Montag, 29. Februar 2016

Fuck the shit

Als ich in der Grundschule war, schnappte ich eines Tages das Wort „geil“ auf.
Ich wußte, daß es irgendetwas Schlimmes ist und wollte auch nicht unbedingt provozieren. Aber irgendwann rutschte es mir zu Hause dann doch raus.
Die Gesichtsfarbe meiner Mutter verwandelte sich in ein ungesundes grün. Sie war normalerweise nie streng, aber das Wort würde ich in Zukunft jedenfalls nicht mehr verwenden.

Das Wort „fucking“ hörte ich zum ersten mal bewußt als Schimpfwort, als meine US-Cousins mal zu Besuch waren.
Meine Oma fiel aus allen Wolken. Was war denn das für ein ungesittetes Pack, das da aus New York bei uns eingefallen war?
Lustigerweise erging es den Amis ähnlich, als sie bei uns das Wort „Scheiße“ ungeniert ausgesprochen vernahmen.
So lernte ich früh, daß es in Deutsch und englisch eine unterschiedliche Schimpf-Kultur gab.
Während die Germanen gern anale und fäkale Begriffe benutzten, vermutlich sogar als einziges Volk rein exkrementell schimpfen, pöbeln Angelsachsen eher koital. Daneben gibt es noch die italienische Variante, dort schimpft es sich religiös.
Solche kulturellen Betrachtungen gehen für die Deutschen nicht unbedingt gut aus.
Vielfach wird die Meinung vertreten, daß der amerikanische Humor selbstironisch ist, der Britische trocken und schwarz, während sich die Deutschen Schadenfreude gepachtet haben.

Natürlich verändert sich die Sprache kontinuierlich.
Seit wir alle mit dem englisch dominierten Internet leben, mischt sich auch die Metaphorik immer schneller.
Im 21. Jahrhundert ist „verfickt“ auch in Deutschland ein fester Bestandteil der Sprache und die Amerikaner hauen durchaus auch mal „Shit“ raus.
Für Typen meiner Generation bestehen allerdings zumindest noch gefühlte Unterschiede. Im amerikanischen Sprachgebrauch ist „cunt“ zwar immer noch sehr derbe, aber durchaus üblich.
Die deutsche Entsprechung, von der ich noch nicht mal weiß, ob sie mit „F“ oder „V“ geschrieben wird, habe ich erst vor ca drei Jahren das erste Mal über die Lippen gebracht und mich sofort geschämt dafür. Ausschreiben kann ich es immer noch nicht.

Mit ein bis zwei Dekaden Verspätung kommt die Umgangssprache auch im offiziellen Gebrauch an.
Das ist so wie schwule Mode, die mit entsprechender Verspätung von Heteromännern übernommen wird.
Zu meiner Schulzeit war es noch extrem schwul, bzw kaum bekannt, daß Jungs Ohrringe trugen oder sich womöglich Körperbehaarung entfernten.
Inzwischen findet man kaum noch einen Hetero ohne Metall im Gesicht. Achselhaare gibt es scheinbar durchaus noch bei amerikanischen Männern, in Deutschland läuft kein Mann unter 25 noch mit sowas rum.

Aber zurück zur Sprache: Während die Normalos schon lange „Scheiße“ und „geil“ sagten, konnte Helmut Schmidt vor ca zehn Jahren noch richtig schocken, als er, der geachtete ehemalige Bundeskanzler, öffentlich im Fernsehen den Weltkrieg „diese ganze Scheiße“ nannte.
Ich saß mit aufgerissenen Mund vor der Glotze, als ich ihn das erste Mal dieses Wort benutzen hörte.
Als Politiker, zumindest als (ehemaliger) Amtsträger verwendet man eine gewähltere Sprache.

Mir scheint, bzw schien diese politische Sprachkorrektheit in den USA besonders ausgeprägt.
Öffentlich das „N-Wort“ zu benutzen, geht nicht.
In dem Punkt sind die Deutschen übrigens gleich.
Als der bayerische Innenminister Herrmann in der ARD verkündete Roberto Blanco sei doch immer „ein wunderbarer Neger“ gewesen, schlackerten den meisten die Ohren.
Und ja, ich bin für diese Tabus.
Dazu gehört auch, daß ich keine Hitlerwitze reiße und öffentlich keine NS-Vergleiche anstelle.

In Amerika bröckeln diese Tabus offenbar.
Zumindest bei den wahnsinnigen Republikanern, bzw „repukelicans“.
Der grölende Prolet Trump unterbietet alles bisher Dagewesene.


Der Schlagabtausch der US-Republikaner erreicht neue Tiefen. Es ist unfassbar, wie ungesittet, mit welcher Härte Marco Rubio und Donald Trump aufeinander losgehen. Kann der Wahlkampf überhaupt wieder ins Lot kommen?
Am Ende dieses verrückten, wilden Tages steht Donald Trump auf einer Bühne in Fort Worth in Texas und weiß, dass er es wieder einmal allen gezeigt hat. Dem Land, der Partei, sich selbst. Trump fühlt sich unantastbar. Und ungeheuer gut.
Mitt Romney, der Ex-Präsidentschaftskandidat? "Läuft wie ein Pinguin", ruft Trump seinen Leuten zu: "Selbst wenn er mir seine Unterstützung anbieten würde, ich würde sie nicht nehmen." Jubel.
Marco Rubio, sein ärgster Rivale? "Ein Baby. Ein schrecklicher Typ", ruft Trump. Und wie Rubio schwitzt! "Ihr solltet ihn mal im Backstage-Bereich sehen. Er musste sich gestern mit der Kelle das Make-up draufmachen." Lacher.
Trump wedelt mit einer Plastikflasche, er schwenkt sie einmal nach links, einmal nach rechts, dann öffnet er sie. "Das ist Rubio!", schreit er seinen Fans zu, gießt die Hälfte der Flasche auf den Boden, spritzt die andere Hälfte durch die Luft, wirft die Flasche schließlich einfach hinter sich. Dann schneidet er Grimassen. Das Publikum kreischt, seine Fans sind außer sich.
Ja, was will man sagen? Es ist ja auch alles zum Kreischen gerade in diesem Wahlkampf. Die Geschwindigkeit. Die Szenen. Die Tonlage. Manchmal fragt man sich, was das alles eigentlich noch mit Politik zu tun hat, aber dann denkt man: Richtig, wir sind ja in den USA. Da ist eben alles etwas anders als bei unseren Merkels und Steinmeiers. Ist ein Stück weit normal hier. Oder? "Es ist unglaublich, gerade jetzt leben zu dürfen", schreibt eine langjährige US-Reporterin, und dann weiß man, dass das, was aufseiten der Republikaner gerade passiert, dieser Kampf um die Zukunft des Konservatismus in den USA, auch für Amerikaner etwas Surreales hat. […]

Es überrascht nicht sehr, daß Trumps proletige und überhebliche Denkstrukturen auch auf seine gesamte Familie übergegriffen haben.
Sohn Eric, 32, ein phänotypisch extrem abstoßender Spross bezeichnete Waterboarding als etwas harmloses, das man in jeder Studentenverbindung erlebe.



