Wieder
einer weniger heute.
Diesmal
trifft es nun doch endlich Steve Bannon, den mächtigsten der drei Nazis unter Trumps Beratern.
Miller
und Gorka sind noch an Bord, aber was heißt das schon in Trumps
Personalkarussell?
Unter
Amerikas Politanalysten breitet sich Ratlosigkeit aus.
Schon so
oft hatten sie zusammengesessen und waren sich einig mit der Diagnose „Jetzt
hat er aber wirklich überzogen; jetzt verstößt ihn die Partei!“
Schon
bevor er Präsident wurde, gab es diese Momente – die Prahlerei Pussies zu
begrabschen, sich über Behinderte öffentlich lustig machen, die extremen Lügen.
Immer wieder war man an dem Punkt, an dem man sich einfach nicht mehr
vorstellen konnte, daß Trump weitermacht, daß irgendeiner ihn wählen würde, daß
die stolze republikanische Partei so einen auf den Schild hebt.
Nach dem
20.01.2017 wurde alles aber noch schlimmer. Trump leistet sich beinahe täglich
abstruseste Ungeheuerlichkeiten. Es gibt eine Schablone dafür. Man kann so ein
Verhalten nicht politisch-empirisch bewerten, weil es keine Präzedenzfälle
gibt. Alles was Trump tut, ist im negativsten Sinne „unheard of“.
Rassismus
ist in den USA so heikel wie kaum irgendwo sonst, weil Amerika eine sehr
diverse Einwanderernation ist, eine lange Sklavenhaltergeschichte hat und ob
der Millionen versklavten Schwarzen sogar einen Bürgerkrieg anzettelte, bei dem
600.000 Menschen gekillt wurden.
Rassismus ist also für US-Politiker auf der nationalen Ebene eigentlich völlig
tabu.
Bill
Clinton war einst vor seiner Präsidentschaft aus Versehen einige Stunden in
einem Golf-Club, der keine schwarzen Mitglieder zuließ.
Das war 1992 und führte zu einem Großskandal,
den er mit seinem berühmten „Bill
Clinton's Sister Souljah Moment“ überstand. Er trat vor die
Presse, bat aus tiefer Überzeugung um Entschuldigung, hielt ein vehementes
Plädoyer wider des Rassismus und bekannte sich zur „Rainbow-coalition“.
In den
folgenden 25 Jahren wurde das Thema noch viel sensibler. 2017 ist Rassismus ein
NoGo und es fragt sich, ob man sich mit einem „Sister Souljah-Auftritt“
überhaupt noch von einem Kontakt mit einem Rassisten erholen könnte.
Eigentlich.
Uneigentlich
ist da ein Herr Trump, der sich die Alt-Right-Stars direkt ins Oval Office holt
und seit Jahrzehnten rassistisch redet.
Nach
25-Jähriger destruktiver Vorarbeit der GOPer, die seit Newt Gingrichs Total-Obstruktion
nur noch Hass gegen die Demokraten verbreiten und dadurch ein radikal
anti-liberales ultrarechtes Mediennetzwerk zu etablieren halfen, gelten keine
Regeln des Anstandes mehr für republikanische Wähler.
Der ehemalige
Republican National Committee communications director Doug Heye, der sich nun
von GOP-Newsletter streichen ließ, welches er selbst einst eingeführt hatte,
erzählt von seinen “Yes, but – Erlebnissen” in den roten Staaten. Wenn er mit
der Republikanischen Basis spricht und die unverzeihlichen Trump-Skandale und
Lügen anspricht, antworten sie immer mit einem „ja, aber…“ Hillarys Emails
waren ja auch schlimm.
Offenbar
haben sich die rechten Wähler so sehr in ihrem Hass auf alles Liberale
eingerichtet, daß sie keine moralische Grenze mehr kennen.
Trump
ist ein chronisch erfolgloser Lügner, Vergewaltiger und Nazi? Na und, macht
doch nichts, dafür hat er aber auch die Dems aus dem Weißen Haus gejagt.
Trump
ist vogelfrei.
Mehr und
mehr wird sein Geisteszustand diskutiert. Der Mann ist offensichtlich
unzurechnungsfähig und psychisch krank. Aber selbst das macht nichts.
[….]
Donald Trump hat weder Anstand noch
Moral. Das war bekannt. Jetzt aber sympathisiert der US-Präsident auch noch mit
Neonazis und Rassisten. Ist der Mann noch bei Trost?
[….]
Was hat er da eigentlich die ganze Zeit
mit den Generälen? Zuerst lamentiert Donald Trump am Donnerstagmorgen auf
Twitter darüber, dass jetzt angeblich überall die "wunderschönen"
Reiterstandbilder von Robert E. Lee und Thomas "Stonewall" Jackson abgebaut
werden, von zwei Kommandeuren, die im Amerikanischen Bürgerkrieg die Armeen der
Konföderation geführt haben, also jener Südstaaten, die damals für den Erhalt
der Sklaverei kämpften. Ein paar Stunden
später dann plötzlich - General John Pershing. "Schaut euch an, was
US-General Pershing mit gefangenen Terroristen gemacht hat. Danach gab es für
35 Jahre keinen radikalen islamischen Terrorismus mehr", schreibt Trump.
Was er genau damit meint, sagt der Präsident nicht. Aber weil gerade in Barcelona
ein islamistischer Terrorist mit seinem Auto ein Dutzend Menschen totgefahren
hat, liegt die Vermutung nahe, dass er die alte Geschichte über Pershing meint,
die er auch im Wahlkampf schon erzählt hat.
