Helmut
Schmidt erzählte oft, daß er als Jugendlicher so aufwuchs, daß man „mit denen“
nicht verkehrt.
„Die“, das waren die Katholiken. Vor hundert Jahren waren die Konfessionen noch streng getrennt, beide Kirchen verboten Mischehen.
„Die“, das waren die Katholiken. Vor hundert Jahren waren die Konfessionen noch streng getrennt, beide Kirchen verboten Mischehen.
Eine
völlig normale Sichtweise für eine Religion, die nach dem großen Schisma einen ganzen Kontinent weitgehend entvölkerte.
Die Trennung
der Konfessionen war dabei mit Nichten nur ein Verwaltungsakt, nach dem man ähnlich
wie CDU und CSU weiter zusammenarbeiten konnte.
Nein, die
Vertreter der Nächstenliebe-Religion begannen fast sofort damit sich gründlich
gegenseitig zu hassen und zu bekämpfen.
Nach 100 Jahren
Streit kam es zur totalen Eskalation.
Europa wurde in
ein 30 Jahre währendes Blutbad verwandelt.
"Hans Philipp Goßmann von Spachbrücken zu Tod
geschlagen. Hans Gerhards schwangeren Frauen die Rippen entzweigeschlagen, dass
sie bald gestorben. Jakob Hans Frau zu Tod geschändet. Hans Simon mit dem
Gemächt ufgehängt und vollends erschlagen ... Summa: 18 Personen", endet
die "Schadensliste", die man nach einem Überfall der kaiserlichen
Soldaten auf das hessische Reinheim im Mai 1635 bei der zuständigen Obrigkeit
einreichte.
Der Dreißigjährige Krieg zeigt sich in solchen
Beispielen als Krieg schlechthin: erschlagene, gefolterte, vergewaltigte
Unbeteiligte. Ausgebrannte Städte, verwüstete Dörfer, kahlgefegte Äcker.
Hungersnöte, Seuchenzüge. Wer da noch lebte, lebte nicht mehr lange: "Wir
Leut leben wie die Tier, essen Rinden und Gras", heißt es in einem
Bibeleintrag aus den zerstörten Dörfern der Schwäbischen Alb gegen Ende des
Krieges. Man ernährte sich von Eicheln und Kleie, briet Ratten, Katzen, Hunde
und krepierte Pferde. [….]
In den letzten
Tagen habe ich mich mal wieder etwas genauer in den 30-Jährigen Krieg (1618 bis
1648) hineingelesen.
Es war bekanntlich der schwerste Religionskrieg, der jemals in Europa tobte.
Protestanten und Katholiken haben so lange aufeinander eingedroschen bis das „heilige römische Reich deutscher Nationen“ entvölkert und verwüstet war.
Die Hälfte der Deutschen Gesamtbevölkerung wurde massakriert oder fiel Seuchen zum Opfer, die Zivilisation wurde um 100 Jahre zurück geworfen.
Die Bauernhöfe waren verwaist, der Viehbestand nahezu komplett ausgerottet.
Der Mega-Religionskrieg bescherte uns Begriffe wie „magdeburgisieren“.
Magdeburg war damals eine von den Bischöfen unabhängige Stadt mit 30.000 - 40.000 Einwohnern, die versuchte neutral und friedlich zu bleiben.
Das gefiel den Katholiken natürlich überhaupt nicht und so schickt im April 1631 die katholische Majestät Kaiser Ferdinand II den kaiserlichen Befehlshaber Tilly, der die Stadt bis auf die Grundmauern zerstört und seine Truppen anschließend so lange plündern, morden und vergewaltigen läßt, daß nach einer Zählung aus dem Jahr gerade noch 468 Magdeburger leben.
Es war aber auch nicht alles schlecht am 30-Jährigen Krieg.
