Die Briten sind
nach aktuellen Umfragen gegen den Brexit.
[….] Eine aktuelle Umfrage von YouGov kommt zu dem Schluss, dass
56 Prozent der Briten den Brexit für einen Fehler halten. Ein Fünftel derer,
die für den Austritt gestimmt haben, sagen, sie hätten sich getäuscht. [….]
(Tagesschau, 23.11.2022)
Kein Wunder. Das
britische Gesundheitssystem steht vor dem Zusammenbruch, der Brexit führte zu massivem Ärztemangel, das
Pfund ist abgeschmiert, der Handel um 20% geschrumpft, die Inflation beträgt
12% und 2023 wird eine schwere Rezession erwartet. Alle konservativen und
rechtsextremen Versprechen vom entfesselten Britannien waren glatte
Lügen. In diesem Winter müssen sich Millionen Briten entscheiden: Heizen oder Essen; für beides reichen die Mittel nicht mehr.
Neben den
bürokratischen Zoll-Irrsinn gibt es den großen Hauptgrund für das Desaster:
Arbeitskräftemangel.
Anders als sich das
die schwäbische Hausfrau denkt, bleibt bei weniger Essern, nicht mehr Kuchen
für die Verbliebenen übrig, sondern der Kuchen schrumpft so stark, daß alle
weniger haben. Um komplexe ökonomische Zusammenhänge darzustellen, braucht es
bessere Metaphern.
[….] Die formalen Hürden für Einwanderer nach Deutschland sollen gesenkt
werden. Der Arbeitsmarktforscher Enzo Weber begrüßt das: Eine vernünftig
gesteuerte, offene Zuwanderungspolitik helfe der Wirtschaft – sie mache den
Kuchen für alle größer. [….]
(Deutschlandfunk, 29.11.2022)
Dabei haben die
Briten noch nicht mal aktiv alle Migranten rausgeworfen, sondern wurden
lediglich etwas weniger attraktiv für Zuwanderung.
Ganz ohne „Ausländer“
stünde sofort alles still.
Unglücklicherweise
gibt es bei den Themen Nationalismus, Migration und Staatsbürgerschaftsrecht
für die Rechten von AfD, CDU, CSU und FDP viel zu gewinnen, daß große Teile des
Volkes latent xenophob sind und sich in grober Unkenntnis der aktuellen
Rechtslage, sehr leicht für Grenzschließungen und jede migrantenfeindliche
Position begeistern lassen.
Daher springt nun
auch die FDP wider besseres Wissen und wider ihre eigenen Versprechungen in das
braune Merz-Dobrindt-Boot; es ist so schön voller Wähler.
[….] Gerade die FDP hat in der Vergangenheit
unterschiedlichen Vorhaben eine Absage erteilt, weil diese so nicht im
Koalitionsvertrag stünden. Worauf sich die Ampel aber zum Beispiel geeinigt
hat: eine Reform des Staatsangehörigkeitsrechts. Steht so schwarz auf weiß im
Koalitionsvertrag auf Seite 94. Doch diverse prominente FDP-Politiker kritisieren den nun bekannt
gewordenen Entwurf zur Reform und vermischen dabei die Themen Einwanderung und
Abschiebung. Richtig ist, dass im Koalitionsvertrag auch vorgesehen ist,
Menschen, die illegal in Deutschland leben, schneller abzuschieben. Dieses
Vorhaben ist jedoch nicht Teil des Kapitels zur Einwanderung und daran auch
nicht gebunden. In ihrem eigenen Wahlprogramm hatte
die FDP noch ein "liberales Staatsangehörigkeitsrecht" gefordert und
sich dafür ausgesprochen, eine Einbürgerung nach bereits vier Jahren zu
ermöglichen. Der Gesetzentwurf von Bundesinnenministerin Faeser (SPD) sieht
derweil eine Verkürzung der Wartezeit von acht auf fünf Jahren vor. Das ist in
vielen anderen EU-Ländern auch der Fall. […..]
(Monitor, 29.11.2022)
Selbst für Lindner-Verhältnisse,
ist es schon erstaunlich erbärmlich, wie die FDP wider besseres Wissens und zum
schweren ökonomischen Schaden Deutschlands agiert, um populistisch am
rechtsbraunen Rand Wählerstimmen zu ergattern.
Eine schändliche,
unverantwortliche Partei, die als Mühlstein am Hals der Bundesregierung die notwendigen Vorhaben
bremst.
