Wenn man
so ein Geront wie ich ist, fällt es einem zunehmend schwer sich an Neuerungen
der modernen Zeiten zu gewöhnen.
Zum
Beispiel hänge ich immer noch der irrigen und altertümlichen Ansicht an, daß
bedeutende Amtsträger, die einer großen Lüge überführt werden, irgendeine Art
der Konsequenz spüren müßten.
Dabei
sollte ich es besser wissen.
Zwischen
2001 und dem Beginn des Irak-Krieges 2003 gaben Präsident George W. Bush und
seine Leute öffentlich fast 1000 Falschaussagen über den Irak von sich. Der
Präsident selbst log innerhalb von zwei Jahren immerhin 232 mal öffentlich.
[…..] "In short, the Bush administration led
the nation to war on the basis of erroneous information that it methodically
propagated and that culminated in military action against Iraq on March 19,
2003," reads an overview of the examination, conducted by the Center for
Public Integrity and its affiliated group, the Fund for Independence in Journalism.
According to the study, Bush and seven top officials -- including Vice
President Dick Cheney, former Secretary of State Colin Powell and then-National
Security Adviser Condoleezza Rice -- made 935 false statements about Iraq
during those two years.
The study was based on a searchable database compiled of primary
sources, such as official government transcripts and speeches, and secondary
sources -- mainly quotes from major media organizations.
The study says Bush made 232 false statements about Iraq and former
leader Saddam Hussein's possessing weapons of mass destruction, and 28 false
statements about Iraq's links to al Qaeda.
Bush has consistently asserted that at the time he and other officials
made the statements, the intelligence community of the U.S. and several other
nations, including Britain, believed Hussein had weapons of mass destruction.
[….]
Nachdem
weder die proklamierten Massenvernichtungswaffen gefunden, noch die
amerikanischen Soldaten mit Blumen begrüßt und schon gar nicht die
Kosten des Krieges durch Irakisches Öl wieder reingeholt wurden,
wählten die Amerikaner im Herbst 2004 GWB zum zweiten mal zum US-Präsidenten.
GWB log aber absichtsvoll und gezielt. Er wollte damit den Irakkrieg starten.
GWB log aber absichtsvoll und gezielt. Er wollte damit den Irakkrieg starten.
Genauso
blauäugig wundere ich mich auch immer noch darüber, daß die größten deutschen
Polit-Lügner Ursula von der Leyen, Wolfgang Schäuble und Thomas de Maizière
nach wie vor in den Top Ten der beliebtesten Politiker stehen.
Selbst
wenn man derartig dreist wie Schäuble von Rednerpult des Bundestages auf auf
eine direkte Frage (nach angenommenen Geldkoffern) den versammelten Souverän
anlügt, wird man in Deutschland anschließend sogar noch zum Finanzminister,
Reservekanzler und hochkompetenten Minister promoviert.
Ich
erinnere mich sogar noch an meine Empörung in der Schulzeit, als ich im Gemeinschaftskundeunterricht
das erste mal das von Konrad Adenauer verwendete geflügelte Wort „Was
interessiert mich mein Geschwätz von gestern“ las.
Dabei
war der Satz des Crystal-Meth-Konrad gar nicht so blöd wie
ich damals dachte.
Er hatte
lediglich den preußischen Kulturpolitiker Friedrich Althoff zitiert, der
beifügte „Es kann mich doch niemand daran hindern, jeden Tag klüger zu werden“.
Aufgrund
neuer Erkenntnisse flexibel zu reagieren und nicht an alten falschen Annahmen
festzuhalten, die überholt wurden, ist in der Tat schlau.
Weil
dieses Zitat aber frech und schlau klingt, wurde es in der Folge auch von Franz-Josef
Strauß verwendet, der aber schlicht und ergreifend log.
Manche
Kritiker machen es sich zu leicht beim Lügen-Detektieren.
Politiker
auf prognostische Aussagen festzunageln, ist ein bißchen armselig.
Strenggenommen
stellten sich Aussagen wie „mit mir wird es keine Maut geben, ich bekenne mich
zur Wehrpflicht, die CDU wird die Laufzeit der AKWs verlängern“ als Lügen heraus, aber da
bin ich milde gestimmt, da sie dem Wahlkampf geschuldet sind.
Wähler
wollen diese Festlegungen – auch wenn sie selbst wissen könnten, daß man als
Regierung nicht alles ausschließen, respektive für ewig festlegen kann.
Ich
vermute, Merkel wollte tatsächlich nie eine Antiausländer-Maut oder eine
Herdprämie. Sie wog aber ab, was ihr mehr schaden würde: Ein Wortbruch und
etwas Geraschel im Blätterwald oder immerwährender Krieg mit der CSU.
Ein
Kanzler muß so denken.
