Montag, 3. März 2014

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Ins Kino zu gehen nervt mich.
Das ist  da viel zu laut, die Leute um einen herum machen Geräusche, man kann den Film nicht zwischendurch anhalten, wenn man auf Klo will und teuer ist es auch noch.
Ich war das letzte Mal 1993 im Kino. Nachtvorstellung „     What's Eating Gilbert Grape“ von Lasse Hallström. Trotz der bedauerlichen Tatsache, daß der unsagbar ekelige Leonardo DiCaprio darin eine tragende Rolle spielt, ist der Film überraschend gut. DiCaprio mimt allerdings einen geistig Behinderten, so daß er sich nicht als Liebhaber oder mit einer Actionrolle blamieren muß.
Ja, doch, hat mir gut gefallen. Dennoch ist mir in den nächsten zwanzig Jahren kein Film mehr aufgefallen, den ich hätte so dringend sehen müssen, daß ich deswegen ins Kino gerast wäre.
Zuletzt war ich richtig begierig einen Film zu sehen, als Mahers „Religulous“ rauskam, aber bevor ich mich aufmachte, hatte mir den schon ein Freund aus Amerika zugeschickt und warum für eine Doku ins Kino gehen, wenn man das bequem zu Hause sehen kann?

Aber zugegebenermaßen bin ich auch einfach kein Filmfreund.
Diese ganze Action-Blockbuster-Kacke nervt mich, ich begreife einfach nicht wieso man als erwachsener Mensch diese sinnlosen Comic-Verfilmungen mit irgendwelchen US-Schauspielerzwergen in Strumpfhosen ansehen muß. Oder deutsche Komödien, die so ungeheuer erfolgreich sind. OK, Til Schweiger ist so schlecht, daß man ihn auslachen muß, wenn er versucht zu schauspielern, aber deswegen kann ich doch nicht anderthalb Stunden mit dem Nullmimiker und seiner Piepsstimme verbringen! Oder sein kleiner lockiger Freund  Matthias, der einen Hit nach dem nächsten landet.
OK, Schweighöfer ist bei weitem nicht so abstoßend wie Lindenstraßen-Til, aber hat er irgendetwas substantiellen gemacht, das man erinnern müßte?
Und der Gipfel des Schwachsinns sind Animationsfilme. Ich nenne das nach wie vor „Trickfilm“. Ich mochte schon als Kind „Heidi“ und „Wicki“ nicht besonders. Aber jetzt bin ich definitiv zu erwachsen für Nemo-Shrek und Co.

Zum Glück gibt es jede Menge amerikanische Dramaserien auf intellektuell und schauspielerisch höchstem Niveau. Und wenn es mal ein richtiger Film sein soll, kann man auch genügend zeitlose Meisterwerke zurückgreifen, die man aufgezeichnet, bzw gespeichert hat. Wer „Harold And Maude“, „Cabaret“ oder „A Foreign Affair“ nicht kennt, soll das erst mal sehen, bevor er ins Kino geht, um sich dort „Stromberg – der Film“ zu geben.

Ich halte meine künstlerische Ader für sehr ausgeprägt, aber es ist eben eine Ader und kein breiter Strom. Meine Gebiete sind Prosa, Lyrik, bildende Kunst und Musik. Ballett und Blockbuster bitte ohne mich.

Vermutlich würde ich mit einem größeren Faible für Filme auch aufgeregter die Oscar-Verleihungen verfolgen.
Gestern hatte ich tatsächlich ein Auge drauf, weil ich zufällig eben vorher im „Kultur-SPIEGEL“ (Heft 3, März 2014) die Titelstory „Betriebsanleitung für den Oscar-Gewinn“ gelesen hatte. Unter anderem waren darin Prognosen für die Gewinner in den sieben Hauptkategorien (bester Film, Regie, Haupt- und Nebenrolle m+w, sowieso Musik).
7/7. Der „Kultur-SPIEGEL“ lag in allen Fällen richtig. Aha, also ist es recht durchschaubar wie der amerikanische Branchengeschmack funktioniert.
Jared Leto hat auch einen abbekommen. Das ist zu begrüßen, weil Leto ein guter Typ ist und sich schon immer am besten anziehen konnte.
Welcher Mann kann schon genauso gut blaue, wie pinke Haare tragen?




Jared sagte auch nette Sachen. Sachen, die man so sagt als Teil der „liberal media“ und wenn man gerade einen AIDS-Film gedreht hat:

“Incredible. Ellen, I love you. To my fellow nominees, I’m so proud to share this journey with you. I’m in awe and have so much respect for you all. To the Academy, thank you. […] "To all the dreamers out there around the world watching this tonight in places like the Ukraine and Venezuela, I want to say we are here and as you struggle to… to make your dreams happen, to live the impossible… We’re thinking of you tonight.
This is for the 36 million people who have lost the battle to AIDS. And to those of you who have ever felt injustice because of who you are and who you love, I stand here in front of the world with you and for you.   Thank you so much, and good night.”

("An alle Träumer da draußen in aller Welt, die sich das hier ansehen an Orten wie der Ukraine und Venezuela. Ich möchte sagen, dass wir hier sind - während ihr Probleme damit habt, eure Träume zu verwirklichen und das Unmögliche zu leben: Wir denken an euch heute Abend." …."Dieser Preis ist für die 36 Millionen Menschen, die den Kampf gegen Aids verloren haben - und für alle, die jemals Ungerechtigkeit empfunden haben wegen dem, wer sie sind oder wen sie lieben. Heute Abend stehe ich hier vor der Welt mit euch und für euch. Vielen Dank und gute Nacht.")

Man darf dann nur nicht daran denken, wie tumb, dumm und proletig in Deutschland solche „Showevents“ moderiert werden, sonst muß man sofort seine Finger in der Autotür klemmen gehen.

Es ist aber keineswegs alles gut in Amerika.
Aus dem christlichen Fundi-Sumpf kommen dann nämlich solche Kommentare.


 Fast noch schlimmer wurde es, als nach Letos Nebenrollen-Oscar auch der männliche Haupt-Oscar an denselben Film ging und der texanische Schönling Matthew David McConaughey die Bühne betrat.

In unterirdischer Weise transportierte er das amerikanische Debilen-Gottesbild, nachdem Gott immer nur für die Reichen, Schönen und Erfolgreichen da ist, während ihm offenbar die zu Myriaden abgeschlachteten Syrer oder gar verhungernde schwarze Kinder vollkommen egal sind.


"First off I want to thank God, because that's who I look up to. He's graced my life with opportunities that I know are not of my hand or any other human hand. He has shown me that it's a scientific fact that gratitude reciprocates. In the words of the late Charlie Laughton, who said, 'When you got God you got a friend and that friend is you.'"

  
Wie schön für McConaughey, daß er, der gesunde amerikanische Multimillionär Gott als Freund hat.
Andere haben nicht so ein Glück.




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