur auf dem Gebiet
des heutigen Jemen; etablierten die weltweit wichtigsten Handelsrouten.
Die über
Jahrtausende begehrtesten Güter wie Edelsteine, Gewürze, Weihrauch und Myrrhe
stammten aus dem Jemen oder wurden dort gehandelt. Vor 3.000 Jahren wurden dort
Bewässerungssysteme errichtet, die effektiver waren als alles was wir dort heute
kennen.
„Die
Königin von Saba“ ging auch in unseren abendländischen kulturellen Horizont
ein.
Die
Römer bewunderten das jemenitische Himyar-Reich, versuchten immer wieder deren
unermessliche Reichtümer zu erobern, scheiterten aber an den genialen
Technikern im „glücklichen Arabien“.
Unfassbar,
aber im heutigen Jemen existierten schon 2.500 Jahre Hochkultur, bevor der
Islam erfunden wurde. In Deutschland saßen die tumben Germanen damals
buchstäblich noch auf den Bäumen, lebten von Dreck und Aas, schlugen sich
gegenseitig Keulen auf den Kopf.
Seit
zwei Jahren empfiehlt es sich allerdings nicht mehr in den Jemen zu reisen,
weil unser geliebter Handelspartner Saudi-Arabien das Land mit den von uns
gelieferten Waffen zu Klump schießt.
[….] Ein Jahr lang zerbomben modernste Kampfjets
von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten nun schon das arme
Land Jemen an der Südspitze der Arabischen Halbinsel – ein Krieg, der ein
humanitäres, militärisches und strategisches Desaster angerichtet hat. [….]
Allein in der Hauptstadt Sanaa wurden
250.000 Menschen ausgebombt. Denn die saudische Luftaufklärung ist schwach und
ungenau, die Kampfpiloten unerfahren und skrupellos. Aus Angst vor
Abwehrraketen fliegen sie extrem hoch, so dass sie ihre militärischen Ziele
meist verfehlen und stattdessen Krankenhäuser und Schulen, Moscheen und
Flughäfen, Fabriken und Marktplätze sowie Hochzeitsgesellschaften und
Privathäuser in die Luft jagen. [….]
Blöd an den
Kriegen sind für das Riader Königshaus weniger der internationale Ansehensverlust
oder gar die Myriaden Toten und Verletzten.
Insgesamt versuchen sich nach UNHCR-Angaben rund 2,4
Millionen Flüchtlinge innerhalb der Landesgrenzen vor den Kriegswirren in
Sicherheit zu bringen. Über 8000 Menschen sind durch den Krieg bereits gestorben.
Wenn man
über den Jemen als Reiseland spricht, ist schnell die Rede von der Todesstrafe
für Homosexualität.
Dabei
handelt es sich um eine sehr neue Entwicklung.
Über Jahrtausende
gab es keine Probleme mit Schwulen im Jemen und auch in den islamischen
Kalifaten herrschte die längste Zeit Toleranz – während in Europa das finstere
Mittelalter willkürlich Menschen schon bei leisen Verdächtigungen auf den
Scheiterhaufen beförderte.
Zum Glück gibt's den
Islam
[…] Das echte "finstere Mittelalter"
Europas lag etwa zwischen dem vierten und dem achten Jahrhundert nach Christus.
Damals hatte das Christentum sich in weiten Teilen Europas verbreitet, und
seine Verfechter und Verteidiger begannen mit etwas, das man heute eher mit den
Taliban assoziieren würde als mit dem christlichen Abendland: der systematischen
Vernichtung von Kulturgütern.
Christliche Herrscher
und Kirchenführer sorgten beispielsweise dafür, dass in West- und Osteuropa
massenweise Bücher verbrannt wurden, ganze Bibliotheken opferte man der höheren
Ehre Gottes. Alles Wissen jenseits der Bibel und theologischer Abhandlungen
galt als gefährlich, weil es den Glauben hätte in Frage stellen können. Viele
Schriften griechischer Philosophen und Dramatiker, natur- und
geisteswissenschaftliche Abhandlungen konnten nur überleben, weil Gelehrte in
den Osten flohen, Wissen und Bücher mitnahmen. "Über diese verschlungenen
Pfade sollten also Araber Aristoteles und all die Schätze der griechischen
Wissenschaft erben", schreibt Peter Watson in seiner grandiosen Welt-Kulturgeschichte
"Ideen".
