Einhegen,
oder betreutes Regieren lautet der Plan der drei Generäle, der
uns davor schützen sollen, daß ein immer mehr ausflippender Trump mit Cake und Football den Planeten in die Luft jagt.
Das ist
die einzig mögliche Lösung in einer Demokratie, wenn ein Unfähiger an der
Spitze steht, der nicht weichen will.
Martin
Schulz ist in jeder Hinsicht das Gegenteil von Trump. Er ist belesen, stammt
aus einfachen Verhältnissen, wehrt sich als Sozialdemokrat gegen den
Lobbyeinfluss der Milliardäre.
Schulz
ist sicher ein grundanständiger, intelligenter, am Allgemeinwohl interessierter
Mann.
Unglücklicherweise
muss er sich jetzt in einem Aspekt einen Vergleich mit Trump gefallen lassen.
Nach
einer beispiellosen Kette von Fehlurteilen und Fehlplanungen (dazu demnächst eine
genaue Auflistung in diesem Blog) erkennen auch seine treueste Verbündeten wie
ungeeignet er als Parteichef und Kanzlerkandidat ist.
Insbesondere
ist er aber offensichtlich als Verhandlungsführer unfähig.
Wie soll
ihn eine Kanzlerin und CDU-Chefin überhaupt noch ernst nehmen, nachdem Schulz
in der Erwartung den Wahlkampf endgültig hinter sich zu haben (auch das
vermutlich eine Fehleinschätzung) großen Medienhäusern all seine Peinlichkeiten
ausplauderte, die er vom Juni bis September hinter den Kulissen absonderte.
„Ich bin jetzt königlicher
Niederlagenkommentator“
„Wir sind im freien Fall; vielleicht bin ich auch der falsche
Kandidat. Die Leute sind nett zu mir, aber sie sind es aus Mitleid. In Wahrheit
habe ich ja nicht den Hauch einer Chance“
„Dieser Schröder, der
geht mir auf den Senkel, völlig deppert, der Kerl.“
„Ich hab keine Lust.
Ich will nach Hause.“
„Wie ein nasser
Aufnehmer sehe ich bei Reden aus, weil ich zwischen Terminen keine Hemden
wechseln kann. Die liegen zwar im Kofferraum, werden aber von den Waffen der
Personenschützer zerdrückt: Da wird dann die Kalaschnikow auf meinen Anzug
gelegt, und der Anzug sieht dann aus, als wäre ich in einer Arrestzelle
gewesen.“
„Die Lage ist
beschissen.“
„Ich bin der richtige
Bundeskanzler, um das Land in die Zukunft zu führen“
„Ich musste unterbrechen, weil ich die Aggression
nicht bewältigen konnte“
„Ich bin schon
zufrieden, wenn ich uns nicht blamiert habe.“
„Ich muss da jeden Tag
erklären, dass ich Kanzler werden will, und jeder weiß: Der wird niemals
Kanzler. Die Leute finden mich peinlich. Die lachen doch über mich.“
„Du reißt dir den
Arsch auf, kriegst ständig den Stinkefinger.“
„Ich will Kanzler der
Bundesrepublik werden.“
„Ich will Frau Merkel
ablösen. Ich werde Kanzler!“
Ich
staune nicht so sehr über den durchgehend weinerlichen Beschwerde-Ton; den
kennt man von Schulz auch öffentlich.
Aber
wieso gibt er das alles freiwillig an den SPIEGEL weiter?
Selbst
wenn seine weitere Fehleinschätzung, es käme mit Sicherheit zu einer Jamaika-Koalition
gestimmt hätte, wäre es nicht schlau seine Verletzlichkeit und miese Laune von
den Medien dokumentieren zu lassen.
Nun muss
Schulz aber sogar mit Merkel über eine Regierungsbildung verhandeln.
Wie soll
das gehen, wenn er das vorher immer wieder ausschließt, jeden wissen lässt wie
sehr er Merkel persönlich verachtet und „nie, nie, nie“ in eine von Merkel
geführte Regierung eintreten wird?
