Zwischen
drei und vier Millionen Menschen haben seit 1990 das Staatsgebiet der
ehemaligen DDR verlassen. „Rübergemacht“ nennt man es in dem bizarren
Ostdeutsch, das wir Westler bis heute nicht recht verstehen.
Es sind
genügend Witze über einzelne Vokabeln wie „Broiler“ oder „Endjahresflügelfigur“
gemacht worden; geschenkt.
Ich
meine, diese Unterschiede gibt es zwischen vielen Regionen; schließlich kaufe
beim Bäcker auch ein Rundstück oder Brötchen und will nicht das grässliche
süddeutsche Wort „Semmel“ oder das Berlinische „Schrippe“ hören.
Aber das
sind Albernheiten. Viel gravierender ist, daß „Der Doofe Rest“, also die
DDR-Bürger, die in der Ex-DDR geblieben sind, immer noch ganz anders
sozialisiert sind und ungefiltert ihren Vorurteilen frönen.
"Menschen im
Osten können mit Political Correctness nichts anfangen"
[…]
Zwar
zeigt die große Mehrheit der Deutschen weiter Sympathien für Merkels Politik
des "Wir-schaffen-das". Im Osten allerdings sieht das Bild ein wenig
anders aus, ist die Skepsis größer. […] In der
ostdeutschen CDU wächst deshalb die Sorge, dass sich der schleichende
Ansehensverlust der Chefin verfestigen könnte. […] Der
Landes- und Fraktionschef der Thüringer CDU, Mike Mohring: […] "Weil
viele Menschen im Osten DDR-erfahren sind, haben diese an Regierungen eine viel
stärkere Erwartung an einen handlungsfähigen Staat und zugleich das Bedürfnis,
dass ihnen komplexe Sachverhalte erklärt werden. Mit Political Correctness
können sie nichts anfangen", so der CDU-Politiker, der zum konservativen
Spektrum in der Bundespartei gezählt wird.
[…] Marco
Wanderwitz […] einer der jüngeren Bundestagsabgeordneten aus
Sachsen, spricht angesichts von Merkels Ansehensverlust von einer
"Momentaufnahme". Aber auch er sieht in der Flüchtlingsfrage für die
CDU insgesamt "weiteren Erklärungs- und Diskussionsbedarf".
Im 25. Jahr der
Einheit ist das Land in vielem noch geteilt, auch in der Flüchtlingsfrage. Laut
Wanderwitz gibt es in den ostdeutschen Bundesländern "leider noch immer
einen größeren Anteil an Menschen, die schneller für Extremisten und Populisten
einfangbar sind".[…]
Es gibt
scheinbar in vielen Teilen Ostdeutschlands gar keine demokratische Aufklärung. Die
Menschen hocken schlechtgelaunt in ihren Schmollwinkeln und trauern dem starken
Staat nach, der sie rundumversorgt.
Das klingt als Fernanalyse immer
noch harmloser als es
im direkten Kontakt ist.
Es ist
nicht gleich schlimm in allen Ostbundesländern, besonders Sachsen ist „ein Wohlfühlort für Fremdenfeinde”,
weil Merkels CDU hier gezielt xenophobe Stimmungen schürt.
Zwar
gibt es in den Ost-Bundesländern verglichen zu den Westländern so gut wie keine
Ausländer, aber die Ossis fühlen sich dennoch “überrannt” und rechtfertigen Gewalt.
Nur zwei Tage nach dem
Brand findet in der 6.000 Einwohner-Gemeinde der große Kirmesumzug statt. Der
Brandanschlag ist ein großes Thema. Von Betroffenheit jedoch keine Spur. An
einem der Wagen heißt es spöttisch auf einem Plakat: "Abgebrannt ist
uns’re Hütte. Gebt uns Asyl, bitte, bitte! Aber kein Container, nein. Kann es
vielleicht ein Schlösschen sein?" Von Panorama-Reportern zu dem Brand
befragt, zeigen sich die meisten im Ort betroffen über die Tat, manch ein
Bewohner sieht aber auch eine gewisse Berechtigung: Viele Menschen seien
verunsichert, da der Staat angeblich "alle rein" lasse und zu wenig
"fürs eigene Volk" tue. "Wenn wir nicht gehört werden, dann
passiert halt sowas", sagt eine Frau. "Dann gibt es halt Menschen,
die machen das".
Da ich
ebenfalls Ausländer bin; nämlich ein Amerikaner in Deutschland; werde ich von
meiner aufmerksamen Regierung seit Jahren immer wieder vor den hiesigen
Zuständen gewarnt.
Die United
States Embassy Berlin verschickt entsprechende Newsletter an alle in Deutschland
lebenden Amis
This message is to inform United States citizens residing in or
traveling to Germany that the ongoing refugee situation in the region may cause
disruptions at some border crossings and on land transportation networks. Official checkpoints may be set up on
normally open border crossings with other countries, borders may be temporarily
closed, or road and rail travel may be halted with little or no warning. This may cause delays and inconvenience for
travelers entering or leaving Germany via bus, car or train. The U.S. Embassy recommends that U.S.
citizens monitor local news for travel updates and be prepared to arrange
alternate routes and modes of transport as needed.
