Donnerstag, 25. Februar 2016

Extremparteihopper goes Extremsatiriker

Aus Respekt vor den guten alten Kreuznet-Zeiten nennen meine Facebook-Freunde Dr. David Berger immer noch bei seinem alten Kosenamen „Urinduscher“, kurz „ud“.

Einst rang der ud heldenhaft Kreuznet nieder und schrieb 2010 mit „Der Heilige Schein“ jenes vermeidliche Enthüllungsbuch, welches so schön bestätigte, was man immer schon gemunkelt hatte: All die Dunkelkatholiken, Tradis, Piushanseln und Tridentiner sind heimlich schwul. Sobald sie öffentlich ihre homophoben Tiraden abgelassen haben, der Tabernakel weggestellt wurde, geht es zum Analverkehr in die Sakristei.

Bergers Darstellung wieso eine frauenfeindliche zölibatäre Umgebung in der Vergangenheit eine magische Anziehungskraft auf Schwule ausübte, überzeugt nach wie vor. Was sollte ein heimlich Schwuler aus einem homophoben Dorf auch 1930 oder 1955 tun, wenn er merkt daß eine Ehefrau für ihn nicht in Frage kommt und Gerüchten aus dem Weg gehen will?
Das Priesterseminar ist die logische Konsequenz. Da ist man unter sich, da bleibt „physische Liebe“ geheim und sofern man ein paar Tunten-Klischees aufweist, kann man sich auch noch an herrlichen bunten Kleidern, Goldschmuck und Sex-Geständnisse bei der Beichte erfreuen.
Homosexuelle Würdenträger einer homophoben Organisation sind außerdem ein Glücksfall für eine hierarchische antidemokratische Welt, da sie alle erpressbar und disziplinierbar sind.
Blöd ist natürlich, wenn Schwulsein in der Gesellschaft nicht mehr tabuisiert ist und selbst der schwule Teenager eines bayerischen Dorfes deswegen nicht mehr gelyncht wird, sondern im Internet sofort Gleichgesinnte findet, die ihm Selbstvertrauen geben. So einer muss nicht mehr Priester werden und tatsächlich erlebt die RKK einen dramatischen Einbruch bei den Anmeldungen zum Priesterseminar. Katholische Pfarrer sind zur extremen Mangelware geworden.

Soweit folge ich dem ud inhaltlich.
Diese Berger-Erkenntnisse sind allerdings sechs Jahre alt. Inzwischen ist er einem schweren Messiaskomplex erlegen, wurde zum Vordenker der Xenophoben und Islamhasser, verachtet alle Schwulen, die ihn nicht als ihren heiligen Führer anerkennen und frönt seiner Vorliebe für ganz-rechts-außen-Politiker wie Tatjana Festerling.

Ohne jedes Schamgefühl robbt er nun an seine einstigen Erzfeinde der homophoben Tradi-Szene heran. Für seine Kolumnen dient ihm Gabriele Kuby als Inspiration und wie man hört, soll an der Zimmerdecke über dem Bergerschen Ehebett ein Akif Pirinçci-Poster als Masturbationsvorlage angetackert sein.

Die metaphysischen und parteipolitischen Pirouetten des ud erreichen inzwischen ein Niveau, daß es nur noch zwei Rückschlüsse zuläßt.
Entweder er leidet an Creutzfeldt-Jakob im Vollbild, oder aber er wurde schon vor längerer Zeit als Undercover-Schreiberling vom Postillon (oder Titanic?) angeheuert.
 Sein neuester Streich datiert vom 23.02.2016 und erschien als Kolumne bei „The European“ unter dem Titel „12 Gründe warum ich als schwuler Mann gerne katholisch bin“.

Man versteht sofort, daß es einen Homoaktivisten in der konservative katholische Szene zieht, so wie eben auch Schwarze sich beim Ku-Klux-Klan wohlfühlen, Türken bei der NPD engagiert sind und Kommunisten in die FDP streben.

Bei „The European“ ist Berger zumindest ideologisch gut aufgehoben – andere Kolumnisten und Interviewpartner sind Robert Spaemann, Thilo Sarrazin, Hendryk M. Broder, Wolfgang Bosbach, Frauke Petry, Julia Klöckner, Arnulf Baring, Hans-Peter Friedrich, Hans Olaf Henkel oder Birgit Kelle.

Bergers 12 Thesen über die Freude der Schwulen am Dunkelkatholizismus möchte ich gar nicht mit Aufmerksamkeit ehren, aber da DO-NOT-LINK leider seit Tagen offline ist, muß es doch verlinken.
Jeder möge selbst sehen und lachen.

3. Die katholische Kirche ist eine Meisterin in der Inszenierung religiöser Gefühle. Diese haben auch immer eine erotische Komponente. Die religiöse unterscheidet sich strukturell in nichts von der sexuellen Ekstase. […]

Offenbar bin ich sexuell völlig unterentwickelt – die orgasmischen Freude der religiösen Ekstase kenne ich noch gar nicht

4. Die streng abgeschlossenen Männergesellschaften der katholischen Kirchen regen enorm die Phantasien schwuler Männer an. Und das gerade heute, in einer Zeit, in der die katholische Kirche zunehmend an Einfluss verliert. Einer der größten schwulen Pornoproduzenten „Bel Ami“ hat innerhalb kürzester Zeit den zweiten Teil von „Scandal in the Vatican“ veröffentlicht, nachdem der erste Teil sich enormer Beliebtheit erfreute. Während im ersten Teil vor allem junge „Priester“ mit gut taillierten Talaren und feierlichen Messgewändern, die sie natürlich irgendwann fallen ließen, herumliefen, sind es nun die Schweizer Gardisten, die sich mit heißen Prälaten des Vatikanstaates wilden Sexorgien hingeben.

