Daß sich
alle SPD-Mitglieder untereinander duzen hat historische Gründe, die ich
verstehe und akzeptiere.
In
meinem privaten Umfeld bin ich kein Freund penetranten Duzens.
Im
Gegenteil, ich benutze gern das Instrumentarium verschiedener Anreden.
In
Hamburg gibt es neben „Siezen“ und „Duzen“ auch noch eine dritte Variante –
Siezen mit Vornamen.
Die
verschiedenen Anreden sind die Diplomatie des kleinen Mannes und sehr nützlich.
Stilistische
Flexibilität ist extrem wichtig, weil man nur dann auf verschiedenen
Kommunikationsebenen bestehen kann.
In einer
akademischen Arbeit haben die vielen Übertreibungen, schrägen Metaphern und
Ausschmückungen, die ich privat verwende, um unterhaltsamer zu sein, nichts zu
suchen.
Wenn es
ausschließlich Fakten geht, die andere nachvollziehen können müssen, herrscht
Adjektiv-Diät; Füllworte wie „Ja, echt, vielleicht, eventuelle, irgendwie“
haben dort nichts zu suchen.
Wer aber
auch privat wie ein Jurist klingt, weil er nur sachlich und kühl formuliert,
kann keine emotionalen Verbindungen herstellen.
Alles
hat seine Zeit und seinen Platz.
Meinen
Blog betrachte ich als privates Tagebuch. Hier schreibe ich wie mir der
Schnabel gewachsen ist und hoffe auch trockene Themen einigermaßen kurzweilig
zu gestalten, indem ich Ironie, Sarkasmus, Beschimpfungen nach Herzenslust
verwende.
Gelegentlich
kommt es vor, daß ich ein Blogposting als Gerüst für einen Leserbrief an eine
Zeitung verwende.
In so
einem Fall muss ich aber viel umformulieren, weil ein Leserbrief sich an die
gesamte Leserschaft des entsprechenden Periodikum wendet und ich
dementsprechend nicht so flappsig wie in meine privaten Blog sein darf. So ein
Leserbrief, der durchaus auch mal abgedruckt wird, muss von jedem verstanden
werden, der eben nicht meine ironischen Anspielungen sofort verstehen kann.
Wenn ich
abends meiner Freundin meine private Meinung über Andrea Nahles darlege klingt
das selbstverständlich anders, als die gleiche Argumentation einen Tag später,
wenn es eine Unterhaltung mit Fremden an einer Supermarktkasse ist.
Es ist
aber nicht nur wichtig öffentlich klar und nicht beleidigend zu sprechen, um
von jedem unzweideutig verstanden zu werden, sondern es ist auch eine Kunstform
an sich.
Ich
jedenfalls mag es, wenn Politiker öffentlich „druckreif“ sprechen können, sich
nicht verhaspeln und offenbar in der Lage sind zu abstrahieren, indem sie eben
als Volksvertreter nicht so sprechen, wie morgens vorm Zähneputzen mit ihrem
Partner im Bett.
Die
vornehmste Bühne für große Rhetoren bildet natürlich das deutsche Parlament.
Ich
wünsche mir insbesondere von den Fraktionsvorsitzeden Intellektualität und
Redetalent.
So etwas
gibt es durchaus.
Es war
ganz unabhängig vom politischen Standpunkt immer eine Freude die großen
Rhetoren wie Helmut Schmidt, Hans-Ulrich Klose, Hildegard Hamm-Brücher, Joschka
Fischer, Gerald Häfner, Joschka Fischer oder Ingrid Matthäus-Maier zu hören.
Ludwig
Stiegler, leider nur von Juli bis Oktober 2002 Vorsitzender der
SPD-Bundestagsfraktion war ebenfalls sehr kurzweilig. Genau wie Peter Struck,
den ich immer noch sehr vermisse.
Scharping
und Merkel waren als Fraktionsvorsitzende eher ungeeignet, weil sie so schwache
Redner sind. Steinmeier und Oppermann sind intellektueller, aber ebenfalls
langweilige Redner. Immerhin wissen sie was eine offizielle Rede ist und waren
fähig sich auszudrücken.
Der
absolute Tiefpunkt ist Andrea Nahles.