We strongly recommend that U.S. citizens traveling to or residing in
Germany enroll in the Department of State’s Smart Traveler Enrollment Program
(STEP). STEP enrollment gives you the
latest security updates and makes it easier for the U.S. Mission to Germany to
contact you in an emergency. If you
don’t have Internet access, enroll directly with the U.S. Embassy or either of
the U.S. Consulates in Frankfurt and Munich.
Regularly monitor the State Department’s website, where you can find
current Travel Warnings, Travel Alerts, and the Worldwide Caution. Read the Country Specific Information for Germany. For additional information, refer to the
“Traveler’s Checklist” on the State Department’s website. [….]
(Message for U.S. Citizens September 14, 2015)
Kanada
geht sogar berechtigterweise einen Schritt weiter und warnt inzwischen vor
Reisen nach Ostdeutschland.
Crime [….]
Extremist youth gangs are a threat, particularly in some smaller urban
areas and in parts of former East Germany. Gang members have been known to
harass or attack individuals because of their race or for looking
“foreign”. Arson attacks on parked
vehicles have occurred.
[….]
General safety measures
There has been a significant increase in the number of migrants and
refugees entering Europe. Some countries have already experienced disruptions
to transportation services, including at ferry ports and railway stations, and
have seen major delays at border crossings. The situation also heightens the
potential for demonstrations that could turn violent without warning,
particularly, at railway stations and other transportation hubs. If you are
travelling in the region, monitor local news and follow the advice of local
authorities, and contact your transport carrier to determine whether the
situation could disrupt your travel.
Ja,
vielen Dank auch PEGIDA. So bringt ihr die ostdeutsche Tourismusindustrie noch
ganz zum Erliegen.
Aber was
soll’s? Damit schießt ihr euch ins eigene Knie und das ist weit harmloser als
Flüchtlingsheime anzugreifen.
Natürlich trifft diese
Meldung einen Nerv. Michael Kretschmer, Generalsekretär der sächsischen CDU
wird vom Handelsblatt mit dem Satz zitiert: „Das entspricht nicht der Realität
und ist extrem rufschädigend.“ Der Grünen-Politiker Konstantin von Notz
kritiserte die Warnung ebenfalls, sagte aber auch: "Eines stimmt:
Rechtsextreme, Rassisten und Nazis agieren nicht nur verwerflich, sie schaden
Deutschland".
Tatsächlich sind die
Sorgen der Kanadier nicht völlig unbegründet: In der ersten Hälfte des Jahres
2015 gab es bereits fast so viele Übergriffe auf Asylbewerberheime wie im
gesamten Jahr 2014. Außerdem ereigneten sich 2014 47% der fremdenfeindlichen
Übergriffe in Ostdeutschland, obwohl dort nur 17 Prozent der Gesamtbevölkerung
leben.
Für die
Linken ein ziemliches Dilemma, da ihre Basis nun mal Ostdeutschland ist und sie
sich als Kämpfer für die ungerecht behandelten Ossis verstehen.
Da will
man als letztes generell Ost-feindlichen Stimmungen entsprechen.
Aber dabei geht es in diesem Fall nun einmal gegen rechts und die CDU.
Aber dabei geht es in diesem Fall nun einmal gegen rechts und die CDU.
Als am Montag zwei
Journalisten auf der Pegida-Demo in Dresden von Anhängern der
fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung attackiert wurden, reagierte Sachsens Grüne-Landeschefin
Christin Bahnert mit einer Formulierung, die vor einigen Jahren schon einmal
heftige Debatten zur Willkommenskultur in Ostdeutschland auslöste. »Teile
Dresdens werden Montags immer mehr zur No-Go-Area«, erklärte Bahnert und fand
damit zugespitzte Worte für einen wachsenden, unhaltbaren Zustand in Sachsens
Landeshauptstadt. Die rassistische Pegida-Bewegung erhält seit Wochen wieder
Zulauf. Mit den Teilnehmerzahlen wachsen die Meldungen zu Übergriffen. Am Rande
der wöchentlichen Aufmärsche wurden zuletzt auch Kinder und Jugendliche
angegriffen. »Die Menschen unserer Stadt, vor allem die mit
Migrationshintergrund, haben seit Monaten Angst sich am Montag im
Innenstadtbereich aufzuhalten und diese Angst ist erschreckenderweise
berechtigt«, erklärte Bahnert.
Wohlgemerkt sprach die
Grünen-Poltikerin explizit von Dresdens Innenstadt und weder vom Freistaat
Sachsen, noch pauschal von ganz Ostdeutschland. Im Ausland äußern sich die
Sorgen dagegen inzwischen deutlich globaler. Kanadas Regierung hat nun sogar
eine Reisewarnung herausgegeben. Nicht für Dresden, nein gleich für den
gesamten Osten der Bundesrepublik. Die Bedrohung gehe dabei von
»extremistischen Jugendbanden« aus, deren Mitglieder dafür bekannt seien,
andere Menschen wegen ihrer Rasse oder des ausländischen Aussehens anzugreifen.
(Neues
Deutschland 30.09.15)
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