Dienstag, 21. März 2017

Man staunt.

CNN, von Trump als linksextreme Fake-News eingeschätzt, hält sich eine ganze Rotte rechtsextremer Trump-Fans als „political analysts“.
Ich traute meinen Augen kaum, als der volldebile Tradi-Katholiban Ex-Senator Rick Santorum vor einigen Wochen auf einmal mit einer „CNN senior political commentator“-Einblendung versehen wurde.
Noch viel unglaublicher ist aber, daß der ultrarechte Homo- und Frauenhasser nicht mal der Irrste unter den politischen Experten bei CNN ist.

Es gibt da jetzt auch ein Axel Jones-Double, dem man zwar einen Ritalin-Tropf verpasst hat, damit er nicht tobsüchtig grölend um sich schlägt wie das Original, aber geistig ist Jason Miller ganz auf Jones-Linie.

Miller ist nach Corey Lewandowski schon der zweite Trump-campaign manager, den CNN bezahlt.
Während Lewandowski wirklich das pure Böse repräsentiert und mit einer sagenhaften Perfidie auch wohlmeinende Konservative abschreckt, ist Miller mit einer solchen Blödheit geschlagen, daß er unfreiwillig immer wieder für großes Gelächter sorgt.

Gestern bei „Anderson Cooper 360“ forderte der Trumpsche Polit-Mops ein Ende der „russian-ties“-Untersuchungen; schließlich wisse man, daß Trump keine connections zu Russland habe.
Auf die erstaunte Frage Coopers woher man das wisse, erklärte Miller mit fester Stimme „weil Trump das gesagt hat!“
Immerhin, das ganze Panel lachte herzlich.

Aber springen wir kurz zurück. Gestern passierte in Amerika etwas für meine Begriffe extrem Erstaunliches.
Ich kann mich jedenfalls nicht an einen solchen Aufreger erinnern und staune, daß die deutschen TV-Medien darüber so gut wie gar nicht berichten.

FBI-Direktor James Comey und NSA-Chef Mike Rogers wurden über Stunden von dem Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses unter Eid gegrillt.
Beide sagten außerordentlich klar, daß Trumps Beschuldigungen Obama habe ihn durch Mikrowellengeräte abhören lassen völliger Unsinn sind und bestätigten außerdem Untersuchungen des FBI gegen das Trump-Team aufgrund russischer Einflussnahme auf die Wahlen. Noch schlimmer; durch Trumps Beschuldigungen der britische GCHQ (Government Communications Headquarters) sei für diese Maßnahmen eingespannt worden, verärgerte das Weiße Haus den engste Verbündeten GB so massiv, daß der GCHQ sich öffentlich empört zu Wort meldete.


Nun sagen es FBI, NSA und Trumps eigenes Justizministerium öffentlich und unter Eid: Der Präsident ist ein Lügner.
Trump-Supporter Lord nennt es „americanese“, also lüge der Präsident auch nicht.


Noch während des Verhörs twitterte das Weiße Haus wahrheitswidrig, das FBI entlaste Trump. Trump is so gangster!
Sein Pressesprecher Sean Spicer erklärte anschließend, die FBI-Vorwürfe an Paul Manafort wären irrelevant, weil dieser kaum Verbindung zu Trump gehabt habe.
Angesichts der Tatsache, daß Manafort Trumps oberster Wahlkampfmanager war, ist das selbst für Spicer-Verhältnisse eine sehr dreiste Lüge.

Trump-Supporterin Palin weiß allerdings einen Ausweg.

Sarah Palin calls on Trump to dump James Comey over alleged Clinton ties.

Man könnte fast wieder an eine funktionierende Demokratie in den USA glauben, wenn man das vorbildliche und höchst beeindruckende Eingangsstatement des 56-Jährigen Adam Schiff aus Kalifornien anhört.
Er ist der oberste demokratische Abgeordnete des gestern tagenden Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses.