Don Trump, 38, macht derweil in Rassismus.

Don Trump Jr. said he would happily pay for some of his father’s black critics to leave the United States.
The Republican presidential candidate’s son appeared Monday morning with his brother, Eric Trump, on “Fox and Friends” to discuss the “Super Tuesday” primary elections and the concerted attacks on their father by his GOP rivals.
“You know, it’s sad to see,” Eric Trump said of the attacks. “We love our father. He’s an amazing guy — he would do such an unbelievable job for this country. He’s an amazing businessman, he’s an amazing negotiator. He’s funding himself, right?” [….] Fox News showed video clips of Whoopi Goldberg, Al Sharpton and Raven-Symoné — all of whom are black — vowing to move to another country if Trump or another Republican won.
“I’ll buy them their airfare,” Trump Jr. said, laughing. “I’m more than happy to chip in.”

Gemeinsam gehen die beiden Brüder der Herzen übrigens als Großwildjäger in Afrika auf die Pirsch und knallen alles ab, was ihnen vor die Flinte kommt.



Wie wird das eigentlich, wenn der Serienlügner Trump, der als erster Bewerber ungeniert vor sich hin flucht US-Präsident wäre?





Sonntag, 28. Februar 2016

AfD-Enthaltsamkeit.


Heute bekam Beatrix von Storch eine Torte ins Gesicht und postete wie ihr amerikanischer feuchter Traum Trump sofort empört einen Tweet mit Rechtschreibfehlern. Torte geschweißt?
Man weiß ja, sie rutscht immer mal mit der Maus ab.


Klar, jetzt glühen die Drähte der sozialen Netzwerke.
Was für eine Vorlage.








Auch wenn man wie ich jegliche physische Gewalt ablehnt, kann man ein gewisses Amüsement nicht unterdrücken.
Die Storch ist einfach zu unsympathisch, als daß man seine Schadenfreude unterdrücken könnte.

Allerdings stellt sich wieder einmal auch die Frage „dreht sich eigentlich alles nur noch um die AfD?“

Es ist schon unheimlich wie drei Landtagswahlen nur noch ein Thema kennen.
Alle Parteien fürchten sich so sehr vor ein paar unsäglichen Salon-Nazis, daß sie ihre gesamte Agenda vergessen und in vorauseilendem Gehorsam xenophob palavern, um vermuteten potentiellen AfD-Wählern den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Um es mal überspitzt auszudrücken:
Ich hätte lieber 15% statt 10% AfD im Landtag X, wenn dafür die anderen 85% der Parteien keine AfD-Politik machten.
Was nützt mir eine auf 9 oder 10% heruntergedrückte AfD, wenn dafür die 90% der anderen auch wie AfD klingen?

Die Bundestagsfraktion der SPD hat bis auf 20 Abgeordnete einem „Asylpaket II“ zugestimmt, welches kaum mit den UN-Menschenrechten zu vereinbaren ist und daher von der UN überprüft werden wird.

Crazy Horst kuschelt mit Orban und Putin, redet wie die NPD und will als CSU-Chef die eigene Bundesregierung verklagen, die er in die Nähe eines „Unrechtsstaates“ rückt.

Die CDU-Wahlkämpfer in BW, SA und RLP stehen dem kaum nach und versuchen sich auch in AfD-Mimikry.
Burka-Klöckner kuschelt öffentlich mit Seehofer und setzt sich weit rechts von Merkel ab.

Wie die PR-Maschine Trump der als self-fulfilling prophecy omnipräsent ist, wird auch die AfD-Xenophobie öffentlich so extrem gepusht, daß es gar keine anderen Themen mehr zu geben scheint.
Dabei ist doch die vorgebliche Überforderungen der Deutschen offensichtlich weit übertrieben. Die meisten Gemeinden kommen gut mit den Flüchtlingen zu Recht, es gibt immer noch große Hilfsbereitschaft.

Die AfD lebte trotz 100 ARD- und ZDF-Talkshows zum Thema „HILFE, die Ausländer überrollen uns!“ von dem Mythos, sie traue sich als einzige die Stimmung des Volkes ausdrücken.

Ich denke, es wird eher umgekehrt ein Schuh draus.
AfD, PEGIDA und CSU haben große Teile der Bundestagsparteien und der Presse thematisch gekapert und sprechen nur noch über ein Thema, das möglicherweise eben nicht so eins wäre, wenn nicht ein mediales Dauerfeuer auf die niederen Instinkte der Bundesbürgerlichen herrschte.

Wir sollten das Thema deutlich niedriger hängen und nicht mehr so viel über die AfD sprechen. Sie soll nicht tabuisiert werden, aber eine 10%-Partei muß nicht 90% der Presseberichte dominieren.

There's no such thing as bad publicity except your own obituary.
(Brendan Behan)

Statt also wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen vor den Höckes, Storchs, Petrys und Gaulands herumzugackern, wäre es ganz schön, wenn sich CDU, SPD, Linke und Grüne auf echte Sacharbeite beschränkten.
(5 Euro ins Phrasenschwein; ich weiß. Aber trotzdem.)

