Eins der
größten Rätsel des deutschen Journalismus wird für mich immer die Frage sein,
wieso sich die an sich hochvernünftigen SZ-Chefredakteure
Heribert Prantl, Kurt Kister und Wolfgang Krach immer noch den frommen Katholiken Matthias Drobinski,
52, als Redakteur halten.
Nicht
nur, daß es ohnehin völlig absurd ist einen hochbefangenen Kirchenfuzzi über
Kirchenthemen schreiben zu lassen, so ist Drobinski auch noch von einer
schweren Echolalie befallen und schreibt in seinem stets larmoyanten Ton auch immer wieder
das Gleiche:
Hach, wie traurig, die Kirche verliert Mitglieder und die Pfaffen sind frustriert. Dabei ist Franzl doch so super. Menno! Es kann aber nicht nur am Zölibat meiner heißgeliebten katholischen Kirche liegen, weil die Protestanten mindestens genauso schrumpfen. (Ätschibätsch)
Die Ursachen für das Wegsterben des
kirchlichen Lebens sind also irgendwie ganz kompliziert. Das ist eine große Aufgabe
für die Bischöfe und alles ist ganz furchtbar traurig, weil die Kirche doch so
wichtig ist!
Die SZ
verfügt über einige der besten Edelfedern Deutschlands – was wäre es für eine
Wonne, wenn man auch zu kirchlichen Themen Spitzenjournalismus aus München
bekäme.
Stattdessen
immer noch dieselbe Leier.
Für immer weniger
Menschen gehört die Religion zum Leben. [….] Auffällig
ist jedoch, dass die Befragten von ihrer Kirche vor allem "klassische
Kernkompetenzen" erwarten.
Der evangelischen
Kirche in Deutschland geht zunehmend die Mitte verloren, die Bindung an die
Institution schwindet.
[…..]
Wer meditiert und sich
ins Gebet versenkt, entkommt dem Zweck und findet den Sinn. Der Gläubige kann
sich in seinen Nöten und Ausweglosigkeiten vor seinen Gott werfen und den Fall
an die höchste Instanz abgeben: Mach du was draus. Das ist zwecklos, aber nicht
sinnlos.
Dem Zweck die Grenzen
zeigen, sich selbst nicht die letzte Instanz sein müssen - und dürfen: Das sind
die Gaben des Glaubens an die Gläubigen und an die ganze Gesellschaft. Es ist
die Kraft des Transzendenten, die verhindert, dass der Mensch zum Objekt des
Menschen wird, ob bei der Embryonenforschung, der Wirtschafts- und
Flüchtlingspolitik.
[….]
Europas Katholiken - und viele Menschen
über die Kirche hinaus - sind mehrheitlich begeistert von dem Mann, der so
bescheiden lebt und sich darangemacht hat, die Verhärtungen seiner Kirche
aufzubrechen. [….] Dieser Papst ist
nicht nur bemerkenswert, weil er sich im Mittelklassewagen fahren lässt. [….]
Das Erzbistum Köln ist
nicht obszön reich, sondern solide finanziert.[….]
Es ist im Grundsatz
das gute Recht der Kirchen, von ihren Mitarbeitern eine stärkere Loyalität zu
fordern, als das zum Beispiel ein Fabrikant von Dosensauerkraut kann. Kirchen
sind Tendenzbetriebe wie Gewerkschaften, Parteien, auch Zeitungshäuser und
Rundfunkanstalten.
[…..]
Eine strikte Trennung
von Staat und Kirche wäre dabei der falsche Weg, wie sauber ein solcher Schnitt
auch scheinen mag. Die Leute wechseln ja nicht von der Kirche zur
Humanistischen Union. Sie verschwinden in jener Gleichgültigkeit, unter der
quasi alle Institutionen außer den unkaputtbaren Fußballverbänden leiden. [….]
Der Moralüberschuss
der Kirchen ist unangenehm für alle, die diese Moral umsetzen sollen. Aber er
ist auch notwendig, um zu verhindern, dass sich eine Politik nur auf das
Nächstliegende konzentriert oder von Stimmungen leiten lässt. Er macht
staatliches Handeln besser
– […..]