Da es weit über 200 Jahre brauchte, bis die Bevölkerungszahl wieder auf den Stand vom Beginn des 17. Jahrhunderts angestiegen war, kam es zu einer großartigen Verwaldung der ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen.
Die menschengemachte Monokultur verschwand zugunsten eines intakten Ökosystems aus Urwäldern.
Und wer hat Schuld am 30-Jährigen Krieg?
Dazu gibt es selbstverständlich ein ganzes Bündel Ursachen aus unterschiedlichen Machtinteressen.
Zwei Hauptschuldige will ich aber hervorheben.
Erstens der tiefsitzende Menschenhass der Horrorreligion des Katholizismus.
Es war die katholische Kirche, die das Rad der Zeit zurückdrehen wollte und mit ihrer Marionette Ferdinand II ganz Europa rekatholisieren wollte.
Es war bekanntlich der schwerste Religionskrieg, der jemals in Europa tobte.
Protestanten und Katholiken haben so lange aufeinander eingedroschen bis das „heilige römische Reich deutscher Nationen“ entvölkert und verwüstet war.
Die Hälfte der Deutschen Gesamtbevölkerung wurde massakriert oder fiel Seuchen zum Opfer, die Zivilisation wurde um 100 Jahre zurück geworfen.
Die Bauernhöfe waren verwaist, der Viehbestand nahezu komplett ausgerottet.
Der Mega-Religionskrieg bescherte uns Begriffe wie „magdeburgisieren“.
Magdeburg war damals eine von den Bischöfen unabhängige Stadt mit 30.000 - 40.000 Einwohnern, die versuchte neutral und friedlich zu bleiben.
Das gefiel den Katholiken natürlich überhaupt nicht und so schickt im April 1631 die katholische Majestät Kaiser Ferdinand II den kaiserlichen Befehlshaber Tilly, der die Stadt bis auf die Grundmauern zerstört und seine Truppen anschließend so lange plündern, morden und vergewaltigen läßt, daß nach einer Zählung aus dem Jahr gerade noch 468 Magdeburger leben.
Es war aber auch nicht alles schlecht am 30-Jährigen Krieg.
Da es weit über 200 Jahre brauchte, bis die Bevölkerungszahl wieder auf den Stand vom Beginn des 17. Jahrhunderts angestiegen war, kam es zu einer großartigen Verwaldung der ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen.
Die menschengemachte Monokultur verschwand zugunsten eines intakten Ökosystems aus Urwäldern.
Und wer hat Schuld am 30-Jährigen Krieg?
Dazu gibt es selbstverständlich ein ganzes Bündel Ursachen aus unterschiedlichen Machtinteressen.
Zwei Hauptschuldige will ich aber hervorheben.
Erstens der tiefsitzende Menschenhass der Horrorreligion des Katholizismus.
Es war die katholische Kirche, die das Rad der Zeit zurückdrehen wollte und mit ihrer Marionette Ferdinand II ganz Europa rekatholisieren wollte.
Das Restitutionsedikt war eine von Kaiser Ferdinand II. am 6. März 1629 erlassene Verordnung, mit der ohne Einverständnis der evangelischen Reichsstände der Status quo des geistlichen Besitzstands im Reich wieder auf den Stand des Jahres 1552 gebracht werden sollte. Es setzte damit die katholische Interpretation des Augsburger Religionsfriedens (1555) durch.
(Wikipedia)
Die RKK war dermaßen blutrünstig, daß sie selbst nachdem schon der halbe Kontinent verwüstet war erbittert Propaganda gegen diejenigen betrieb, welche auch nur an einen Frieden dachten.
Insbesondere die Jesuiten und der Pater am Kaiserlichen Hof, Johannes Weingarten empörten sich ab dem Jahr 1633 über den katholischen Heerführer Wallenstein, der "den Krieg vernachlässige“ und nicht mehr die rechte Lust verspürte Protestanten zu massakrieren.
