Als Bewohner eines Industrielandes mit hoher
Wirtschaftskraft lebe ich mit der zweifelhaften Gewissheit Hauptverursacher des
Elends in südlichen ärmeren Ländern zu sein. Hungersnöte, Kriege und
Klimawandel werden insbesondere durch die Export-, Agrar- und Klimapolitik des
Westens befeuert
Gleichzeitig lassen sich in Deutschland die katastrophalen
Folgen der globalen Temperatur und des steigenden Meeresspiegels am beste
ignorieren, weil wir reich genug sind hohe Deiche und stabile Häuser zu bauen.
Von immer höheren Sturmfluten bekommen wir Hamburger fast
nichts mit, während in Bangladesch immer
wieder Tausende ertrinken und ganze Inselstaaten des Pazifiks überflutet
werden.
Die allermeisten Amerikaner und Europäer ignorieren diese
Zusammenhänge; einige wenige setzen sich aktiv dafür ein den Irrsinn zu beenden
und einige überprüfen und verändern ihr eigenes Konsumverhalten.
Meine persönliche Klimaweste ist relativ rein.
Die drei allergrößten Klimasünden eines Deutschen oder
Amerikaners sind
1.) Kinder
bekommen
2.) Fleisch
essen und
3.) Flugreisen
Ich bin geradezu vorbildlich: Kinderlos, letzter Flug war
1995 und seit 30 Jahren Vegetarier.
Diesen persönlichen CO2-Footprint könnte ich
stolz wie eine Monstranz vor mir hertragen.
Aber ehrlich gesagt habe ich diese Entscheidungen weitgehend
schon getroffen, als ich noch gar nicht die konkreten Zusammenhänge von
Fleischproduktion und Kohlendioxid-Ausstoß kannte, Kinder wollte ich ob meiner
misanthropen Überzeugung noch nie.
Nur meine Einsicht in die katastrophalen Folgen des
Massentourismus‘ und Kerosion-Ausstoßes in hohen Atmosphärenschichten ist schon
sehr alt.
In den vergangenen Dekaden habe ich sehr viele Diskussionen
über diese Themen geführt und eine gewisse Äquidistanz zu Veganern und
Fleischfressern aufgebaut.
Nach meiner Überzeugung ist eine radikale Einschränkung des Fleischkonsums dringend notwendig, der Planet ist eklatant überbevölkert und sowohl der Klimawandel, als auch die Endlichkeit der Ressource Erdöl werden das private Gefliege für 10 EURO nach Mallorca ohnehin eines Tages unmöglich machen.
Nach meiner Überzeugung ist eine radikale Einschränkung des Fleischkonsums dringend notwendig, der Planet ist eklatant überbevölkert und sowohl der Klimawandel, als auch die Endlichkeit der Ressource Erdöl werden das private Gefliege für 10 EURO nach Mallorca ohnehin eines Tages unmöglich machen.
Da können sich die Fleischesser noch so sehr echauffieren;
die Zeit der extrem billigen Verfügbarkeit und Massenproduktion von Fleisch
wird ohnehin vorbei gehen, in 50 Jahren wird Fliegen ein seltener Luxus sein
(es sei denn, es werden völlig emissionsfreie Antriebe entwickelt) und das
explosionsartige Vermehren der Gattung Mensch muss drastisch eingedämmt sein.
Diese Schritte sind zwar nicht alternativlos, aber die
einzige Alternative ist eben das Aussterben der Menschheit. Das wäre natürlich
die beste Option.
Gesetzt den Fall man wünscht sich ein Überleben der
Menschheit, weil man zufällig selbst Kinder hat, fragt sich wie man diese
grundlegenden Konsumveränderungen bewirkt.
Meiner Ansicht nach wird das schlecht mit Maximalforderungen
funktionieren.
Der flexitarische Weg wird eher funktionieren als der
Vegane, weil zu wenige sich radikal ändern wollen.
Ich zum Beispiel bin Lakto-Vegetarier. Ich esse viel Milchprodukte,
aber keine Eier und grundsätzlich nichts, das im Wasser lebt.
Das sind zwei unideologische Einschränkungen. Ich mag
Geruch, Geschmack und Konsistenz von Fisch und Eiern nicht. Fand ich schon als
kleines Kind ekelhaft.
Fleisch hingegen gewöhnte ich mir absichtlich ab.
Dafür gibt es drei Gründe.
1.) Fleischesser
sind ungesünder und leben kürzer
2.) Grundsätzliche
moralische Erwägungen zum Tiere töten
3.) Klimatischer
Aspekt.
Völlig konsequent wäre es vegan zu leben, aber da ich gern
Käse, Joghurt und Quark esse und die Milch irgendwo herkommen muss, akzeptiere
ich ja offensichtlich Tierhaltung. Natürlich möchte ich, daß Milchkühe nicht
gequält werden, sondern glücklich und zufrieden frei auf saftigen Wiesen
rumlaufen und schließlich eines natürlichen Todes sterben.
Die Kadaver dann nicht zu verwenden, sondern zu beerdigen,
wäre natürlich Blödsinn.
Also fiele in meiner perfekten Traumwelt auch ein wenig
Fleisch zum Verzehr an.
