Samstag, 2. Dezember 2017

Wohin mit Opi?

Einhegen, oder betreutes Regieren lautet der Plan der drei Generäle, der uns davor schützen sollen, daß ein immer mehr ausflippender Trump mit Cake und Football den Planeten in die Luft jagt.

Das ist die einzig mögliche Lösung in einer Demokratie, wenn ein Unfähiger an der Spitze steht, der nicht weichen will.

Martin Schulz ist in jeder Hinsicht das Gegenteil von Trump. Er ist belesen, stammt aus einfachen Verhältnissen, wehrt sich als Sozialdemokrat gegen den Lobbyeinfluss der Milliardäre.
Schulz ist sicher ein grundanständiger, intelligenter, am Allgemeinwohl interessierter Mann.

Unglücklicherweise muss er sich jetzt in einem Aspekt einen Vergleich mit Trump gefallen lassen.
Nach einer beispiellosen Kette von Fehlurteilen und Fehlplanungen (dazu demnächst eine genaue Auflistung in diesem Blog) erkennen auch seine treueste Verbündeten wie ungeeignet er als Parteichef und Kanzlerkandidat ist.
Insbesondere ist er aber offensichtlich als Verhandlungsführer unfähig.
Wie soll ihn eine Kanzlerin und CDU-Chefin überhaupt noch ernst nehmen, nachdem Schulz in der Erwartung den Wahlkampf endgültig hinter sich zu haben (auch das vermutlich eine Fehleinschätzung) großen Medienhäusern all seine Peinlichkeiten ausplauderte, die er vom Juni bis September hinter den Kulissen absonderte.

„Ich bin jetzt königlicher Niederlagenkommentator“
Wir sind im freien Fall; vielleicht bin ich auch der falsche Kandidat. Die Leute sind nett zu mir, aber sie sind es aus Mitleid. In Wahrheit habe ich ja nicht den Hauch einer Chance“
„Dieser Schröder, der geht mir auf den Senkel, völlig deppert, der Kerl.“
„Ich hab keine Lust. Ich will nach Hause.“
„Wie ein nasser Aufnehmer sehe ich bei Reden aus, weil ich zwischen Terminen keine Hemden wechseln kann. Die liegen zwar im Kofferraum, werden aber von den Waffen der Personenschützer zerdrückt: Da wird dann die Kalaschnikow auf meinen Anzug gelegt, und der Anzug sieht dann aus, als wäre ich in einer Arrestzelle gewesen.“
„Die Lage ist beschissen.“
„Ich bin der richtige Bundeskanzler, um das Land in die Zukunft zu führen“
 „Ich musste unterbrechen, weil ich die Aggression nicht bewältigen konnte“
„Ich bin schon zufrieden, wenn ich uns nicht blamiert habe.“
„Ich muss da jeden Tag erklären, dass ich Kanzler werden will, und jeder weiß: Der wird niemals Kanzler. Die Leute finden mich peinlich. Die lachen doch über mich.“
„Du reißt dir den Arsch auf, kriegst ständig den Stinkefinger.“
„Ich will Kanzler der Bundesrepublik werden.“
„Ich will Frau Merkel ablösen. Ich werde Kanzler!“

Ich staune nicht so sehr über den durchgehend weinerlichen Beschwerde-Ton; den kennt man von Schulz auch öffentlich.
Aber wieso gibt er das alles freiwillig an den SPIEGEL weiter?
Selbst wenn seine weitere Fehleinschätzung, es käme mit Sicherheit zu einer Jamaika-Koalition gestimmt hätte, wäre es nicht schlau seine Verletzlichkeit und miese Laune von den Medien dokumentieren zu lassen.

Nun muss Schulz aber sogar mit Merkel über eine Regierungsbildung verhandeln.
Wie soll das gehen, wenn er das vorher immer wieder ausschließt, jeden wissen lässt wie sehr er Merkel persönlich verachtet und „nie, nie, nie“ in eine von Merkel geführte Regierung eintreten wird?

Den Mann darf man nicht allein lassen, schwant es inzwischen den anderen in der SPD-Führung. Wie Trump muss er daher eingehegt werden.
Gabriel, Nahles und Scholz werden alles dafür tun, ihren Chef nicht mit Merkel oder Seehofer allein zu lassen, weil die Gefahr zu groß ist, daß der gute Martin aus Versehen wieder irgendeinen Unsinn verkündet oder sich in Teufels Küche redet.

[….] "Alle fragen sich: Wohin mit dem Martin? Was sollen wir mit dem armen Kerl machen?" Der Herr Schulz sei zwar ein netter Kerl, aber er könne es halt nicht. Sagte [Hajo] Schumacher und bekam dafür in der Talkrunde, an der auch Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz teilnahm, viel Applaus. Und das zu Recht.
Denn die Genossen befinden sich in einem Dilemma. Einerseits ist Martin Schulz einer, der Herz und Seele der Partei erreichen kann, der allein mit seiner Biografie sozialdemokratische Gefühle weckt. [….] Andererseits hat Martin Schulz als Spitzenkandidat das schlechteste SPD-Ergebnis bei einer Bundestagswahl zu verantworten und die unglaubliche Achterbahnfahrt bei den Umfragen noch dazu. Und wenn es nur das wäre: Die "Schulz-Story" im "Spiegel", für die ein Reporter den Kandidaten monatelang eng begleiten durfte, offenbarte eklatante Schwächen des Politikers. [….] Ausgerechnet so einer soll jetzt mit der CDU/CSU über eine wie auch immer geartete Regierung verhandeln? Das kann kaum gut gehen[….] So werden die Genossen den Mann, auf den sie alles gesetzt haben und der alles verloren hat, mit großer Sicherheit in seinem Amt bestätigen. Schulz profitiert von der weiter vorn beschriebenen Mischung aus Respekt vor seiner Lebensleistung und – für einen Spitzenpolitiker schlimm genug – Mitgefühl. [….]

Selbst der an der linken SPD Basis immer noch sehr beliebte Seeheimer Martin Schulz wird es kaum schaffen den JUSOS eine neue Groko vorzusetzen, ohne einen gewaltigen Shitstorm zu ernten.
Schulz scheint aber hartnäckig nicht zu begreifen wie tief er sich in den Sumpf manövriert hat. Jetzt hilft ihm nur noch ein vollständiger Rückzug aus der Politik.
Als Lösung bietet sich das einzige an, das ein schwacher Parteichef mit im freien Fall befindlicher Autorität tun kann: Der Kotau vor der Basis.
Sie soll in einem Mitgliederentscheid das letzte Groko-Wort haben.
Diktatur der Inkompetenz.

(….) Bei Basisbefragungen ist noch nie was Sinnvolles rausgekommen:

Scharping soll Vorsitzender werden 1993
SPD soll in eine Groko unter Merkel 2013
Michael Müller gewinnt gegen Raed Saleh 2014
Özdemir schlägt Habeck 2017

Viermal Basisentscheid, viermal die falsche Entscheidung, wie man kurz danach feststellte.

Zu allem Übel muss ich jetzt auch noch Hans-Ulrich Jörges zitieren, den ich absolut nicht leiden kann, der aber gelegentlich auch etwas Sinnvolles sagt:

„Und was das pseudodemokratische Geschiebe anrichten könnte, wenn nur SPD-Mitglieder über die neue Regierung entscheiden dürften, nicht aber das gesamte Volk? Gut 430.000 Sozialdemokraten sind 0,7 Prozent der 61,5 Millionen Wahlberechtigten. Nicht mal ein einziges Prozentpünktchen! Seht Ihr das nicht?“
(H-U Jörges, STERN, 30.11.2017)

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