Noch nie haben sich in
Deutschland so wenige Männer zu katholischen Priestern weihen lassen wie im
vergangenen Jahr. Den Zahlen der katholischen Bischofskonferenz zufolge gab es
in den 27 deutschen Bistümern 2015 insgesamt 58 Priesterweihen; 2014 waren es
noch 75 gewesen, 2013 sogar 98. 1990 hatte die Zahl der neuen Priester noch 295
betragen. Die katholische Kirche Deutschlands steht damit vor einem
dramatischen Priestermangel.
In der
Flüchtlingskrise haben sich beide Kirchen als Anwälte der Heimatlosen und
Schwachen profiliert, ihre Sozialarbeit wird geschätzt. Und jetzt, wo so heftig
über den Islam und seine künftige Rolle im Land debattiert wird, müsste doch
eigentlich die Besinnung auf ihre christlichen Wurzeln viele dazu bringen, dass
sie mal wieder in die Kirche gehen und sich sagen: Hier ist es gut, hier mache
ich mit. […..]
Nur noch 58 Männer
ließen sich 2015 in Deutschland zum katholischen Priester weihen - so wenige
wie noch nie. Die Zahl war eine Sensation, und dass es im vergangenen Jahr
wieder (bescheidene) 80 neue Priester gab, ließ die Debatte nicht verstummen:
Ist der Zölibat, die Verpflichtung der katholischen Priester zum ehelosen
Leben, noch haltbar?
So ist
Drobinski, immer seicht, immer am Thema vorbei.
Vorsichtige
Kritik an der harten römischen Linie bei Homoehe, Zölibat und
Frauenpriestertum, aber niemals würde Dobrinski den segensreichen Einfluss der
Kirche auf den Staat in Frage stellen. Unverrückbares Fundament seines journalistischen
Wirkens ist der Kampf gegen die Konfessionslosen.
Schlechte
Nachrichten für die Kirche – Priestermangel, Austritte, verwaiste Gemeinden –
sind für Dobrinski generell schlechte Nachrichten.
Weshalb
irgendjemand die großartige Institution RKK verlassen sollte, versucht
Drobinski zwar mit den üblichen Schlagworten zu beschreiben – Kirchensteuer und
Kinderficken sind irgendwie suboptimal – aber es bleibt ihm wesensfremd.
Nach
seiner Überzeugung sollte jeder gute Mensch Kirchenmitglied sein oder werden
wollen.
Daß
Kirchen massenhaft Mitglieder verlieren, konstatiert und bedauert er.
Das
Konzept Kirche, die religiöse Ideologie stellt er aber nie in Frage.
Es müsse
nur irgendwie besser geführt werden. Bischöfe könnten noch netter, Kardinäle
liberaler und Menschen engagierter sein.
Well, Drobinski, I’ve got news for you:
Die
Kirchen in Deutschland verlieren aus einem ganz anderen Grund den Boden unter
den Füßen.
Das
ganze Konzept ist Müll.
Die
Bibel steckt voller Widersprüche und Grausamkeiten, Gott existiert nicht und
praktische Religion führt immer zu Kriegen und Gewalt.
Zudem
sind die Basics so unglaubwürdig, daß sie von gebildeten Menschen nur ausgelacht
werden können.
Ich glaube nicht, dass
die wissenschaftlichen und philosophischen Erkenntnisse, die wir gewonnen
haben, schwerer zu verstehen sind als die seltsamen Geschichten, die uns von
religiöser Seite nahegebracht werden. Ich frage Sie: Was ist schwerer zu
verstehen? Die wissenschaftliche Erkenntnis, dass wir Teil eines evolutionären
Prozesses sind, der aus einfachen einzelligen Lebensformen allmählich
komplexere Organismen hervorbrachte? Oder der Glaube an einen Gott mit
multipler Persönlichkeitsstörung (Dreifaltigkeit), dessen erster Teil
(Gottvater) sich mit seinen Geschöpfen verkrachte, worauf er den zweiten Teil
seiner selbst (Heiliger Geist) aussandte, um eine Jungfrau auf nichtsexuelle
Weise zu schwängern, wodurch der dritte Teil seiner selbst (Jesus Christus) als
aufrechtgehender Trockennasenaffe geboren wurde, um von einer historischen
Besatzungsmacht hingerichtet zu werden und – ätsch – am dritten Tag wieder von
den Toten aufzuerstehen? Man muss sich doch mal überlegen, welche
intellektuellen Verrenkungen solche Glaubensinhalte den Menschen abverlangen.