Als auch noch Gerüchte auftauchten Wallenstein wolle Friedensverhandlungen beginnen, hetzten die katholischen Geistlichen so gegen den Kriegsmüden, daß sie seine Ermordung durchsetzen konnten.
Die zurückhaltende Art seiner Kriegführung während des zweiten Generalates [Wallensteins], seine Friedenspolitik und die dadurch hervorgerufene Sorge um den Triumph der katholischen Idee ließen am Hofe bald eine starke Partei gegen ihn erstehen, an der Spitze der Sohn des Kaisers, der spätere Ferdinand III. Sie gewann im Laufe der Zeit einen entscheidenden Einfluß auf den schwachen und schwankenden Kaiser, zumal in ihr Männer wie der bayerische Kurfürst, der böhmische Oberste Kanzler Slawata, die Jesuitenpatres Lamormaini, der Beichtvater, und Weingartner, der Hofprediger, mit Leidenschaft gegen Wallenstein wirkten.
(Uni Giessen.de)
Die zweite Hauptschuld liegt in den Charakteren der handelnden Personen, die einfach keine netten Menschen waren.
Das betrifft die katholischen Heerführer und Kriegsverbrecher Johann t’Serclaes Graf von Tilly (1559-1632) und Albrecht Wenzel Herzog von Wallenstein, sowie auch den legendären Schwedischen König Gustav II. Adolf, (1594-1632).
Erst als Bundeskanzler lernte Schmidt durch seine großartige Freundschaft
mit dem fast auf den Tag gleichaltrigen hochgebildetem Muslim und Friedensnobelpreisträger
Muhammad Anwar as-Sadat die vielen Gemeinsamkeiten von Islam und Christentum
kennen, erfuhr, daß es sich um Schwesterreligionen mit einem gemeinsamen
Stammvater Abraham handelte.
Helmut Schmidt, der dieses Jahr 100 geworden wäre, wuchs zu einer Zeit auf,
als das Bildungssystem noch so mangelhaft war, daß man kaum über seinen
Tellerrand hinausblickte mit normaler Schulbildung.
Man wußte nichts über vergleichende Religionswissenschaft. Und es gab auch
so gut wie gar keine Muslime in Deutschland. Ebenso weinige wie Atheisten. Man
war ein Christian-only-country, das all diese Megaverbrechen beging, die im Holocaust
und der Ausrottung nahezu der gesamten jüdischen Bevölkerung Europas mündete.
Schmidt stieß also bei seinen tiefen Gesprächen mit Sadat auf etwas Neues
und da er sehr intelligent und wissbegierig war, lernte er nicht nur alles über
das Judentum und den Islam; er sog auch alle Informationen über den Buddhismus und
Hinduismus ein, wurde zu einem regelrechten Experten für den Konfuzianismus.
Im 21. Jahrhundert ist die Situation natürlich eine völlig andere.
2,7 Millionen erwachsene Muslime leben in Deutschland; alle Informationen
zu den Religionen sind frei zugänglich, in unendlich vielen Büchern auf Deutsch
publiziert und zudem auch seit Dekaden täglicher Gegenstand feuilletonistischer
Debatten.
Für Erwachsene mittleren Alters des Jahres 2018 erfordert es anders als für
die 1918 Geborenen schon eine gewaltige Portion Ignoranz und Borniertheit gar
nichts über den Islam zu wissen.
Aber dafür haben wir in Deutschland die CSU-Politiker, deren Unwissen und
Unwillen irgendetwas zu wissen nach wie vor unübertroffen ist.
Schwer vorzustellen, aber wahr, es gibt deutsche Spitzenpolitiker, die nach
vielen Jahren als Minister immer noch tumb verbreiten, der Islam wäre irgendwas
archaisch-mittelalterliches, das eben wie das Christentum vor 300 Jahren noch
nicht durch die Aufklärung gegangen wäre.
