Samstag, 4. Februar 2017

Self-Gatekeeping

Mindestens eine überregionale tägliche Qualitätszeitung sollte man abonniert haben.
Gerade angesichts der Flut von Online-Umsonst-Medien, ist es wichtig seinen gesellschaftspolitischen Standpunkt regelmäßig zu eichen, um nicht doch in irgendwelche genehmen Informationsblasen zu diffundieren.

Es braucht Profis, um aus der Falschmeldungsflut das Relevante und Richtige herauszusuchen.
Erschwert wird das Konsumieren der world-news durch die Tatsache, daß im Weißen Haus jetzt pathologische Lügner sitzen und somit die einzige Supermacht des Planeten kontinuierlich Fakenews produziert.

[….] Trump does not simply have “a running war with the media,” as he so indecorously and disrespectfully spouted off while standing on the hallowed ground before the C.I.A. Memorial Wall. He is in fact having a running war with the truth itself. [….]
Donald Trump is a proven liar. He lies often and effortlessly. He lies about the profound and the trivial. He lies to avoid guilt and invite glory. He lies when his pride is injured and when his pomposity is challenged.
Indeed, one of the greatest threats Trump poses is that he corrupts and corrodes the absoluteness of truth, facts and science.
It is no coincidence that the rise of Trump is concurrent with the rise of “fake news.” It is no coincidence that his rise comes during an age of severely damaged faith in institutions.
And now that he has been elected, Trump wants absolute control over the flow of information, to dictate his own version of facts rather than live with the reality of accepted facts. Trump is in a battle to bend the truth to his benefit. [….]

Trumps Top-Berater stehen ihm in nichts nach – sein Pressesprecher Sean Spicer lügt, daß sich die Balken biegen. Der Nazi, Verschwörungstheroretiker, Chefstratege und ranghöchster Präsidenten-Berater Stephen Bannon befindet sich regelrecht im Krieg mit der Realität und „Counselor to the President“ Kellyanne Conway prägte inzwischen sogar weltweit den Begriff „alternative facts“.

[….] Es gab keinen Anschlag in Bowling Green
Wie also begründet man ein so umstrittenes Gesetz? Kellyan Conway hat jetzt einen ganz besonderen Weg gefunden.
Die Trump-Beraterin begründete das Dekret des Präsidenten damit, dass 2011 zwei irakische Flüchtlinge in die USA gekommen seien, sich radikalisiert hätten und dann die "Drahtzieher des Massakers von Bowling Green waren". Diese Erklärung ist ganz klar falsch: Denn solch ein Massaker hat nie stattgefunden. Zwar wurden 2011 in der Stadt Bowling Green im US-Bundesstaat Kentucky zwei Iraker festgenommen und zwei Jahre später wegen terroristischer Aktivitäten zu langen Haftstrafen verurteilt - einen Terroranschlag in Bowling Green haben sie allerdings weder durchgeführt noch geplant. Ihre Fingerabdrücke wurden auf selbstgebastelten Bomben im Irak gefunden.
Falsch ist auch die von Conway als "brandneue Information für die Leute" verkaufte Behauptung, Barack Obama habe ein Einreiseverbot für irakische Flüchtlinge verhängt. [….]

Das ist alles nicht neu – Trump und seine Wahlkampfmanagerin logen schon das ganze letzte Jahr, wenn sie den Mund aufmachten.
Dennoch übertrugen alle Newssender ihre demagogischen Falschaussagen täglich im Livestream.

Nun, nachdem der Cheflügner der Welt innerhalb von nur zwei Wochen auch „Chemical Ali“ wie einen ehrlichen Mann aussehen läßt, wagt es mit CNN immerhin erstmals ein Newssender auf ein Conway-Interview zu verzichten, welches das Weiße Haus für die wichtige Sonntagssendung angeboten hatte.