Ich mag auch sehr gern freilaufende Hühner und Enten. Warum
sollten die kein glückliches Leben in Coexistenz mit dem Menschen führen? Sie
könnten nach ihrem eigenen Rhythmus Eier legen und wenn sie mal alt sind und
sterben, soll sie auch jemand essen dürfen.
In meiner Traumwelt dürfte es Kobe-Rindfleisch auf
Speisekarten geben. Tiere, deren Leben vergnüglich und stressfrei gestaltet
wird. Mit der allerbesten Pflege, dem allerbesten Futter, Massagen und den
tiergerechtesten Lebensräumen.
Der Planet kann es auch fraglos verkraften, wenn ab und zu
mal einzelne Flugzeuge umherfliegen. Man könnte argumentieren, daß
Regierungsmitglieder fliegen können müssen, daß Katastrophenhilfe und ähnliches
nicht ohne Flugzeuge möglich ist.
Die massenhafte und extrem billige Verfügbarkeit muss aber
aufhören. Nicht jeder der 82 Millionen Deutschen kann drei Mal im Jahr eine
Fernreise unternehmen.
Vor 50 Jahren gab es diese Klimaproblematik noch nicht in
dem Maße, weil Fleisch viel zu teuer war. Da gab es einmal in der Woche Fleisch
und nicht drei Mal am Tag für einen Spottpreis.
Meine Mutter ist noch in den 1960er Jahren mit dem Schiff
nach Amerika gereist, weil Flugtickets für Normalbürger total unerschwinglich
waren.
Der soziale Fortschritt und die allgemeine Erschwinglichkeit
haben zu einer völligen Perversion der Freiheit geführt. Homo Demens meint nun
ein Recht auf spottbillige Flugreisen mehrfach im Jahr zu haben.
Weil es alle machen. Wer auch nur daran denkt das ein
bißchen einzuschränken, wird mit Shitstorms überzogen.
Insbesondere, wenn derjenige sich nicht selbst sklavisch an
vegane Prinzipien hält.
Die bayerische Grünen-Vorsitzende Schulze erlebt das gerade
nach ihrem Silvesterposting auf Instagram.
Der ehemalige Grünen-Bundesvorsitzende Cem Özdemir tat es
ihr nach.
Das Internet ist erstaunlich. Welche enorme Masse
abgrundtiefer Hass sich da binnen Stunden zusammenrottet.
[……] Ganz entspannt ist Katharina Schulze, Vorsitzende der Grünen in Bayern,
10.000 km nach Kalifornien geflogen, um dort ins neue Jahr zu schaukeln.
Zumindest ist davon auszugehen, dass sie nicht im CO2-neutralen Floß nach
Amerika gepaddelt ist.
Im Wahlkampf setzt sie sich hingegen dafür ein, dass der Münchener
Flughafen aus Klimaschutzgründen nicht ausgebaut wird.
In den Hashtags möchte sie ihr grünes Ich dann aber nicht verschweigen
und ihrer politischen Linie treu bleiben. #sonnestattböller dürfte ein Verweis
auf die gravierenden Feinstaubbelastungen durch Feuerwerkskörper und die eigene
fortschrittliche Haltung in diesem Bereich sein, die Ausdruck des gelebten
Umweltbewusstseins ist.
Der Verzicht auf Feuerwerkskörper wird ihren ökologischen Fußabdruck
nach der Aufrechnung mit einem Transatlantikflug nicht verbessern. Katharina
Schulze predigt Wasser und trinkt Wein. [….]
Ja, und dann geht es los….
So absurd diese Hassattacken sind, so wenig überraschend
sind sie.
Daher finde ich etwas besorgniserregend, wenn
Spitzenpolitiker solche Scheißestürme nicht kommen sehen, sondern mit
Kalifornischen Schaukelbildern dazu einladen.
Träfe das zu, was die AfD-Fans den Grünen unterstellten –
Autos, Flugreisen, Fleisch nur noch für Bonzen und andere Superreiche, während
das arme deutsche Volk zu Hause bleiben und Salat fressen muss – wäre der
Umwelt und dem Klima übrigens tatsächlich geholfen.
Ein Steak 1000 Euro. Ein Flug nach Mallorca 50.000 Euro.
Kinder bekommen nur gegen eine Gebühr von 1.000.000 Euro.
Ja, das wäre eine klimapolitisch höchst effektive Maßnahme,
die allen Lebewesen letztendlich zu Gute käme.
Gerecht wäre das natürlich nicht, aber es ist nicht sehr
schwer sich sozialverträgliche Modelle zu überlegen, die zu einer ähnlichen
Konsumeinschränkung führten.
Man könnte beispielsweise ähnlich wie beim Emissionshandel
jedem Menschen auf der Welt jährlich die Erlaubnis zum Verzehr einer geringen
Menge Fleisch, ein paar Flugmeilen und alle 10 Jahre ein Kind zusprechen.
Diese individuellen Kontingente wären verkäuflich.
Wer sein Jahreskilo Rindfleisch nicht isst, könnte das Recht
dazu an einen reichen Menschen verkaufen. Wer seine Flugmeilen nicht nutzen
will ebenso.
Damit könnte ein Superreicher immer noch nach Australien
fliegen. Aber er wäre gezwungen seinen Reichtum erheblich nach unten
umzuverteilen.
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