Bei Alexander Dobrindt und Horst Seehofer bin ich sogar geneigt ihnen zu
glauben, daß sie wirklich so ungeheuer verblödet sind und nicht etwa wider
besseres Wissen dieses Zerrbild zeichnen, um ihre braune Basis zu triggern.
Zunächst einmal sollte man den CDUCSU-Herren erklären, daß die Aufklärung
und die Werte der Demokratie, auf die man nun so stolz pocht, nicht etwa „aus
dem christlich-jüdischen Erbe“ entstanden, sondern ganz im Gegenteil gegen den erbitterten
Widerstand der Kirchen durchgekämpft werden mussten.
Ein Treppenwitz, daß es zum Beispiel einer 1978 im Münsterländischen Ahlen
geborene Muslimin bedarf, um Herrn Dorbindt die elementarsten Dingen zu
erklären. Schließlich liest er auch nicht meinen Blog, in dem das ebenfalls
seit immer thematisiert wird.
[….] Fakt ist: Die Entwicklungen in der
islamischen Welt lassen sich nicht mit denen Mitteleuropas gleichsetzen. Die
Ausgangspunkte sind gänzlich anders gelagert. Die Aufklärung ist nicht aus dem
Christentum heraus entstanden, sondern im harten Ringen mit dieser Religion. Im
Islam war diese Konfrontation so nicht nötig. Aussagen, wonach der Islam keine
Phase der Aufklärung wie Europa gehabt und sich deshalb nicht im selben Maße
weiterentwickelt habe, kommen daher nur zustande, wenn man ohne
islamwissenschaftliches Hintergrundwissen durch eine sehr trübe
christlich-abendländische Brille blickt.
Vernunft, Erkenntnis, Naturwissenschaft, Freiheit,
Toleranz: Das waren Schlagwörter der europäischen Bewegung, die Immanuel Kant
in diesem Satz auf den Punkt gebracht hat: “Aufklärung ist der Ausgang des
Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“ In diesem Sinne ist
Aufklärung im Koran bereits enthalten, oder er widerspricht ihr zumindest
nicht. Im Koran geht es stets darum, dass der Mensch lernen soll, mündig zu
sein und sich vernünftig zu verhalten. [….]
Wegen dieser islamischen Grundeinstellungen konnten die Erkenntnisse der
Antike überhaupt weiterentwickelt werden.
Während des 1000-jährigen dunklen christlichen Mittelalters hatte sich
gezeigt, was „Kirche pur“ bedeutet: Reine destruktive
Wissenschaftsfeindlichkeit.
(…..)Das Christentum ist eine derart destruktive Religion, daß es
über 1000 Jahre alles zerstörte, was unsere Wurzeln ausmacht.
Wie verdanken das Wissen um unsere eigene Geschichte
und unser geistiges Fundament ausdrücklich dem Islam,
der rettete, als das Christentum nur zerschlug und vernichtete.
Zum Glück gibt's den Islam
[…] Das echte "finstere Mittelalter"
Europas lag etwa zwischen dem vierten und dem achten Jahrhundert nach Christus.
Damals hatte das Christentum sich in weiten Teilen Europas verbreitet, und
seine Verfechter und Verteidiger begannen mit etwas, das man heute eher mit den
Taliban assoziieren würde als mit dem christlichen Abendland: der
systematischen Vernichtung von Kulturgütern.
Christliche Herrscher und Kirchenführer sorgten
beispielsweise dafür, dass in West- und Osteuropa massenweise Bücher verbrannt
wurden, ganze Bibliotheken opferte man der höheren Ehre Gottes. Alles Wissen
jenseits der Bibel und theologischer Abhandlungen galt als gefährlich, weil es
den Glauben hätte in Frage stellen können. Viele Schriften griechischer
Philosophen und Dramatiker, natur- und geisteswissenschaftliche Abhandlungen
konnten nur überleben, weil Gelehrte in den Osten flohen, Wissen und Bücher
mitnahmen. "Über diese verschlungenen Pfade sollten also Araber
Aristoteles und all die Schätze der griechischen Wissenschaft erben",
schreibt Peter Watson in seiner grandiosen Welt-Kulturgeschichte
"Ideen".
