Eigentlich
hatte ich heute gar keine gute Laune, aber bei diesen News mußte ich natürlich schallend
lachen:
"Käßmann beklagt Inhaltsleere des
Weihnachtsfestes"
Und da
spricht immerhin die absolute Koryphäe der Inhaltsleere!
Margot Kässmann: Mehr
als Ja und Amen
Gibt es
Jämmerlicheres, als wenn Erwachsene beim Besuch im Kindergarten oder in der Grundschule
so tun, als wären sie selbst Kindergartenkinder oder Grundschüler? Dieses
literarische Leben auf Kredit, diese geborgte Naivität, dieses
Sich-blöd-stellen mit großen Stauneaugen ist der basso continuo von Margot
Kässmanns publizistischem Oevre. "Für dieses Buch habe ich über viele
Monate Zeitungsauschnitte gesammelt und war am Ende fast erschlagen von der
Vielfalt der Probleme, der Stimmen, der Ansätze", schreibt sie. Ein
unnötiges Buch, von der Konzeption her Kraut und Rüben, in der Ausführung lieblos
hingerotzt, ein Buch, dessen Leser sich wie zu Unrecht ans Kreuz geschlagen
fühlen müssen.
Margot Käßmann:
"Sehnsucht nach Leben"
Zwölf Aufsätzlein der
Ex-EKD-Vorsitzenden zu Themen wie Mut, Trost, Liebe und Geborgenheit versammelt
dieses leider illustrierte Büchlein. "Ich denke, jeder Mensch muss für
sich selbst herausfinden, wo die eigenen Kraftquellen liegen", schreibt
Margot Käßmann darin. Aus dem Mund einer FDP-Vorsitzenden klänge das
akzeptabel, für eine protestantische Theologin aber ist das bis zur
Selbstaufgabe lasch und opportunistisch: ein Offenbarungseid.
Margot Kässmann:
"In der Mitte des Lebens"
Aus groupiehafter
Sehnsucht nach der medialen Wiederaufstehung einer wegen Trunkenheit am Steuer
zurückgetretenen Landesbischöfin und Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche
in Deutschland ein grauenhaftes Mischmasch aus Sermon, Erbauungsliteratur und
moralisierenden Textautomatenbausteinen über Monate an die Spitze der deutschen
Bestsellerlisten zu jubeln – für solch merkwürdige Heiligenverehrung kennt man
meines Wissens im Norddeutschen das schöne Wort "katholisch!"
Aus dem
frommen Hamburger Abendblatt guckt mir heute natürlich die Hamburger Bischöfin
Kirsten Fehrs entgegen und verkündet:
[….] In
diesem Moment zählte nicht das, was uns trennt, sondern nur die Begegnung. Wenn ich unsere Weihnachtsgeschichte lese,
dann finde ich darin genau das: Es zählt der Augenblick. "Euch ist heute
der Heiland geboren", sagt der Engel. Heute! Vergrabt euch nicht im
Gestern und lasst euch nicht gefangen nehmen vom unsicheren Morgen. Und die
Hirten überlegten nicht lange, sondern machten sich auf den Weg. Sie fanden das
Kind in der Krippe. [….] Wir sollten
uns weder in die Vergangenheit noch in die Zukunft verlieben. Die Vergangenheit
können wir nicht mehr ändern, die Zukunft nicht vorhersagen. Erst einmal steht
etwas anderes auf dem Programm: die Gegenwart, das Heute, das Jetzt. Das ist
für mich die Botschaft der Weihnachtsgeschichte.
Nicht im ängstlichen
Grübeln liegt der Trost, sondern im beherzten Tun und Dasein – heute. Und
dieses Jetzt ist unmittelbar mit dem Nächsten verbunden. Es ereignet sich in
der Gegenwart, in der ich einen Bettler sehe oder ein Kind, das etwas von mir
möchte. In der eine Fremde mich nach dem Weg fragt und ein einsamer Mensch
meine Zuwendung erbittet.
Weihnachten heißt für
uns Christen: Es ist die Zeit angekommen, um dem Erbarmen Gottes auf die Welt
zu helfen. [….]
Tja,
wenn da irgendetwas dran wäre an dem Erbarmen Gottes, das an diesem Tag auf die
Welt komme, gab es ja schon 2.000 Gelegenheiten seit Jesu Pubertät.
Geholfen
hat es ja offensichtlich gar nichts. Krebs, Aids, Krieg, Hunger, Folter, Mord,
jeden Tag 20.000 verhungerte Kinder weltweit, Vertreibungen, Rassismus, Homophobie,
Brexit, Trump, Erdogan, Lindner, Umweltzerstörung, Tier-Ausrottungen,
Waffenexportrekorde feiern fröhlich die Abwesenheit des Gotteserbamen.
