Weswegen unterdrückte Minderheiten ihren Halt in Religion
finden oder verunsicherte weiße Heterosexuelle ihren Stolz in Nazigruppen
regenerieren, kann ich mir erklären, kann es intellektuell verstehen.
Aber fühlen kann ich es nicht.
Nichts ist mir fremder als Überlegenheitsgefühle aus
irgendwelchen zufälligen Umständen abzuleiten, für die ich rein gar nichts
getan habe.
Meine Hautfarbe, meine Nationalität, mein Geschlecht, meine
sexuelle Orientierung, der Ort meiner Geburt, meine Augenfarbe, meine Größe
sind ausschließlich Zufälle, für die ich keinerlei Glückwünsche verdient habe.
Schon Geburtstagswünsche erscheinen mir absurd. Man könnte
mit einem gewissen Recht meiner Mutter gratulieren, die an dem Tag eine große
Anstrengung erlebte.
Ich habe dafür nichts getan und keine Verdienste erworben.
Es ist hochgradig absurd, sich auf seine Geburt etwas
einzubilden. Als ob man die Wahl gehabt hätte in welche Familie man geboren
wurde.
Selbst wenn man es sich aussuchen könnte, wäre es kaum ein
Verdienst, sehr reiche, oder adelige Eltern zu haben. Schließlich hätte jeder
gern so seinen Startvorteil.
Es befreit und entspannt sich zu vergegenwärtigen, daß man
genauso gut auch in ganz anderen Umständen geboren sein könnte.
Ich glaube, auch darum ging es Peter Licht in seinem „Fluchtstück“.
[….] [….]
Wir sind umstellt
Von den Bauten
Des nicht stattfindenden Lebens
Sie sind riesenhaft
Es sind Riesen
Und sie stellen den Horizont voll
Und die Riesen stampfen herbei
Sie kommen näher
Und ich
Ich werde kleiner
Und mein anderes Leben
Wir kleiner
Mein anderes Leben ist ein
Willkommener Riese
Wir sind umstellt
Von den Bauten
Des nicht stattfindenden Lebens
Sie sind riesenhaft
Es sind Riesen
Und sie stellen den Horizont voll
Und die Riesen stampfen herbei
Sie kommen näher
Und ich
Ich werde kleiner
Und mein anderes Leben
Wir kleiner
Mein anderes Leben ist ein
Willkommener Riese
Und irgendwann
Wird sich irgendwas
Irgendwie ändern
Das ist eingeschrieben in die DNA
Es kündigt sich an
Es staut sich auf
Es entlädt sich
Und meine Geste ist der Trotz und die Wut
Und das sind nicht die Gesten des Riesen
Der Riese hat keine Geste
Die braucht er nicht
Seine Haltung ist das Kommen
Und seine Sache die Ankunft
Und da ist er!
Hallo Riese!
Hallo mein anderes Leben!
Halo mein stattfindendes
Nicht stattfindendes Leben
Gegrüßest seist du Maria
Ich werfe mich dir durch die Wand.
Wird sich irgendwas
Irgendwie ändern
Das ist eingeschrieben in die DNA
Es kündigt sich an
Es staut sich auf
Es entlädt sich
Und meine Geste ist der Trotz und die Wut
Und das sind nicht die Gesten des Riesen
Der Riese hat keine Geste
Die braucht er nicht
Seine Haltung ist das Kommen
Und seine Sache die Ankunft
Und da ist er!
Hallo Riese!
Hallo mein anderes Leben!
Halo mein stattfindendes
Nicht stattfindendes Leben
Gegrüßest seist du Maria
Ich werfe mich dir durch die Wand.
Nationalitäten, Ethnien, Religionen und viele andere
Teilmengen Menschen kämpfen untereinander eifrig um Vorherrschaft, versuchen
unermüdlich in der Macht-Hierarchie eine Stufe höher als der Nachbar zu
klettern.
Leider sind Menschen so veranlagt, daß sie Befriedigung aus
der Diminution anderer ziehen.
Zufällig gehöre ich in meinem Meta-Kosmos in vieler Hinsicht
zur mächtigeren Mehrheitsgesellschaft. Weiß, Penis, US-Pass, EU-Wohnsitz ist
schon ein Glück.
Auf nationaler Ebene gehöre ich zwar politisch und bezüglich
meiner antagonistischen Beziehung zur Religion zu einer Minderheit, aber das
lässt sich besser aushalten, wenn man zufälligerweise über die anderen
genannten Geburtsvorteile verfügt.
Als Teil der Mehrheitsgesellschaft setzte ich mich
prinzipiell für Schwächere, Unterdrückte ein, versuche meine Startvorteile für
die Startbenachteiligten zu nutzen.