[…] Was ist denn geschehen in diesen panischen, planlosen, populistischen, verlorenen sechs Monaten - außer dem Dauertremolo von sichern, verschärfen, begrenzen? Wo ist der Ansatz, diesen Einschnitt in der europäischen Geschichte zu nutzen - und besser, stärker, klüger daraus hervorzugehen?
Es waren sechs Monate, in denen man eine gesellschaftliche und diskursive Abwärtsspirale beobachten konnte, ohne Ideen, die die Politik mit starker Stimme in das große Gespräch eingebracht hätte, das die Demokratie ist.
Was ist zum Beispiel mit dem neuen, modernen Einwanderungsgesetz?
Und warum sind natürlich ausgerechnet die dagegen, die, wie in der vergangenen Woche wieder, das Asylrecht einschränken, mit der Begründung, es sei schließlich kein Einwanderungsgesetz?
Also: keine Ideen, keine Initiativen, die im großkoalitionären Deutschland durchdringen. Stattdessen, wie ein Mantra, das immer und immer wiederholt wird, als wäre es schon die Antwort auf alle Fragen: Nur Festungen außen und Festungen innen. Aber Kapitalismus plus Angst ist gleich Autoritarismus. Das sieht man bei Donald Trump. Das sieht man auch bei Viktor Orbán. […]


Samstag, 27. Februar 2016

Man sieht sich immer zweimal im Leben - Teil II

So wie Rechte eher egoistisch und national denken, agieren Linke solidarischer und internationaler.

Was passiert, wenn lauter Rechte international zusammenarbeiten müssen erleben wir gerade bei dem Stück, welches Sebastian Kurz (ÖVP), Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), David Cameron (Conservative Party), Viktor Orbán (Fidesz) und Beata Szydło (PiS) aufführen:
Nach uns die Sintflut. Lieber reißen wir alles in den Abgrund, als daß wir jemand den kleinen Finger reichen.
Mit diesen Typen an der Spitze reißt sich die EU ihre ohnehin winzigen Hoden ganz aus dem Körper.

Europa verschanzt sich hinter Stacheldraht und Volksabstimmungen. Die Anti-Flüchtlingskoalition, allen voran Ungarn und Österreich, zeigen Merkel und Juncker, wie skrupellose Flüchtlingspolitik aussieht. Eine solche EU braucht niemand.
[….] Wenn die EU nicht nach unserer Pfeife tanzt, dann veranstalten wir eben ein Referendum und lassen das europamüde Volk sprechen - so lautet die neue Devise. Nicht nur in Großbritannien, sondern jetzt auch in Ungarn.
[….] Macht Orbans Beispiel Schule, dann wird über die Flüchtlingspolitik der EU nicht mehr bei Gipfeltreffen in Brüssel entschieden, sondern durch populistische nationalstaatliche Referenden. Und durch eine neue Koalition der Aufnahmeunwilligen, an deren Spitze Österreich und die Länder der Balkanroute stehen.
Bei ihrem heutigen putschartigen Treffen haben sie die beiden wichtigen Flüchtlingsaufnahmeländer Griechenland und Deutschland ebenso gezielt ausgeschlossen wie das Spitzenpersonal der EU-Kommission. Die Anti-Flüchtlingskoalition, und allen voran Österreichs Außenminister Sebastian Kurz, will der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker demonstrieren, wie skrupellos-entschlossenes Handeln in der Flüchtlingsfrage aussieht.
[….] Griechenland wird zum gigantischen Flüchtlingshotspot Europas. Die humanitäre Katastrophe ist programmiert. Und der Rest der Europäischen Union verschanzt sich hinter Volksabstimmungen und Stacheldraht. [….]  Die EU-Gegner von London bis Budapest können sich ihre nationalistischen Hände reiben: Eine solche Union braucht niemand.

Und in der Tat, nach diesem Drehbuch bekommt Griechenland eindeutig den Schwarzen Peter zugeschoben – wieder einmal.

 [….] Griechenland bekommt auf einmal zu spüren, was es heißt, Flüchtlinge tatsächlich aufzunehmen. Das bedeutet noch eine Krise im geschundenen Krisenstaat Griechenland. Eine humanitäre Katastrophe bahnt sich an.
[….] Österreich und die Balkanländer haben sich gegen Athen verschworen, Mazedonien hat die Grenze fast komplett dichtgemacht. Am Grenzübergang in Idomeni können nur noch einige Hundert Glückliche am Tag passieren. Afghanen verweigert Mazedonien die Einreise. Auch Syrer und Iraker ohne gültige Papiere sitzen fest. [….]
Vergangenes Jahr haben nur 14 368 Migranten Asyl in Griechenland beantragt. Es hat sich bis zu den Verzweifelten herumgesprochen, dass es kaum ein ungeeigneteres Ziel gibt, wenn man in dieser Krise Sicherheit sucht. Griechenland hat genug Probleme mit sich selbst. [….] In der Flüchtlingskrise haben die Griechen den Eindruck, Europa habe sie schon fallen gelassen. Absprachen wie jene, keineswegs im Alleingang Grenzen zu schließen, werden ignoriert.
"Verträge sind einzuhalten. Wir können nicht vergessen, wie das andauernd wiederholt wurde. Aber das gilt nicht für alle", empört sich Premier Alexis Tsipras. Sein Land könne nicht zu Europas Warenhaus für Flüchtlinge werden. Österreichs Innenministerin Johanna Mikl-Leitner ist in Griechenland nicht mehr willkommen. [….]
Aber das Land steht vor einer Zerreißprobe: Griechenland soll weitere 1,8 Milliarden Euro einsparen. Das bedeutet Aufruhr. Tsipras bittet nun ausgerechnet die Frau um Hilfe, die Griechenlands Probleme jüngst aus den Augen verloren hatte: Angela Merkel. [….]

Im Gegensatz zu Griechenland hat Deutschland volle Kassen.
 I8 Milliarden Euro Überschuss haben Bund und Länder 2015 erwirtschaftet.
Im Gegensatz zu Griechenland braucht Deutschland unbedingt Zuwanderung. 500.000 Menschen müssen Studien zu Folge jährlich einwandern, wenn Merkels Bürger dauerhaft ihren Lebensstandard halten wollen.
Im Gegensatz zu Griechenland sind die allermeisten Kommunen in Deutschland auch keineswegs überfordert mit den Flüchtlingen.

Deutschlands Regierung unternimmt nur deswegen radikale und restriktive Maßnahmen gegen flüchtende Menschen, weil alle vorm braunen Osten und der wachsenden AfD zittern.

Natürlich wäre es schön, wenn es nun einen EU-Solidarmechanismus gäbe, der dazu führte kurzfristigen Lasten einigermaßen gerecht zu verteilen.