[….] Liberale 2022 vs. Liberale 2021:
Die doppelte FDP-Bürgerschaft
Eine erleichterte Einbürgerung hatte die FDP im Wahlkampf gefordert und in
den Koalitionsverhandlungen unterzeichnet, trotzdem distanziert sie sich jetzt
von der Reform. Auf Druck der Union. […]
(SPON, 29.11.2022)
Merz und Lindner
wissen, wie sehr sie Deutschland schaden, aber es ihnen aus machtpolitischen
Erwägungen egal. Menschenrechte, Moral und Anstand haben bei Konservativen
keine Relevanz. Dabei ist es gerade Deutschland, das mit seiner ausbeuterischen Politik weltweit massiv Fluchtursachen schafft. Schon deswegen
sollte der große Waffenexporteur Deutschland seine Grenzen für Migranten
öffnen.
Aber auch wenn man
jede Ethik weglässt, führt kein Weg an der Erkenntnis vorbei, daß Deutschland jetzt schon an massivem Arbeitskräftemangel
leidet. Die demographische Entwicklung wird das Desaster
massiv verschärfen. Wir brauchen jedes Jahr 400.000 - 500.000 Menschen Nettozuwanderung
nach Deutschland.
Um das dem xenophoben deutschen Michl zu
verdeutlichen, würde ich gern alle Migranten in Deutschland für einen Monat
wegbeamen können. In den Urlaub. In schöne All-inclusive-Clubanlagen. Alle auf
einmal.
Dauert es dann
Stunden oder vielleicht einen halben Tag bis Deutschland kollabiert? Krankenhäuser,
Pflegeheime, Gastro, Lieferdienste, Logistik, Hafen, Dienstleistungen, Paketboten,
Reinigungskräfte: Es ginge NICHTS mehr. Millionen Pflegebedürftige würden
binnen kurzer Zeit sterben, wenn hunderttausende polnischen Panis nicht mehr
für umgerechnet einen Euro die Stunde in Privathaushalten die germanischen
Geronten umsorgten.
Vielleicht wäre das
ganz heilsam für den rechten Mob, der jetzt pawlowsch sabbernd Nancy Faesers Pläne zur Entrümpelung des
Staatsbürgerschaftsrechtes ankläfft.
[…] Es gibt wegen des
demografischen Wandels kein Szenario, wo wir ohne größere Einwanderung
auskommen. Wir brauchen im Saldo 400 000 zusätzliche Arbeits- und Fachkräfte im
Jahr. Deutschland
ist ein Einwanderungsland. Das haben wir mit dem Einwanderungsgesetz für
Fachkräfte vor zwei Jahren zugegeben, aber im internationalen Vergleich sehr
spät. Und ausländische Arbeitskräfte müssen hierzulande noch immer
vergleichsweise viele Hürden nehmen. Das beginnt bei Engpässen bei der
Visavergabe und geht über unterbesetzte Ausländerämter und die Anerkennung der
Abschlüsse bis zu den sprachlichen Barrieren. Daher muss die Politik nochmals
ran und eine Schippe oben drauflegen. Das soll ja auch passieren. [….]
(Andrea Nahles, Chefin der Bundesagentur für Arbeit, 28.11.2022)
Die allermeisten
Deutschen haben noch nicht ansatzweise begriffen, was für eine Katastrophe uns
gerade durch MANGELNDE ZUWANDERUNG droht und erwärmen sich dafür, die Migration
hierher noch auszubremsen.
Olaf Scholz, Nancy
Faeser und alle Wirtschaftsfachleute wissen es besser und versuchen das Volk zu
überzeugen. Unglücklicherweise fallen ihnen CDU, FDP und CSU dabei in den
Rücken und verbreiten AfD-Propaganda.
Das wird böse
enden.
[….] Ein ernüchternder Kommentar
von Chris Pyak (auf Twitter), einem Recruiter für hochqualifizierte Fachkräfte,
zur aktuellen Debatte der Reform des Staatsbürgerrechtes in Deutschland:
Ich lese tweets zur Staatsangehörigkeit
und kann nur noch den Kopf schütteln.
Als jemand der in 7 Ländern gelebt hat & hunderten internationalen
Fachkräften bei der Jobsuche in Deutschland geholfen hat:
Liebe Mitbürger – ihr müsst mal in der realen Welt ankommen!
Viele Deutsche leben in einer Fantasiewelt. Hier ein paar Illusionen von
denen ihr euch bitte trennt, wenn ihr nicht von der harten Wirklichkeit
bestraft werden wollt:
Niemand, wirklich niemand, träumt
davon nach Deutschland zu ziehen.
