Donnerstag, 29. November 2018

Segen und Fluch

Vielleicht liegt es an meinem fortgeschrittenen Alter, vielleicht auch zunehmender Benutzerunfreundlichkeit.
Aber ich verfahre bei meiner Haustechnik gern nach dem Motto „never change a winnig team“.
Ich tausche nicht gern alte Geräte aus, die zu meiner vollen Zufriedenheit funktionieren, nur weil es eine technische Neuerung gibt.
Schon bei meinem ersten eigenen Waschmaschinenkauf; Dekaden ist es her, lernte ich von dem Verkäufer, daß sich die Kunden fast immer für das Modell entscheiden, welches die meisten Funktionen hat. Der Preis spielt eine geringere Rolle. Also übertreffen sich die Hersteller mit immer neuen Finessen, weil der Kunde eben lieber das Gerät mit 80 Waschprogrammen, statt nur 75 kauft.
Dabei benutzt man ohnehin nur zwei bis maximal drei Waschprogramme.
Dieses Kundenverhalten ist nicht klug, da jedes elektronische Extra eine potentielle Fehlerquelle ist.
Deswegen heißt es heute auch „Mechatroniker“ statt „KfZ-Mechaniker“, weil das Auto voller überflüssiger elektrischer Spielzeuge steckt. Elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung, Regensensoren, Sitzheizung. Alles kann kaputt gehen und dann wird ein neues Elektromotörchen fällig, das 1000 Euro kostet.
Als man noch mit einer Handkurbel die Fenster senkte, vermisste man nichts und nichts konnte kaputt gehen.
Man nenne mich Verschwörungstheoretiker, aber bei all den elektronischen Bauteilen, vermute ich Geplante Obsoleszenz. Irgendwann sind sie tot und man muss neu kaufen. In Sibirien fahren sie mit Traktoren und Schneepflügen aus den 1930er und 1940er Jahren herum. Wenn die mal stehenbleiben, handelt es sich immer um etwas, das sich mit einem Schraubenzieher und einem Bindfaden beheben lässt. Die Dinger sind unkaputtbar, weil sie sowieso über keinerlei Elektrik und Komfort verfügen.

(…..)  Besonders eindrücklich ist für mich immer noch welches Erstaunen bei den alteingesessenen Amis erzeugt wurde, wenn in Deutschland Aufgewachsene danach trachteten eine Waschmaschine oder einen Staubsauger zu reparieren.
Wozu denn das? Wie altmodisch, wie umständlich, wie ärmlich.
Throw it away and get a new one! war der Satz, den man auf solche Fragen als Antwort erhielt.
Ob es sich um ein T-Shirt oder ein Auto handelte; jeder war daran gewöhnt, daß solche Dinge binnen (für das deutsche Empfinden) kürzester Zeit in ihre Bestandteile zerfielen, auf dem Müll landeten und ersetzt wurden.
Das war kein Ärgernis, sondern im Gegenteil ein Symbol des allgemeinen „progress“.
Denn so hatte man stets das Neueste und Modernste.

Es gab sogar amerikanische Ökonomen, die im Rahmen der geplanten Obsoleszenz* eine generelle gesetzliche Maximal-Benutzungszeit für alle Produkte planten.
Man stellte sich ein auf ewig gesichertes Wirtschaftssystem vor, bei dem alle Arbeitsplätze garantiert wären, weil alle Hersteller genau wüßten welcher Absatz zu erwarten wäre.

Welch eine tolle Idee. Schon beim Verkauf einer Jeans, hätte Levi gewußt, wann der Kunde wiederkommt, weil die maximale Tragezeit von zwei Jahren nicht überschritten werden dürfte.

*(Die geplante Obsoleszenz ist Teil einer Produktstrategie. Beim Herstellprozess werden in das Produkt bewusst Schwachstellen eingebaut, Lösungen mit absehbarer Haltbarkeit oder Rohstoffe von schlechter Qualität eingesetzt. Das Produkt wird schnell schad- oder fehlerhaft, kann nicht mehr in vollem Umfang genutzt werden. Der Kunde will oder muss es ersetzen. - Wiki)

Aus europäischer Perspektive ist die geplante Obsoleszenz eine hochperverse ausbeuterische Strategie, die ich gar nicht genug verdammen kann.
Umso ärgerlicher, daß die geplante Obsoleszenz weitgehend durchgesetzt ist. Jeder weiß, daß die normalsten Gebrauchsgegenstände wie Telefone oder Kaffeemaschinen eine sehr kurze Lebensdauer haben.
Die Obsoleszenz-Chips sind dabei noch nicht mal getarnt. Das erlebt man bei seinem Drucker/Fax-Kombi-Gerät, das zwar noch einwandfrei funktioniert, bei dem aber nach ein, zwei Jahren Warnungen wie „Foto-Modul ersetzen“ oder „Speicherplatz in kritischem Zustand“ aufblinken.

Wir sind Sklaven des amerikanischen Prinzips “Throw it away and get a new one!” geworden. (….)
(Ab auf den Müll – 13.11.11)                 

Computer werden immer wieder zu veritablen Alpträumen, wenn neue Betriebssystem erforderlich werden, obwohl das Alte noch perfekt funktionierte, weil der Hersteller einen mit perfiden Methoden zwingt umzusteigen.
Dann wird es teuer, kostet viel Zeit und man stellt fest, daß es für die erst vor zwei Jahren angeschafften Drucker/Scanner/etc keine Treiber mehr gibt, die mit Windows 10 laufen. Also muss man den alten Laserdrucker, der so schön geräuschlos und einwandfrei lief auch gleich in die Tonne treten und einen Neuen und Teureren kaufen, zu dem selbstverständlich Toner gehören, die gerade eben so viel verändert wurden, daß die Alten nicht in den neuen Drucker passen.

Ich hätte gar nichts dagegen mir ab und zu etwas Neues zu kaufen, wenn das freiwillig geschähe oder ich durch den Tod des Vorgängers einsehe, daß eine Neuanschaffung notwendig ist.

Bei vielen Dingen des alltäglichen Lebens kann man diesen immer schnelleren Müllproduktionszyklus durchbrechen, indem man Qualität kauft.
Manufactum-Qualität beispielsweise. Die inzwischen zum Otto-Konzern gehörenden Häuser bieten (zu gepfefferten Preisen) Spülbürsten, Handtücher, Töpfe, Scheren, Werkzeuge oder Reisetaschen, die Jahrzehnte halten und ökologisch hergestellt wurden.

Schon meine Mutter hatte mir als Kind erklärt „nur sehr Reiche können sich leisten billige Schuhe zu kaufen“.
Mit anderen Worten: Gib lieber etwas mehr Geld für einen guten Schuh aus, den Du zehn Jahre tragen kannst, als billige Dinger zu nehmen, die nach zwei Monaten auseinanderfallen.
Deswegen mag ich auch mechanische Armbanduhren: Wertbeständig, unkaputtbar, kein Abfall, umweltfreundlich.
Ich behalte gern die Dinge, die funktionieren und lasse mich nicht im Geringsten davon verunsichern, wenn ich als altmodischer Kauz ausgelacht werde.

Weit über 30 Jahre, bis genau gestern Nacht, war ich begeisterter und zufriedener täglicher Nutzer meiner VHS-Videorekorder.
Drei Stück stehen in meinem Arbeitszimmer und alle funktionieren perfekt. Logischerweise, denn die Technik ist total überholt, seit Jahren werden keine Videorekorder mehr hergestellt.
Ich mag sie, weil ich sie gewöhnt bin, weil ich sie im Schlaf bedienen kann. Ich zeichne überhaupt alles, das ich im Fernsehen sehen möchte, vorher auf eine VHS-Cassette auf und gucke mir dann erst die Aufnahme an. Da bin unabhängig von den Anfangszeiten, muß mich nicht mit Decodern und Streaming-Abos plagen und kann sehr ökonomisch Sendungen konsumieren, indem ich bei Werbeblöcken schnell vorspule und bei langweiligen, irrelevanten Szenen das Band schneller laufen lassen.
Der größte Vorteil gegenüber Festplatten und DVD ist aber meines Erachtens, daß Videocassetten logischerweise stehenbleiben, wenn man sie rausnimmt oder das Gerät ausmacht. Ich kann jederzeit unterbrechen, die Cassette weglegen, etwas anderes gucken und wenn ich drei Stunden, zwei Wochen, sieben Monate später weitergucken möchte brauche ich nicht zu rätseln wo ich stehen geblieben war, sondern lege die Cassette wieder ein und bin genau an der Stelle an der ich aufhörte.
Schon bei DVD-Boxen wird das nervig, wenn man beim Bingewatching gestört wird und Tage später versucht festzustellen wie weit man eigentlich bei den Sopranos gekommen war.