Wir brauchen aber nicht die arme Merkel zu bedauern, die so schmählich im Stich gelassen wird von ihren EU-Kollegen.

In Wahrheit bekommt Merkel nur die Quittung dafür, daß sie als Rechte zehn Jahre lang selbst unsolidarisch in der EU aufgetreten war und nur für Deutschland günstige Lösungen durchdrückte.

Seit dem März 2003 ist die „Dublin-II-Übereinkunft“ in Kraft.
Es regelt die Zuständigkeit für Asylverfahren in der EU und besagt, daß der Mitgliedsstaat das Asylverfahren durchführen muss, der die Einreise eines Asylbewerbers erlaubt oder nicht aktiv verhindert hat.
Ein maßgeschneidertes Verfahren für das dicke reiche Deutschland, welches in der Mitte sitzt und keine südliche oder östlichen EU-Außengrenzen hat.
Durch die gesamte Kanzlerschaft Merkels zogen sich Klagen der „Frontstaaten“ Italien, Spanien und Griechenland, die es wenig überraschenderweise ungerecht fanden die gesamten „Migrationslasten“ de facto allein zu stemmen.
Merkels Innenminister Schäuble, de Maizière und Friedrich zeigten sich aber gnadenlos und waren zu keiner solidarischen Geste bereit.

Nachdem sich „das Problem“ dieses Jahr de facto umgekehrt hat, weil die Außenstaaten so überfordert waren, daß sie die Menschen unter Umgehung des Dublin-Verfahrens durchwinken mußten, ist es nun Deutschland, welches die anderen EU-Staaten um Hilfe und Solidarität bittet.
Nachdem diese Länder aber zehn Jahre in genau dieser Frage von Merkel vor den Kopf gestoßen wurden, lassen sie unfreundlicherweise, aber verständlicherweise diesmal Deutschland im Regen stehen.

Ähnlich rigoros antieuropäisch und antisolidarisch ging Merkel bei „Big Data“, der „Southstream-Pipeline“, den CO2-Abgasregeln oder auch der Russland-Politik vor.

Es hat schon seinen Grund, daß alle drei Vorgänger-Kanzler unisono beweinten Merkel habe kein Herz für Europa.
Ausgerechnet ihr Parteifreund und Mentor Helmut Kohl ging vor viereinhalb Jahren am weitesten, beklagte, Merkel mache die Europa „kaputt“ mit ihrer Rücksichtslosigkeit gegenüber der EU.

Helmut Kohl hat für Merkels Linie offenbar gar nichts übrig.
Nach Informationen des SPIEGEL hat Kohl die Europapolitik der CDU-Chefin scharf kritisiert. Ein Weggefährte, der den Altkanzler in letzter Zeit besucht hat, berichtet, Kohl halte Merkels Europapolitik für "sehr gefährlich". Kohl habe gesagt: "Die macht mir mein Europa kaputt", zitiert ein Vertrauter den Altkanzler.

Bei den beiden größten internationalen Krisen – der Syrienkrise und der Flüchtlingskrise braucht Merkel einerseits Russland und die Türkei und anderseits die großen Player der EU, also England und Frankreich, an ihrer Seite.

Mit allen vier genannten Staaten ist die Stimmung aber hauptsächlich durch Merkels Schuld eisig.
Putin und Erdogan hätten sich niemals zu der Art Quasidiktatoren entwickelt, wenn Merkel die ausgezeichneten Beziehungen zu den beiden Ländern im Jahr 2005 weiter entwickelt hätte, dafür gesorgt hätte, daß die Türkei in die EU aufgenommen wird und auch Russland fest an Europa assoziiert hätte, statt es durch schädlichen Einfluss in der Ukraine vor den Kopf zu stoßen.
Der Türkei hatte man Jahrzehnte versprochen in die EU zu kommen und so hatte sich die Regierung in Ankara dafür wirklich gestreckt.
Bis dann Merkel kam und Erdogan unvermittelt in die Eier trat. Nichts da EU, höchstens privilegierte Partnerschaft.
Da waren die türkischen Reformen allerdings so weit gediegen, daß sich das Land auch ohne die EU ökonomisch raketenartig entwickelte. Und Erdogan schmollte – zu Recht.
Wenn nicht mit der EU, dann eben gegen die EU, so seine Devise offenbar.
Ähnliches ging in Moskau vor.
Zudem ist Merkel die erste Kanzlerin seit den Tagen General de Gaulles, die einfach kein Verhältnis zu Frankreich findet.

Einfach erbärmlich, wenn man daran denkt wie ausgezeichnet und persönlich eng freundschaftlich sich die deutsch-französischen und die deutsch-russischen Beziehungen unter Schröder entwickelten hatten.
Die Regierungen arbeiteten so eng zusammen, daß sie international an einem Strang zogen.
Merkel ließ das alles sein, interessierte sich nicht, engagierte sich nicht.
Deutschland war ja auch allein stark und der einzige, den sie wirklich liebte, war George W. Bush, an den sie sich demonstrativ herankuschelte.

In der Finanzkrise verschärften sich die Friktionen gegenüber London und Paris weiter, weil Merkel und insbesondere ab 2009 Wolfgang Schäuble erratisch-besserwisserisch in Brüssel auftraten.
Schäuble wird inzwischen in den anderen Hauptstädten regelrecht gehasst.
Die südeuropäischen Länder sind mehr als verschnupft.

2015 braucht Deutschland mal Solidarität.
Unvernünftigerweise, aber sehr verständlicherweise bekommt es sie aber nicht. Nicht mehr.


Populär-Sigi.