Fast alle meine Klienten sehen Deutschland als EINE von mehreren
Karrieremöglichkeiten. Findet sich ein besseres Angebot in Holland, US, UK –
dann gehen sie halt da hin. Das bringt mich zur zweiten Illusion. Die Ausländer
die heute kommen müssen nicht “dankbar” sein & auch nix beweisen. Die sind
überwiegend BESSER ausgebildet als der Durchschnittsdeutsche.
Erst vorgestern berichtet mir eine indische Fachkraft, dass sie von einem
dt. Unternehmen abgelehnt wurde, mit der Begründung “wir stellen nur
englischsprachig (!) ein”.
Die Frau hat einen Abschluss von PRINCETON.
Die dritte Illusion: Zu denken dem hochqualifiziertem Expat wäre es egal
wenn ihr gegen Asylanten hetzt. Ich hatte bereits mehrfach Coaching Klienten
die dringend aus Ostdeutschland wegwollten.
Auf der Straße in #Dresden sah niemand ihren Doktortitel. Nur ihre dunklere
Hautfarbe. Jeder von Ihnen wurde regelmäßig beschimpft, bespuckt, bedroht.
Soviel kann kein Arbeitgeber zahlen, dass fähige Menschen sich so
erniedrigen lassen.
Vierte Illusion: #Rassismus wäre für Weiße folgenlos. Eine frühere indische
Klientin von mir hat nach einem Jahr ihren Forschungsjob gekündigt und ist
weggezogen. Damit war das Forschungsprojekt des Arbeitgebers tot. Alle
(deutschen) Laborassistentinnen wurden entlassen. Grund: Die Deutschen waren
unfreundlich und sie fühlte sich isoliert. Kein Einzelfall, sondern der
Regelfall.
Deutschland hat einen schlechten Ruf bei hochqualifizierten Fachkräften.
@InterNationsorg führt jedes Jahr eine weltweite Studie unter Expats durch
Gefragt wird u.a. “Wie freundlich ist ihr Gastland?” Deutschland landet jedes Jahr auf einem der
letzten 4 Plätze. Das hat Folgen.
Wer die BESTEN Fachkräfte will, muss sich um sie bemühen. Wer das nicht
tut, bekommt nur jene DIE KEINE ANDERE WAHL haben. Internationale Fachkräfte
sehen wie wir z.B. Geflüchtete behandeln – und ziehen ihre Schlüsse. Im
Gegensatz zum rechten Pöbel können internationale Fachkräfte auch längere
Wörter lesen ohne den Finger zur Hilfe nehmen zu müssen.
Darum verstehen sie: Unser Einwanderungs- und Staatsbürgerschaftsrecht ist
designed, um die Bestrafungsphantasien von Rassisten zu bedienen. Und NICHT um
die besten Talente der Welt für unser Land zu begeistern. Das muss sich ändern.
Das neue #Staatsbuergerschaftsrecht ist ein Schritt dorthin.
PS: Auch die Gesellschaft muss endlich verstehen, wer hier wen braucht.
Ohne Einwanderung ist unsere Wirtschaft & unser Sozialsystem am Arsch:
Ohne #Gastarbeiter hätte es das Wirtschaftswunder nie gegeben.
Heute reduzieren Firmen ihren Bewerberpool an Software-Entwicklern usw.
FREIWILLIG um 99% (!) – weil sie nicht auf Englisch einstellen:
http://pyak.eu/klartext
Es ist verrückt: Alle jammern vom #Fachkräftemangel aber nur VIER Prozent
aller Firmen stellt auf Englisch ein. 100% Homeoffice bietet auch nur eine
Handvoll. Folge: Ich muss teilweise Ivy League (!) Absolventen bei der Jobsuche
in DE helfen: http://immigrantspirit.com/paperback
Wir müssen unsere Gesetze ändern & unser Verhalten.
Meine Frau z.B. lebt seit 10 Jahren in DE, spricht besser Deutsch als die
meisten Deutschen und finanziert mit ihren Steuern locker ein kleines
Bundesland. Aber Deutsche kann sie mit dem jetzigen Recht nicht werden.
Warum? Sie ist Usbekin. Ihr Land erlaubt theoretisch die Aufgabe der
#Staatsbuergerschaft; praktisch aber nicht. Und deutsche Behörden interessiert
nur die Theorie. Deutschland zeigt ihr: “Wir wollen Dich nicht!” – und erwarten
“Integration”? ENDE
PS: Wer erinnert sich noch an den CDU Slogan “Kinder statt Inder”?
Wer glaubt das wäre möglich sollte dringend diese Zahlen sehen – und danach
“Menopause” googeln. (Siehe oben) [….]
(Chris Pyak, 07.06.2021)