Aristoteles' Dialektik etwa sei im christlichen Denken
geächtet worden, "weil ein Dialog mit Gott schlicht als unvorstellbar
empfunden wurde". So kam es, "dass Aristoteles' Werke - mit Ausnahme
von zwei seiner Abhandlungen über die Logik - aus dem Abendland verschwanden
und uns nur erhalten blieben, weil sie von arabischen Übersetzern gehortet
wurden". Andere Werke verschwanden vollständig. Sophokles etwa hat wohl
mindestens 123 Dramen geschrieben - ganz erhalten sind gerade einmal sieben
davon, ebenso wenige von Aischylos.
Die christlichen Kulturvernichter leisteten ganze
Arbeit, auch später noch einmal, als im Zuge des byzantinischen Bilderstreits
im achten und neunten Jahrhundert massenweise Kunstwerke zerstört wurden, weil
die aktuelle religiöse Doktrin sie als Götzenbilder verdammte. […] Hätten Araber und Perser nicht viele antike
Schriften gerettet, noch weit mehr von der Geistesgeschichte des Abendlandes
wäre verlorengegangen. Zu unserem Glück flossen die Ideen und das Wissen
schließlich aus dem arabisch-persischen Raum zurück nach Europa. […] Anders als im christlichen Abendland
herrschte in der arabischen Welt damals nämlich vergleichsweise weitgehende
religiöse Toleranz. […]
Nichtmuslime standen sogar unter dem Schutz der
jeweiligen Herrscher, solange sie sich an bestimmte Regeln hielten. […]
(…..) „Der
Islam“ war tolerant und duldete nicht nur Andersgläubige, sondern fühlte sich
verpflichtet sie aus Gastfreundschaft zu schützen.
Das berühmteste
Beispiel dafür ist sicherlich die Maurische Hochkultur in Spanien, als unter
Islamischer Kontrolle Wissenschaft und Kunst aufblühten, weil Christen und
Juden akzeptiert waren. Dadurch konnten sich im schönsten Multikulti die
Wissenschaften gegenseitig befruchten. Daher waren Astronomie, Mathematik und
Medizin in Islamischen Herrschaftsbereich Jahrhunderte vor dem Christentum in
Nordeuropa. (…..)
Auch diese Informationen werden seit Jahren öffentlich in Zeitungen,
Podiumsdiskussionen, TV-Dokumentationen erörtert.
Man kann nur staunen wir völlig erkenntnisresistent AFDPCDUCSU-Politiker
durch die Welt taumeln.
[……] In der islamischen Welt lebte der
hellenistische Geist fort – mit konkreten Folgen: Während im mittelalterlichen
Europa brutale inquisitorische Methoden die einzig wahre Lehre von Gott
durchsetzen sollten, war in der islamischen Welt die friedliche Koexistenz
unterschiedlicher religiöser Auffassungen ohne Bevorzugung einer einzigen gang
und gäbe. Die Wissenschaft spricht hier von Ambiguitätstolerenz, ein Begriff,
den Thomas Bauer von der Uni Münster geprägt hat: Keiner hatte die Hoheit über
die Religionslehre. Streit im Guten, das Suchen nach Wissen: Das war
Jahrhunderte lang Ausdruck islamischer Kultur – ganz anders als in Europa.