Es ist
nicht nur erschreckend wie unsachlich und ordinär sie sich grundsätzlich
ausdrückt. Schlimmer ist, daß sie offensichtlich keinerlei Gespür dafür hat in
welchen Situationen Schulhofsprache nicht angebracht ist.
Ihre
immer wieder zum allgemeinen Mitschämen tauglichen Plappereien sind Legende.
Inzwischen
ist sie aber Fraktionsvorsitzende und damit Oppositionsführerin. Oder auch
demnächst eine der Regierungs-Hauptrederinnen.
Sie steht
auf einer Bühne, die international beobachtet wird.
Da redet
man nicht mehr so wie im Hinterhof zwischen den Mülltonnen.
„Meiner Meinung nach
brauchen wir in den nächsten Wochen alle, auch die Jusos, um aus dieser
ungeheuerlichen, von anderen angerührten Kacke einen guten Weg nach draußen zu
finden.
Bätschi, Kacke, Fresse?
Man nenne mich konservativ. Aber ich will nicht, daß sich meine Fraktionsvorsitzende öffentlich immerfort derart lausig ausdrückt.
Man nenne mich konservativ. Aber ich will nicht, daß sich meine Fraktionsvorsitzende öffentlich immerfort derart lausig ausdrückt.
[….]
Liebe Andrea Nahles,
an einem Tag, der
geprägt war von Bränden in Kalifornien und Jerusalem, noch für ein besonderes
Lowlight zu sorgen, das muss man auch erst einmal schaffen.
[….]
Natürlich waren Sie es: Andrea Nahles,
der stets übergriffig gut gelaunte Stimmungstanker aus der Eifel. [….] Ich kann es ja durchaus verstehen, dass es irgendwie ein erhebendes
Gefühl sein muss, als Partei am Boden liegend es doch nochmal irgendwie
Richtung Ringecke zu schaffen. Ist gewiss schön, die Not der Kanzlerin zu
spüren und sich plötzlich wieder wichtig fühlen zu dürfen. Große Politiker
hätten solche Situationen souverän erkannt und lässig ausgespielt. Aber es ist
eben nicht nur wichtig, ein guter Verlierer zu sein. Es ist noch viel
wichtiger, ein guter Gewinner zu sein. Oder irgendwas dazwischen. Zum Beispiel
eine gute Fraktionsvorsitzende. [….]
Oder halt eben Andrea
Nahles. Die es fertig gebracht hat, eine vermeintlich gute Verhandlungsposition
in Sachen GroKo wie folgt zusammenzufassen: "Die SPD wird gebraucht.
Bätschi, sage ich dazu nur. Und das wird ganz schön teuer. Bätschi, sage ich
dazu nur."
Bätschi. Ja. Sie hat
Bätschi gesagt. Worte wie Verzögerungscreme fürs Ohr. Es hat mir körperlich weh
getan. Und das passiert mir derzeit eigentlich immer nur bei Trump.
Bätschi. Ja, wirklich.
Nur fürs Protokoll.
Andrea Maria Nahles ist 47 Jahre alt und durch einen irren kosmischen Zufall
Fraktionsvorsitzende einer großen deutschen Partei und nicht etwa die
Zweitbesetzung von Bibi Blocksberg in der Schultheateraufführung von "Bibi
und Tina" in der Stadthalle Gütersloh.
Mit jedem Bätschi
stirbt irgendwo ein roter Schal.
Was ist bloß los mit
Ihnen? Wie kann man beim Gegenüber jedweden Anflug von Kompetenzvermutung
binnen weniger Sekunden einfach so wegkarnevalisieren. Gehen wir mal davon aus,
aus irgendeinem unerfindlichen Grunde wäre man auf diesem Parteitag plötzlich
wieder für die SPD entflammt. Schulz gibt den Willy, die "Vereinigten
Staaten von Europa" oder die Sondierungsanbahnung, wasweißich.
Spätestens, wenn der
letzte noch aktive Vulkan aus der Eifel loslegt, wird dieses zarte Glimmen
Sympathie zertreten, ausgetrampelt und totprovinzialisiert. Es ist ein Drama.
Es ist alles so
bollerig, so unelegant
Mit der Grazie einer
pfälzischen Leberwurst-Königin planiert sie sämtliche Ambitionen ihrer Partei
auf so etwas wie Wählbarkeit oder macronsche Klasse. [….]
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