Nun ist es aber passiert; mein Kabelanbieter hat das analoge Signal abgestellt.
Die Blödmänner machen das in Hamburg peu à peu, damit ihre Beschwerdehotlines nicht zusammenbrechen. Nach den garstigen stündlichen Warneinblendungen hatte ich natürlich auf der Homepage meine Straße eingegeben und erfahren, daß ich am 19.01.2019 endgültig zwangsdigitalisiert werde.
Aber leider machte es am 27.11. FUMP und alles war aus. Sogar mein kleiner Fernseher über dem Schreibtisch. Der ist doch noch ganz neu, dachte ich schockiert. Gerade erst vor zwei, drei Jahren gekauft das japanische Teil, Flachbild-TVs können doch digital. Dachte ich.
Aber OK, so neu ist es eben doch nicht mehr. 2009 steht hinten auf dem Schild. Und Funai ist gar nicht aus Japan, sondern aus Polen.

Ein Mist, jetzt musste ich also doch im beginnenden Vorweihnachtswahn so ein Elektronikhaus entern, um einen neuen TV und neue Aufzeichnungsgeräte zu kaufen.
Die Fernsehabteilung verstehe ich nicht; was bedeuten die ganzen Abkürzungen auf den Anpreisungsschildchen? Zum Glück war das Regal mit den Apparaten in Funai-Größe (24‘‘) völlig ohne Kunden und übersichtlich, während sich die Volksmassen an den Endlosreihen von gewaltigen Riesenbildschirmen in der Preislage Vier-bis Fünfstellig drängelten.
Auch das verstehe ich alles nicht. Wieso haben die alle offensichtlich Geld wie Heu und dazu Wohnungen, in denen man einen kleinen Fußmarsch entfernt von einer Wand sitzen kann, an der diese vier, sechs sieben Quadratmeter-Flachbildschirme hängen?
Besser lief es bei den DVD/Bluray-Geräten. Die sind schön klein und leicht, gehen preislich bei 50 Euro los. Ich war schon ganz entzückt bis ich allerdings deprimiert feststellte, daß die alle nur abspielen können. Die zweieinhalb Maschinen, die auch auf Festplatte aufzeichnen, vielleicht sogar zwei, drei Sendungen gleichzeitig, spielen in einer ganz andere Preisdimension und sind – natürlich – sowieso alle ausverkauft.
Es gibt offensichtlich eben doch noch mehr VHS-affine Technikverweigerer wie mich, die jetzt alle bei Saturn und Mediamarkt rumlungern und Festplattenrekorder kaufen wollen.

Am Ende habe ich alles bezahlt, konnte aber nur den kleinen neuen TV mitnehmen, weil alles andere ausverkauft war und erst bestellt werden muss.
Meine alten Geräte kann ich nun alle zum Recyclinghof bringen. Voll funktionsfähige Rekorder und Fernseher, mit denen ich sehr zufrieden war.
Nur weil es keine analogen Kabelsignale mehr gibt.
Und alle meine Lieblingssendungen kann ich nicht mehr sehen, weil ich die jetzt nicht aufzeichnen kann.
Byebye, meine geliebten VHS-Recorder!

Früher war alles besser…..

Mittwoch, 28. November 2018

Sadistische Spezialdemokratin

Natürlich kann man mit Menschen anderer politischer Meinung gut befreundet sein.
In den sozialen Netzwerken soll man sogar mit ihnen befreundet sein. Raus aus den Filterblasen. Nie müde werden den Konservativen vor Augen zu halten worin sie irren.

[….] Donald Trump macht über seine Twitter-Botschaften Politik. Aktuell verbreitet er eine polemische Fotomontage der Fanseite "The Trump Train". Die Collage zeigt seine Amtsvorgänger Barack Obama und Bill Clinton sowie die frühere Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton hinter Gittern.
"Nun, da die illegalen Absprachen mit Russland eine erwiesene Lüge sind, beginnen wann die Prozesse wegen Hochverrats?" steht in Großbuchstaben über der Montage, die der Präsident auf Twitter weiterverbreitete. Trump hat weltweit rund 56 Millionen Follower. [….]


🚂🇺🇸 (@The_Trump_Train) 28. November 2018

Es gibt aber Grenzen. Wer für Trump oder die AfD schwärmt, ist entweder miserabel informiert oder charakterlich verdorben.

(….) Natürlich müssen meine Freunde nicht meine politischen Ansichten teilen. Sie können auch andere Parteien bevorzugen, für verschiedene Steuermodelle plädieren, Musik lieben, die ich nicht ausstehen kann. Sie können fürchterliche Klamotten anziehen, eigenartige Sexualpraktiken betreiben und abscheuliche Sachen fressen. Sie dürfen auch umgekehrt gern genauso über mich denken.

Wer aber Trump oder die AfD unterstützt, also Menschen dafür verachtet, daß sie eine andere Hautfarbe haben oder von jüdischen Verschwörungen überzeugt ist, wird von mir ganz privat entfreundet.

Das ist etwas anderes als eine „Entfreundung“ auf Facebook. Dort halte ich es gar nicht für angebracht, weil das die Verfilterblasung der Welt befördert. Man sollte sich im Internet auch mit solchen Typen umgeben und ihnen tagtäglich widersprechen, ihnen die Fakten nahebringen und ihnen klarmachen, daß man radikal ihren Hassbotschaften opponiert.

Aber in meinem kleinen privaten realen Freundeskreis dulde ich keinen Schwulenhass oder Frauenfeindlichkeit. Keinen Rassismus und keine Xenophobie.
Denn nach meiner privaten Meinung sind Menschen, die solchen Ansichten anhängen schlechte Menschen. (…)

Politik hat für mich so eine grundsätzliche politische Bedeutung, daß ich den Bereich in meinem engen Freundeskreis nicht ausklammern kann.
Ich denke immer politisch und trachte danach meine politischen Grundüberzeugungen zu verbreiten, mein politisches Lager zu stärken.
Ich kann es nicht achselzuckend hinnehmen, wenn in Österreich, Italien, Polen, Amerika, Ungarn Rechtsradikale regieren, sondern fühle mich dadurch generell frustriert.
Meine emotionale Beteiligung geht soweit, daß ich Rechten jeden Erfolg zutiefst missgönne.
Glücklicherweise sind unsympathische Politiker, unsympathische Parteien und unsympathische politische Positionen oft kongruent.
Ich mag die CDU nicht, ich mag Jens Spahn erst recht nicht und lehne all seine Ansichten üblicherweise radikal ab.
Normalerweise sollte ich mich also freuen, wenn er im Bundestag vorprescht und von allen Seiten verbale Prügel einsteckt.

Ich gehe allerdings nicht so weit wie die meisten Parteipolitiker, die Anträge anderer Parteien auch dann radikal ablehnen, wenn sie ihren eigenen Überzeugungen entsprechen.
Die Linke brachte gelegentlich Anträge in den Bundestag ein, die von der oppositionellen SPD wortgleich in schwarzgelben Zeiten formuliert wurden, um die nun großkoalitionären Sozis vorzuführen, wenn diese quasi ihren eigenen Antrag ablehnen.
Natürlich ging es in diesen Fällen auf den Linken nicht um Sachpolitik und Inhalte, sondern tatsächlich darum die verhasste SPD vorzuführen. Mit solchen Manövern sehen also beide Parteien schlecht aus.

