Sonntag, 28. Februar 2016

AfD-Enthaltsamkeit.


Heute bekam Beatrix von Storch eine Torte ins Gesicht und postete wie ihr amerikanischer feuchter Traum Trump sofort empört einen Tweet mit Rechtschreibfehlern. Torte geschweißt?
Man weiß ja, sie rutscht immer mal mit der Maus ab.


Klar, jetzt glühen die Drähte der sozialen Netzwerke.
Was für eine Vorlage.








Auch wenn man wie ich jegliche physische Gewalt ablehnt, kann man ein gewisses Amüsement nicht unterdrücken.
Die Storch ist einfach zu unsympathisch, als daß man seine Schadenfreude unterdrücken könnte.

Allerdings stellt sich wieder einmal auch die Frage „dreht sich eigentlich alles nur noch um die AfD?“

Es ist schon unheimlich wie drei Landtagswahlen nur noch ein Thema kennen.
Alle Parteien fürchten sich so sehr vor ein paar unsäglichen Salon-Nazis, daß sie ihre gesamte Agenda vergessen und in vorauseilendem Gehorsam xenophob palavern, um vermuteten potentiellen AfD-Wählern den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Um es mal überspitzt auszudrücken:
Ich hätte lieber 15% statt 10% AfD im Landtag X, wenn dafür die anderen 85% der Parteien keine AfD-Politik machten.
Was nützt mir eine auf 9 oder 10% heruntergedrückte AfD, wenn dafür die 90% der anderen auch wie AfD klingen?

Die Bundestagsfraktion der SPD hat bis auf 20 Abgeordnete einem „Asylpaket II“ zugestimmt, welches kaum mit den UN-Menschenrechten zu vereinbaren ist und daher von der UN überprüft werden wird.

Crazy Horst kuschelt mit Orban und Putin, redet wie die NPD und will als CSU-Chef die eigene Bundesregierung verklagen, die er in die Nähe eines „Unrechtsstaates“ rückt.

Die CDU-Wahlkämpfer in BW, SA und RLP stehen dem kaum nach und versuchen sich auch in AfD-Mimikry.
Burka-Klöckner kuschelt öffentlich mit Seehofer und setzt sich weit rechts von Merkel ab.

Wie die PR-Maschine Trump der als self-fulfilling prophecy omnipräsent ist, wird auch die AfD-Xenophobie öffentlich so extrem gepusht, daß es gar keine anderen Themen mehr zu geben scheint.
Dabei ist doch die vorgebliche Überforderungen der Deutschen offensichtlich weit übertrieben. Die meisten Gemeinden kommen gut mit den Flüchtlingen zu Recht, es gibt immer noch große Hilfsbereitschaft.

Die AfD lebte trotz 100 ARD- und ZDF-Talkshows zum Thema „HILFE, die Ausländer überrollen uns!“ von dem Mythos, sie traue sich als einzige die Stimmung des Volkes ausdrücken.

Ich denke, es wird eher umgekehrt ein Schuh draus.
AfD, PEGIDA und CSU haben große Teile der Bundestagsparteien und der Presse thematisch gekapert und sprechen nur noch über ein Thema, das möglicherweise eben nicht so eins wäre, wenn nicht ein mediales Dauerfeuer auf die niederen Instinkte der Bundesbürgerlichen herrschte.

Wir sollten das Thema deutlich niedriger hängen und nicht mehr so viel über die AfD sprechen. Sie soll nicht tabuisiert werden, aber eine 10%-Partei muß nicht 90% der Presseberichte dominieren.

There's no such thing as bad publicity except your own obituary.
(Brendan Behan)

Statt also wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen vor den Höckes, Storchs, Petrys und Gaulands herumzugackern, wäre es ganz schön, wenn sich CDU, SPD, Linke und Grüne auf echte Sacharbeite beschränkten.
(5 Euro ins Phrasenschwein; ich weiß. Aber trotzdem.)

[…] Was ist denn geschehen in diesen panischen, planlosen, populistischen, verlorenen sechs Monaten - außer dem Dauertremolo von sichern, verschärfen, begrenzen? Wo ist der Ansatz, diesen Einschnitt in der europäischen Geschichte zu nutzen - und besser, stärker, klüger daraus hervorzugehen?
Es waren sechs Monate, in denen man eine gesellschaftliche und diskursive Abwärtsspirale beobachten konnte, ohne Ideen, die die Politik mit starker Stimme in das große Gespräch eingebracht hätte, das die Demokratie ist.
Was ist zum Beispiel mit dem neuen, modernen Einwanderungsgesetz?
Und warum sind natürlich ausgerechnet die dagegen, die, wie in der vergangenen Woche wieder, das Asylrecht einschränken, mit der Begründung, es sei schließlich kein Einwanderungsgesetz?
Also: keine Ideen, keine Initiativen, die im großkoalitionären Deutschland durchdringen. Stattdessen, wie ein Mantra, das immer und immer wiederholt wird, als wäre es schon die Antwort auf alle Fragen: Nur Festungen außen und Festungen innen. Aber Kapitalismus plus Angst ist gleich Autoritarismus. Das sieht man bei Donald Trump. Das sieht man auch bei Viktor Orbán. […]


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