Aristoteles' Dialektik
etwa sei im christlichen Denken geächtet worden, "weil ein Dialog mit Gott
schlicht als unvorstellbar empfunden wurde". So kam es, "dass
Aristoteles' Werke - mit Ausnahme von zwei seiner Abhandlungen über die Logik -
aus dem Abendland verschwanden und uns nur erhalten blieben, weil sie von
arabischen Übersetzern gehortet wurden". Andere Werke verschwanden
vollständig. Sophokles etwa hat wohl mindestens 123 Dramen geschrieben - ganz
erhalten sind gerade einmal sieben davon, ebenso wenige von Aischylos.
Die christlichen
Kulturvernichter leisteten ganze Arbeit, auch später noch einmal, als im Zuge
des byzantinischen Bilderstreits im achten und neunten Jahrhundert massenweise
Kunstwerke zerstört wurden, weil die aktuelle religiöse Doktrin sie als
Götzenbilder verdammte. […]
Hätten Araber und Perser nicht viele
antike Schriften gerettet, noch weit mehr von der Geistesgeschichte des
Abendlandes wäre verlorengegangen. Zu unserem Glück flossen die Ideen und das
Wissen schließlich aus dem arabisch-persischen Raum zurück nach Europa. […]
Anders als im christlichen Abendland
herrschte in der arabischen Welt damals nämlich vergleichsweise weitgehende
religiöse Toleranz. […]
Nichtmuslime standen
sogar unter dem Schutz der jeweiligen Herrscher, solange sie sich an bestimmte
Regeln hielten. […]
Abgesehen
davon, daß es mir in Arabien viel zu warm ist, daß ich nicht auf Abenteuer-Urlaub
stehe, bei dem man Bomben und Raketen ausweichen muß, daß ich ohnehin Reisen
für eine ökologische Katastrophe halte, daß ich überhaupt Misanthrop bin und ohnehin
am liebsten meinem Troglodyten-Dasein fröne, könnte ich durchaus in ein Land
mit Homotodesstrafe reisen, da ich auch in Deutschland üblicherweise keinen Sex
mit Männern habe.
Es ist
für mich eher eine grundsätzliche moralische Frage, ob ich Volkswirtschaften
mit solchen Gesetzgebungen finanziell unterstützen möchte.
Homohass kommt
von uns christlichen Europäern.
Wir trugen ihn
insbesondere auch in die afrikanischen Kolonien.
So befinden
sich die brutalsten antischwulen Gesetze in Afrika. Homosexualität wird in
Afrika schwer bestraft.
Unter den zehn
Nationen, die tatsächlich heute noch, bzw wieder die Todesstrafe für schwule
Liebe vorsehen, sind vier Afrikanische.
• Jemen – Nach dem Strafrecht aus dem Jahr 1994 können
verheiratete Männer gesteinigt werden wegen Homosexualität. Unverheiratete
Männer werden ausgepeitscht oder müssen für ein Jahr ins Gefängnis. Frauen
müssen sieben Jahre lang ins Gefängnis.
• Iran – Nach Schariarecht Todesstrafe und Männer
können z.B für Küssen ausgepeitscht werden, ebenso wie Frauen.
• Irak – Strafrecht verbietet Homosexualität nicht
ausdrücklich, aber die Menschen werden von Milizen getötet oder von Richtern
unter Bezug auf Schariarecht verurteilt
• Mauretanien – Homosexuelle Männer können gesteinigt
werden, nach einem Gesetz von 1984, Frauen kommen ins Gefängnis.
• Nigeria – Homosexualität ist ein Haftgrund, aber in
einigen Gegenden gibt es Schariarecht, dort wird die Todesstrafe umgesetzt. Homosexuelle
dürfen auch keine Treffen abhalten oder Vereine gründen.
• Katar – Schariarecht, Todesstrafe für außerehelichen
Sex, egal welcher sexuellen Orientierung
• Saudi Arabien – Homosexuelle werden nach
Schariarecht gesteinigt. Jeder Sex außerhalb der Ehe ist illegal.
• Somalia – Strafrecht fordert Gefängnis, aber in
einigen Gegenden gibt es Schariarecht, dort gilt die Todesstrafe
• Sudan – Nach dreimaligem Verstoß Todesstrafe, beim
ersten und zweiten Mal auspeitschen und Gefängnis. Im Süden des Landes wurden
etwas gelockerte Gesetze erlassen.