Auch in Sachen Toleranz irrt Alexander Dobrindt
gewaltig. Im Vergleich zu Europa war die islamische Welt da geradezu
vorbildlich. Daran ändert auch nichts, dass Andersgläubige von den höchsten
politischen Ämtern ausgeschlossen waren. Welche frühe Kultur hätte jemals
Andersgläubige in staatliche Spitzenämter gelassen? Juden zum Beispiel mögen in
islamischen Ländern zwar durch die ihnen auferlegte Kopfsteuer (Dschizja)
Bürger zweiter Klasse gewesen sein – aber immerhin waren sie Bürger. Ein
Status, der ihnen im europäischen Mittelalter versagt wurde. Schlimmer: Dort
wurden sie immer wieder brutal verfolgt. Unter der Herrschaft des Islams
dagegen konnten jüdische und christliche Gelehrte in der Regel unbeschadet und
geachtet wirken. [….]
Den Krieg trugen erst die christlichen Kreuzzügler in die Islamische Welt.
Sie lehrten die Welt Intoleranz.
Die Christen gingen dabei so nachhaltig zerstörerisch vor, daß man noch
heute beispielsweise eine radikale und tödliche Homophobie in fast ganz Afrika
erlebt, die keineswegs endemisch für den Kontinent ist. Ganz im Gegenteil, es
waren die christlichen Missionare, die vor 200 Jahren voller Entsetzen über
die Schwulentoleranz der afrikanischen Völker Mord und Todschlag einsetzten, um
diesen Kulturen das Humane auszutreiben, sie zu versklaven und zu radikalen
Homophoben umzuformen; kurz zusammengefasst: zu Christianisieren.
Was Dobrindt, Spahn und Seehofer sehen ist eine unfreie zunehmend
islamistische Gesellschaft in den heutigen Golfmonarchien und nordafrikanischen
Diktaturen.
Niemand kann bestreiten, daß Frauen- und Homorechte in Saudi Arabien oder
Mauretanien unterentwickelter sind, als im christlich geprägten Europa.
Genauer gesagt gibt es in den säkulareren Ländern
Europas die heute bejubelte Toleranz. Die Länder, die sich wie Russland, Ungarn
und Polen wieder stark mit den christlichen Kirchen identifizieren, schaffen
auch gleich wieder Schwulen- und Frauenrechte ab.
Diese „Rückständigkeit“ der heutigen islamischen Länder ist aber eben nicht
grundsätzlich im Islam verwurzelt – die Geschichte beweist das Gegenteil.
Aber auch der Islam litt unter einem Schisma, welches die Christen
insbesondere im 30-Jährigen Krieg ausfochten.
(In Nordirland ermorden sich Protestanten und Katholiken bis ins 21.
Jahrhundert gegenseitig)
[…..] Ein halbes Jahrtausend des Glanzes
bescheinigt de Bellaigue der islamischen Welt im Anschluss an Mohammeds Tod im
Jahr 632. Der christlichen Zivilisation sei man in vielem voraus gewesen, habe
nicht nur in der Mathematik, Medizin oder Baukunst brilliert. Doch die Spaltung
in Sunniten und Schiiten leitete den Niedergang ein, es folgten die
christlichen Kreuzzüge und damit der Zweifel an der Gunst Gottes. Die
Konsequenz: der Verlust von "Originalität und Finesse" sowie eine
selbst auferlegte Isolation, etwa durch das Verbot der aus Europa kommenden
Druckerpresse. [….] Welche
progressiven Geister die muslimische Welt dann jedoch im 19. Jahrhundert
erlebte, als sie sich wieder Einflüssen von außen öffnete, führt de Bellaigue am
Beispiel der Metropolen Kairo, Istanbul und Teheran vor. Erneuerer wie Rifaa
al-Tahtawi, Namik Kemal oder Mirza Saleh dürfte hierzulande kaum jemand kennen,
in Nahost trieben sie die Moderne entscheidend voran. Pioniere auf den Gebieten
der Bildungspolitik, der freien Presse und der Frauenrechte, die etliche ihrer
Ideen von Reisen nach Europa mitbrachten, sogar die Marseillaise ins Türkische
und Arabische übersetzten. […..]
