Donnerstag, 21. März 2019

Dumme Menschen.

Es gab drei Hauptargumentationsliegen für die Brexiteers. Mit einer Stimme für „Leave“ würde viel mehr Geld in England bleiben, man bekäme Souveränität zurück und die verhassten Ausländer flögen raus.

 In allen Fällen ist das Gegenteil der Fall.
Statt ein paar Hundert Millionen Pfund monatlich mehr für GB, werden die Insulaner erst mal 50 Milliarden an Brüssel abstottern müssen.
Die außenpolitische Souveränität ist außerhalb der EU sogar drastisch gesunken, wie das völlige Versagen Londons beim Abschluss von alternativen Handelsverträgen zeigt: Die Briten sind allein einfach zu schwach, um ihre Wünsche bei Verträgen mit den Riesen China, USA, Japan durchzusetzen.
Bleibt die Ausländerfrage.
Durch die xenophobe Stimmung in England und die unklaren Rechtslage der EU-Arbeitsmigranten im Königreich, haben Hunderttausende tatsächlich das Land verlassen.
Aber:

[….] Boris Johnson, einer ihrer Köpfe und ein möglicher künftiger konservativer Ministerpräsident, geißelte 2016 das "unmoralische, teure und unkontrollierte System" der EU-Freizügigkeit.
[….]  Hunderttausende EU-Bürger, zumal Polen und Rumänen, haben seit dem Referendum vor knapp drei Jahren die britischen Inseln verlassen.
[….] Ende 2018 arbeiteten 2,3 Millionen Europäer in Großbritannien, 61.000 weniger als ein Jahr zuvor.
Allerdings bedeutet das nicht, dass die Gesamtzahl der Zuwanderer gesunken ist. Im Gegenteil: Der Nettozuzug liegt nach wie vor bei knapp 300.000 Personen jährlich, dreimal so hoch wie von May versprochen. Allerdings kommen jetzt mehr Immigranten von außerhalb der EU, Inder und Chinesen insbesondere. Deren Zahl ist seit dem Brexit stark angestiegen.
Ein seltsames Resultat, zurückhaltend formuliert. Brexit-Wähler, die angesichts der großen Zahl von EU-Zuwanderern zuvor von Überfremdungsängsten getrieben wurden, sind nun mit einer neuen Realität konfrontiert: einer Immigration in gleicher Größenordnung, allerdings aus ferneren Ländern. [….]

Wie in Deutschland, Benelux und Skandinavien herrscht auch in GB bei den niedrig bezahlen Jobs, sowie bei allen Jobs  im Bereich Pflege und Agrar längst Vollbeschäftigung. London ist dringend auf Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen.

Wieder so ein Beispiel dafür wie der Urnenpöbel durch seine eigene Doofheit an der Wahlurne genau das Gegenteil dessen erreicht, was er wollte.

Wähler wählen in vielen großen Demokratien eklatant gegen ihre Interessen.
Der verarmte White Trash Amerikas hält den Republikanern die Treue, die Ärmsten und Dümmsten Deutschlands wählen die neoliberale AfD und die Hauptempfänger von EU-Strukturhilfen stimmten für „Leave“.

Auch der xenophobe Deutsche und konservative EU-Politiker sorgen mit ihrer Agrarpolitik und ihrem Kaufverhalten nicht für weniger Flüchtlinge, sondern für mehr.

Hochsubventioniertes EU-Gemüse oder EU-Hühnerteile werden so billig nach Afrika exportiert, daß die Farmer dort massenhaft pleitegehen und sich aus blanker Not gen Norden aufmachen, um schließlich in den gigantischen Billigplantagen Andalusiens, Kalabriens und Siziliens bei der Produktion des EU-Gemüses zu helfen, das ihnen selbst die Existenzgrundlage entzieht.

Schuld sind das konservative Wahlverhalten der Deutschen bei EU-Wahlen und die ekelerregende Billigheimer-Mentalität der Germanen, die über 80 ihrer Lebensmittel bei Discountern und Mega-Ketten absurd billig erwerben.
Die vier ganz großen Player – Aldi, Schwarzgruppe, REWE und EDEKA – haben dadurch eine so gewaltige Marktmacht generiert, daß sie alle Mindestlohnstandards unterlaufen. Die Produzenten unseres Supermarktgemüses holen sich Billig-Pflücker vom afrikanischen Arbeitsstrich.


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