Dienstag, 21. Februar 2017

Kretschmanns Gebete nützen nichts.

Tja, da Rotationsprinzip und Ämtertrennung schon lange von den Grünen aufgegeben wurden, hält man sich bei den Ökos an Basisentscheidungen fest.
Die Grünen-Mitglieder bestimmten per Urwahl die Bundestagsspitzenkandidaten.

Das ist ja mal gründlich schiefgegangen.

Die ostdeutsche Merkel-Bewunderin Kathrin Göring-Kirchentag hatte die Grünen bei der letzten Bundestagswahl zielstrebig zur kleinsten Oppositionskraft hinter der LINKEn verzwergt.
Groko-Zeiten sind eigentlich fette Jahre für kleine Oppositionsparteien, weil sie sich abseits der übergroßen Kompromisse profilieren und vom Frust der Wähler über die riesige Regierung profitieren können.
Tatsächlich strahlt die Groko so gar nicht. Alle sie tragenden Parteien haben in den letzten dreieinhalb Jahren deutlich an Zuspruch verloren und Millionen Wähler heimatlos gemacht.
Die grüne Fraktionsspitze vollbrachte unter der Führung der Vorsitzenden, die zuvor schon als Spitzenkandidatin das Wahldesaster zu verantworten hatte, nun das Kunststück so zu langweilen, daß man 2017 wohl noch schwächer werden wird.
Mit konsequenter Umschiffung jeder inhaltlichen Politik brachten es Göring-Eckardt und Hofreiter fertig die Wähler eine volle Legislaturperiode so einzunebeln, daß niemand auch nur einen Schimmer von grünen Politikvorstellungen hat. Man kennt keine Konzepte, keine Pläne, noch nicht mal Meinungen zu den Bereichen Flüchtlinge oder Finanzpolitik.
Es ist noch nicht mal ansatzweise möglich auch nur die grobe politische Richtung der Grünen zu erahnen. Wollen sie auf direktem Weg in die Arme Merkels uns Seehofers, wie es sich die Süddeutschen wünschen? Oder gibt es noch Anhänger Jürgen Trittins, die sich schon vorstellen auch mal einen anderen Kanzler als Merkel zu haben?


Die einzig sichere Information aus der grünen Parteiführung ist die menschliche Zerrüttung der Führungskasper.

Peter, Özdemir, Hofreiter und Göring-Eckardt hassen sich alle gegenseitig.
 Es gibt nur die eine Gemeinsamkeit; nämlich den Wunsch, den einzig guten Spitzenkandidaten, Minister Habeck zu verhindern.
Das gelang bei der Urwahl – wenn auch denkbar knapp.

[……] Parteichef Cem Özdemir schnitt bei den Männern mit 35,96 Prozent extrem knapp am besten ab. Robert Habeck, Umweltminister in Schleswig-Holstein, holte nur 75 Stimmen weniger und kam auf 35,74 Prozent. Fraktionschef Anton Hofreiter vom linken Flügel der Partei bekam 26,19 Prozent. [….]
(dpa, 18.01.2017)

Urwahl ohne zweiten Durchgang. Das erinnert natürlich an die fatale Scharping-Urwahl von 1993, die direkt in die Opposition führte. (…..)
(Jeder kommt mal dran, 19.01.2017)

Dank des abstrusen Wahlmodus‘ (ohne Stichwahl) und der ausgebliebenen Sachauseinandersetzung, stehen nun an der Grünen-Spitze zwei ausgesprochene CDU-Fans mit direktem Kurs auf das Abstellgleis.

Standen die Grünen noch Mitte 2016 bei 13 bis 14%, haben sie sich jetzt auf 7% halbiert. INSA misst sogar nur 6,5%; die 5%-Hürde rückt nah.

Als RotGrün-Fan tut mir dieser Absturz wirklich weh. Ich wünschte, Grünen und SPD ginge es prächtig.
Aber durch die profillose Underperformance der frommen CDU/CSU-Fans in der Grünenführung hat es die Partei nicht besser verdient.
So etwas muss natürlich vom Wähler bestraft werden.

Die Grünen in den südlichen Landesverbänden kuscheln immer noch demonstrativ mit CSU und CDU. So schickten die BW-Grünen den BOSCH-Aufsichtsratschef Franz Fehrenbach und Joachim Löw als ultraseriöse Anzugsträger in die Bundesversammlung zur Steinmeier-Wahl.