Heute diskutierte der Bundestag einen gemeinsamen Entwurf von Prof Karl Lauterbach (SPD) und Jens Spahn (CDU) zur Organspende.
Die Absurdität beginnt schon bei der Stellungsbeschreibung der beiden.

Der Sozi ist habilitierter Mediziner und Gesundheitswissenschaftler, der fachkundigste Gesundheitspolitiker des Bundestages, völlig unbestechlich (er veröffentlicht jedes Lobbyistenschreiben an ihn umgehend) und wäre die Idealbesetzung als Gesundheitsminister. Er ist aber einfacher Abgeordneter und hat im Bundeskabinett nichts zu sagen.

Der Christdemokrat hingegen ist fachfremd, erhielt 2008 den Bachelor of Arts der Fernuni Hagen, arbeitete selbst als Pharmalobbyist und fungiert heute als mächtiger Bundesgesundheitsminister.

Deutschland ist eben alles andere als eine Meritokratie, in der der Qualifizierteste den Regierungsjob bekommt, sondern ein von dummen Wählern idiotisiertes Land.

Fast alles was Spahn sagt, löst bei mir Brechreiz aus. Aber heute war er ausnahmsweise mal im Recht. Ich unterstütze seine Forderung zur generell möglichen Organentnahme, sofern der Verstorbene nicht zu Lebzeiten widersprochen hat oder die Angehörigen es nach seinem Tod tun.

[…..] Doppelte Widerspruchslösung. Derzeit müssen Menschen aktiv zustimmen, wenn sie nach einem Hirntod ihre Organe spenden wollen. Ein Vorschlag für eine grundlegende Systemänderung – die sogenannte doppelte Widerspruchslösung – sieht vor, dieses Prinzip umzukehren. Jeder Mensch wäre damit Organspender, es sei denn, er oder sie hat zu Lebzeiten einer Organspende widersprochen. Als doppelte Sicherheit hätten zudem die Angehörigen die Möglichkeit, einer Organspende zu widersprechen. Die Befürworter dieser Lösung versprechen sich dadurch einen deutlichen Anstieg der Spenderzahlen und verweisen auch auf Länder wie Spanien oder Frankreich, in denen es drei bis viermal so viele Spender auf eine Million Einwohner gibt wie in Deutschland. […..]

Das ist die einzig vernünftige Lösung und nur weil Spahn das auch so sieht, rücke ich davon nicht ab. Tausende Menschen, darunter viele Kinder, sterben in Deutschland, weil verklemmte Christen im Bundestag ihnen nicht bei der Organsuche helfen wollen.

Aber wenn es darum geht Menschen unnötiges Leid zuzufügen, sie zu quälen, Kinder bestialisch zu malträtieren, wartet die SPD-Fraktion mit ihrer speziellen Sadismusbeauftragten Kerstin Griese auf, die schon zutiefst amoralisch, brutal, rücksichtslos und bösartig persönlich dafür sorgte, daß es kein selbstbestimmtes Sterben, keine weitreichende Patientenverfügung geben darf.
Griese, fanatische Anhängerin eines brutalen, mörderischen Rachegottes möchte unbedingt alle Menschen gegen ihren Willen zwingen am Ende ihres Lebens möglichst lange zur Freude der Pharmaindustrie angeschlossen an Maschinen und Infusionen hilflos im Krankenhaus entsetzlich zu leiden. Keinesfalls darf laut Griese ein Mensch das Recht haben für sich selbst zu bestimmen, daß es ihm jetzt reicht.
Die fromme Sozialdemokratin Griese ist für mich die Apotheose des Negativen der politisierten Religion.
Ich verachte sie mit ihrer anmaßenden Zwangsreligiotisierungseinstellung zutiefst. Alle ihre sadistischen antihumanen Projekte – Sterbehilfe verbieten, Kinderpenisse verstümmeln, Patientenverfügungen verwässern, Todkranken rettende Organe verweigern – darf sie gern für Ihresgleichen, also Christen, durchsetzen, aber was bildet sich diese Person ein, ihr teuflisches Streben auch Atheisten und unschuldigen Kindern aufzuzwingen?

[….] Kerstin Griese hat im Bundestag für eine verpflichtende Entscheidungslösung bei Organspenden plädiert. „Wir brauchen mehr Organspender, aber der Gesetzgeber kann das nicht verordnen.“
Organspende heiße, dass man sich aus Nächstenliebe, aus Humanität, Vernunft oder Überzeugung entscheidet, zu helfen, sagte die SPD-Abgeordnete. „Organspende ist ein Geschenk. Pauschal vorzugeben, dass all diejenigen, die nicht widersprechen, Organspender sind, geht meines Erachtens zu weit.“ [….]

Klar, sterbenden Kindern zu helfen, tausende entsetzlich leidende Menschen vorm Tod zu bewahren, das geht ihres Erachtens zu weit.

(….) Hass ist ein starkes Wort, aber wenn ich in der Dokumentation „Frau S. will sterben“ sehe, wie Kerstin Griese auch zwei Jahre später noch stolz auf ihr Gesetz zur systematischen Qual von Menschen ist, wünsche ich den Befürwortern dieses Aktes soziopathischen Bevormundung ein eigenes Lebensende mit jahrelanger….

 
Der Gesundheitsminister und seine frommen Parlamentskollegen sind eine Schande für ihren Berufsstand.

(…..) Gröhe ist ein Musterexemplar des anmaßenden Sadismus‘.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hat sich dafür ausgesprochen, die organisierte Beihilfe zur Selbsttötung schwer kranker Menschen unter Strafe zu stellen. "Ich sehe die große Gefahr, dass die organisierte Sterbehilfe als Behandlungsvariante neben andere tritt", sagte er am Montagabend bei einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung in Hannover. Ein entsprechendes Gesetzesverfahren soll nach Angaben der CDU-nahen Stiftung nach der Sommerpause beginnen. Ein erster Anlauf war in der vergangenen Wahlperiode gescheitert, weil sich die schwarz-gelbe Koalition nicht einigen konnte.
In Deutschland sind die aktive Sterbehilfe und Töten auf Verlangen verboten, die Beihilfe zur Selbsttötung ist aber bisher straffrei.
[…..]  Der Minister lehnte auch den Vorschlag ab, die Beihilfe zur Selbsttötung in streng umgrenzten Fällen in ärztliche Hände zu legen. Auf diese Weise würden Grundsätze des Lebensschutzes aufgeweicht. […]

Selten erlebt man so penetrantes Ignorieren des alltäglichen menschlichen Leids.
Gröhe illustriert mustergütig seine eigene Heuchelei, seine Unwissenheit, seine Gewissenlosigkeit, seine Anmaßung, seine schlicht unmenschliche Bosheit.
Jeder Christ kann sein Leiden, seine bestialischen Schmerzen, sein Ersticken, seine Unselbstständigkeit, seine Lähmungen, seine Perikardergüsse, seine Magensonden, seine Tracheotomien, seine Intubationen, seine Katheter, seine verschleimenden Lungen, seine Inkontinenz, seine Dekompensation, sein Organversagen, seine Hämodialyse, seine Klistiere, seinen künstlichen Darmausgang, seine Desorientierung, seine Panikattacken, seine Ängste, Phobien und Depressionen, seine Verzweiflung, seine Paresen, seine Dekubiti, seine Ekzeme, seinen Pruritus, seine Exsikkose, seine Infusionen, seine Transfusionen, seine OPs, seine Beatmungsmaschinen und die Verzweiflung der Angehörigen so lange genießen wie er will.

Wenn jemand anders das nicht möchte und mit seinem EIGENEN Leben selbstbestimmt umgehen will, geht das den Christen nichts an.

Jeder öffentliche Auftritt der selbstgerechten Frömmlerin zeigt einmal mehr, wieso die Trennung von Staat und Kirche so unbedingt notwendig ist.

