Das
deutsche Tierschutzgesetz (TierSchG) stammt von 1972 und wurde zuletzt 2014
aktualisiert.
In §1
heißt es:
Zweck dieses Gesetzes
ist es, aus der Verantwortung des Menschen für das Tier als Mitgeschöpf dessen
Leben und Wohlbefinden zu schützen. Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen
Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.
Als
Nichtjurist und Vegetarier erscheint mir der Begriff „vernünftiger Grund“ etwas
schwammig.
Ich
fürchte da muß in nächster Zeit noch mal ergänzt werden.
§ 4
regelt das Töten von Tieren, genauer gesagt von Wirbeltieren:
§ 4
(1)
Ein Wirbeltier darf
nur unter wirksamer Schmerzausschaltung (Betäubung) in einem Zustand der
Wahrnehmungs- und Empfindungslosigkeit oder sonst, soweit nach den gegebenen
Umständen zumutbar, nur unter Vermeidung von Schmerzen getötet werden. (….)
Vögel
haben Wirbel.
Als
Nichtjurist frage ich mich nun, ob das SCHREDDERN von Vögeln mit den Paragrafen
in Einklang zu bringen ist.
Gibt es
dazu einen wie in §1 geforderten „vernünftigen Grund“ und kann man wie in §
4(1) gefordert von „wirksamer Schmerzausschaltung“ sprechen?
Es geht
dabei nicht gerade um wenige Piepsis.
Das von Bundeslandwirtschaftsminister
Christian Schmidt (CSU) geführte Landwirtschaftsministerium gab im März
bekannt, daß in Deutschland jährlich rund 45 Millionen männliche Hühnerküken
geschreddert werden.
Der „vernünftige
Grund“ dafür ist, daß sie keine Eier legen können und andererseits als
Masthähnchen nicht so wirtschaftlich wie bestimmte Turbozüchtungen sind. Sie
sind Lege-Züchtungen und brauchen länger, um Fleisch anzusetzen.
Zeit,
die man nicht hat, so lange der deutsche Verbraucher das Leid von Tieren
ignoriert und es nur billigbilligbillig haben will. Profit geht über Tierleben.
Ein
alter Hut, das Ganze:
Und
weil es so häßlich klingt, haben wir dafür einen ganz besonders perfiden Euphemismus; Hähne kommen lebendig in den »Homogenisator«, einer Maschine mit
rotierenden Messern, zu Brei zermatscht. Die Hahnenküken sind für die
Brütereien schlicht Abfall – diejenigen, die dem „Homogenisator“ entgehen ,
werden mit Kohlendioxid vergast.
Der Tierschutzbund spricht von einem juristischen Eiertanz – denn das Töten eines Tieres „ohne vernünftigen Grund“ ist in Deutschland verboten.
Der Tierschutzbund spricht von einem juristischen Eiertanz – denn das Töten eines Tieres „ohne vernünftigen Grund“ ist in Deutschland verboten.
Landwirtschaftsminister
Schmidt fand das möglicherweise kurzfristig auch irgendwie unethisch, kündigte
an etwas zu unternehmen. Aber die Hähnchenmäster intervenierten schnell und
erfolgreich.
Eine
gewaltige Menge an lebenden Wirbeltieren werden also auf widerliche Weise
getötet, nur weil es einige Cent mehr kosten würde, sie zumindest aufwachsen zu
lassen, oder sie als Ei zu essen, bevor sie ausgeschlüpft sind.
Allein in den
vergangenen zehn Jahren sind über 213 Millionen Küken qualvoll getötet worden
- das sind 2400 Küken pro Stunde. Denn für die Lebensmittelindustrie sind die
männlichen Küken von hochgezüchteten Legehennenlinien nicht zu gebrauchen. Das
geht aus einer Antwort des Bundeslandwirtschaftsministeriums auf eine Grüne
Anfrage hervor. Der Bundesregierung das qualvolle Töten schon seit Jahren
bekannt. Dennoch versteckt sie sich seit spätestens 2008 hinter wohlklingenden
Willensbekundungen. Passiert ist bisher nichts und das massenhafte Töten geht
mit Billigung von Union und SPD weiter.
[….]
Deshalb
muss die Bundesregierung das Töten von Eintagsküken aus wirtschaftlichen
Gründen untersagen. Dazu muss das Bundestierschutzgesetz zügig geändert werden.