(Michael
Schmidt-Salomon)
Nein,
Drobinski, es handelt sich beim Niedergang der Kirchen in Westeuropa nicht um
eine „Begeisterungskrise“. An ein paar Stellschrauben zu drehen, um die Menschen
wieder massenhaft in die Kirchen zu treiben, wird nicht funktionieren.
Die Krise der
geistlichen Berufe in Deutschland ist im Kern also eine Begeisterungs- und
Glaubwürdigkeitskrise der verfassten Kirchen im Land. Es gibt zu wenige junge
Menschen, die sich anstecken lassen von dem, was in den Kirchen und ihren
Gemeinden geglaubt und gelebt wird, von dem, was an intellektuellen Impulsen
von der Theologie kommt - zumindest nicht so sehr, dass sie sagen: Das möchte
ich den ganzen Arbeitstag lang machen, daran möchte ich mein Leben ausrichten.
Hier allerdings spielen nun sehr wohl der Zölibat und das Männerpriestertum eine
Rolle. Eine Kirche, die glaubt, nur sexuell enthaltsame Männer könnten zum
Priester geweiht werden, der Eucharistie vorstehen und die Sakramente spenden,
die vernichtet täglich Begeisterung und Glaubwürdigkeit, solange ihr dafür
keine begeisternden und glaubewürdigen Begründungen einfallen.
Alle
Statistiken sagen, daß Religionen mit zunehmenden Bildungsgrad verdrängt werden.
Die
Länder mit den glücklichsten Bevölkerungen und den niedrigsten Kriminalitätsraten,
sind gleichzeitig die Atheistischsten.
[….]
So ist die Demokratie dort stärker, wo
der Bevölkerung Gott im Durchschnitt weniger wichtig ist. Das wiesen Marc
Bühlmann von der Universität Zürich und Wolfgang Merkel vom
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung nach. Untersucht haben sie 30
Nationen anhand von über 100 empirischen Indikatoren für demokratische
Prinzipien wie Freiheitlichkeit, Gleichheit und Kontrolle. („Top Ten“ waren
Dänemark, Finnland, Belgien, Island, Schweden, Norwegen, Kanada, die
Niederlande, Luxemburg und die USA; Deutschland kam auf Platz elf, die Schweiz
auf 14, Österreich auf 20, Italien auf 22, und die letzten Plätze belegten
Großbritannien, Frankreich, Polen, Südafrika und Costa Rica.) Die religiösen
Selbsteinschätzungen stammt vom World Values Survey, einer großen weltweiten
Umfrage, die seit den 1980er-Jahren immer wieder aktualisiert wird.
Atheistischere Länder
sind auch friedlicher. Das ergab eine Auswertung des Global Peace Index 2009.
Er basiert auf 23 Kriterien – darunter Kriege, Bürgerkriege, das Ausmaß von
Menschenrechtsverletzungen und des Waffenhandels, die Zahl der Morde und der
Gefängnis-Insassen sowie der Grad an Demokratisierung. Wie friedlich ein Land
ist, korreliert positiv mit dem Prozentsatz der Atheisten in diesen Ländern und
negativ mit dem Prozentsatz religiöser Menschen, die mindestens einmal im Monat
einen Gottesdienst besuchen.
[….]
Matthias
Drobinski wird es sicher nie begreifen. Seine Religion hat drei Feinde:
Aufklärung, Bildung und die Zeit.
Aufklärung, Bildung und die Zeit.
In der
Folge wird die Religion weiter zurück gedrängt werden und das ist auch gut so!
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