Das ist eingeschrieben in meine DNA. Wenn die deutsche Nationalmannschaft
gegen die Färöer oder Luxemburg spielt, drücke ich grundsätzlich der Minination
die Daumen.
Und unterliege damit einer möglicherweise unzulässigen
Simplifizierung aufgrund der Nationalität.
Theoretisch könnten die elf deutschen Spieler auch allesamt
schwule, linke Atheisten sein, während die Luxemburger alle rechtskonservative
Christen wären, so daß ich bei näherer Betrachtung eher den Deutschen den Sieg
gönnen würde.
Das ist das Problem, wenn man gegen die Schubladisierung von
Menschen arbeitet.
Im Bemühen all die schwarzen, schwulen, weiblichen,
Transgender-Juden aus Boxen zu holen, überhöht man sie und fängt an sie alle
grundsätzlich zu mögen.
Dabei darf man aber nicht vergessen, daß alle Menschen
potentiell Mist sind.
Man sollte Abstand von allen Homo Sapiens bewahren.
Sich Jahrzehnte für Schwulenrechte zu engagieren, ändert
auch nichts an der Tatsache, daß einige von ihnen – David Berger, Richard
Grenell, Volker Beck, Jens Spahn – ganz grauenvolle Individuen sind.
Es gibt ätzende Vegetarier, anstrengend verblödete
Transgender, aggressiv-idiotische Atheisten und abstoßend besserwisserische
Tierrechtler.
Die größte unterdrückte menschliche Teilmenge sind
logischerweise die Frauen, die oft sogar trotz ihrer zahlenmäßigen Majorität
tagtäglich Nachteile erleben.
Daher unterstütze ich natürlich immer die weibliche Emanzipation,
sage genauso selbstverständlich wie Justin Trudeau, daß ich Feminist bin.
Aber ich halte es für ein Märchen, daß Frauen bessere
Regenten wären, daß nur mehr Frauen in die Entscheiderpositionen kommen
müssten, um die Welt besser zu machen.
Ja, es ist wichtig, daß Frauen in reine Männerzirkel
vordringen – Klerus, Seefahrt oder Militär, damit der miefig-männliche Sumpf
gelüftet wird.
Aber mächtige Frauen können selbstverständlich genauso
unangenehm wie Männer werden.
Theresa May, Annegret Kramp-Karrenbauer, Betsy DeVos, Trixi
Storch, Andrea Nahles, Klöckner, Weidel. Schlimm ist das.
Wenn Frauen in Machtpositionen kommen und dort durch ihren
Job die Möglichkeit haben andere zu drangsalieren, tun sie das genauso perfide
und sadistisch wie Männer.
Wir wissen das von KZ-Aufseherinnen oder bestialischen
Nonnen, die weltweit in Kinderheimen die Grausamkeit gegenüber kleinen Kindern
auf unvorstellbare Weise auslebten.
Selbst unterdrückt zu sein, bedeutet nicht, daß man nicht
mindestens genauso brutal andere unterdrückt.
Ein neues Buch beleuchtet die Rolle der Frauen in der
amerikanischen Sklavenhaltung.
Stephanie E. Jones-Rogers: »They Were Her Property:
White Women as Slave Owners in the American South«. Yale University
Press; 320 Seiten.
Das
ist nicht sehr schmeichelhaft. Die reichen amerikanischen Grundbesitzer des 18.
Und 19. Jahrhunderts vermachten ihr Land immer nur ihren Söhnen, statteten
dafür aber ihre Töchter gern mit Sklaven aus, die ihnen als eine Art Mitgift
für das Leben dienen sollten.
Diese
frommen Christinnen gingen nicht etwa humaner als Männer mit den Slaven um, sondern
quälten sie nach Herzenslust – weil sie eben auch nur Menschen waren.
[….] Lizzie
Anna Burwell, drei Jahre alt, wuchs in inniger Liebe zu ihrer Kinderfrau
Fanny auf, einer schwarzen Sklavin. Eines Tages aber geriet Lizzie aus
unbekanntem Grund in Zorn. Das Mädchen lief zum Vater und bat ihn, er möge
Fanny die Ohren abschneiden und eine neue Sklavin besorgen.
So geschehen 1847 in der Gegend von Lynesville, North Carolina; der Vater berichtete in einem Brief von dem Vorfall. Offenbar wussten damals schon kleine weiße Mädchen in den amerikanischen Südstaaten, wie das so läuft, wenn die schwarzen Domestiken nicht parieren.
[….] Viele Kinder bekamen von den Eltern sogar eigene Sklaven geschenkt, quasi als lebendes Erbe. Es sollte den Nachkommen – auch und gerade den Mädchen – später eine auskömmliche Existenz sichern.