Die Mitgliedschaft der 51-Jährigen Pfarrerstochter aus Münster im  Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sollte eine Funktion als Volksvertreterin ausschließen.

(….) Schon seltsam. Heute hatte ich einige kleine Gewissensbisse, weil ich gestern der SPD-Bundestagsabgeordneten Griese quasi Schmerzen wünschte.

[….] wünsche ich den Befürwortern dieses Aktes soziopathischen Bevormundung ein eigenes Lebensende mit jahrelanger….

Ich schrieb das nicht aus, sondern verwendete das Stilmittel der Aposiopese, aber es war dennoch ein Fall von „das tut man nicht“.
In einer politischen Auseinandersetzung darf es nie persönlich werden und die körperliche Unversehrtheit des Gegenübers ist auch in den Fällen zu respektieren, wenn Griese, Nahles und Co genau das nicht tun, sondern ein Gesetz durchbringen, welches definitiv zu grauenhaften unnötigen Qualen vieler Menschen führen wird.
Man will schließlich nicht auf das Niveau von Religioten sinken.

Bizarrerweise legt Griese nun mit einem ganz ähnlichen Fall nach, setzt sich wieder aus religiöser Verblendung über die körperliche Unversehrtheit anderer hinweg, befürwortet wieder ausdrücklich ein Gesetz welche Unschuldigen physische und psychische Schäden bereitet.
Gott will es so. Des lo vult.

Im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen wirft sie Kinderschützern und Humanisten wie mir en passant Antisemitismus vor.
Eine ungeheuerliche Entgleisung der offenbar völlig verwirrten Abgeordneten.

[…..] J.A.:
Hat nicht die Beschneidungsdebatte gezeigt, wie schnell antisemitische Topoi wieder aktuell werden können?
Griese:
Ich habe noch nie in meinem Leben eine Debatte erlebt, die so unterirdisch, so emotional und auch so antisemitisch geführt wurde. Dieses Thema hat ein Fass geöffnet: Alle, die schon immer etwas gegen Juden und Muslime sagen wollten, haben es offen ausgesprochen. Ich war erschrocken, wie wenig Verständnis und
Verstehenwollen über jüdische Identität quer durch alle Parteien existierte.
J.A.:
Welche Schlüsse haben Sie daraus gezogen?
Griese:
Dass wir mehr Wissen über Religion und religiöse Erziehung brauchen. Auch wenn die Religionsgemeinschaften und Kirchen weniger Mitglieder haben, brauchen wir gerade dann mehr religiöse Bildung. [….]

Was ist los mit der Frau?
Was ist da schiefgegangen?

Niemand hat etwas dagegen, wenn sich Erwachsene freiwillig zu einer Genitalverstümmelung entscheiden, die immer mal wieder Todesopfer fordert, oder die Sexualität beeinträchtigt.
Kinder körperlich aus religiösen Gründen zu misshandeln, sie mit einem nicht rückgängig zu machenden schmerzhaften operativen Eingriff zu quälen widerspricht Grundgesetz und der UN-Kinderschutzcharta.

„In den USA, wo die Beschneidung übliche Praxis ist, sterben mehr Jungen an der Zirkumzision als am plötzlichen Kindstod. Ganz zu schweigen von den 1.000 schwer verletzten Jungen, die jedes Jahr in den USA ihre ganze Eichel verlieren. Beschneidung ist richtig gefährlich – auch dann, wenn sie angeblich kunstgerecht durchgeführt wird.“
(Christian Bahls)


Beschnittene Männer berichten in Psychotherapien darüber, dass sie unter dem Gefühl leiden, es sei ihnen ohne ihr Einverständnis etwas weggenommen worden. In der Tat hat die Vorhaut wichtige erotische Funktionen: Sie erleichtert die Penetration und erhält die sexuelle Erregbarkeit. […] Die Entfernung der Vorhaut von Säuglingen ist buchstäblich einschneidender als die von Erwachsenen oder älteren Kindern. Da Vorhaut und Eichel bei fast allen Neugeborenen noch fest verwachsen sind, ähnlich wie Fingernägel mit dem Nagelbett, müssen diese beiden Strukturen zunächst einmal auseinandergerissen werden. Danach wird - je nach Methode - die Vorhaut längs abgeklemmt und eingeschnitten, mit einem Beschneidungsinstrument rundum für mehrere Minuten gequetscht und schließlich mit einem Skalpell amputiert. Die gesamte Operation dauert bis zu zwanzig Minuten. Obwohl in medizinischen Studien bewiesen wurde, dass die Neugeborenen extreme Schmerzen erleiden, ist eine adäquate Betäubung auch heute noch eher die Ausnahme als die Regel.
(Prof. Wolfgang Schmidbauer)


Das 50-Jährige Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), bekam im Wahlkreis Ratingen/Niederberg im Vorland des Bergischen Landes bei Düsseldorf erneut die rote Karte. Die Wähler an der Basis wollen sie also nicht im Bundestag sehen.

[….] Kerstin Griese erzielte 30,2 Prozent der Stimmen in ihrem Wahlkreis und hat danach das Direktmandat erneut verfehlt. Sie wird erneut über die SPD-Landesliste, wo sie auf Platz 4 steht, in den Bundestag einziehen.
 „Das ist eine historische Niederlage für die SPD“, stellte Kerstin Griese in einem Statement gegenüber der Presse fest. „Die SPD braucht jetzt einen Neuanfang und muss die Oppositionsrolle annehmen.“ Das sei der klare Auftrag der Wählerinnen und Wähler, sagte Griese im Kreishaus Mettmann. „Am meisten schmerzt mich, dass mit der AfD erstmals eine rechtsextreme Partei in den Bundestag einzieht und dort die drittstärkste Fraktion bildet.“
Aus Kerstin Grieses Sicht ist auch ihre Niederlage im Wahlkreis bitter. Dies sagte sie, als sie im Velberter Willy-Brandt-Haus ankam. Dort hatten sich die Wahlkampfhelferinnen und -helfer versammelt, bei denen sich Kerstin Griese wie zuvor auch bei dem Treffen der Aktiven in Ratingen bedankte. „Es ist mir nicht gelungen, in meinem Wahlkreis den Bundestrend umzudrehen.“ [….]

Griese vertritt aber nicht nur eine Kultur des Schmerzes und des Blutes, der Qual und der Borniertheit, sondern ist zudem auch noch völlig uneinsichtig und wagt es diejenigen, die sich für Menschlichkeit und gegen unnötige Qualen einsetzen als „Antisemiten“ zu beschimpfen.

„Der Bundestag hatte richtig entschieden, als er die geschäftsmäßige Suizidbeihilfe verboten hat“, sagt Kerstin Griese anlässlich der aktuellen Debatte und der demnächst anstehenden Verfassungsgerichtsentscheidung. „Der Bundestag hatte damals einen Weg der Mitte beschritten, der den Freiraum für Ärztinnen und Ärzte erhält.“

[….] Die Debatte um die Beschneidung jüdischer und muslimischer Jungen, die im Sommer 2013 aufkam, wurde in meiner Fraktion als Gewissensfrage gewertet. Ich habe den öffentlichen Umgang mit dieser Frage als sehr irrational und in weiten Zügen religionsfeindlich oder zumindest ignorant gegen über der Bedeutung von Religion erlebt. Antisemitische und antimuslimische Stereotype kursierten öffentlich. Alle, die schon immer gegen Religion polemisieren wollten, taten das lautstark. Eine große Ignoranz gegenüber jahrtausendealten religiösen Traditionen war zu spüren. Dass wir es in dieser aufgeheizten Stimmung geschafft haben, gesetzlich klar zu stellen, dass und wie Beschneidung unter bestimmten, auch medizinischen, Bedingungen möglich ist, war richtig. [….]

Kerstin Griese gefällt das


Ich muß also bei meinem Verdikt bleiben; ich verachte Polit-Religioten wie Kerstin Griese, schäme mich dafür mit ihr in derselben Partei zu sein. (….)