(SPON
über „Die islamische Aufklärung: Der Konflikt zwischen Glaube
und Vernunft“ von Christopher de Bellaigue, 21.04.2018)
Wäre man mal lieber nicht Untertan einer Religion gewesen.
Historisch betrachtet halte ich den Islam für besser als das Christentum.
Aber deswegen ist er noch lange nicht gut.
Gut kann nur eine religionsfreie Gesellschaft sein.
Endgültig den Garaus machten die Christen der islamischen Liberalität dann
Anfang des 20. Jahrhunderts, als sie alle Länder unter islamischer Dominanz
zerschlugen, ausraubten und nach purer westlicher Willkür neue Grenzen in den
Wüstensand zeichneten.
Das Sykes-Picot-Abkommen vom 16. Mai 1916 halte ich
immer noch für eine der ganz großen Ursünden der christlichen Welt.
Ein, oder vielleicht das entscheidende christliche Verbrechen gegen den
Islam, von dem Herr Dobrindt aber offensichtlich ebenfalls nicht die geringste
Ahnung hat.
Voller Ignoranz legten Europa und die USA den gesamten Nahen Osten für die
nächsten hundert Jahre potentiell in Flammen.
Die muslimischen Menschen mussten zusehen, wie ihre Welt zerschlagen wurde
von den Kräften, die sich als Demokratien verstanden und westliche Werte
predigten.
Es gab nur eine einzige Opposition gegen die westlichen Verbrechen –
angeführt von den Muslimbrüdern.
[…..] De Bellaigue nennt den Ersten
Weltkrieg eine "Wasserscheide in der Geschichte der islamischen
Aufklärung". Die Begeisterung für liberale Werte und einen säkularen Staat
endete jäh, stattdessen formierten sich reaktionäre Gegenbewegungen - etwa zu
Atatürks Reformen, die mit der Gründung der Republik Türkei eine Trennung von
Religion und Staat vorsahen. Den Islamismus als radikale Form des politischen Islam
sieht de Bellaigue so als Folge der Zerstückelung des Osmanischen Reichs.
Den
Modernisierungsprozess des Islam vergleicht De Bellaigue mit einem Tier, das
eine Lobotomie erlitten hat: Äußerlich scheint alles in Ordnung, innerlich
leidet es unter schweren Störungen.
Zugleich
begeht der Autor aber nicht den Fehler, die Entwicklung der islamischen Welt
allein im Hinblick auf ihre Aneignung christlich-europäischer Werte zu
beurteilen. Sein historischer Blick macht vielmehr deutlich, wie der Westen
gerade durch die Einmischung den Nationalismus stärkte: Ägypten etwa habe sich
nach dem Ende der britischen Besetzung 1922 in einen arabischen Chauvinismus
geflüchtet; denn der Liberalismus war durch die Kolonialmacht diskreditiert.
Islamismus geriet so zur "Widerstandsideologie". [….]
(SPON
über „Die islamische Aufklärung: Der Konflikt zwischen Glaube
und Vernunft“ von Christopher de Bellaigue, 21.04.2018)
Wie alle Religionen
lässt sich auch „der Islam“ hervorragend zur Herrschaft und zu Gehorsam
instrumentalisieren.
Das konnten wir in der Tat in den letzten hundert Jahren zur Genüge erleben.
Aber auch im 20. Jahrhundert waren islamische Länder Deutschland noch in
der Frage der Frauenemanzipation voraus.
Konservative
deutsche Politiker mögen die Türkei nicht.
Vor allem wegen
der Türken.
Die sind so
rückständig.
Frauen dürfen
da nicht in der ersten Reihe der Politik mitmachen.
In Deutschland wurde hingegen FRAU Merkel Kanzlerin.
(Das war im
Jahr 2005 - also nur 17 Jahre nachdem im islamischen Staat Pakistan Benazir
Bhutto Regierungschefin wurde und 12 Jahre nachdem in der islamischen Türkei Tansu Çiller Ministerpräsidentin
wurde.) [….]
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