Özdemir und Kretschmann kämpfen für das Freihandelsabkommen CETA; Özdemir lud Daimler-Chef Dieter Zetsche als Redner zum Grünen-Parteitag, während Göring-Kirchentag mit Merkel unter einer Decke schmuste, um Marianne Birthler als gemeinsame schwarzgrüne Bundespräsidentin zu installieren.
Zum Glück ist die abgebrochene Theologie-Studentin Göring-Eckhardt genauso ungeschickt wie fromm: Sie wurde sich zwar mit Merkel einig, hatte aber vergessen Birthler zu fragen, die anschließend klarstellte nicht als Kandidatin zur Verfügung zu stehen.

Beten allein genügt nicht.

Seit vier Wo­chen ist das grü­ne Spit­zen­duo im Amt – aber schon jetzt wirkt es wie aus der Zeit ge­fal­len, wie ein Re­likt aus ei­ner Ära, in der Mer­kel alter­na­tiv­los war und die SPD ein de­pres­si­ver Hau­fen. Mit der Wahl der Rea­los Özde­mir und Gö­ring-Eckardt schien der Ab­schied der Grü­nen aus dem lin­ken La­ger end­gül­tig be­sie­gelt. [……] Et­was Ei­ge­nes woll­te Gö­ring-Eckardt am liebs­ten an der Sei­te der Kanz­le­rin sein. Sie und Özde­mir hat­ten nie ei­nen Hehl aus ih­rer Vor­lie­be für Schwarz-Grün ge­macht, [……]  Özde­mir gilt als en­ger Ver­trau­ter des ba­den-würt­tem­ber­gi­schen Mi­nis­ter­prä­si­den­ten Win­fried Kret­sch­mann, je­nem glü­hends­ten Strei­ter für Schwarz-Grün, der auf dem Hö­he­punkt der Flücht­lings­kri­se er­klär­te, er bete je­den Tag für An­ge­la Mer­kel.
Trotz der Ge­be­te hat Mer­kel mit Mar­tin Schulz nun ei­nen ge­fähr­li­chen Gegner be­kom­men. [Hihihi – T.] Nicht nur die Funk­tio­nä­re der Grü­nen fra­gen sich seit­her, ob die Par­tei mit der rich­ti­gen Auf­stel­lung in den Wahl­kampf zieht. Auch die Wäh­ler schei­nen sich ab­zu­wen­den. [……]
(DER SPIEGEL, 8/2017, s.15)

Religioten sind leider oft unbelehrbar.
Wie die fromme Nahles, hält auch die tiefgläubige Protestantin Göring-Eckardt an ihrem CDU-Schmusekurs fest.

Die industrie- und Kirchenaffine ehemalige Friedens- und Ökopartei wirft nun das Thema „soziale Gerechtigkeit“ ganz über Bord. 

[……] Das Thema soziale Gerechtigkeit hat man abgeschrieben - SPD-Kandidat Schulz gilt ihnen da als unbesiegbar.
[……] Die Grünen wollen als Reaktion auf ihre schlechten Umfragewerte zwar nicht ihre gesamte Strategie der Eigenständigkeit auf den Kopf stellen - aber sie möchten sich der neuen Lage mit einer erstarkten SPD deutlich anpassen. [……] Soziale Themen wie die Einführung einer Vermögensteuer sollen daneben zwar eine Rolle spielen, aber nicht mehr zu einer zentralen Frage erhoben werden. [……]
Immerhin hieße das auch, das Thema Vermögensteuer nicht mehr sonderlich laut zu behandeln. "Mit diesem Thema können wir wenig gewinnen, aber viel verlieren", sagte ein Mitglied der Parteispitze nach dem Treffen vom Montag. "Wir müssen zur Steuergerechtigkeit was im Programm haben; sonst glauben die Leute, dass uns das nicht mehr am Herzen liegen würde. Aber wir sollten es nicht ins Zentrum stellen; Schulz wird bei dem Thema immer mehr punkten." [……]

Boris Palmer, zweiter Grüner BW-Superstar neben dem frommen Katholiken Kretschmann, riss die Barrieren zur AfD ohnehin schon ein und macht inzwischen reine rechte fremdenfeindliche Politik.
Lautet das neue Grünen-Motto nun „go rechts“?

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