Freitag, 7. Oktober 2016

US-Update

Heute entspann sich in meinem Zeitungskiosk ein kleiner Disput über die Wahlen in Amerika.
Bei solchen Gelegenheiten haue ich meine Ansichten immer gern möglichst zugespitzt auf den Tisch, weil ich es hochinteressant finde wie „normale Menschen“ über die politische Welt denken.

Eigentlich weiß man eher wie seine Freunde und Bekannten denken und das ist natürlich nicht repräsentativ, weil glühende Seehofer-Fans oder AfD-Wähler auch nicht meine Freunde werden.

Meine heutige Beobachtung unter einer zufälligen Ansammlung von Hamburgern: Obama ist immer noch über alle Maßen beliebt und offenbar wünschen sich alle eine US-Präsidentin Clinton.

US-Präsidentschaftswahlen: Klare Präferenzen und Erwartungen der Deutschen
Weiterhin sehr einhellig wünschen sich 87 Prozent aller Befragten Hillary Clinton als nächste US-Präsidentin, Donald Trump wollen nur 5 Prozent. Einen Wahlsieg Clintons erwarten 72 Prozent, 17 Prozent setzen da auf Trump.

Bemerkenswert war aber, daß die Leute hier Hillary Clinton scheinbar richtig mögen, sie für kompetent und fähig halten.
Es wird positiv argumentiert.

Das ist der große Unterschied zur Stimmung in Amerika, wo Hillary Clinton von der Hälfte der Bevölkerung leidenschaftlich gehasst wird, von 2/3 als zutiefst unehrlich angesehen wird.
Warum eigentlich?
Was hat sie eigentlich verbrochen?
Wurde sie dabei erwischt silberne Löffel im Weißen Haus mitgehen zu lassen?
Hat sie die Botenjungen im Außenministerium zum Cunnilingus gezwungen?

In Amerika argumentieren die Wohlmeinenden negativ:
Vergiss Hillary; die muß man eben für vier Jahre im Oval Office ertragen, wenn man Schlimmeres verhindern will.
Und darum kreißt doch alles: Donald Trump ist das Allerschlimmste.
Da hätte man lieber einen netten Serienmörder oder Bankräuber als US-Präsident.

Das ist Hillary Clintons Glück; sie hat das Totschlagargument „Trump“ auf ihrer Seite.

Die Rolle als ultimativer Buhman spielt er allerdings bemerkenswert gut.

Offener Rassismus, manisches Dauerlügen, schwerste Beleidigung von Frauen, öffentliches Lustigmachen über Behinderte und immer wieder beeindruckende Beweise seiner radikalen Inkompetenz und seines sagenhaften Unwissens.

Innerhalb einer Woche legte Trump jetzt so viel „Ich-bin-unwählbar“-Material auf die Waagschale, daß es reichen sollte 100 GOP-Präsidentschaftskandidaten die Wahlchancen zu versauen.

Clinton sei nicht fähig, schlechte Handelsabkommen zu bekämpfen oder dem russischen Präsidenten Wladimir Putin Paroli zu bieten, denn "sie kann nicht mal die 15 Fuß (gut 4,50 Meter) zu ihrem Auto schaffen", sagte Trump am Samstag vor Tausenden Zuschauern in Manheim (US-Staat Pennsylvania).
Er imitierte dann Clinton, indem er zu schwanken begann und seine Arme bewegte, als wäre er dabei, sein Gleichgewicht zu verlieren. Er bewegte sich sogar scheinbar unsicher auf den Beinen vom Mikrofon weg und sagte: "Leute, wir brauchen Stehvermögen. Wir brauchen Energie."
In seiner Rede schrieb er sich nach Angaben der "Washington Post" auch ein "gewinnendes Temperament" zu, während Clintons "schlecht sei. Trump fügte dann hinzu: "Sie könnte verrückt sein. Sie könnte wirklich verrückt sein." [….]

Man muß schon extrem tief gesunken sein, um sich so über jemand mit Lungenentzündung lustig zu machen.


Äußerst beeindruckend auch, was das angebliche Finanzgenie Trump mit einer Casino-Lizenz erreichte; üblicherweise ist das die Erlaubnis Geld zu drucken. Mit einer Casino-Lizenz wird auch ein Schimpanse Multimillionär.
Trump hingegen schaffte es damit fast eine Milliarde Dollar zu verlieren und in Folge dessen fast 20 Jahre keinen einzigen Cent Steuern mehr zu bezahlen.

Donald J. Trump declared a $916 million loss on his 1995 income tax returns, a tax deduction so substantial it could have allowed him to legally avoid paying any federal income taxes for up to 18 years, records obtained by The New York Times show. [….]