Dienstag, 27. November 2018

Hinsetzen

Die Geschwindigkeit, mit der Sahra Wagenknecht nach rechts abdriftet, scheint sich zu vergrößern.
Völlig offen und immer deutlicher stellt sie sich an die Seite der AfD.
#Aufstehen-Sachsen-Anhalt verquickt sich nun mit der stramm rassistisch-völkischen Ost-AfD.


In der Bundestagabstimmung zum UN-Migrationspakt stimmte die national Gesinnte heute schon fast mit der AfD und enthielt sich als einzige Abgeordnete ihrer Fraktion.
Ein ungeheuerlicher Vorgang, „internationale Solidarität“ ist seit 150 Jahren geltendes Selbstverständnis der Linken, auf Parteitagen wird „die Internationale“ gesungen.
Wagenknecht wirft nun also auch das Kernelement ihrer Partei über Bord, um sich radikal unsolidarischen Nationalen zuzuwenden.
Die Bundestagsfraktionsvorsitzende stellte sich damit heute demonstrativ an die Seite Orbans, Trumps und aller Rechtsradikalen Europas.

[….] Die Linksfraktion hat ihrer Vorsitzenden Wagenknecht die Gefolgschaft beim Nein zum UN-Migrationspakt verweigert. Das könnte ein Vorbote für einen noch mächtigeren Streit sein.
"Das ist eine harte Klatsche für Sahra Wagenknecht", sagt einer ihrer Kritiker. Noch vor der heutigen Sitzung der Linksparteifraktion hatte die Fraktionschefin Wagenknecht den UN-Migrationspakt entschieden abgelehnt: "Er hat auch positive Regelungen, es werden bestimmte Rechte ausgebaut, aber im Kern hat die Ausplünderung der armen Länder damit eine neue Facette: Neben dem Ausplündern von Rohstoffen und ungerechten Handelsverträgen will man armen Ländern jetzt auch noch gezielt Fachkräfte abwerben."
Kurz vor der Fraktionssitzung sagte sie: "Es ist bekannt, dass wir den Migrationspakt sehr kritisch sehen." Doch, wie sich im Laufe des Nachmittags zeigt, spricht Wagenknecht in diesem Fall nicht mehr für die Mehrheit ihrer Fraktion.
Die Parteivorsitzende der Linken, Katja Kipping, hatte bereits gestern erklärt: "Auch wenn uns dieser Pakt nicht weit genug geht, würde ich trotzdem für eine Zustimmung werben. Im Grunde geht es darum, die Situation von Wanderarbeitern zu verbessern, die teilweise unter Sklaverei ähnlichen Bedingungen leben müssen." [….]

Dieser neuerliche moralische Tiefpunkt kommt nicht überraschend; seit Jahren spielt das Ehepaar Lafontaine/Wagenknecht die völkische Karte, positioniert sich in Flüchtlingsfragen rechts von der CDU-Vorsitzenden.

Das fortgesetzte Triggern rassistischer und xenophober Vorurteile zeugt ohnehin schon von massiver ethischer Schieflage. Wenn dies aber ausgerechnet von der Fraktionsvorsitzenden und prominentesten Person der Linken kommt, wird es noch erbärmlicher.

Frau Lafontaine bekommt inzwischen sogar schon Applaus vom ultrarechten Ausländerhasser David Berger.

[….] Gauland: „Sarah Wagenknecht ist die Stimme der Vernunft innerhalb der Linken“
Ganz neue mentale Koalitionen scheinen derzeit in Berlin zu entstehen. Bei aller Distanz zur SED-Nachfolgepartei „Die Linke“, hat der AfD-Vorsitzende Alexander Gauland nun seine Liebe zu Sarah Wagenknecht entdeckt. Ausgangspunkt ist die Positionierung von Sarah Wagenknecht zur ‚unteilbar‘-Demonstration in Berlin. [….]

Wagenknechts Bemühungen es ihrem Mann gleichzutun und ebenfalls ihre eigene Partei zu Grunde zu richten, scheinen nur mittelprächtig zu funktionieren.
Tatsächlich fiel die Linke hoffnungslos hinter die fast dreimal so starken Grünen zurück, weil sich die Ökopaxe jetzt klar für Solidarität und Migranten einsetzen.
Statt aber aus der Dekonstruktion der Linken etwas Neues zu schaffen, gelingt es der Nazi-hofierenden Wagenknecht nur der zerstörerische Akt.
Ihre Sammlungsbewegung „#Aufstehen“ generierte nur ganz zu Anfang Interesse. Inzwischen ist es still, geradezu totenstill um dieses „Wir huldigen Wagenknecht“-Projekt geworden.
Heute verlor sie ihren letzten Trumpf; nämlich mit dem Dortmunder Bundestagsabgeordneten Marco Bülow einen aktiven SPD-Politiker in ihren Reihen zu haben.

[….] Der Abgeordnete Marco Bülow tritt aus der SPD aus. Er wolle dem Bundestag aber weiter als fraktionsloser Abgeordneter angehören, sagte er am Montag vor der Dortmunder SPD. [….]  Seit 2002 ist Bülow Mitglied des Bundestags. Innerhalb der SPD galt er zuletzt als isoliert.
[….]  Vor wenigen Monaten schloss er sich der "Aufstehen"-Bewegung von Linksfraktionschefin Sahra Wagenknecht an (mehr zu den Hintergründen erfahren Sie hier in einem Gastbeitrag Bülows).
Ob Bülow mit seinem Austritt zum jetzigen Zeitpunkt im Sinne seiner Mitstreiter bei "Aufstehen" handelt, darf zumindest bezweifelt werden. Bislang war die Strategie der Gruppe darauf ausgerichtet, Unterstützer aus dem Umfeld von SPD, Grünen und Linken gerade dadurch anzusprechen, dass eigene Frontleute wie Bülow zugleich Mitglieder dieser Parteien sind. 
[….]. Zuletzt stagnierte jedoch der Zuwachs an Aufstehen-Unterstützern weitgehend. Politiker bei SPD und Grünen lehnten Avancen ab. [….]

Damit hat sie aus den anderen beiden RRG-Parteien nur noch den ehemaligen grünen Parteichef Ludger Volmer und die SPD-Oberbürgermeisterin von Flensburg, Simone Lange, in den Reihen ihrer Unterstützer. Also einen Ex-Politiker und eine Kommunalpolitikerin.

Dabei wäre Unterstützung aus anderen Parteien so wichtig, um ihren überparteilichen Anspruch als Sammlungsbewegung zu zementieren.
Aber kein Schwergewicht will mitmachen; noch nicht mal ein Mittelgewicht.
Massive Unterstützung kommt nur noch von den revanchistischen Faschisten, die ihre toxischen Verschwörungen von der „Umvolkung“ propagieren.

[….] Applaus erhält Wagenknecht dafür von weit rechts. Sie sei in der Lage, die linken Scheuklappen abzulegen und jenseits von Pathos und Ideologie die tatsächlichen Sorgen und Nöte breiter Schichten des Volkes zu identifizieren, lobt AfD-Chef Alexander Gauland. […]

Montag, 26. November 2018

Christen nach meinem Geschmack

Die Anmaßung des US-amerikanischen Christen-Missionars John Allen Chau auch die letzten drei Dutzend Menschen dieses Planeten, die noch nicht von der Religion versaut wurden heimzusuchen, ärgert mich immer noch dermaßen, daß ich mich über jedes hämische Meme freue, während die Liberalen sich fürchterlich empören, weil man sich nicht über den Tod eines Menschen freuen dürfe; es gelte an seine Angehörigen zu denken.
Im Jahr 2018 die Sentinelesen zu molestieren in dem irren Wahn von einem eigebildeten Rache- und Mördergott geleitet zu sein, ist die Apotheose für die destruktive Überheblichkeit des Christentums.


Wenn sich Pfaffen beim Gottesdienst selbst erledigen, soll mir das Recht sein.