Den Mann
darf man nicht allein lassen, schwant es inzwischen den anderen in der
SPD-Führung. Wie Trump muss er daher eingehegt werden.
Gabriel,
Nahles und Scholz werden alles dafür tun, ihren Chef nicht mit Merkel oder
Seehofer allein zu lassen, weil die Gefahr zu groß ist, daß der gute Martin aus
Versehen wieder irgendeinen Unsinn verkündet oder sich in Teufels Küche redet.
[….]
"Alle fragen sich: Wohin mit dem
Martin? Was sollen wir mit dem armen Kerl machen?" Der Herr Schulz sei
zwar ein netter Kerl, aber er könne es halt nicht. Sagte [Hajo] Schumacher und bekam dafür in der Talkrunde,
an der auch Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz teilnahm, viel Applaus. Und das
zu Recht.
Denn die Genossen
befinden sich in einem Dilemma. Einerseits ist Martin Schulz einer, der Herz
und Seele der Partei erreichen kann, der allein mit seiner Biografie
sozialdemokratische Gefühle weckt. [….]
Andererseits hat Martin Schulz als
Spitzenkandidat das schlechteste SPD-Ergebnis bei einer Bundestagswahl zu
verantworten und die unglaubliche Achterbahnfahrt bei den Umfragen noch dazu.
Und wenn es nur das wäre: Die "Schulz-Story" im "Spiegel",
für die ein Reporter den Kandidaten monatelang eng begleiten durfte, offenbarte
eklatante Schwächen des Politikers. [….] Ausgerechnet so einer soll jetzt mit der CDU/CSU über eine wie auch
immer geartete Regierung verhandeln? Das kann kaum gut gehen[….] So werden die Genossen den Mann, auf den sie
alles gesetzt haben und der alles verloren hat, mit großer Sicherheit in seinem
Amt bestätigen. Schulz profitiert von der weiter vorn beschriebenen Mischung
aus Respekt vor seiner Lebensleistung und – für einen Spitzenpolitiker schlimm
genug – Mitgefühl. [….]
Selbst
der an der linken SPD Basis immer noch sehr beliebte Seeheimer Martin Schulz
wird es kaum schaffen den JUSOS eine neue Groko vorzusetzen, ohne einen
gewaltigen Shitstorm zu ernten.
Schulz
scheint aber hartnäckig nicht zu begreifen wie tief er sich in den Sumpf manövriert
hat. Jetzt hilft ihm nur noch ein vollständiger Rückzug aus der Politik.
Als
Lösung bietet sich das einzige an, das ein schwacher Parteichef mit im freien
Fall befindlicher Autorität tun kann: Der Kotau vor der Basis.
Sie soll
in einem Mitgliederentscheid das letzte Groko-Wort haben.
Diktatur
der Inkompetenz.
(….) Bei Basisbefragungen ist noch nie was Sinnvolles
rausgekommen:
Scharping soll Vorsitzender werden 1993
SPD soll in eine Groko unter Merkel 2013
Michael Müller gewinnt gegen Raed Saleh 2014
Özdemir schlägt Habeck 2017
Viermal Basisentscheid, viermal die falsche
Entscheidung, wie man kurz danach feststellte.
Zu allem
Übel muss ich jetzt auch noch Hans-Ulrich Jörges zitieren, den ich absolut
nicht leiden kann, der aber gelegentlich auch etwas Sinnvolles sagt:
„Und was das pseudodemokratische
Geschiebe anrichten könnte, wenn nur SPD-Mitglieder über die neue Regierung
entscheiden dürften, nicht aber das gesamte Volk? Gut 430.000 Sozialdemokraten
sind 0,7 Prozent der 61,5 Millionen Wahlberechtigten. Nicht mal ein einziges
Prozentpünktchen! Seht Ihr das nicht?“
(H-U
Jörges, STERN, 30.11.2017)
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