Ich empfehle dringend sich das Statement anzuhören.


Alternativ dazu gibt es noch eine neunminütige Zusammenfassung von CNN.


[….] Donald Trump ist ein Meister des "Gaslighting". Er lügt, um jedes Gefühl für die Wahrheit zu zerstören. Er führt in die Irre, um einem den Orientierungssinn zu vernebeln. Es sind die klassischen Manipulationstricks von Autokraten, die einen in den politischen Wahnsinn treiben oder zumindest so viel Chaos säen sollen, dass nur noch ein Wort zählt - das der Manipulatoren.
[….] Im Herbst noch hatten Trumps Trolle die Demokratin Hillary Clinton als unwählbar beschimpft, weil sie wegen ihrer E-Mail-Affäre ins Fadenkreuz der FBI-Fahnder geraten war. "Das allein sollte sie disqualifizieren", tönte der Top-Republikaner Reince Priebus damals. Jetzt, als Trumps Stabschef, hat er plötzlich eine ganz andere Meinung zu solchen FBI-Ermittlungen.
[….] Schamlos instrumentalisierte Trump schon seine rassistische "Birther"-Lüge, mit der er Obamas US-Geburt und damit dessen Legitimität als Präsident in Zweifel zog. Oder die doppelte Lüge, er habe im November einen Erdrutschsieg hingelegt, trotz millionenfachen Wahlbetrugs zu seinen Lasten. Oder die Lüge, seine Amtseinführung habe die größte Menschenmasse aller Zeiten angezogen.
[….] Dabei ist völlig egal, wie durchsichtig diese Lügen sind, ob Trump sie selbst glaubt oder ob er sie kalkuliert einsetzt. Hauptsache, er wiederholt sie so oft, bis sich genug Fetzen festgesetzt haben im Bewusstsein seiner Anhänger, die ihre Informationen nur von Trumps Twitter-Konten und dem konservativen US-Sender Fox News bekommen. Ist das Ziel erreicht, lässt er die Lügen genauso schnell wieder fallen.
Auf der Strecke bleibt nicht nur die Glaubwürdigkeit Trumps. Auf der Strecke bleibt vor allem die Glaubwürdigkeit der USA. [….]

Wie soll man es noch in Worte fassen?


Es ist wirklich Schilda hoch zehn was wir in Washington vorgeführt bekommen.
Natürlich ist es schlimmer als Watergate.
Der Unterschied zur damaligen Mega-Affäre, die 1974 zum Rücktritt des US-Präsidenten Nixon führte, ist aber, daß es damals republikanische Abgeordnete gab, die selbst nicht durch und durch verlogene Fanatiker waren. Sie stellten sich gegen den eigenen Präsidenten, als dieser der Lügen und kriminellen Machenschaften überführt wurde.

Das ist heute ganz anders. Eine absolut erbärmliche Linken-hassende Lügenbande sitzt für die GOP im Parlament. Sie sind von der Lobby hochbezahlte Verschwörungstheoretiker, die sich hart gegen die Realität wenden.
Trump hat sie an die Macht gebracht. Niemals werden sie irgendetwas tun, das am Ende womöglich den Demokraten und dem amerikanischen Volk zu Gute käme, nur weil es Wahrheit und Anstand verlangen.

Bis auf ganz wenige Ausnahmen gibt es unter aktiven republikanischen Politikern keine ehrlichen oder gar intelligenten Menschen mehr.
Wäre dem so, hätten sie nach diesen 60 Tagen schon längst ein Amtsenthebungsverfahren gegen diesen parasitären kriminellen Lügner in Gang gesetzt.

Es braucht schon Menschen außerhalb der Partei, um etwas Realitätssinn zu generieren.
So geschah es gestern als der CIA-Counterterrorist analyst Philip Mudd zu den Entwicklungen im Weißen Haus gefragt wurde und sich kaum noch beherrschen konnte.

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