[…..] Vice President Mike Pence will hit the Sunday show circuit this weekend, with stops on NBC’s “Meet the Press, ABC’s “This Week,” CBS’s “Face the Nation,” and “Fox News Sunday.”
But CNN’s “State of the Union” is noticeably missing from what would otherwise be a “full Ginsberg,” a term for when a newsmaker appears on all five major public affairs programs.
A White House spokesman told The Huffington Post the administration “offered multiple guests for State of the Union and they declined.”
But Pence wasn’t one of them, according to a CNN spokeswoman. Instead, the White House offered presidential counselor Kellyanne Conway, CNN said. The network declined that offer.
The Trump White House has notoriously bad relations with CNN already. And the decision to make Pence available to CNN’s Sunday show rivals, but not CNN itself, is likely an extension of what Politico recently reported as a “freezing out” of the network. The White House hasn’t provided any administration officials for “State of the Union” since Jan. 8, an absence the show’s host, Jake Tapper, has noted on the air. [….]

Wir stehen als Nachrichtenkonsumenten vor wahrlich neuen Herausforderungen, wenn der wichtigste international Newssender entscheidet seine Zuschauer wären besser über die US-Politik informiert, wenn man die Sprecher des Präsidenten stummschaltet.

Das empörende Verhalten der US-Regierung generiert Widerspruch und umso leichter findet man sich in Facebook-Blasen, die zu 100% aus scharfen Trump-Gegnern bestehen.

Um nicht völlig in inzestuösen Infoblasen zu versinken sollte man in seinen sozialen Netzwerken immer auch einige Medien und Multiplikatoren abonnieren, die der eigenen Weltanschauung möglichst widersprechen.
Das ist zwar ziemlich ekelig, aber notwendig, um zu verstehen, wie die Welt tickt.
Einige hinreichend seriöse Zeitungen wie die taz bieten für die Menschen mit schwachem Magen einen Feindbeobachtungsservice.

Rein in die rechte Blase.
„Nafris“, Trump und Höcke: Worüber haben rechte Medien im Januar diskutiert? [….] Leben Journalist*innen in einer liberalen Filterblase? Bekommen sie nur Nachrichten, die ihren Meinungen entsprechen und haben sie deshalb Entwicklungen wie den Brexit oder den Aufstieg von Donald Trump nicht vorhersehen können? Um das herauszufinden, fassen wir nun monatlich die Diskussionen in rechten Medien zusammen – auch damit unsere Leser*innen es nicht selbst tun müssen.
Die Medien der „besorgten“ bis neurechten und rechtsextremen Szene sind ein wenig überschaubares System von persönlichen Blogs, thematischen Blogs bis hin zu mehrmals täglich aktualisierten Sammelblogs wie „PI-News“ oder Zeitschriften und Zeitungen wie Compact oder Junge Freiheit. Die vorliegende Zusammenfassung basiert auf den Onlineauftritten der drei letztgenannten. [….]

Noch ein paar Tipps:

Man sehe sich wöchentlich das grandiose NDR-Medienmagazin „ZAPP“ an. Dort wird über die Medienszene aufgeklärt.

Man werfe regelmäßig einen Blick auf die „hoaxmap“, um zu verfolgen wie Fakenews widerlegt werden. Hunderte Gerüchte werden demaskiert.


Man unterstütze das wissenschaftliche Projekt Perspective daily. Hier wird nicht nur über Probleme berichtet, hier werden von neutralen Wissenschaftlern konstruktive Lösungen angeboten.

[….] Seit Juni 2016 erscheint auf der Website "Perspective Daily" an jedem Werktag ein neuer Artikel für die Leser, die dafür einen Jahres-Mitgliedsbeitrag von 60 Euro zahlen. Die Inhalte reichen vom Klimawandel über Trump bis zur Nahostpolitik. Themen, wie man sie durchaus auch in großen Wochenzeitungen oder Nachrichtenmagazinen verfolgen kann. Aber die Macher von "Perspective Daily" verfolgen einen anderen Ansatz: Sie wollen konstruktiv berichten. Konstruktiver Journalismus soll ihnen zufolge nicht nur Probleme beschreiben, sondern vor allem Lösungen anbieten bzw. diskutieren. [….]


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