Donnerstag, 5. Juni 2014

Meine Agenten

Papst Franz ist für mich eigentlich der GAU.
Ein Sympath an der Spitze der 1,2 Milliarden Katholiken. Ein Menschenfischer womöglich.
Da muß man befürchten, daß er Myriaden Menschen, die Mixa, Meisner, Müller, Ratzi und TVE mühsam aus der Kirche rausgetrieben haben, womöglich wieder eintreten lässt.
Daß Deutschlands übelste Bischöfe TVE, Mixa und Meisner nun auch noch alle abgesetzt sind und die neu Ernannten, wie Herr Oster und Herr Burger vom Kirchenvolk umjubelt werden, ist ebenfalls eine besorgniserregende Nachricht für Atheisten.

Aber gemach, gemach.
Franz redet liberaler als Ratzi, aber er läßt nicht nur keine Taten folgen, sondern handelt sogar extrem konservativ.
Zudem sind Kirchenaustritte üblicherweise wohlüberlegt. Die Entscheidung stößt man nicht so schnell wieder um.
Und die Ultrakonservativen der RKK haben noch keineswegs fertig. Bertone thront nach wie vor über dem Petersdom; Ganswein und Müller okkupieren zwei entscheidende Schaltstellen der Kurie.

Zudem jubelt das prinzipiell leicht enthirnte Kirchenvolk jedem neuen Papst zu. 2005 war man in Deutschland völlig aus dem Häuschen über Ratzinger und empfing ihn bei seinem ersten großen Auftritt beim Kölner Weltjugendtag wie einen Popstar. Die stunzdoofen Schafe bildeten sich tatsächlich ein, nun käme etwas Neues. Dabei hätte kein anderer JP-II-Nachfolger deutlicher konservative Kontinuität ausdrücken können. 79 Jahre alt bei seiner Wahl, der gesamten Weltkirche seit einem Vierteljahrhundert als stramm fundamentalistischer Präfekt der Glaubenskongregation bekannt und seit vielen Jahren ob Woytilas Siechtum der wahre Herrscher des Vatikans.
Wie mächtig der Ex immer noch ist, zeigt schon die Tatsache, daß der Neue sich nicht traut die wichtigsten konservativen Personalentscheidungen rückgängig zu machen. Eingekesselt zwischen dem Ratzinger-Vertrauten Kurienerzbischof Gänswein als Präfekt des Päpstlichen Hauses und dem Ratzinger-Vertrauten Kardinal Müller als Präfekt der Glaubenskongregation könnte sich Bergoglio gar nicht freischwimmen; selbst wenn er wollte.

Wir sollten in Deutschland also nicht über den Exodus der Konfessionsausstiegs-Katalysatoren weinen.
Die uralten Ultras wie zum Beispiel Kardinaldiakon Brandmüller (85) und Kardinalpriester Wetter (86) ziehen noch im Hintergrund die Fäden. Kardinal Meisners (80) Epigonen stellen gar das halbe deutsche Episkopat. Sein Wort hat noch enormes Gewicht.

Ebenso ist die Regensburger Achse aus Gänswein, Müller, Imkamp, Fürstin Gloria und beiden Ratzingers einflussreich wie reaktionär.
Das semidebile Sextett ist für jede Misogyne, antisemitische und xenophobe Attacke gut. Schwule, Linke und Atheisten hassen sie natürlich sowieso. (Gloria muß es wissen; sie war mit einem Schwulen verheiratet.)


Wie mächtig Prälat Imkamp im katholischsten Bistum Bayerns ist, zeigte sich bei der Europawahl, als der xenophob und antieuropäisch hetzende CSU-Spitzenkandidat Markus Ferber um seine Hilfe bettelte.
Wilhelm Imkamp, 62, erzkonservativer Wallfahrtsdirektor aus Maria Vesperbild ist ein verlässlicher Mann. Der bei Brandmüller ausgebildete Fabrikantensohn ist durch seine vielen Funktionen im Vatikan bestens vernetzt. Frauen und Schwule hasst er wie die Pest. Seine Liebe gilt dem Übersinnlichen.
Aber auch wenn die CSU in Gestalt des EU-Spitzenkandidaten Ferber ruft, ist Prälat Imkamp zur Stelle. Wie für Topkleriker üblich, lügt Fürstin Glorias Liebling wie gedruckt.
Ferbers ausländerfeindliche Attacken lobte der Prälat ausdrücklich.