Bundesagrarminister Schmidt ist gefordert, endlich Regeln zu schaffen, die das
Töten und Schreddern der Küken stoppt. Allein die Ankündigung, bis Ostern einen
Aktionsplan vorzulegen, reicht dafür nicht aus. Schmidt muss sich gegen die
Lobby der Hühnerbarone endlich durchsetzen und klare gesetzliche Regelungen
schaffen. [….]
Da waren
die Grünen sehr prophetisch. Schmidt knickte nur Wochen später ein, machte
Kotau vor den reichen Hühnerbaronen.
Plötzlich
sieht die Bundesregierung „keinen Handlungsbedarf“ mehr.
„Das scheint nur ein PR-Gag des Ministers
gewesen zu sein“, kritisiert Grünen-Parlamentarier Oliver Krischer. „Schon
heute ist die Geschlechtserkennung im Ei möglich, sie ist nur teurer als das
Kükenschreddern.“
(DER
SPIEGEL 23.05.2015)
Wir
leben in einer Lobbykratie.
Ökonomische
Interessen setzen sich gegen die Moral durch, auch wenn sie wie im Fall des Kükenschredderns
klar gegen deutsche Gesetze verstoßen.
Aber legal, illegal, scheißegal - wenn es um den Profit geht!
Man hüte
sich aber auch davor zu glauben, in der Hühnerzucht ginge es tierfreundlich zu,
wenn man ein paar Cent mehr ausgäbe und im Supermarkt nur zu freilaufenden
Eiern greife.
Ein
Hühnerleben in Deutschland ist erbärmlich und unwürdig.
Da wir
damit auch noch die afrikanische Landwirtschaft mitruinieren, indem wir durch
supersubventionierte Billigexporte von „Hühnerklein“ die dortigen Märkte überschwemmen, gibt es jeden Anlass, um auf Eier und Hühnerfleisch möglichst zu
verzichten!
Nur
noch knapp 20 % des Hühnerfleisches werden in Europa als ganzes Huhn verkauft.
Obwohl weltweit das turbomäßig getunte Hybridhuhn gezüchtet wird, haben sie ihre Nachteile - dummerweise bilden diese Kreaturen, die wir zum Fressen gern haben in den paar Wochen ihrer kläglichen lichtlosen Existenz neben der Brust noch andere Körperteile aus.
K3 heißen diese Teile, sie sind sozusagen der Kollateralschaden der Fressgier der Reichen:
Restfleisch-Kategorien; K3-Produkte sind Hühnerköpfe und -beine, Flügel und Innereien. Oder wie es in einem anderen bizarren Wort heißt: Hühnerklein. Als Hühnerklein bezeichnet man die Innereien (Leber, Magen, Herz) sowie die Kleinteile wie Flügel, Rücken, Schenkelteile und Hals eines Huhns die bei den meisten üblichen Gerichten keine Verwendung finden.
Obwohl weltweit das turbomäßig getunte Hybridhuhn gezüchtet wird, haben sie ihre Nachteile - dummerweise bilden diese Kreaturen, die wir zum Fressen gern haben in den paar Wochen ihrer kläglichen lichtlosen Existenz neben der Brust noch andere Körperteile aus.
K3 heißen diese Teile, sie sind sozusagen der Kollateralschaden der Fressgier der Reichen:
Restfleisch-Kategorien; K3-Produkte sind Hühnerköpfe und -beine, Flügel und Innereien. Oder wie es in einem anderen bizarren Wort heißt: Hühnerklein. Als Hühnerklein bezeichnet man die Innereien (Leber, Magen, Herz) sowie die Kleinteile wie Flügel, Rücken, Schenkelteile und Hals eines Huhns die bei den meisten üblichen Gerichten keine Verwendung finden.
Aber
selbst wenn man ein ganzes Huhn im Supermarkt kauft und auf die Kennzeichnung „Bodenhaltung“
achtet, sagt das noch sehr wenig aus.
[…] Legehennen
leben in den meisten großen Ställen mehr schlecht als recht, und das gilt nicht
nur für die umstrittene Käfighaltung. Egal ob Käfig-, Boden-, Freiland- oder
Biohaltung: keine dieser Formen garantiert eine tiergerechte Haltung. Zu diesem
Schluss kommt eine Studie der Verbraucherorganisation Foodwatch. Eklatante
Missstände gibt es demnach in allen Bereichen. "Die Verbraucher können
anhand der Kennzeichnung zwar zwischen verschiedenen Haltungsformen wählen,
aber nicht gezielt Eier von gesunden Hennen kaufen", kritisiert Luise
Molling, Tierschutzexpertin von Foodwatch.