In der prä-vereinigten Bundesrepublik Deutschland waren Wahlen immer so einfach. Es gewann entweder das linke oder das rechte Lager. Wer nicht ganz links oder nicht ganz rechts  war, konnte immer noch taktisch die FDP wählen, die fast immer als Mehrheitsbeschaffer mitregierte.
Die Hepatitisgelben hatten es sich behaglich eingerichtet.
Sie wurde von liberaleren CDUlern oder Seeheimer-Sozis mitgewählt, um der jeweiligen großen Partei die Macht zu sichern.
Das war das typische Leihstimmenkonzept.
„Wer Kohl/Merkel als Kanzler behalten will, muß FDP wählen“.
Das ist aber nur die halbe Wahrheit.
 Wenn überzeugte SPD- oder CDU-Anhänger absehen konnten, daß ihre Partei in der Opposition landen würde, wählten sie ebenfalls die FDP – in dem Fall, um das Schlimmste zu verhindern.
Mit 10% FDP-Typen am Hals, konnte die Dregger/Kohl/Strauß-Union nicht ganz so stramm nach rechts marschieren, wie sie es allein getan hätten.
Koalitionsverhandlungen waren planbar und vorhersehbar.
Und wenn alle Stricke rissen, weil sich die FDP mit dem Wahlsieger verkracht hatte oder eine vierte Partei die klassischen Koalitionsmehrheiten eines Dreiparteiensystems verhinderte, blieb als Ultima Ratio immer noch die „GroKo“.
Fiese Gebilde konnten das sein.
1966 heiratete das stramm konservative ehemalige NSDAP-Mitglied Kiesinger den ehemaligen Widerstandskämpfer Brandt, den die CDU jahrelang als unschuldige und traumatisierte Vaterlandsverräter und unehelich geborenen Bastard diffamiert hatte.
Gut für die SPD, daß sie 1966 die Koalition einging, denn im konservativen Deutschland der 50er und 60er Jahre galt es noch als undenkbar, daß Sozis das Land regieren könnten. Nachdem sie sich aber drei Jahre als Minister profiliert hatten, sah es 1969 endlich anders aus.

Die späteren beiden Bundes-Grokos unter Kanzlerin Merkel  lassen sich nicht mit der Ersten vergleichen, da es viel weniger Differenzen gab, die SPD schon drei Kanzler gestellt hatte und eine extrem unterambitionierte Regierungschefin alle Aktivitäten im Keim erstickte.
Für Merkel ist die GroKo eine bequeme Methode genügend Stimmen bei der Kanzlerwahl zu bekommen. Ich bin immer noch davon überzeugt, daß ihr die gewaltigen Mehrheiten lieber sind, als der vermeidlich inhaltlich näher stehenden Partner FDP.
Das bringt nur Ärger, wenn sich ein Kleiner profilieren will und mit einer schlagkräftigen Opposition hat man es auch noch zu tun.
Ginge es nach Merkel, würde sie die Grünen, wenn nicht sogar die Linke auch in die Regierungskoalition aufnehmen.
Jeder bekäme irgendein Ministerium mit der entsprechenden Narrenfreiheit, dürfte ich ein paar Pöstchen und Projektchen leisten.
Eine Opposition gäbe es dann gar nicht mehr und alle inhaltlichen Streitigkeiten würden im Vorfeld von ihren Scherpas mit etwas Verbalsoße verschleiert.
So eine Allparteienkoalition wäre vermutlich sogar beliebt im bräsigen Deutschland, dessen Bürger sich ohnehin kaum für Politik interessieren und zum allergrößten Teil auch nicht auf die Idee kommen das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen, wenn über 1000 rechtsradikale Anschläge auf traumatisierte Flüchtlinge stattfinden.
Wie bizarr es doch ist, daß diese einst so übermächtig erscheinenden Volksparteien so abgewirtschaftet haben, daß erstmals seit 1949 bei den kommenden Landtagswahlen in zwei von drei Bundesländern noch nicht einmal CDU und SPD zusammen eine Mehrheit erreichen dürften.

Nach den aktuellsten Umfragedaten kommen CDU (je ~30%) und SPD (je ~15%) zusammen, sowohl in Sachsen-Anhalt, als auch in Baden-Württemberg auf keine Mehrheit der Sitze.

Während die SPD aus der ersten Bundes-Groko 1966-1969 sehr gestärkt hervorging, schrumpft sie seit zehn Jahren nur noch in dieser Konstellation.

Bei solchen Landtagswahlergebnissen wäre es für die Sozis an der Zeit Guido W.s altes „Projekt 18“ auszugraben.
In Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wären 18% ein bombiges Ergebnis.

Wieso klappt jetzt nicht, was 1966 gelang?

Dafür gibt es eine einfache Erklärung:  Andrea Nahles, Thomas Oppermann, und Sigmar Gabriel sind eben nicht Willy Brandt, Horst Ehmke, Karl Schiller, Georg Leber, Hans Jürgen „Ben Wisch“ Wischnewski, Herbert Wehner und Helmut Schmidt.

Gabriel mit seinem von ihm selbst gepriesenen Gefühl für die Stimmung an der Basis macht bei dem Versuch Merkel zu imitieren und „Volksmeinungen“ nachzuplappern eben keine gute Figur.

Selbst wenn es stimmen sollte, daß die allermeisten Deutschen sich wünschen mehr Flüchtlinge rauszuschmeißen, wird daraus noch keine stringente Politik, die alle Menschen überzeugt oder doch zumindest beeindruckt.

Nachdem sich in letzter Zeit wieder die Berichte über die rapide reicher werdenden Superreichen, das heftige Aufklaffen der sozialen Schere, mehren und eine Unzufriedenheit damit messbar ist, springt Gabriel auf den Zug auf.


Der Vizekanzler sorgt sich nun um die sozial Schwachen mit deutschem Pass.
Angesichts der 18 Milliarden Euro Plus, die die öffentlichen Kassen letztes Jahr gemacht haben, müsse nun auch an soziale Wohltaten gedacht werden.

In der ZDF-Talkshow von Maybritt Illner hat es der Vizekanzler am Donnerstagabend nun mit einem frischen Bild versucht: Ein "neues Solidaritätsprojekt für unsere eigene Bevölkerung" sei notwendig, sagte Gabriel. Die deutschen Bürger müssten merken, "dass ihre Bedürfnisse nicht weiter unter die Räder geraten". Auch die Aufstockung geringer Renten brachte er ins Gespräch.

An sich eine begrüßenswerte Einsicht – die SPD will mehr für die Schwächsten in unserer Gesellschaft tun.

Es wäre aber noch schöner, wenn der  SPD-Chef dies als „richtig“ und „notwendig“ erachtete, aktiv würde, weil es das Selbstverständnis der SPD ist.