• Vereinigte Arabische Emirate – Uneinigkeit ob das
Gesetz Todesstrafe vorschreibt für einvernehmlichen homosexuellen Sex oder nur
bei Vergewaltigung. Nach AI keine Todesstrafen, aber alle sexuellen Akte
außerhalb der Ehe sind verboten.
Die mehrheitlich
von US-amerikanischen Evangelikalen aufgehetzten stramm christlichen
Schwulenhasser sind inzwischen Legende, weil sie
so unfreiwillig komisch agieren – natürlich kann man das nur
aus sicherer Entfernung „komisch“ finden.
Vermutlich
reisen durchaus auch Schwule in die zehn genannten Länder. Man wird es dann
nicht gerade an die große Glocke hängen und auf offener Straße beginnen mit
anderen Männern zu kopulieren.
Schlecht
verbergen könnte ich allerdings durch meine öffentlichen Äußerungen und meine
Blogs was ich über Religionen denke.
Nennen
wir das Kind beim Namen: Ich bin nicht gerade der Bilderbuch-Gläubige.
Und was
noch schlimmer ist, ich bin bekennender Atheist, rufe sogar andere dazu auf
sich ebenfalls von ihren Religionen zu lösen.
Ich mag
nur ein winziges Licht sein, aber doch bin ich ein „atheistischer Blogger“. Und
die haben es bekanntlich in vielen Ländern nicht gerade einfach.
Raif
Badawi könnte möglicherweise morgen den Friedensnobelpreis verliehen bekommen
und damit eine Art Lebensversicherung erlangen.
Anderenfalls
ist keineswegs sicher, daß er die zehn Jahre Zuchthaus und 1.000 Peitschenhiebe
überlebt.
Atheisten,
die dies auch noch öffentlich zugeben, sich „dazu bekennen“, wie zu einer
schweren Sünde, leben in vielen Ländern extrem gefährlich.
Zum
Beispiel in Bangladesh.
Für Atheisten ist die Lage in Bangladesch
sehr beängstigend. In den letzten vier Jahren wurden dreizehn säkulare
Aktivisten in Bangladesch ermordet. Nazimuddin Samad ist das jüngste Opfer.
Neulich habe ich erfahren, dass eine
Aktivist und Blogger mit seinen beiden Kindern von Hotel zu Hotel zieht, um
sich zu verstecken. Er bekam Todesdrohungen und Drohungen, dass seine Kinder
entführt würden. Faisal Arefin Dipan, der säkulare Bücher verlegte, wurde am 2.
November erstochen. Am selben Tag stürmten Angreifer einen weiteren Verlag und
bedrohten zwei Männer mit ihren Waffen, während andere den Verleger Ahmed Rahim
Tutul und die Autoren Ranadeep Basu und Tareque Rahim attackierten.
Ein weiterer, 73 Jahre alter Verleger wurde
am 16. Februar wegen "des Verletzens religiöser Gefühle" verhaftet,
weil er ein Buch veröffentlicht hatte, das Islamisten für beleidigend hielten
und deshalb mit gewaltsamen Gegenreaktionen drohten. Ich denke Sie verstehen:
für Atheisten und Freidenker sind nicht nur die Islamisten eine Bedrohung,
sondern auch die Regierung.
[….]
Peter
Scholl-Latour schrieb immer wieder über seine blendenden Kontakte in die
muslimische Welt, daß er dort als Christ wesentlich besser akzeptiert werde,
als jemand der gar nicht glaubt.
Ungläubige
sind der absolute Abschaum, die man aus Sicht vieler Religiöser nicht nur
totschlagen kann, sondern auch soll.
Als
atheistischer Blogger ist die Liste der „No-Go-Reiseländer“ länger als die für
Schwule.
[….] In thirteen countries, you can be sentenced
to death for not having a faith:
1. Afghanistan
2. Iran
3. Malaysia
4. Maldives
5. Mauritania
6. Nigeria
7. Pakistan
8. Qatar
9. Saudi Arabia
10. Somalia
11. Sudan
12. United Arab Emirates
13. Yemen
In a number of other countries, the death penalty is not a formal
punishment on statute books but atheists and humanists have been murdered by
religious extremists on account of their beliefs.
In countries including India and Bangladesh, police have been accused of
condoning these murders by failing to investigate them properly. At least three
atheist bloggers have been hacked to death in Bangladesh after penning posts
advocating that scientific proof should inform opinion above religious beliefs.
[….]
Wenn
doch bloß diese widerliche religiöse Infektion der Erde geheilt werden könnte….
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