Das ist
das Blöde, wenn man einer monotheistischen Religion angehört: Da es nur einen
Gott gibt, kann man seine Autorität auch nicht in Frage stellen.
Rosinenpicken
verbietet sich grundsätzlich, denn wenn man einige Lehren des einen Gottes
ablehnt, stellt man ihn auch sofort insgesamt in Frage. Und genau das ist die
Definition des Glaubens, daß man das eben nicht tut.
Es ist
eine fundamentale religiöse Absurdität von anderen die Einhaltung bestimmter
Forderungen aus Koran/Bibel/Thora zu verlangen, während man selbst solche
Forderungen ignoriert.
Man kann
nicht das Zinswesen akzeptieren, Schalentiere essen und Sklaverei verdammen,
wenn man gleichzeitig aufgrund biblischer Texte beispielsweise Homosexualität
verdammt.
Seine
überragende Dummheit offenbarte Grünen-Religiot Volker Beck, als er am
Bundestagsrednerpult mit der aufgeschlagenen Bibel in der Hand aus der Genesis zitierte,
um die Penisbeschneidung zu rechtfertigen, während er die im gleichen Buch enthaltenen
Forderungen nach Frauenunterdrückung, Sklaverei und
Antisemitismus ablehnt.
Biblische Lehren haben sich als Schande erwiesen und somit ist das Gesamtkonzept
Gott gescheitert.
Ein
Christ, der nicht mit Sklaverei und Antisemitismus einverstanden ist, kann
seine Bibel gleich wegwerfen, denn Gott hat seine Gebote gewiss nicht als
unverbindliche Vorschläge verstanden.
Im
Gegenteil, das Christentum lebt von DOGMEN, die eben nicht verhandelbar sind. Aufgrund dieser Dogmen wurden Millionen Menschen gequält und
umgebracht.
Dem
diametral entgegen gesetzt ist das Schmidt-Salomonsche Konzept des
evolutionären Humanismus, welches besagt, daß sich unsere humanistischen
Grundsätze in einem kontinuierlichen Wandel befinden.
Der
Humanismus von vor 200 Jahren kannte keine Frauenrechte und Demokratie, vor 100
Jahren waren gleiche Rechte für LGBTs und die Ächtung der Prügelstrafe noch
kein Thema. Gut möglich, daß im Jahr 2215 der Humanismus selbstverständlich
Konzepte beinhaltet, die heute noch hochumstritten sind. Man denke an
Tierrechte, Recht auf Selbsttötung, nationale Rechte, soziale Ungleichheiten
und Ähnliches.
"Wir sind nicht
die Krone der Schöpfung, sondern die Neandertaler von morgen". Die
Giordano-Bruno-Stiftung vertritt die Position des „Evolutionären Humanismus“,
die Mitte des letzten Jahrhunderts von dem bedeutenden Evolutionsbiologen und
ersten Generaldirektor der UNESCO, Julian Huxley, formuliert wurde. […] Wie jeder konsequente Humanismus geht auch der Evolutionäre Humanismus
von der Notwendigkeit und Möglichkeit der Verbesserung der menschlichen Lebensverhältnisse
aus. Evolutionäre Humanisten treten entschieden für die Werte der Aufklärung,
für kritische Rationalität, Selbstbestimmung, Freiheit und soziale
Gerechtigkeit ein. Allerdings begreifen sie den Menschen nicht mehr als „Krone
der Schöpfung“, sondern als unbeabsichtigtes Produkt der natürlichen Evolution,
das sich nur graduell, nicht prinzipiell, von den anderen Lebensformen auf
diesem „Staubkorn im Weltall“ unterscheidet.
Als Kinder der Evolution sind auch wir bloß „Leben,
das leben will, inmitten von Leben, das leben will“ (Albert Schweitzer), was
sich in einem verantwortungsvolleren Umgang mit der nichtmenschlichen Tierwelt
niederschlagen sollte.
Ethische Grundlage des evolutionären
Humanismus ist das "Prinzip der gleichen Berücksichtigung gleichrangiger
Interessen". Daher sind diskriminierende Ideologien wie Rassismus,
Sexismus, Ethnozentrismus oder Speziesismus sowie sozialdarwinistische oder
eugenische Konzepte [….] mit dem evolutionären Humanismus
unvereinbar.
(gbs)
Es ist
aber zu vermuten, daß Humanisten sich in ein paar Hundert Jahren – sofern es dann
noch Menschen geben sollte – nicht so entsetzlich für ihre Ursprünge schämen
müssen wie es Christen schon jetzt mit Blick auf die entsetzlichen Gräueltaten
der Kirchengeschichte und den explizit Mensch- und Natur-feindlichen Lehren der
Bibel tun müssen.
Als
Humanist verstehe ich Kultur als Angebot, strebe nach Vielfalt.
Da ich
prinzipiell undogmatisch bin und an keine allmächtige und unfehlbare Instanz
glaube, kann ich im Gegensatz zu Frau Käßmann sehr wohl ein kulturelles
Rosinenpicken betreiben. Anders als die debile BILD-Kolumnistin will ich niemanden meine Vorlieben aufdrängen.
Die
Metapher für kulturelle Vielfalt ist üblicherweise das Essen.
Noch in
den 1970er Jahren zeigte Wolfgang Menge in seiner genialen Serie „Ein Herz und
eine Seele“ wie abwehrend
und negativ der deutsche Spießer auf die ersten Pizzas
reagierte.
Zu der
Zeit war meine Familie aus NY nach Deutschland gekommen und ich erinnere mich
noch, daß meine Eltern immer auf der
Suche nach bestimmten Lebensmitteln waren, die es hier kaum gab.