Klar, so sind sie die Schwulen. Gucken den ganzen Tag Fetisch-Pornos.
Und außer „Poppen in der Kurie“ werden auch keine anderen Homopornos verkauft.

[…] 6. Interessanterweise sind es die traditionell katholischen Länder in Europa, die ganz konsequent die Öffnung der Ehe für Homosexuelle eingeführt haben: Von Spanien über Frankreich bis Malta. Während in Deutschland, im Heimatland der Reformation, geführt von einer protestantischen Pfarrerstochter, dies nicht gewollt scheint.

Jetzt ist das auch geklärt. Die weniger homophoben Protestanten, die ihre Geistlichen heiraten lassen, sowie Homopaare trauen sind schwulenfeindlicher als die Schwulenfeinde, die sich hartnäckig gegen die Homoehe sträuben.
Wären Schröder und Fischer 1998 nicht Atheisten, sondern Katholiken gewesen, hätten sie schon damals die Ehe für alle mit Adoptionsrechten eingeführt.

[…] 9. […] Vom Duft des Weihrauchs über die Klänge der gregorianischen Choräle bis hin zu den eindrucksvollen Bildern des Zeremoniells von Gottesdiensten oder Auftritten des Papstes vor und in großartigen Kulissen, zeigt sich der Katholizismus als ein Aktionskunstwerk, das den Menschen in seiner sinnlichen Gesamtheit anspricht und enorm identitätsstiftend ist. Einer sinnlichen Gesamtheit, die auch in der schwulen Welt durch den Rückzug in virtuelle Welten (bis hin zum Praktizieren von Chat-Sex) zunehmend verloren geht. […]

OK, das könnte stimmen. Immerhin hat Ratzi damals George Lucas inspiriert.


10. Die katholische Kirche rettet durch das Tabu und ihre Verbote die Libido. […] Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass die katholische Kirche, wenn sie die neueren Bildungspläne, die den Sexualkundeunterricht an Schwulen ausweiten wollen, kritisiert , im letzten den Spaß am Sex und die Libido rettet. Ich bin froh, dass mir meine Grundschullehrerin damals nicht erklärt hat, wie man einen Dildo benutzt und wie Analverkehr genau funktioniert.[…]

Ohne Katholizismus kann man eigentlich gar keinen Sex haben.
Deswegen sind Atheisten auch grundsätzlich asexuell. Das beweist ja schon der gemeinsame Anfangsbuchstabe „A“.

12. […] In meiner Jugend zog ich enorme Kräfte aus dem schwulen Außenseitertum, aus dem Anderssein, das gegen die für mich so empfundene heterosexuelle Mittelmäßigkeit stand. Heute ist es mein Katholizismus, der mich gerade wegen seiner Gegenposition gegen die Mediokrität und Dummheit des Zeitgeistes, stolz macht. Es ist ein Katholizismus der Freiheit. […]

Ja, das stimmt!

Wer sich heutzutage dazu bekennt Katholik zu sein, ist richtig cool.
 
Deswegen sind auch bekennende Katholiken die geilsten Trendsetter der Politklasse: Nahles, Thierse, Schavan, Kretschmann!


 
Das Katholoquartett kann die vielen Trendscouts kaum noch abschütteln.
Jeder trägt jetzt Tierse-Bart, Nahles-Hintern, Kretschmann-Frisur und Schavan-Blusen.

Da werden die Berliner Hippster ganz klein mit Hut, wenn die stolzen katholischen Ikonen Nahles und Thierse auftauchen.

Eigentlich sind alle Politiker, die sich im Zentralrat der deutschen Katholiken und anderen katholischen Vereinen engagieren und als solche wie der ud öffentlich bekunden „Ich bin katholisch – und das ist auch gut so“ richtig cool:

Alois Glück (CSU), Philipp Rösler (FDP), Bernd Posselt (CSU), Horst Seehofer (CSU), Alexander Dobrindt (CSU), Wolfgang Thierse (SPD), Maria Böhmer (CDU), Armin Laschet (CDU) und Josef Winkler (Bündnis 90/Die Grünen), Dieter Althaus (CDU), Erwin Teufel (CDU), Norbert Geis (CSU) und Bernhard Vogel (CDU).

Die Crème de la Crème der Polithipster!

Aber es sind natürlich nicht nur Politiker coole Katholiken. Ach die anderen berühmten katholischen Bekenner beweisen Bergers These vom Stolz und Überdurchschnittlichkeit:
Matthias Matussek, Martin Mosebach, Robert Spaemann, Andreas Englisch, Gabriele Kuby, Paul Badde, Martin Lohmann, Alexanders Kissler, Matthias Drobinski.

Wer möchte nicht dazu gehören?

Ich wäre auch so gern katholisch!
Oder sind nur die Katholiken cool, die auch schwul sind?


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