[….] Die weiße »Mistress« schreibt die Forscherin, habe rundum von der Sklavenwirtschaft profitiert. Sie wusste im Herrschaftssystem der weißen Männer sehr wohl ihre Interessen zu verfolgen – mit Geschick, Geschäftssinn und zuweilen auch ebenbürtiger Grausamkeit.
[….] Für die Frauen des 19. Jahrhunderts waren die Sklaven offenbar eine Art Versicherung gegen die Wechselfälle des Lebens – im Zweifelsfall auch gegen unfähige oder betrügerische Ehemänner. [….] Die Frauen nutzten ihren Spielraum auf verschiedene Weise. Die eine genoss einfach den Luxus, jederzeit einen Sklaven verkaufen zu können, wenn ihr etwa der Sinn nach einem modischen Kleid stand. Die andere verstand sich als weitblickende Züchterin von verkäuflichem Menschenmaterial: Emily Haidee zum Beispiel, Farmerin in Louisiana, zwang ihre Sklavinnen zum Geschlechtsverkehr mit schwarzen Männern aus ihrem Besitz. Ihr Geschäft war der Handel mit den Kindern, die daraus hervorgingen. Die Jungen warf Mistress Haidee auf den Markt, die Mädchen behielt sie für die Zukunft zurück.
Frauen wie Haidee fanden das nicht weiter anstößig; sie führten ihre Scharen schwarzer Kinder gern mal Gästen vor. Den Quellen ist zu entnehmen, dass es bei solchen Paraden recht leutselig zugehen konnte. »Wächst mir da nicht eine hübsche Ernte von kleinen Niggern heran?«, fragte mal eine Sklavenhalterin in die Runde. [….] Mit ihrem Buch bietet die Historikerin auch eine Antwort auf ein generelles Rätsel: Wie kommt es, dass Frauen sich oft so bereitwillig zu Komplizen in einem frauenverachtenden System machen? Was könnte, zum Beispiel, eine heutige Amerikanerin dazu bewegen, sich für einen Donald Trump zu begeistern?
Es ist der Rassismus; er lässt jede Herrschaftsform für Mitläufer attraktiv erscheinen. [….]
So geschehen 1847 in der Gegend von Lynesville, North Carolina; der Vater berichtete in einem Brief von dem Vorfall. Offenbar wussten damals schon kleine weiße Mädchen in den amerikanischen Südstaaten, wie das so läuft, wenn die schwarzen Domestiken nicht parieren.
[….] Viele Kinder bekamen von den Eltern sogar eigene Sklaven geschenkt, quasi als lebendes Erbe. Es sollte den Nachkommen – auch und gerade den Mädchen – später eine auskömmliche Existenz sichern.
[….] Die weiße »Mistress« schreibt die Forscherin, habe rundum von der Sklavenwirtschaft profitiert. Sie wusste im Herrschaftssystem der weißen Männer sehr wohl ihre Interessen zu verfolgen – mit Geschick, Geschäftssinn und zuweilen auch ebenbürtiger Grausamkeit.
[….] Für die Frauen des 19. Jahrhunderts waren die Sklaven offenbar eine Art Versicherung gegen die Wechselfälle des Lebens – im Zweifelsfall auch gegen unfähige oder betrügerische Ehemänner. [….] Die Frauen nutzten ihren Spielraum auf verschiedene Weise. Die eine genoss einfach den Luxus, jederzeit einen Sklaven verkaufen zu können, wenn ihr etwa der Sinn nach einem modischen Kleid stand. Die andere verstand sich als weitblickende Züchterin von verkäuflichem Menschenmaterial: Emily Haidee zum Beispiel, Farmerin in Louisiana, zwang ihre Sklavinnen zum Geschlechtsverkehr mit schwarzen Männern aus ihrem Besitz. Ihr Geschäft war der Handel mit den Kindern, die daraus hervorgingen. Die Jungen warf Mistress Haidee auf den Markt, die Mädchen behielt sie für die Zukunft zurück.
Frauen wie Haidee fanden das nicht weiter anstößig; sie führten ihre Scharen schwarzer Kinder gern mal Gästen vor. Den Quellen ist zu entnehmen, dass es bei solchen Paraden recht leutselig zugehen konnte. »Wächst mir da nicht eine hübsche Ernte von kleinen Niggern heran?«, fragte mal eine Sklavenhalterin in die Runde. [….] Mit ihrem Buch bietet die Historikerin auch eine Antwort auf ein generelles Rätsel: Wie kommt es, dass Frauen sich oft so bereitwillig zu Komplizen in einem frauenverachtenden System machen? Was könnte, zum Beispiel, eine heutige Amerikanerin dazu bewegen, sich für einen Donald Trump zu begeistern?
Es ist der Rassismus; er lässt jede Herrschaftsform für Mitläufer attraktiv erscheinen. [….]