[….] A US pastor who was bitten by a deadly snake continues an archaic ritual in his blood-splattered shirt during a dramatic service captured on camera.
Cody Coots is the pastor at the Full Gospel Tabernacle in Jesus’ Name church in Middlesboro, Kentucky - one of America’s only remaining snake-handling churches.
After he is bitten by a snake during a service, he shouts "God's a healer" and refuses to let go of the serpent.
The startling footage shows him eventually collapsing and being helped from his altar as the snake’s potentially lethal poison begins to take hold.
Pastor Cody asks to be taken to the mountain top where God will judge whether he lives or dies. [….]


Für intelligente Menschen ist so ein Vorkommnis wenig tragisch, sondern zu erwartende Konsequenz, wenn jemand mit Klapperschlangen spielt.
Für schwere Religioten hingegen bedeutet dieses offensichtliche Missfallen Gottes ein Problem.


Die Gemeinde von Pastor Docho Eshetes in Äthiopien bekam vom lieben Gott dieses Jahr ebenfalls eine besondere Denksportaufgabe.
Im Juni veranstaltete der fromme Christ eine Massentaufe im Abaya-See, dem zweitgrößten des Landes. 80 Äthiopier wollte er zu Christen machen.
Der Erste funktionierte, aber als er den Zweiten unterduckern wollte, zeigte sich Gottes Schöpfung in Gestalt eines großen Nilkrokodils, welches den Pfaff unter Wasser zog und auffraß.
Ein Christ mehr und ein Christ weniger an diesem Tag. Und 78,5 Menschen, die nicht getauft wurden.


[….] A lakeside baptism ceremony ended in disaster when a large crocodile leapt from the water and killed the pastor, it has been reported.
[….] “He baptised the first person and he passed on to another one,” local resident Ketema Kairo told the BBC. “All of a sudden, a crocodile jumped out of the lake and grabbed the pastor."
Pastor Docho was said to have been bitten on his legs, back and hands.
As his horrified congregation looked on, local fishermen reportedly struggled to rescue him.  [….] One study has noted that for the Nile Crocodile, “an opportunistic, ambush predator”, humans are “less powerful and slower in water than any similar-sized wild mammal and therefore easy prey.” [….]

Sonntag, 25. November 2018

Der arme Jens

Rechte und Rechtsradikale haben es im westlichen Parteienspektrum grundsätzlich einfacher als Liberale und Linke.
Es ist immer einfacher gegen etwas zu sein, vorhandene Ressentiments anzustacheln, als konstruktiv für etwas zu werben.
Positive Veränderungen sind immer schwieriger und komplexer als die bloße Ablehnung und das Schreien nach einfachen Lösungen wie „Ausländer raus.“
Zudem ist das rechte Publikum einfacher zu erreichen als das Linke, wie man sehr schön an Donald Trumps Rallys sieht.
Er muss nur die immer gleichen Hass-Parolen grölen – build the wall, Lock her up, Waffen für alle! – und die Massen johlen vor Begeisterung.
Linke sind gebildeter und kritischer, sie lassen sich schlechter mit billigen Parolen und unausgegorenen Forderungen abspeisen.
Daher kommt die Partei „Die Linke“ in Deutschland auch kaum an die 10%, obwohl sie konsequent „Hartz abschaffen“ skandiert. Aber vielen Wählern schwant eben doch, daß die Sache wohl komplizierter ist.
Auf der rechten Seite des Spektrums kommt man mit Inhaltslosigkeit und Appellen an niederste Instinkte viel weiter. Die AfD liegt in Ostdeutschland ganz vorn, obwohl sie gar kein Programm hat und der Parteichef auf alle konkreten Fragen mit offener Ahnungslosigkeit reagiert.
Aber er schürt offensiv Hass. Gegen Zuwanderer, gegen Merkel und gegen frei erfundene Verschwörungen.
Im Zweifelsfall sind die Juden mal wieder Schuld. Kein rechter Blog, der nicht gegen die Juden George Soros und Annetta Kahane agitiert.
AfD-Finanzier Baron von Finck, dessen Vater schon glühender Unterstützer Adolf Hitlers war, schickte seinen Emissär Ernst Knut Stahl, 74, Ge­schäfts­füh­rer der finck­schen Ver­mö­gens­ver­wal­tung und rech­te Hand des ganz rechten Ba­rons, los, um Verleger und Journalisten für die ultrarechten AfD-Werbezeitungen zu rekrutieren.

[…..] Als die drei Her­ren Platz ge­nom­men hat­ten, er­öff­ne­te Stahl das Ge­spräch mit ei­nem Vor­trag über die po­li­ti­sche Lage im Land: »Ge­fahr ist im Ver­zug«, soll Stahl ge­sagt ha­ben. »Es gibt da so ei­nen Stra­ßen­zug in New York, da sit­zen lau­ter In­vest­ment­ban­ker, Rechts­an­wäl­te und so wei­ter. Zu­fäl­li­ger­wei­se al­les Ju­den, aber das tut hier nichts zur Sa­che. Die wol­len Deutsch­land ins Ver­der­ben stür­zen. Die steu­ern al­les. Die Mer­kel und auch Ralf Steg­ner von der SPD.« [….]
(DER SPIEGEL, 24.11.2018)

Die millionenschwere publizistische Hilfe für die AfD zahlte sich schnell aus; dank der von ihm finanzierten Agitation sitzt die AfD nun in allen deutschen Landesparlamenten.

Mit rechter Hetze gewinnt man in Deutschland sehr leicht politische Aufmerksamkeit – auch wenn die Parolen noch so abstrus und verlogen sind.

Auf der Welle versuchte in den letzten Jahren auch der Bundesgesundheitsminister mit zu surfen. Es bot sich quasi an, da seine Parteichefin eins der Haupt-Hassobjekte der Rechten ist, genau diese ohnehin geförderten xenophoben, rassistischen und islamophoben Ressentiments zu verwenden, um sich von Merkel abzusetzen und sich als Gegenpol zu etablieren.
Zeitungen und Talkshows assistierten bereitwillig, indem sie Flüchtlinge immer wieder zum Megapopanzthema aufbliesen und Jens Spahn unablässig einluden, ihm einen roten Teppich ausrollten, ihm Sendezeit darboten.
So wurde der rechte Schwule sehr bekannt und zum ernsthaften Merkel-Widerpart.
Die Methode rechts zu blinken, funktioniert.

Sie hat aber einen Nachteil: Immer gegen Minderheiten zu wettern, Öl ins Feuer zu gießen, lockt zwar Wähler und Medien an, aber sympathisch wird man dadurch nicht. Der soziale Kümmerer-Onkel mag zwar politisch verlacht werden, aber man mag ihn wenigstens. Die kalten Rechten sind hingegen allgemein unsympathisch.

Das erlebt auch Alice Weidel, die es zwar blitzartig zur Oppositionsführerin im Bundestag brachte, die aber niemand als Nachbarin haben möchte – um mit ihrem Co-Vorsitzenden Gauland zu sprechen.


[….] Die Flucht aus Biel!  Arme Frau Weidel. Sie hat ein wirklich schweres Leben. […] Das private und politische Leben von Weidel zeigt durchaus Züge von Selbsthass und Selbstzerstörung. (Vielleicht trägt Sie deswegen soviel Hass und Zerstörungswut in unsere Gesellschaft?). […]
Geld kann jeder einstecken, bei Prügel, Häme und Spott sieht es schon anders aus. Und da hat Weidel ihr wahre Mikro-Größe gezeigt. Ein armseliger Jammerauftritt im Bundestag, pointiert kommentiert in einem bereits jetzt historischen Satz der Ewigen Kanzlerin.
Und dann erst die Freude in Biel, da freut man sich doch gleich mit. Weidel ergreift die Flucht, auf den Spuren des Spendengeldes, und flieht nach Berlin. […]

Jens Spahn sitzt in derselben Falle.
Vielen in CDU und rechts davon gefiel es, wie er immer und immer wieder Merkel piesackte und Stimmung gegen Flüchtlinge machte.
Er wurde von rechten Publizisten hofiert und erfuhr viel Unterstützung von den klassischen CDU-Gruppierungen wie der MIT.