Markus Ferber und Prälat Dr. Wilhelm Imkamp und wettern über „linke Kräfte“ [….]  Die Positionen waren von vornherein klar, und wer eine wirkliche Diskussion zur Frage „Ist Europa noch christlich?“ erwartet hatte, dürfte enttäuscht gewesen sein. Eingeladen hatte eine Woche vor der Europawahl der CSU-Kreisverband. Fragen oder Statements aus dem Publikum gab es nicht, und so spielten sich auf dem Podium des Pilgerhauses Prälat Dr. Wilhelm Imkamp, der CSU-Europaparlamentarier Markus Ferber und der CSU-Bundestagsabgeordnete Dr. Georg Nüßlein als Moderator gegenseitig den Ball zu. Vorausgeschickt hatte der Wallfahrtsdirektor zwei klare Botschaften: „Wer nicht wählt, sündigt.“ Und: „Vor Jesus gibt es nur ein entweder oder.“
[….] Vom „Schlafwandlerwahlkampf“, den Ferber jetzt endlich aufgebrochen habe, sprach Imkamp. Und immer wieder war auch die Rede von „diesem Buchhändler aus Würselen“. Gemeint war damit der Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz (SPD), der Kommissionspräsident werden will und dafür von der Union heftig attackiert wird. Am Sonntagmittag könnten Schulz die Ohren geklingelt haben, hätte er gehört, wie Wallfahrtsdirektor Imkamp ihn charakterisierte: „Dieser Buchhändler aus Würselen, den keine Sau in Europa kannte“ bis ihn „ein durchgeknallter Lustgreis (Silvio Berlusconi, Anm. d. Red.) beschimpft hat“.
Auch der EVP-Vorsitzende Joseph Daul bekam mehrfach sein Fett ab, die Franzosen kamen überhaupt nicht gut weg in Vesperbild. „Zu einem guten französischen Politiker gehört der Ehebruch als Leistungssport“, konstatierte Imkamp und sprach auch von „sozialistischer Verfolgung des Christentums“ seit 200 Jahren. [….] Dass Länder wie Rumänien, Bulgarien oder die Türkei – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen – nicht in die Europäische Union passen, war für die Männer auf dem Podium klar. Schon „rein geografisch“ gehöre die Türkei nicht dazu, sagte Imkamp. Nicht umsonst spreche man von „Kleinasien und nicht von Kleineuropa“, sekundierte Ferber, „uns trennt viel, viel mehr, als uns verbindet.“ Und wer ist schuld an Aufnahmeverhandlungen mit der Türkei? „Die linken Kräfte.“[….]

Imkamp hatte ganze Arbeit geleistet. Auch wenn er diesmal erstaunlicherweise auf einen Nazi-Vergleich verzichtete. Er kennt sich wie seine Busenfreundin Gloria („der Schwarze schnackselt gerne!“) aus mit den Ausländern.
Von seinen eigenen Hassgefühlen geleitet hatte er insbesondere den politischen Gegner motiviert.

„Die CSU nimmt es offensichtlich ernst, AfD und NPD den rechten Rand bei der Europawahl streitig zu machen.“ So hat sich der heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Karl-Heinz Brunner nach Bekanntwerden einiger Äußerungen von CSU-Europaabgeordnetem Markus Ferber und Prälat Dr. Wilhelm Imkamp [….]  geäußert. [….]  Die Verunglimpfung des Spitzenkandidaten der europäischen Sozialisten und Sozialdemokraten Martin Schulz als „diesen Buchhändler aus Würselen“ sowie der Sozialdemokratie als Teil ominöser „linker Kräfte“, die christliche Grundwerte zerstörten oder gar verfolgten, sei aber nicht hinnehmbar. Äußerungen wie „Zu einem guten französischen Politiker gehört der Ehebruch als Leistungssport“, zerstörten letztlich die Integrität des Prälaten selbst und jener CSU-Politiker, die bei einer solchen Diffamierung des Nachbarn und des europäischen Geistes schweigend danebensitzen.
Wer von einer „sozialistischen Verfolgung des Christentums“ und dem Streben nach einem „christenfeindlichen Europa“ spreche, sei nicht nur geschichtsvergessen, sondern beleidige das Erbe all jener Sozialdemokraten, die in über 150 Jahren für Freiheit und Demokratie gekämpft hätten und zum Teil gestorben seien, heißt es in Brunners Pressemitteilung. [….]  Auch die Günzburger Kreis-SPD mit ihrem Vorsitzenden Achim Fißl zeigt sich bestürzt: „Sollten die Äußerungen von Imkamp auch nur ansatzweise für die katholische Kirche repräsentativ sein, so müssen sie von den über zwei Drittel Wählern in Bayern, die nicht die CSU wählen, schon fast als Aufforderung verstanden werden, aus der katholischen Kirche auszutreten.“

Ach, hätten wir doch bloß mehr Imkamps!
Die CSU stürzte bei der Europawahl auf 40% und verlor drei ihrer acht Sitze. Die SPD gewann deutlich hinzu.

[…] Zwölf Prozentpunkte hat die CSU bei der Europawahl allein in Ferbers Heimatbezirk Schwaben verloren. Dort, wo die CSU bei Wahlen sonst eher hochprozentig über die Ziellinie geht. […] Widerstandslos akzeptierte Ferber das europaskeptische Programm von Peter Gauweiler und Horst Seehofer und vergriff sich selbst bei seinen Auftritten häufig im Ton und in der Argumentation („Die afrikanischen Schlepperbanden haben mit SPD-Kandidat Martin Schulz einen Geschäftsführer bekommen“). Ferber war wohl der Versuchung erlegen, den Europakritiker Gauweiler in dessen Maßlosigkeit noch zu übertreffen.
Und Ferber erlag noch ein weiteres Mal der Versuchung, als er in Schwaben einen Wahlkampfauftritt mit Prälat Wilhelm Imkamp zelebrierte – dem erzkonservativen Wallfahrtsdirektor aus Maria Vesperbild. Georg Gänswein, der Präfekt des Päpstlichen Hauses, und Gloria von Thurn und Taxis zählen zu dessen engsten Vertrauten. Wer den Kirchenmann schon mal in Fernseh-Talkshows erlebt hat, der versteht, warum man danach gerne aus der Kirche austreten würde. […]

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