Stattdessen gelten wieder nur die beiden alten Zitate:

Die Andrea Nahles gehört dahin wo sie herkommt - in die Eifel wo’s am Dunkelsten ist.
(„Drucker August“ alias Georg Schramm)

Die SPD scheißt in jede Hose, die man ihr hinhält.
(Dieter Hildebrandt)

Gabriel hat die Hosen voll wegen der AfD und der Stimmung bei den Peginesen. Deswegen will er auf einmal großzügig werden.

Zudem würde der begabte Politiker Gabriel weit weniger berechnend wirken, wenn es nicht seine eigene Partei gewesen wäre, die in den letzten Jahre stoisch zusah, wie das Vermögen der 1% Reichsten gewaltig anschwoll.
Die SPD senkte das Rentenniveau, führte die geringere Besteuerung von Kapitalgewinnen ein und Nahles setzte bei der ihrer Rentenpolitik wieder auf die armen Beitragszahler, während sie Beamte, Unternehmer und Bundestagsabgeordnete schont.

Donnerstag, 25. Februar 2016

Extremparteihopper goes Extremsatiriker

Aus Respekt vor den guten alten Kreuznet-Zeiten nennen meine Facebook-Freunde Dr. David Berger immer noch bei seinem alten Kosenamen „Urinduscher“, kurz „ud“.

Einst rang der ud heldenhaft Kreuznet nieder und schrieb 2010 mit „Der Heilige Schein“ jenes vermeidliche Enthüllungsbuch, welches so schön bestätigte, was man immer schon gemunkelt hatte: All die Dunkelkatholiken, Tradis, Piushanseln und Tridentiner sind heimlich schwul. Sobald sie öffentlich ihre homophoben Tiraden abgelassen haben, der Tabernakel weggestellt wurde, geht es zum Analverkehr in die Sakristei.

Bergers Darstellung wieso eine frauenfeindliche zölibatäre Umgebung in der Vergangenheit eine magische Anziehungskraft auf Schwule ausübte, überzeugt nach wie vor. Was sollte ein heimlich Schwuler aus einem homophoben Dorf auch 1930 oder 1955 tun, wenn er merkt daß eine Ehefrau für ihn nicht in Frage kommt und Gerüchten aus dem Weg gehen will?
Das Priesterseminar ist die logische Konsequenz. Da ist man unter sich, da bleibt „physische Liebe“ geheim und sofern man ein paar Tunten-Klischees aufweist, kann man sich auch noch an herrlichen bunten Kleidern, Goldschmuck und Sex-Geständnisse bei der Beichte erfreuen.
Homosexuelle Würdenträger einer homophoben Organisation sind außerdem ein Glücksfall für eine hierarchische antidemokratische Welt, da sie alle erpressbar und disziplinierbar sind.
Blöd ist natürlich, wenn Schwulsein in der Gesellschaft nicht mehr tabuisiert ist und selbst der schwule Teenager eines bayerischen Dorfes deswegen nicht mehr gelyncht wird, sondern im Internet sofort Gleichgesinnte findet, die ihm Selbstvertrauen geben. So einer muss nicht mehr Priester werden und tatsächlich erlebt die RKK einen dramatischen Einbruch bei den Anmeldungen zum Priesterseminar. Katholische Pfarrer sind zur extremen Mangelware geworden.

Soweit folge ich dem ud inhaltlich.
Diese Berger-Erkenntnisse sind allerdings sechs Jahre alt. Inzwischen ist er einem schweren Messiaskomplex erlegen, wurde zum Vordenker der Xenophoben und Islamhasser, verachtet alle Schwulen, die ihn nicht als ihren heiligen Führer anerkennen und frönt seiner Vorliebe für ganz-rechts-außen-Politiker wie Tatjana Festerling.

Ohne jedes Schamgefühl robbt er nun an seine einstigen Erzfeinde der homophoben Tradi-Szene heran. Für seine Kolumnen dient ihm Gabriele Kuby als Inspiration und wie man hört, soll an der Zimmerdecke über dem Bergerschen Ehebett ein Akif Pirinçci-Poster als Masturbationsvorlage angetackert sein.

Die metaphysischen und parteipolitischen Pirouetten des ud erreichen inzwischen ein Niveau, daß es nur noch zwei Rückschlüsse zuläßt.
Entweder er leidet an Creutzfeldt-Jakob im Vollbild, oder aber er wurde schon vor längerer Zeit als Undercover-Schreiberling vom Postillon (oder Titanic?) angeheuert.
 Sein neuester Streich datiert vom 23.02.2016 und erschien als Kolumne bei „The European“ unter dem Titel „12 Gründe warum ich als schwuler Mann gerne katholisch bin“.

Man versteht sofort, daß es einen Homoaktivisten in der konservative katholische Szene zieht, so wie eben auch Schwarze sich beim Ku-Klux-Klan wohlfühlen, Türken bei der NPD engagiert sind und Kommunisten in die FDP streben.

Bei „The European“ ist Berger zumindest ideologisch gut aufgehoben – andere Kolumnisten und Interviewpartner sind Robert Spaemann, Thilo Sarrazin, Hendryk M. Broder, Wolfgang Bosbach, Frauke Petry, Julia Klöckner, Arnulf Baring, Hans-Peter Friedrich, Hans Olaf Henkel oder Birgit Kelle.

Bergers 12 Thesen über die Freude der Schwulen am Dunkelkatholizismus möchte ich gar nicht mit Aufmerksamkeit ehren, aber da DO-NOT-LINK leider seit Tagen offline ist, muß es doch verlinken.
Jeder möge selbst sehen und lachen.

3. Die katholische Kirche ist eine Meisterin in der Inszenierung religiöser Gefühle. Diese haben auch immer eine erotische Komponente. Die religiöse unterscheidet sich strukturell in nichts von der sexuellen Ekstase. […]

Offenbar bin ich sexuell völlig unterentwickelt – die orgasmischen Freude der religiösen Ekstase kenne ich noch gar nicht

4. Die streng abgeschlossenen Männergesellschaften der katholischen Kirchen regen enorm die Phantasien schwuler Männer an. Und das gerade heute, in einer Zeit, in der die katholische Kirche zunehmend an Einfluss verliert. Einer der größten schwulen Pornoproduzenten „Bel Ami“ hat innerhalb kürzester Zeit den zweiten Teil von „Scandal in the Vatican“ veröffentlicht, nachdem der erste Teil sich enormer Beliebtheit erfreute. Während im ersten Teil vor allem junge „Priester“ mit gut taillierten Talaren und feierlichen Messgewändern, die sie natürlich irgendwann fallen ließen, herumliefen, sind es nun die Schweizer Gardisten, die sich mit heißen Prälaten des Vatikanstaates wilden Sexorgien hingeben.