Die Methode „Ich gegen Merkel“ beeindruckte durch seine Chuzpe und seine Jugendlichkeit.
Als Merkel tatsächlich ankündigte nach 18 Jahren nicht mehr für den CDU-Parteivorsitz zu kandidieren, glaubt Spahn sich am Ziel.
Die Partei hatte er schon gedanklich im Sack, wähnte sich in absehbarer Zeit im Kanzleramt.
Blöd war dann die Kandidatur vom Merz und Kramp-Karrenbauer.
Fassungslos muss Spahn mitansehen, wie seine treuesten Förderer in der CDU – Schäuble, Koch – zu Merz überlaufen.


Er kann es nicht fassen, aber nun liegt er abgeschlagen hinter seinen beiden Mitbewerbern.
Spahn vermochte es nicht politische Unterstützung von persönlicher Sympathie zu unterscheiden. Er dachte offensichtlich, die parteiinternen rechten Merkel-Hasser würden ihn mögen und ihn daher schon aus freundschaftlicher Verbundenheit gegen Merz und AKK in Schutz nehmen.
Aber weit gefehlt. Jens Spahn ist nicht nur allgemein unbeliebt, sondern auch in der CDU mag man ihn nicht.

[…] Am schlimms­ten ist, dass sich sei­ne Un­ter­stüt­zer fast aus­nahms­los von ihm ab­ge­wen­det ha­ben. Die Jun­gen, der Wirt­schafts­flü­gel, die Kon­ser­va­ti­ven, sie alle sind jetzt bei Merz. […]  Er tut gar nicht erst so, als lie­fe al­les su­per. Statt auf­zu­ho­len, muss­te er wei­te­re Nie­der­la­gen ein­ste­cken. Die Wo­che lief, man kann es nicht an­ders sa­gen, be­schis­sen für ihn.

Am Mon­tag war Spahn zu­sam­men mit sei­nen Kon­kur­ren­ten im Bun­des­vor­stand der CDU-Mit­tel­stands­ver­ei­ni­gung (MIT). Spahn sitzt im Prä­si­di­um der MIT, der Vor­sit­zen­de Cars­ten Lin­ne­mann ist sein Freund. Lin­ne­mann hat­te ihm zu­ge­sagt, dass es kei­ne Wahl­emp­feh­lung der Mit­tel­stands­ver­ei­ni­gung ge­ben wer­de.
Spahn streng­te sich an, er re­de­te die Vor­stands­mit­glie­der mit Vor­na­men an, er er­in­ner­te an ge­mein­sa­me Ver­an­stal­tun­gen. Am Ende wa­ren von den rund 50 Vor­stands­mit­glie­dern nach Ein­schät­zung von Teil­neh­mern etwa 3 für Kramp-Kar­ren­bau­er, der Rest war für Merz.
Eine for­ma­le Ab­stim­mung konn­te Lin­ne­mann noch ver­hin­dern, eine Er­klä­rung nicht. Dort heißt es nun: »Mit gro­ßer Mehr­heit un­ter­stützt der MIT-Bun­des­vor­stand Fried­rich Merz als neu­en Vor­sit­zen­den der CDU Deutsch­lands.«
Wie Gary Co­oper im Wes­tern »12 Uhr mit­tags« ist Spahn von Freund zu Freund ge­lau­fen und hat um Un­ter­stüt­zung ge­be­ten. Übe­r­all ha­ben sie ihn ab­ge­wie­sen. [….]


Samstag, 24. November 2018

Demokraten im Orbit

Warum sind die US-Demokraten so unsexy?
Wieso ist die Wahlbeteiligung unter Millennials so katastrophal niedrig?

Glücklicherweise haben es bei den jüngsten Kongresswahlen ein paar Dutzend jüngere Frauen ins Parlament geschafft, aber zur Anführerin wird wieder Nancy Pelosi bestimmt, deren 78 Jahre vielleicht noch kein grundsätzliches Problem sind, aber bei ihr merkt man die Alterserscheinungen schon sehr deutlich. Das Gebiss sitzt nicht, sie ringt immer wieder nach Worten, verhaspelt sich. Ich erkenne zwar keine Zeichen von Senilität bei ihr und offensichtlich ist sie sehr intelligent, aber eine Partei muss sich natürlich ihrer Außenwirkung bewußt sein. Zumal die KPdSU-Altersstruktur für liberalere Parteien problematischer ist als für Rechtskonservative, die sich weniger an einem Führungspersonal aus Omen und Open stören.

Bill Maher spricht immer wieder einen weiteren Grund an und zwar die entsetzlich übertriebene „political correctness“.


[….] HBO host Bill Maher said mainstream Democrats have to denounce the “insane” political correctness taking over their party if they want to win the midterm elections in November. [….] “Eighty percent of Americans see political correctness as a problem,” he continued, citing an article last week by The Atlantic. “And I think it’s our problem. And I don’t know why more mainstream liberals don’t denounce the political correctness that they must know in private conversations is insane.” [….]

PC ist gut; es gibt auch offensichtlich zu wenig PC in den USA, wenn ein Typ, der Behinderte nachäfft, sich damit brüstet Frauen an den Genitalien zu begrabschen und offen rassistisch argumentiert, dennoch von zig Millionen Fans bejubelt und zum Präsidenten gewählt wird.
Es gibt auf der anderen politischen Seite aber gleichzeitig zu viel PC, wenn sich eine Partei hauptamtlich damit beschäftigt wer durch welche Formulierungen möglicherweise beleidigt werden könnte.



Ich nehme sehr gerne auf die Gefühle anderer und ihre persönlichen Spinnereien Rücksicht.
Und als Atheist freue ich mich außerordentlich, daß im neuen US-House etwas weniger Christen und dafür auch Muslime sitzen.
Noch mehr begrüßen würde ich einen Haufen Atheisten.
Aber immerhin ist es ein Fortschritt, wenn das Christen/Juden-only-Prinzip endlich gebrochen wird.

[….] Erstmals ziehen muslimische Politikerinnen in den Kongress ein. Die Eltern von Rashida Tlaib wanderten aus Palästina in die USA ein, Ilhan Omar stammt aus Somalia: Nun haben beide einen Sitz im Repräsentantenhaus erobert. [….]
(SPON, 07.11.2018)

Um die Demokraten zur Weißglut zu bringen, möchte ich gern an dieser Stelle zwei schwere PC-Verstöße begehen.

1.) Frau Omar ist ausgesprochen attraktiv
2.) Meiner Ansicht leben die schönsten Menschen der Welt in Somalia.

Unglücklicherweise machen die Demokraten, die sich über ihren Zuwachs aus anderen Religionen freuen sofort wieder alles falsch, das man falsch machen kann.
Statt den Neuen ihren Job zuzutrauen und sie als starke, selbstbewußte Abgeordnete anzusehen, werden sie als rohe Eier behandelt und zunächst einmal überlegt, wodurch Omar und Tlaib sich beleidigt fühlen könnten.
Dabei fiel Nancy Pelosi sofort die säkulare amerikanische Verfassung ein, die sie nun für die beiden muslimischen Frauen schleifen will.

[….] Die demokratische Mehrheit im US-Repräsentantenhaus will eine seit 181 Jahren gültige Regel aufheben und das Tragen religiöser Kopfbedeckungen in der Kammer des Kongresses gestatten. Der für die Geschäftsordnung zuständige Demokrat Jim McGovern begründete den Vorstoß seiner Partei mit der gewachsenen Vielfalt im neu gewählten Abgeordnetenhaus.
Wenn im Januar die neu gewählten Abgeordneten erstmals zusammenkommen, wollen die Demokratinnen und Demokraten einen entsprechenden Antrag stellen. Nancy Pelosi, bisherige Oppositionsführerin der Demokraten und designierte neue Sprecherin im Repräsentantenhaus, hatte die Neuregelung zusammen mit McGovern und der muslimischen Abgeordneten Ilhan Omar, die selbst Kopftuch trägt, ausgearbeitet. [….] Die beabsichtigte Neuregelung soll nicht nur Musliminnen ermöglichen, ihr traditionelles Kopftuch zu tragen. Auch die Kippa für Juden oder der Turban der Sikhs wären dann gestattet. [….]