Die
letzte GONG-Kolumne der bayerischen Bischöfin Breit-Keßler
kann ich hier leider nicht besprechen, da ich nach dem ersten Lesen mehrere
Stunden ohnmächtig auf dem Klo saß.
Heute
suchte sie mich allerdings erneut in Gestalt eines SZ-Artikels heim.
Die
Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler war im Knast.
Natürlich
nicht zum stillen Besuch, sondern nachdem sie dazu die Presse geladen hatte.
Denn wozu Gutes tun, wenn niemand darüber berichtet und man sich nicht in allgemeiner
Bewunderung sonnen kann?
[…..] Es
gibt keinen Heiligen Abend in Haft. Es gibt keine Bescherung, kein
Familientreffen, keinen Entenbraten und keinen Tannenduft. Weihnachten ist in
der Haftanstalt, wenn es in den Ablauf passt. Und "Stille Nacht" wird
nicht am Sonntagabend, sondern am Freitagmittag gesungen. [….] Weihnachten in Haft, das sind drei Tage ohne
Unterbrechung mit sich und seinen Gedanken. Drei Tage Zeit zum Grübeln. Da
kommt die Frau gerade recht, die da vorne am Altar steht und den
Strafgefangenen in der Haftanstalt Stadelheim zuruft: "Fürchtet euch
nicht."
Sie sagt es immer
wieder: "Fürchtet euch nicht." Sechs Mal wiederholt die Münchner
Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler die Worte des Engels, der zu den Hirten
sprach. Dann fügt sie etwas Wesentliches hinzu: "Wer so etwas sagt, der
weiß, dass manches zum Fürchten ist." [….]
Bei "O du fröhliche" holen sie die
Taschentücher raus. Beim Vaterunser nehmen sie sich an den Händen und halten
sich aneinander fest.
Der Knabenchor, die
Predigt, die Stimmung: Manche Häftlinge ertragen das nicht.
Manche sind erst gar
nicht gekommen. "Die schaffen es einfach nicht", sagt Sandro Nitsche,
der hier verantwortlich ist. "Wenn sie die Kinder sehen, gefriert ihnen
das Herz zu sehr." [….]
Auch
Beate Zschäpe ist nicht gekommen. [….]
Nach dem Segen geht es
um 15.30 Uhr in die Zelle, dann wird abgeschlossen. Die Gefangene Maria hat
schon während des Gottesdienstes Tränen vergossen. Sie denkt an ihre alte
Mutter, bei der sie so gerne wäre. "Ich bin nah am Wasser gebaut",
sagt sie. "Wenn dann morgens die Zelle wieder aufgeht, dann kommt bei mir
die Sintflut."
[….]
"Fürchtet euch nicht", sagt die
Bischöfin, nicht vor der Dunkelheit, aber vor allem auch nicht vor dem Licht.
"Wer sich selber anschaut, seine Tat, die eigene Abhängigkeit, die
Gewaltbereitschaft, dem kann schon der Schreck in die Glieder fahren."
Später sagt Breit-Keßler: "Dass ich hier in der JVA bin, ist auch ein
Signal an die Gefangenen: Ihr seid da draußen willkommen." [….]
Missionierung
im Gefängnis ist ähnlich perfide, wie das Rumlungern von Geistlichen auf Intensivstationen.
Da können die Menschen nicht wegrennen.
Knastinsassen
machen alles, das auch nur die leiseste Abwechslung des unerträglich öden
Gefängnisalltags bedeutet.
Außerdem
kann man sich die Gelegenheit Punkte für „gute Führung“ zu sammeln nicht entgehen
lassen.
Deswegen
sind auch rund 99% der zwei Millionen amerikanischen Schwerverbrecher in den
Knästen Christen.
Man
bekommt de facto nämlich nie Bewährung, wenn man sich nicht glaubwürdig
darlegen kann „zu Gott gefunden“ zu haben.
Aus
theologischer Sicht hatte der Landesbischof der Hannoverschen Landeskirche Eduard
Lohse (* 19. Februar 1924; † 23. Juni 2015) wohl doch recht, als er anlässlich
der Amtsübernahmen Käßmanns grundsätzlich die Eignung von Frauen für das
Bischofsamt bezweifelte.
Aber als
Atheist freue ich mich natürlich über das feminine Plapperpower.
So
bekommt man die noch Gläubigen umso schneller dazu auch aus der Kirche auszutreten.
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