Das freut die Bluecollar-Worker sicherlich, daß nur sie so doof waren Steuern zu zahlen und nun für einen Multimilliardär stimmen sollen, der seit zwei Jahrzehnten keine Steuern zahlt und nun dazu aufruft die Steuern für Multimillionäre radikal zu senken und dafür den einfachen Leuten die Krankenversicherung zu streichen.

Es ist schwierig genaueres über Trumps Steuermachenschaften zu erfahren, da er so ein pathologischer Lügner ist, daß selbst seine eigenen Anwälte das Sechsaugenprinzip einführen mußten.

Trump’s own bankruptcy lawyers say he lies so much they could only meet with him in pairs
[….] Donald Trump’s own bankruptcy lawyers testified that they had a policy of not meeting with the real estate mogul alone because he had a “problem” of constantly lying. [….] In one document, bankruptcy attorney George Miller reveals that when meeting with Trump, “it’s always been our practice to make sure that two people are present, and we don’t have a problem with people lying.”
[….] “We tried to [meet in pairs] with Donald always if we could because Donald says certain things and then has a lack of memory,” he says in the deposition. [….]

Trump ist auch noch stolz drauf und verkündet bei der Gelegenheit auch noch, er glaube nicht, daß Hillary ihm Mann treu sei – and why should she be?


Beeindruckend, daß ein alter Lustmolch, der selbst das dritte Mal verheiratet ist, und immer wieder Andeutungen darüber macht wie sexy er seine eigene Tochter findet, sich über den angeblichen Ehebruchs Clintons amüsiert.

Der vorbildliche Christ und Vorzeige-Ehemann Donald Trump rühmt sich selbst im Büro mit Playboy-Titelbildern und spielte 2000 sogar in einem Softporno mit.

"Playboy Video Centerfold: Playmate 2000 Bernaola Twins" heißt der Film, der seit seiner Produktion vor rund 16 Jahren auch in der weltgrößten Bewegtbild-Datenbank von IMDB zu finden ist. Dass der Softporno den umtriebigen Multimilliardär im US-Präsidentschaftswahlkampf in Schwierigkeiten bringen wird, ist unwahrscheinlich - dazu hat sich Trump schon ganz andere Dinge geleistet, die ihm auch nicht geschadet haben. [….]

Das ist also der Kandidat auf den die stramm religiösen Moralinsauren Amerikas setzen.


Nicht daß Mitwirkung in Softpornos etwas über die präsentiellen Fähigkeiten aussagt, aber es zeigt schon ein erstaunliches Maß an Doppelmoral, daß sich die religiösen Rechten hinter den mehrfach geschiedenen Pornomann stellen, statt die Frau mit der erfolgreichen Ehe zu unterstützen.

Wesentlich schlimmer ist hingegen, daß Trump nun auch noch der aktiven Bestechung überführt ist.
Er bestach Richter und Staatsanwälte, wenn sie gegen ihn ermittelten. Offenbar mit Erfolg.

Wie das "Wall Street Journal" (WSJ) berichtet, soll der republikanische Präsidentschaftsanwärter in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach Spenden an Generalstaatsanwälte gezahlt haben. Das ist insofern besonders brisant, da laut der Zeitung gehäuft dann politische Spenden Trumps geflossen sein sollen, wenn sich die Justizvertreter mit Entscheidungen befassten, die seine Unternehmen direkt betrafen.
In den USA werden Generalstaatsanwälte anders als hierzulande nicht ernannt, sondern in ihr Amt gewählt. Das heißt: Auch sie führen Wahlkampf und brauchen dafür Spenden. Die Aufzeichnungen des WSJ sollen nun zeigen, dass Trump selbst sowie Mitglieder seiner Familie und seines engen Umfelds immer wieder Staatsanwälte aus Kalifornien, Florida und vor allem New York finanziell unterstützt haben. Zu Teilen bezieht sich das Blatt dabei auf Vorgänge aus den 80er Jahren, doch auch aktuelle Fälle sorgen für Aufsehen.
Mehr zum Thema
Erst vor kurzem war bekannt geworden, dass Trump Floridas Staatsanwältin Pam Bondi in ihrem Wahlkampf 2013 über seine Stiftung mit 25.000 Dollar unterstützt hatte. Ob es Zufall war, dass sich Bondi damals entscheiden musste, ob sich der Bundesstaat Florida an den Ermittlungen wegen Betrugs gegen die Trump-Universität beteiligte? Sie entschied sich jedenfalls letztlich dagegen. [….]
(NTV 06.101.2016)

Die hier geschilderten Dinge betreffen nur eine Woche Trump.
Der Mann disqualifiziert sich jeden Tag dramatischer.

Welche Rolle spielen da die Fähigkeiten und der Charakter der Gegenkandidatin?
Verglichen mit dem GOPer wären auch Verona Pooth oder Lothar Matthäus brillante US-Präsidenten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen