Das hat ja schon vor über 200 Jahren funktioniert.
Wenn eine Regierung innenpolitisch in echte Schwierigkeiten
kommt, um Akzeptanz beim eigenen Volk ringen muss, zettelt sie eben einen
Krieg mit einem äußeren Feind an. Dann steht das Land in einer nationalen
Wallung zusammen und stellt sich wieder hinter die eigene Regierung.
Der Jakobiner Jacques-Pierre Brissot de Warville,
genannt Brissot (1754 -1793), vertrat als großer Gegenspieler Maximilien de
Robespierres die Ansicht ein großer Krieg wäre für die Französische Revolution
äußerst hilfreich, da man zusammenstünde, von ökonomischer Not ablenke und
natürlich auch andere Königshäuser stürzen könne.
1914 nutze der greise Österreichische Kaiser Franz-Joseph
das Mittel Krieg, um wie Cousin Wilhelm in Berlin eine gewaltige nationale
Aufwallung und Begeisterung zu entfesseln. Damit waren alle Aufmüpfigkeiten
gegen das verknöcherte monarchistische System erst einmal beendet.
Margaret Thatcher hatte 1982 gegen Ende ihrer ersten
Amtszeit jede Menge Probleme mit aufmüpfigen Gewerkschaften, in den britischen
Industriestädten gab es Massenproteste.
Aber als sie sich in den Falklandkrieg stürzte und
wegen einer völlig unbedeutenden Insel am anderen Ende der Welt die gesamte
englische Navy in Gang setzte, um Argentinien zu Klump zu schießen, wurde sie
endgültig zur „eisernen Lady“, die niemand mehr unterschätzen mochte.
Bei den folgenden Unterhauswahlen, wenige Monate nach
dem gewonnenen Krieg holten ihre Torys mit 397 von insgesamt 650 und 58 hinzu gewonnenen
Sitzen den deutlichsten Wahlsieg des Jahrhunderts.
Teresa
May, die intellektuell und strategisch ihrer konservativen Vorgängerin deutlich
unterlegen bereits eine Volksabstimmung und eine Unterhauswahl ohne Not ruinierte,
kann so einen äußeren Feind auch nur zu gut gebrauchen, um ihre Umfragewerte zu
pushen.
Sie hat
keine Kontrolle über ihre debakulierenden Minister, immer noch nicht den
geringsten Plan wie man den Brexit umsetzen soll und zudem mit ihrer frühen Positionierung
als große Freundin Donald Trumps immer wieder konsequent alles falsch gemacht.
Aber
Putin taugt perfekt als Bösewicht.
Sie
benutzt Russland wie „The
Iron Lady" 1982 Argentinien.
Sergej Skripal, ein einzelner Doppelagent reicht ihr als Grund, um eine
weltweite diplomatische Megakrise herauf zu beschwören.
Nach Francis
Fukuyamas 1992 postulierten „The End of History“ sind wir in einer erstaunlich
engen Schleife wieder mitten in den kalten Krieg zurück gerutscht.
Nur daß
es damals in Washington, London und Bonn durchaus intelligente Menschen in den
Regierungen hatte, die bereit waren mit Moskau zu sprechen.
Im Kreml
saßen damals Typen wie Leonid Breschnew, der am eigenen Leib „die ganze Scheiße“
(Helmut Schmidt über WK-II) erlebt hatte und sich mit den Westeuropäern einig
war, WK-III unbedingt zu verhindern.
2018 gibt
es neben Macron niemand auf der internationalen Bühne, dem man Tatkraft und Intelligenz
attestieren würde.
Trudeau
ist natürlich sehr sympathisch, aber Kanada ist weit weg und militärisch nicht
sehr relevant.
Angela
Merkel, die bereits 13 Jahre untätig angesichts aller Weltkrisen vor sich hin schläft
gilt da bereits als große Hoffnung.
Zu
Wladimir Putin kann man immerhin einige positive Konnotation finden: Er ist
schlau, erfahren, historisch bewandert und weiß wie Außenpolitik funktioniert;
er wird also mutmaßlich immerhin nicht aus Versehen einen Weltkrieg anzetteln.
Das sagt
aber noch nichts über seine Absichten und seine tatsächliche Rolle aus.
Die
meisten anderen politischen Führer sind offensichtlich einem Fieberalptraum
entsprungen.
Rodrigo
Duterte ist ein vom Morden begeisterter Mörder, Kronprinz Mohammed, die
Hoffnung Saudi-Arabiens ein Kriegstreiber, der Myriaden Menschen im Jemen auf
dem Gewissen hat und Hass gegen Intimfeind Iran schürt.
Bibi
Netanjahu ist ein zutiefst korrupter Kriegstreiber, der sukzessive, aber stetig
die Pressefreiheit in Israel abschafft und die Justiz drangsaliert, während er
immer mehr mit ultraorthodoxen Fanatikern paktiert.
Vorgestern
wählten 70% der Ungarn rechtsradikal und zum dritten Mal einen ausgesprochen
menschenverachtenden Antisemiten zum Regierungschef, der zuvor Justiz und freie
Presse zerschmettert hatte.
Das Bild
ist in einigen anderen osteuropäischen Ländern nicht viel besser, insbesondere
in Polen. Dort wird seit Jahren systematisch die Demokratie abgewickelt.
Der Schokomilliardär
Poroschenko erweist sich als Ukrainischer Präsident als ebenso korrupt wie
hasserfüllt und unfähig.
Auf den
britischen Inseln trottelt Teresa May ihr Land ins Abseits und in Italien
fanden die Wähler es sei mal wieder Zeit für Berlusconi.
Spanien,
das Land, das als einziges in Europa keine relevante rechtsradikale
EU-feindliche Partei wuchern lässt, bricht völlig ohne Not und zum Schaden
aller eine absurden Separationskonflikt zwischen einem völlig überforderten MP
Rajoy und dem destruktiven katalanischen Separatisten Carles Puigdemont los.
Neben
echten Schätzchen wie Kim Jong Un und Baschar Hafiz al-Assad gibt es noch das
extrem wichtige NATO-Land Türkei, dessen Präsident radikal wie Orban und
autokratisch wie Putin ist, allerdings nicht über Intelligenz und Vernunft des
Russen verfügt, sondern geistig auf dem Stand eines pöbelnden garstigen
Kleinkindes angekommen ist.
Da ist
er sich mit dem derzeit gefährlichsten und debilsten Deppen der Weltführer
ähnlich: Donald Trump, der Präsident, der in jeder Hinsicht so schlimm ist, daß
es keine Worte gibt seine perfide Bösartigkeit zu beschreiben.
Recep
Tayyip Erdoğan, Assad, Putin, Trump und der in diesem Quintett geradezu
liberale Iranische Präsident Hassan Ruhani sind nun am Drücker, um das
Megadesaster des 21. Jahrhunderts, das Schlachtfeld Syrien mit bisher
mindestens 600.000 Toten und 12 Millionen Vertriebenen zu „ordnen“.
Was sagt
das eigentlich über die Menschheit aus, wenn wir ausgerechnet diese fünf an die
entscheidenden Hebel der Macht setzen?
Viereinhalb von ihnen sind sogar durch Wahlen von ihren Völkern als bester Führer ausgesucht worden.
Viereinhalb von ihnen sind sogar durch Wahlen von ihren Völkern als bester Führer ausgesucht worden.
Der tobende Donald bebt so sehr vor Wut über die Enthüllungen seiner
Penisabenteuer, daß er nun radikale Schritte unternimmt, um im „Land Of The Free“ die Pressefreiheit abzuschaffen.
Nachdem
acht Jahre Dauerbombardement Syrien in eine Hölle verwandelt haben, kündigt
Trump per Twitter an (you cannot make this shit up) nun noch mehr zu
bombardieren.
[…..]
Russisches Roulette
Donald Trump kündigt einen Raketenangriff auf
Syrien an - und äußert sich via Twitter dabei so, als wolle er direkt russische
Ziele bombardieren. Das ist unverantwortlich, er riskiert einen Krieg der
Großmächte. [….]
Wenn das
größte europäische Nachrichtenmagazin den US-Präsidenten „unverantwortlich“
nennt, ist das eigentlich eine radikale Anschuldigung.
Aber nach
einem Jahr Trump wirkt die Vokabel nur unangemessen euphemistisch.
Es ist
wie bei small penis cars – Donald braucht die ganz großen Kaliber.
Mit den
Knallern kann sein Fötushirn seinem Ärger Luft machen.
Hemmungen
kennt er nicht, schon kurz nach seinem Amtsantritt setzte er die „Mother of all
bombs“ ein.
[….] The United States has dropped a massive
GBU-43 bomb, the biggest non-nuclear bomb it has ever used in combat, in
eastern Afghanistan targeting a network of caves and tunnels used by Islamic
State militants.
Key points:
GBU-43 bomb weighs just under
10,000kg
Afghanistan says up to 36
suspected IS militants were killed
Strike was designed to
"maximise destruction" of IS fighters and facilities
President Donald Trump touted the bombing as evidence of a more muscular
US foreign policy since he took office in January after eight years of
President Barack Obama.
The 9,797-kilogram GBU-43 bomb was dropped from a MC-130 aircraft in the
Achin district of Nangarhar province, close to the border with Pakistan,
Pentagon spokesman Adam Stump said. [….]
Ein
bißchen Weltkrieg ist vielleicht genau das wonach #45 der Sinn steht.
Dann
wäre ihm der Platz in der Geschichte sicher. Als 45. und letzter US-Präsident.
[….]
Es ist die erste Interventionserklärung
per Twitter, geschrieben vom Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika,
adressiert an Russland. Der Text ist kurz und aggressiv. Moskau habe
angekündigt, alle Raketen abzuschießen, die auf Syrien abgefeuert würden,
twitterte Donald Trump – und ergänzte: „Mach‘ dich bereit, Russland, denn sie
werden kommen, hübsch und neu und ,intelligent‘.“
Zwei atomar
hochgerüstete Supermächte bedrohen einander. Keine will ihr Gesicht verlieren. [….] In Syrien bahnt sich erneut eine Katastrophe an. Russland und Amerika
sind auf Konfrontationskurs. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mischt
ebenso mit wie Großbritannien. Israel hat Stellungen der vom Iran unterstützen
Hisbollah-Miliz ins Visier genommen, der Iran kündigt Vergeltung an, für den
Fall droht Israel mit einem direkten Angriff auf Assad. [….]
(Malte
Lehming, Tagesspiegel, 11.04.18)
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