Donald
Trump tut aber etwas völlig Neues.
Er lügt nicht
taktisch, nicht rational, nicht absichtsvoll.
Er lügt einfach grundsätzlich. Zudem lügt er sehr schlecht, indem
er sich ununterbrochen selbst widerspricht.
[….] Trump does not simply have “a running war
with the media,” as he so indecorously and disrespectfully spouted off while
standing on the hallowed ground before the C.I.A. Memorial Wall. He is in fact
having a running war with the truth itself. [….]
Donald Trump
is a proven liar. He lies often and effortlessly. He lies about the profound
and the trivial. He
lies to avoid guilt and invite glory. He lies when his pride is injured and
when his pomposity is challenged.
Indeed, one of the greatest threats Trump poses is that he corrupts and
corrodes the absoluteness of truth, facts and science. [….]
Ich kenne
diese psychiatrische Macke Trumps inzwischen. Aber ich bin leider so altmodisch
mich immer noch über die ausbleibenden Konsequenzen zu wundern.
Die Washington Post factcheckt die ersten 100 Tage der
Trump-Präsidentschaft und dokumentierte schon in den ersten 33 Tagen 133
Trump-Lügen.
[….] Ob "alternative Fakten", Massaker,
die es nie gab, oder frei erfundene Vorfälle in Schweden - die Regierung Trump
hat ihre ganz eigene Beziehung zur Wahrheit.
Die "Washington
Post" hat nun nachgezählt: Demnach hat der US-Präsident allein seit seinem
Amtsantritt 133 falsche oder irreführende Behauptungen in den Raum geworfen.
Das sind knapp vier Unwahrheiten pro Tag.
[….]
Thematisch gehe es dabei in den meisten
Fällen um Einwanderung (24), um Trumps eigene Biografie (18) und um
Arbeitsplätze (17). Auch hier zeigt sich Trumps Vorliebe für Twitter: 34
Unwahrheiten verbreitete der Präsident über den Kurznachrichtendienst, bei 31
handelte es sich um einzelne Anmerkungen, 24 der 133 Aussagen waren Teil einer
vorbereiteten Rede. Es gab keinen Tag ohne Falschaussage,
berichtet die Zeitung. An vier Tagen log Trump sogar mehr als sieben Mal. [….]
Das
massenhafte Lügen schadet dem US-Präsidenten nicht, weil die meisten Amerikaner
den seriösen Medien, die diese Lügen aufdecken, ohnehin nicht trauen.
[…..] It’s also well-known that our popularity has
plummeted. The latest Gallup poll finds that only 32 percent of adults “trust
the mass media,” down from 55 percent in 1999. In another Gallup poll, which
asks slightly different questions, the media’s standing seems even lower. Only
20 percent expressed strong confidence in newspapers, 21 percent in TV news and
19 percent in Internet news. […..]
Trump
kann vermutlich ungeniert weiterlügen, daß sich die Balken biegen.
Seine
Anhänger feiern ihn dafür und bekanntlich reichte die Zustimmung von absolut
gesehen knapp einem Fünftel der Amerikaner um Präsident zu werden.
Trumps
rechte Verschwörungstheorie-Anhänger sind für klassische Medien nicht erreichbar.
Sie gucken weder CNN, noch lesen sie Washington Post oder die New York Times.
[….] Etliche Konservative finden Trumps
Generalkritik an den Medien großartig, weil sie diese Medien weder mögen noch
nutzen.
Der Machtkampf
zwischen Trump und vielen Journalisten eskaliert so schnell, dass schon nach
vier Wochen kaum noch verbale Steigerungsmöglichkeiten denkbar sind. Früher war
es schwer für einen Präsidenten, gegen eine geschlossene Medienfront zu
arbeiten. Trump aber regiert in einer Zeit, in der sich viele Wähler von den
Fakten abwenden, wie sie in traditionellen Medien dargestellt werden. Trumps
Fans setzen lieber auf Vertrauen denn auf Wissen. Solange Trump Millionen
Alt-und-Neu-Konservativen vorgaukelt, er sei der echte Revolutionär, dürften
diese Menschen unerreichbar bleiben für Leitartikel, Fakten, Investigation.
Trump profitiert von
einer Entwicklung, die schon in den Neunzigern begonnen hat: Viele konservative
Amerikaner fanden damals, die Leitmedien seien zu links. Also zogen sie sich
zurück auf Fox News, Talk-Radio, rechte Webseiten. Sie bekamen nicht mehr
Differenziertheit, sondern mehr Ideologie, Polemik und Verschwörungstheorie. So
ist eine zweite Öffentlichkeit entstanden, mit anderen Meinungen und eigenen
Fakten. Es gibt demnach keinen Klimawandel, dafür angeblich Horden von
Ausländern und Terroristen, die das Land überrennen. [….]
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