Die geht, kurz gesagt,
so: Als Pershing 1899, kurz nach dem Spanisch-Amerikanischen Krieg, gegen
muslimische Rebellen auf den Philippinen kämpfte, trieb er einmal 50 gefangene
Aufständische zusammen. Er befahl seinen Männern, 49 von ihnen zu erschießen,
und zwar mit Kugeln, die in Schweineblut getaucht worden waren. Den 50.
Gefangenen ließ Pershing laufen, damit er seinen muslimischen Glaubensbrüdern
erzählen konnte, was passiert, wenn man sich mit den Amerikanern anlegt. Kein
Märtyrertod, kein Paradies, sondern Schweineblut und Verdammnis.
[….]
Nur: Die Geschichte mit dem Schweineblut
ist frei erfundener Humbug. Historiker sind ihr nachgegangen und haben keinen
einzigen Beleg dafür gefunden. Viel eher - aber das ist ein Detail, das für
Donald Trump wohl eine Spur zu fein ist - hat sich Pershing damals wohl dadurch
hervorgetan, dass er im Spanisch-Amerikanischen Krieg auf Kuba und den
Philippinen jede Menge Spanier getötet hat.
Insofern war Donald
Trumps Ratschlag, man solle sich im Kampf gegen Terroristen doch den Trick mit
dem Schweineblut mal genauer anschauen, ein passender Abschluss der vergangenen
Woche. So endete sie, wie sie begonnen hatte: mit einem Präsidenten, der sich
weder um historische Wahrheiten schert noch darum, was man allgemein Anstand
und moralische Grundsätze nennt. Und der darauf auch noch sagenhaft stolz ist. [….]
Die
aktuellste Umdrehung ist nun also Bannon.
Gegangen
oder gegangen worden? Wer weiß das schon so genau.
"Bannon ist weg!
Als er sah, dass Trump alleine in der Lage ist, die White-Power-Bewegung zu
verteidigen, sagte Bannon zu sich selbst: "Mein Job ist getan - Mission
erfüllt".
(Michael
Moore, Trump-Kritiker und Filmemacher)
"Hey Bannon, shove a tiki torch up ur ass #fired"
(Rosie
O'Donnell, Schauspielerin und Moderatorin)
Ob man
je erfahren wird, wer im Weißen Irrenhaus wirklich entscheidet, ist fraglich.
Mich
fasziniert heute aber eine andere Personalie, weil ich – wieder einmal – dem Irrglauben
aufgesessen war, nach Spencer und Scaramucci könne es in der Presseabteilung
Trumps nicht mehr weiter bergab gehen, traf mich die Realität mit dem üblichen
Faustschlag genau zwischen die Augen.
Neue
Kommunikationsdirektorin des mächtigsten Mannes der Welt, der die alleinige und
monarchische Gewalt über 7.000 Atomsprengköpfe innehat, wird Hope Hicks. HOPE
HICKS.
Kann man
sich nicht ausdenken.
Die
28-Jährige Texanerin war früher Fotomodell, verfügt über keinerlei
Qualifikation, jobbt seit Jahren für Ivankas Modelinie und wurde nun
offensichtlich von Trump auserkoren, weil sie bedingungslos loyal ist und ihn
lobpreist und bejubelt, wie es ihm gefällt.
[….]
Ende Mai machte sich Hicks bei
Journalisten in Washington zur unfreiwilligen Lachnummer, als sie eine
Stellungnahme zur Persönlichkeit des Präsidenten abgab: "Präsident Trump
hat eine magnetische Persönlichkeit und strahlt positive Energie aus, die
ansteckend ist für alle, die ihn umgeben. Er hat eine beispiellose Fähigkeit,
mit Menschen zu kommunizieren... Er hat sein ganzes Leben hindurch großartige
Beziehungen aufgebaut und behandelt jeden mit Respekt. Er ist brillant und
besitzt einen großartigen Sinn für Humor... und eine erstaunliche Fähigkeit,
Menschen das Gefühl zu geben, dass sie besonders sind und mehr schaffen können,
als sie jemals für möglich gehalten hätten." [….]
Die
Profi-Journalisten dachten erst, es handele sich um einen Satire-Artikel von
THE ONION.
Gerüchten
zu Folge ist Hicks schon seit dem Beginn der Präsidentschaftskampagne sein Fickverhältnis. Möglicherweise schon
seit 2012. Ich habe keine Ahnung, ob das stimmt, aber immerhin ist sie nicht
Bannon.
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