[…]
Selbst in der Biohaltung sind die Hennen
laut Studie nicht zwangsläufig gesünder, auch wenn sie mehr Platz haben als die
meisten ihrer Artgenossen. Weit verbreitet in allen Haltungsformen sei
Federpicken und Kannibalismus, heißt es weiter. Diese Verhaltensstörungen
treten auf, wenn Tiere nicht artgerecht gehalten werden. Usus ist es auch
ausnahmslos, männliche Küken zu töten. In allen Haltungsformen werden
Turbohennen eingesetzt, die seit Jahrzehnten auf Hochleistung getrimmt werden
und bis zu 300 Eier pro Jahr legen - üblich sind bei normalen Rassen 20 bis 180
Eier pro Jahr. Der Stress und die Überzüchtung machen Hybrid-Hennen, die aus
verschiedenen Inzuchtlinien entstanden sind, besonders krankheitsanfällig.
Bio-Halter und konventionelle Halter kaufen Küken meist bei den gleichen
Anbietern ein. […] Trotzdem ist der
Konsum an Käfigeiern nach wie vor viel höher als den meisten Konsumenten
bewusst sein dürfte. Dies liegt daran, dass die Kennzeichnungspflicht
lückenhaft ist. Im Schnitt verzehrt jeder Bundesbürger pro Jahr 218 Eier, mehr
als die Hälfte davon ist jedoch versteckter Konsum. Dabei geht es um die Eier,
die in Süßwaren, Kuchen, Nudeln oder anderen Fertigprodukten landen. Woher sie
stammen, muss in dem Fall nicht ausgewiesen werden. Das gilt gleichwohl für die
Haltungsform und den Herkunftsort. So wird auch verschleiert, dass ein Teil der
in der Lebensmittelproduktion verwendeten Eier aus dem Ausland kommt. Ein
Drittel ist nach EU-Angaben Importware, und die ist meist billiger als
deutsche. Die Haltungsvorschriften innerhalb der EU sind höchst
unterschiedlich. Über eine Kennzeichnung für verarbeitete Eier wird in Brüssel
schon länger debattiert. Vorstöße sind bisher jedoch am Widerstand der Lobby
gescheitert.
Der
Verbraucher lässt sich also einlullen.
Das
glückliche Huhn bekommt er nicht.
Kleingruppenhaltung,
das ist ein schön euphemistischer Begriff. Kleingruppenhaltung bedeutet, dass
die Hühner in Käfigen leben, nach wie vor. Das sind nicht mehr die
Legebatterien, wie sie inzwischen eigentlich europaweit verboten sind, sondern
etwas größere Käfige mit etwas größeren Gruppen. 60 Tiere leben in diesen
Käfigen, etwa zwölfeinhalb pro Quadratmeter umgerechnet. Sie können sich
vorstellen, dass das sehr weit entfernt von wirklich artgerechter Haltung ist,
die Tiere in ihren natürlichen Verhaltensweisen sehr, sehr stark eingeschränkt
werden.
[…]
Das ist die sehr frustrierende zentrale
Erkenntnis aus unserem Report, dass der Verbraucher durch seine
Kaufentscheidung eigentlich kein wirklich garantiert tiergerecht erzeugtes Ei
erwerben kann. Also wenn Sie nicht gerade neben einem Bauernhof wohnen und
selber sehen können, ob die Tiere dort auch wirklich gesund sind und auch der
Halter sich gut um die Tiere kümmert, können Sie nie sicher wissen, ob es dem
Tier auch gut ging. Und das ist leider die zentrale Erkenntnis, die wir haben,
und daher fordern wir eben, dass nicht nur einerseits alle Tiere
Haltungsbedingungen haben, in denen sie ihre arteigenen Verhaltensweisen ausüben
können – und das könnte sogar über bio noch hinausgehen, aber da geht bio schon
in die richtige Richtung –, dass es aber eben auch eine ganz klare Zielvorgabe
gibt für den Gesundheitsstatus der Tiere, also ganz klar gesetzlich
vorgeschrieben wird, zum Beispiel in einer Herde dürfen nur noch drei Prozent
der Tiere Brustbeinschäden haben oder eben Fußballenentzündungen. Und wenn der
Halter es nicht schafft, diesen Gesundheitsstatus dauerhaft auch zu erreichen
und die Tiere gesund zu halten, dann soll er seine Produkte auch nicht mehr
vermarkten dürfen.[…]
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