Klar, so sind sie die Schwulen. Gucken den ganzen Tag Fetisch-Pornos.
Und außer „Poppen in der Kurie“ werden auch keine anderen Homopornos verkauft.

[…] 6. Interessanterweise sind es die traditionell katholischen Länder in Europa, die ganz konsequent die Öffnung der Ehe für Homosexuelle eingeführt haben: Von Spanien über Frankreich bis Malta. Während in Deutschland, im Heimatland der Reformation, geführt von einer protestantischen Pfarrerstochter, dies nicht gewollt scheint.

Jetzt ist das auch geklärt. Die weniger homophoben Protestanten, die ihre Geistlichen heiraten lassen, sowie Homopaare trauen sind schwulenfeindlicher als die Schwulenfeinde, die sich hartnäckig gegen die Homoehe sträuben.
Wären Schröder und Fischer 1998 nicht Atheisten, sondern Katholiken gewesen, hätten sie schon damals die Ehe für alle mit Adoptionsrechten eingeführt.

[…] 9. […] Vom Duft des Weihrauchs über die Klänge der gregorianischen Choräle bis hin zu den eindrucksvollen Bildern des Zeremoniells von Gottesdiensten oder Auftritten des Papstes vor und in großartigen Kulissen, zeigt sich der Katholizismus als ein Aktionskunstwerk, das den Menschen in seiner sinnlichen Gesamtheit anspricht und enorm identitätsstiftend ist. Einer sinnlichen Gesamtheit, die auch in der schwulen Welt durch den Rückzug in virtuelle Welten (bis hin zum Praktizieren von Chat-Sex) zunehmend verloren geht. […]

OK, das könnte stimmen. Immerhin hat Ratzi damals George Lucas inspiriert.


10. Die katholische Kirche rettet durch das Tabu und ihre Verbote die Libido. […] Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass die katholische Kirche, wenn sie die neueren Bildungspläne, die den Sexualkundeunterricht an Schwulen ausweiten wollen, kritisiert , im letzten den Spaß am Sex und die Libido rettet. Ich bin froh, dass mir meine Grundschullehrerin damals nicht erklärt hat, wie man einen Dildo benutzt und wie Analverkehr genau funktioniert.[…]

Ohne Katholizismus kann man eigentlich gar keinen Sex haben.
Deswegen sind Atheisten auch grundsätzlich asexuell. Das beweist ja schon der gemeinsame Anfangsbuchstabe „A“.

12. […] In meiner Jugend zog ich enorme Kräfte aus dem schwulen Außenseitertum, aus dem Anderssein, das gegen die für mich so empfundene heterosexuelle Mittelmäßigkeit stand. Heute ist es mein Katholizismus, der mich gerade wegen seiner Gegenposition gegen die Mediokrität und Dummheit des Zeitgeistes, stolz macht. Es ist ein Katholizismus der Freiheit. […]

Ja, das stimmt!

Wer sich heutzutage dazu bekennt Katholik zu sein, ist richtig cool.
 
Deswegen sind auch bekennende Katholiken die geilsten Trendsetter der Politklasse: Nahles, Thierse, Schavan, Kretschmann!


 
Das Katholoquartett kann die vielen Trendscouts kaum noch abschütteln.
Jeder trägt jetzt Tierse-Bart, Nahles-Hintern, Kretschmann-Frisur und Schavan-Blusen.

Da werden die Berliner Hippster ganz klein mit Hut, wenn die stolzen katholischen Ikonen Nahles und Thierse auftauchen.

Eigentlich sind alle Politiker, die sich im Zentralrat der deutschen Katholiken und anderen katholischen Vereinen engagieren und als solche wie der ud öffentlich bekunden „Ich bin katholisch – und das ist auch gut so“ richtig cool:

Alois Glück (CSU), Philipp Rösler (FDP), Bernd Posselt (CSU), Horst Seehofer (CSU), Alexander Dobrindt (CSU), Wolfgang Thierse (SPD), Maria Böhmer (CDU), Armin Laschet (CDU) und Josef Winkler (Bündnis 90/Die Grünen), Dieter Althaus (CDU), Erwin Teufel (CDU), Norbert Geis (CSU) und Bernhard Vogel (CDU).

Die Crème de la Crème der Polithipster!

Aber es sind natürlich nicht nur Politiker coole Katholiken. Ach die anderen berühmten katholischen Bekenner beweisen Bergers These vom Stolz und Überdurchschnittlichkeit:
Matthias Matussek, Martin Mosebach, Robert Spaemann, Andreas Englisch, Gabriele Kuby, Paul Badde, Martin Lohmann, Alexanders Kissler, Matthias Drobinski.

Wer möchte nicht dazu gehören?

Ich wäre auch so gern katholisch!
Oder sind nur die Katholiken cool, die auch schwul sind?


Mittwoch, 24. Februar 2016

US-Irrsinn.

Das sogenannte GOP-Establishment war sich sicher, so sicher.
Trump sei zwar ein lustiger Vogel, der dem Vorwahlkampf Farbe und viel Aufmerksamkeit generiere, aber „there is no way, he will get the nominee.“
Ja, am Anfang ist es ja klar, daß die Außenseiter, die nicht zu den üblichen Gesichtern der Partei gehören viel Wirbel veranstalten.
Das ist das Tolle an der US-Demokratie. Da kann jeder mitmachen und diese Grassroots-Bewegungen bekommen alle eine Chance sich der echten amerikanischen Basis bei den Caucuses zu stellen; dort wo man tatsächlich auf Heuballen stehend mit den Nachbarn auf Augenhöhe diskutiert.
So wurden auch der fromme Chirurg Ben Carson und die Computer-Managerin Carly Fiorina weltweit bekannt als Lieblinge der Basis. Beide standen, wie später auch Trump, schon als Umfrage-Führende auf dem prestigeträchtigen Mittelplatz bei den TV-debates.
Sollen die sich ruhig mal austoben und der Welt das bunte Amerika vorführen.
Aber mit der Zeit würde man schon merken, daß diese erst so beliebten Außenseiter natürlich nicht das Rüstzeug für eine echte Chance auf das Weiße Haus haben.
Und so kam es ja auch gestern Nacht bei der vierten Vorwahl der US-Republikaner in Nevada:
Carly Fiorina holte 22 Stimmen (0.03%) und auch Carsons Kurve zeigt steil nach unten: 4.81%, also gerade mal 3.619 Stimmen im gesamten Bundesstaat Nevada mit seinen 2,7 Millionen Einwohnern.
Nach der üblichen Partei-Regie lichtet sich nun das Feld. Und in der Tat haben Jeb Bush und Chris Christie bereits das Handtuch geworfen.
Nun versammelt sich langsam das Geld bei dem Konsenskandidaten. Und es hagelt „Endorsements“ – keine Stunde vergeht, in der nicht ein verdientes republikanisches Kongressmitglied oder ein GOP-Gouverneur seine öffentliche Unterstützung kundtut.