Scallions
und romaine lettuce kamen damals gerade erst auf.
Ich war
darauf trainiert nach Frühlingszwiebeln Ausschau zu halten und wir kaufen jedes
Bund Scallions, das wir fanden.
Die
tollsten Pakete aus den USA enthielten damals „Muffins“. Wir bekamen die sehr
selten, weil man sie aufgrund der Haltbarkeit als Luftpost schicken mußte und
das war sehr teuer.
Ich
erinnere mich aber noch genau an die damaligen Verpackungen und wie wir uns
regelrecht darum prügelten, wer das erste Muffin aus dem Toaster essen durfte.
Vor etwa 20 Jahren (?) trauten wir unseren Augen kaum, als es auf einmal in
hiesigen Supermärkten auch „Toastis“ von Harry gab, die wie Muffins schmeckten.
Natürlich nicht so gut, aber immerhin. Noch länger dauerte es bis zur großen
Freude meines Vaters Pastrami in den deutschen Wursttheken auftauchte – zu spät
für mich; ich war da schon lange Vegetarier.
Inzwischen
gibt es kaum noch Lebensmittel, die ich aus Amerika vermisse. Das Angebot in
Deutschland ist groß geworden. Lediglich Lawry's seasoned salt muß ich mir noch aus den USA
schicken lassen, weil ich dafür keine Alternative in Deutschland finde.
Nun ist
Amerika nicht der Inbegriff der kulinarischen Kultur.
Erheblich
wichtiger sind der asiatische, italienische, französische, arabische und
türkische Einfluß auf das deutsche Essen.
Ohne
türkische Antipasti und italienischen Balsamico und Mozzarella, ohne Sojasoße
und französische Käse würde ich vermutlich verhungern.
Dabei
bin ich durchaus ein „picky eater“ und mag alles Mögliche nicht.
Die meisten
Waren des von mir bevorzugten Asia-Marktes VINH-LOI Hamburg
rühre ich lieber nicht an. Aber das Angebot ist so reichhaltig, daß ich doch
regelmäßig dahin fahre und immer mal wieder etwas Neues ausprobiere.
Das ist
aber gerade das Kennzeichen kultureller Vielfalt, daß man nicht alles mag,
vieles vielleicht sogar als regelrecht abstoßend empfindet.
Vor
einigen Jahren eröffnete bei mir um die Ecke ein hübsches gemütliches
portugiesisches Café. Die Inhaber waren wunderbare Leute, die ich liebend gern
unterstützt hätte.
Leider
kann ich portugiesische Backware nichts ausstehen. Zu trocken, zu süß und dann
auch noch voll mit diesen widerlichen Sukade-artigen Gummiobst-Klumpen.
Ekelhaft.
Zum
Einjährigen veranstaltete die Betreiber ein öffentliches Grillen für die Nachbarschaft.
Eigentlich wunderbar, nur leider haben die meisten Portugiesen diese
unerklärliche Vorliebe für Bacalhau, der natürlich auf die Grills gelegt wurde
und die ganze Gegend in einen unfassbaren Gestank hüllte.
Ich wäre
beinahe kollabiert und lief mit grünem Gesicht um mein Leben.
Erstaunlich,
aber wahr: Andere Menschen empfinden das anders als ich. Das Grillfest war gut
besucht. Offenbar gibt es sogar Deutsche, die nicht augenblicklich Brechreiz
bekommen, sondern das Zeug sogar essen.
Es sind
Angebote, die nebeneinander her existieren können – in Parallelwelten.
Parallelgesellschaft
ist übrigens ein zu Unrecht negativ konnotierter Begriff.
Ich
schätze Parallelgesellschaften. Man kann sich zwischen ihnen bewegen und die
einem extrem Widerstrebenden links liegen lassen.
So eine
Parallelgesellschaft ist für mich beispielswiese die Schlager- oder
Volksmusikszene.
Das sind
Megatrends, die ganz große Hallen füllen und Millionen CDs verkaufen.
In
Hamburg rotten sich im Sommer sogar Myriaden geistig Retardierte zum „Schlagermove“
zusammen.
Wenn so
etwas stattfindet, muß man flüchten.
Jeder
Hamburger hat schon Kölner und Düsseldorfer erlebt, die zur Karnevalszeit aus
ihren Städten hierher fliehen, weil sie die Massen Geistesgestörter nicht
ertragen können.
Aber das
ist die natürliche Kehrseite eines kulturellen Angebotes, von dem wir alle viel
mehr profitieren, als wir erleiden müssen.
Natürlich
würde kein Biodeutscher heute noch seine Nahrungsaufnahme auf schwäbische
Kutteln, bayerische Weißwurst, Hamburger Labskaus und Hessischen Äppelwoi beschränken.
Wir sind
nicht nur dankbar für die vielen Alternativen, sondern haben sie in unseren
täglichen Speiseplan integriert.
Was für
ein Glück, daß die Geschmäcker verschieden sind und nicht alle immer nur
Isländischen Hákarl, Pfälzischen Saumagen, Schottischen Häggis oder
Schwedisches Surströmming essen, sondern ständig kulturell beeinflusst werden.
Natürlich
praktiziere ich das Rosinenpicken keineswegs nur beim Essen, sondern generell.
Ohne
angelsächsische Rockmusik, Italienische Opern, russische Literatur, Isländischen
Pop, Schweizer Uhren, Belgische Schokolade, Japanische Elektronik,
amerikanische Drama-Serien, Syrische Seifen, französisches Kino, Iranische Pistazien,
Israelische Pomelos, Indische Software oder Italienisches Design will man nicht
mehr auskommen.
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