Ich möchte klarstellen, daß jeder und jede privat so viele Hijabs tragen soll, wie er/sie möchte.
Im Parlament hat das aber nichts zu suchen. Staat und Religion sind in den USA getrennt.
Die Politik braucht dringend weniger und nicht etwa mehr Religion.
Umso erbärmlicher, daß es ausgerechnet die Demokraten sind, die in falsch verstandener PC die Religion im Parlament stärken.

Freitag, 23. November 2018

Die Gedanken sind nicht frei – in China

Das ist sicher in jeder Generation so, daß man irgendwann seine grauen Schläfen betrachtet und „die heutige Jugend“ dabei beobachtet irgendetwas völlig Unverständliches zu tun.
Technische Neuerungen wie Notebooks, Internet und Klugtelefone sind die offensichtlichsten Veränderungen im Vergleich zu meiner Jugend.
Das sind Methoden, die ich als digital immigrant sicher nicht so gut beherrsche wie die digital natives, aber doch adaptiert habe und täglich verwende.
Auch frühere technische Erfindungen blieben nicht auf Jugendliche beschränkt.
Anders ist es aber bei Moden, die fast vollständig auf die junge Generation beschränkt sein können.

Tätowierungen ziehen sich inzwischen durch alle Generationen, Piercings sind eher Mode für unter 40-Jährige und Top-Trends wie Flanking sind nur noch für Teens und Twens attraktiv.

Während so unterschiedliche Musiker wie David Bowie, Kate Bush und die Rolling Stones Fans in einer breiten Altersspanne zwischen 15 und 85 haben, werden Ariana Grande, Zayn Malik, Jonas Brothers, Selena Gomez, One Direction, Justin Bieber oder Tokio Hotel mutmaßlich von niemand über 25 Jahren gehört.

(Ich mutmaße, das liegt daran, daß die Genannten alle schlecht sind und Jugendliche noch zu ungebildet sind das zu erkennen. Aber das liegt außerhalb meiner Kompetenz.)

Völlig unverständlich ist mir nach wie vor, was die Kinder mit ihren Playstations und x-Boxen tun. Was ist dieses „Zocken“, um das sich eine gewaltige Multimilliarden-Spieleindustrie entwickelt hat? Ich weiß nicht was das ist, will es auch nicht wissen und kultiviere schon allein deswegen meine Vorurteile, weil ich ohnehin nicht eine Sekunde Zeit am Tag zu verschenken habe.

Sehr rätselhaft sind mir auch die allgegenwärtigen Zeichentrickfilme.
Dabei werden Zeichentrickserien wie die Simpsons offenbar auch von Menschen über 25 Jahren angesehen. Für mich sind Zeichentrickserien ein Relikt der Jugend, als ich noch ein Kleinkind war: Captain Future, Vicky und Biene Maja. Schön und gut, aber das guckt man doch nicht mehr, wenn man ein zweistelliges Lebensalter erreicht hat.
Und was ist das mit diesen gräßlichen Mangas? Diese abartigen großäugigen entsexualisierten gezeichneten Figuren aus dem asiatischen Raum, die zunehmend auch Menschen in Europa dazu bringen sich wie Puppen zu kleiden und operativ die Augen aufweiten zu lassen.
Ich verstehe es nicht.
In meiner Jugend war Japan zwar der Techniklieferant (Sony Walkman!), blamierte sich künstlerisch aber international mit einer endlosen Folge ungeheuer schlecht gemachter Ungeheuerfilme, in denen alberne Godzilla-Püppchen in primitiver Modeleisenbahnkulisse mit schrillen Schreien schlechten Modellen überdimensionaler Motten entgegentraten.
Das passte zu legendär abartigen japanischen TV-Shows à la Takeshis Castle, in denen asexuelle debile junge Männer so lächerlich gemacht werden, daß man sie noch nicht mal herzhaft auslachen kann, sondern sich mit hochgebogenen Zehennägeln mitschämt.

Ich las und liebte, liebe sogar immer noch James Clavell-Romane und Ryūichi Sakamoto-Musik, aber wann wurde plötzlich K-Pop beliebt?
Seit wann werde asiatische Comic-Heftchen nicht nur ausgelacht, sondern in der ganzen Welt gelesen?

In China gibt es ein bei jungen Frauen extrem populäres Comic-Genre namens "Danmei". Es gibt einen ganzen Kosmos aus Danmei-Filmen, Büchern, Foren und Merchandising.
Wenn ich es richtig verstehe, werden darin fiktionalen Heldenpaaren wie „Batman and Robin“ oder „Richard Löwenherz und Merlin“ schwule Storylines angedichtet.

[….] Danmei, meaning “indulgence in beauty”, is China’s version of what is often called “slash” fiction in other countries. The genre takes its English name from the slash sometimes used in synopses of such works to separate the names of often well-known protagonists: Kirk/Spock, or in this case fox king/nobleman (the men, despite their attraction to each other, are portrayed as straight). The genre sometimes explores taboos: incest, intergenerational sex, or sex with a character who is disfigured. It is also inspired by Japanese manga comic books with their whimsical illustrations (the word danmei was originally a Japanese term: tanbi). The genre is only available online in China—no state-owned publisher would dare print such works, for fear of violating laws against pornography. 
Among younger Chinese women and teenagers, danmei is proving remarkably popular: websites devoted to it have large followings. Katrien Jacobs, an expert on Chinese online pornography at the University of Hong Kong, estimates that in every high school or university class, there is at least one fan of danmei. If so, that could mean a readership in the hundreds of thousands. Ms Jacobs says danmei attracts readers by creating “a sense of rebellion” against a culture in which women are often expected to be obedient and conventional. Readers delight in enjoying the forbidden. [….]

Star der Branche ist offenbar „Lady Tianyi“, deren echter Name nicht bekannt ist.
Ihre fiktiven Homo-Liebesgeschichten werden ihr aus den Händen gerissen. Zuletzt auch ihr Buch "Die Eroberung", in dem es um eine zarte Liebesgeschichte zwischen einem Lehrer und seinem Schüler geht.
Nun ist aber erst mal Schluss für die Autorin, denn sie wurde zu zehneinhalb Jahren Haft verurteilt, weil sie nach Ansicht der Staatspartei gegen die Pornografie-Gesetze verstieß.
Erstaunlich ist daran nicht nur die völlig steinzeitliche Reaktion des Chinesischen Staates auf einen harmlose fiktive Geschichte, sondern erst Recht die aufmüpfigen Reaktionen. Danmei ist so populär bei jungen Chinesinnen, daß sie sich mit ihrer Lieblingsautorin solidarisieren.

[….] Homosexualität ist in China ein sensibles Thema. Zwar werden LGBT-Gruppen nicht systematisch verfolgt wie in anderen Ländern. Behörden tun sich aber schwer mit Aktivistengruppen, die sich für die Rechte von Homosexuellen einsetzen. Mit der zunehmenden Überwachung von Nichtregierungsorganisationen geraten die Aktivisten unter Druck. Zudem versucht die Kommunistische Partei, das Thema aus den Medien zu verdrängen, da es nicht zu ihren Vorstellungen einer "harmonischen Gesellschaft" passt, die unter Präsident Xi Jinping oberstes Credo geworden ist.
2016 wurden staatliche Richtlinien für die Fernsehbranche öffentlich, in der Homosexualität neben Inzest und Vergewaltigung als "abnormales sexuelles Verhalten" bezeichnet wurde. Im vergangenen Jahr wurde das Thema auf Livestreaming-Plattformen verboten, über die Videoblogger mehrere hundert Millionen Zuschauer erreichen. Im Zuge einer staatlich angeordneten "Säuberung des Internets" hatte jüngst der Kurznachrichtendienst Sina Weibo viele Beiträge zu dem Thema gelöscht. [….]