Nur eins stimmt nicht. Die GOP-Parteiregie ist in einem Punkt nicht mit der Realität kongruent.
Das ist Trump. Der hätte längst als Maulheld entlarvt unter „ferner liefen“ sein politisches Ende einläuten sollen.
Trump ist aber nicht nur immer noch da, sondern er wird sogar stärker; gewann drei von vier Vorwahlen, Nevada sogar mit einem gewaltigen 22-Prozentpunkte-Vorsprung. Ein Durchmarsch.
Es wäre nun allerhöchste Zeit für die GOP-Strategen hinter dem Establishment-Kandidaten zu versammeln, um Trump endlich mit der vereinigten geballten Macht der Partei abzuschießen.
Unglücklicherweise ist gar keiner der üblichen Parteigrößen mehr dabei.
Nach Trump liefern sich Marco Rubio und Ted Cruz, also zwei Latinos einen Kampf um Platz 2. Dabei ist Cruz derartig fanatisch, derartig rechts, derartig extremistisch-religiös, derartig verlogen, daß ihn die Partei sogar noch weniger als US-Präsidenten haben will als Trump.

Bleibt noch Rubio, der tatsächlich derjenige ist, auf den all die Endorsements einprasseln.
Durch das extrem Washington-feindliche Agieren der Republikaner in den letzten sieben Jahren, ihrem grenzenlosen Hass gegen jede Politik und die totale Obstruktion ist zumindest halb Amerika allerdings so „Anti-Alles“, daß diese Wahlempfehlungen eher eine Bürde als eine Hilfe sind.
Teebeutler wählen eher nicht denjenigen, der von erfahrenen US-Senatoren empfohlen wird.

Aber auch Rubio ist kein idealer Kandidat; er lügt viel, ist zu religiös für Gesamt-Amerika, hatte nie ein Regierungsamt inne und wurde trotz seines viel gerühmten Redetalents schon auf offener Bühne wie ein dummer Junge von Chris Christie fertig gemacht.
 Wie soll das erst werden, wenn er in das Visier der Trumpschen Pöbelmaschine gerät? Wie soll er nominiert werden, wenn ihm bisher kein einziger Sieg gelang?
Was soll er nur in den Generaldebatten gegen die erfahrene weltbewanderte Hillary Clinton für ein Bild abgeben?

US-Kommentatoren fangen eine Woche vor dem Super-Tuesday, wenn an einem Tag in Alabama 50 Delegierte, in Alaska 28 Delegierte, in Arkansas 40 Delegierte, in Colorado 37 Delegierte, in Georgia 76 Delegierte, Massachusetts 42 Delegierte, in Minnesota 38 Delegierte, in North Dakota 28 Delegierte, in Oklahoma 43 Delegierte, in Tennessee 58 Delegierte, in Texas 155 Delegierte, in Vermont 16 Delegierte, in Virginia 49 Delegierte und in Wyoming 29 Delegierte vergeben werden, an Donald Trump bereits zum Sieger auszurufen.

[…] It's over; Trump is going to be the Republican nominee
[…] The GOP establishment has been wrong at every turn, and Donald Trump has been right. […]  
The establishment doesn't like him because it can't control him. Yet he's the only conservative candidate who stands a chance against Hillary Clinton. The polls may reflect Marco Rubio doing well as a conservative uniter, but no one will hammer Clinton's biggest weakness better than Trump, and that's Clinton fatigue.
[…] Last summer, I gave you five reasons why so many Americans loved Trump and why he would go the distance. Notice, four of the five points cemented his path to the Republican nomination. At the time, the seasoned political commentators and pundits just rolled their eyes at me. Now they're predicting a win.
1. He's real.
2. He doesn't care what you think.
3. Many Americans hate Washington.
4. It's early (null).
5. You want to see him debate.
[…] Not only has he changed the rules, he has upended the hierarchy. […]
He's been 100% consistent since he jumped into the race last summer. He'll tell us he plans to make America great again. He'll remind us that we've got lousy deals with China and Iran. And he'll go on the attack.
[…] The Republican nominee is Donald Trump.

Davon ausgehend, daß Trump wirklich der offizielle Präsidentschaftskandidat wird, stellt sich die nächste Frage:
Irren wir uns vielleicht genauso mit der Einschätzung Trump könne gegen Clinton nicht bestehen wie mit der Annahme, er würde nie nominiert werden?

Wird der wahnsinnige Lügner in einem knappen Jahr der neue US-Präsident sein?

[…] Die Zeiten, in denen man über Donald Trump noch lachen konnte, sind vorbei.
[…]  Es ist an der Zeit, sich ernsthaft mit dem Gedanken zu befassen, dass Donald Trump der Präsidentschaftskandidat der Republikaner in diesem Jahr sein wird.
Nun könnte man meinen, es sei vor allem das Problem der Republikaner, wenn sie einen Mann zu ihrem Kandidaten machen wollen, der die Manieren und das Weltbild eines Komodowarans hat. Doch das wäre zu kurz gedacht. Denn aus dem ersten Fazit folgt ein zweites - ein schreckliches: Wenn Trump der Kandidat für die Präsidentschaftswahl werden kann, dann kann er auch der nächste Präsident der Vereinigten Staaten werden. […]

Wenn es soweit kommt, dazu auch noch Ministerpräsident Orban, Präsidentin Le Pen und ähnliche Typen die NATO bestimmen, können wir den Planeten gleich zumachen.