Donnerstag, 12. April 2018

US-Christentum, Religion der Niedertracht.

Amerikanische Liberale wundern sich immer noch darüber, daß ausgerechnet die streng-gläubigen Evangelikalen, die sich seit Jahrzehnten als „moral majority“ inszenieren und für „family values“ kämpfen Donald Trump adorieren wie keinen anderen US-Präsidenten zuvor.


Insbesondere die streng gläubigen weißen Frauen bilden der Kern der Unterstützer des dutzendfach der sexuellen Belästigung Angeklagten.

[….] The women in suburban Dallas all conceded they have cringed sometimes at Mr. Trump, citing his pettiness, impulsiveness, profanity and name calling. Still, they defended him because he delivered on issues they cared most about, such as the appointment of Justice Neil M. Gorsuch to the Supreme Court.
 “Certainly we are all embarrassed, but for the most part he represents what we stand for,” said Ms. Leonhart, who is active in the women’s ministry at her church.
A clear majority of white evangelical women, even in the face of the #MeToo movement and renewed claims of marital infidelity against the president, continue, along with white evangelical men, to form Mr. Trump’s most cohesive block of support.
Mr. Trump’s ability to connect so strongly with evangelical voters was among the most notable surprises of the 2016 campaign. Since his election, he has courted evangelical leaders aggressively and, more important, has delivered on promises to appoint conservatives like Justice Gorsuch to federal courts. Men who see themselves as leaders of religious conservatives, such as Franklin Graham, Jerry Falwell Jr. and Tony Perkins, the president of the Family Research Council, have remained doggedly supportive.
And the majority of evangelical women remain in his corner. [….]

Ausgerechnet die Amerikaner, die ihre totale Verklemmtheit zum politischen Programm erheben und radikal gegen Masturbation, vorehelichen Sex, Verhütungsmittel, Homoehe, Frauenrechte, Gleichberechtigung, Transrechte, Sexualaufklärung kämpfen, stellen sich alle hinter einen Mann, der seit Jahrzehnten mit Pornosternchen verkehrt, grundsätzlich seine diversen Ehefrauen betrügt, abstoßend ordinär spricht und wie kein anderer lebender Mensch lügt, wenn er den Mund aufmacht.


Natürlich ist die Heuchelei offensichtlich. Die Evangelikalen würden einen Demokraten oder gar einen Schwarzen schon bereits für ein Hundertstel der Sex-Affären für immer und ewig in Grund und Boden verdammen.

Aber das zeigt ja gerade den Kern der Religiosität.
Diese Menschen messen immer mit zweierlei Maßstäben, weil sie einer exkludierenden Ideologie verfallen sind.
Sie sind zutiefst davon überzeugt besser als andere zu sein, sich mehr erlauben zu dürfen.
Das ist Religion: Wir sind besser als die.


Hypocracy entlarvt nicht Religiosität, sondern definiert sie geradezu.

Was man Obama nie durchgehen lassen würde – weil er ja zu den anderen gehört – ist kein Problem bei Trump, da er einer von uns ist.
Und Gott verzeiht einem selbst und den Seinen.


Nur bei den anderen müssen eheliche Fehltritte mit immerwährender Verdammnis bestraft werden. Da gilt der alttestamentarische Rachegott, Auge um Auge, Todesstrafe, Prügelstrafe.


Wenn aber der eigene homophobe Pfaff dabei ertappt wird Ted Haggard-artig koksend mit Callboys zu kopulieren, muss er anschließend nur kurz beten und erklären, Gott habe ihm verziehen.
Das gilt für die gesamte christlich durchwirkte Republikanische Partei, die Grand Old Perverts – jeder hat Sexaffären, grabscht Frauen und Minderjährige an.
Aber das wird verziehen, weil es ja „unsere“ Leute, also die Guten sind.

Das ist der Kern und auch die Attraktivität einer Ideologie wie des Christentums:
Man ist immer auf der richtigen Seite, wird mit Milde bewertet, während man seinen Sadismus frei gegen die Fremden, die Anderen ausleben darf.

Man sehe sich dazu nur den rasenden und perfiden Hass der evangelikalen Christen auf die Überlebenden des Parkland-Massakers an.
Dieses Ausmaß an Bösartigkeit gegen OPFER eines Amoklaufs könnten liberale aufgeklärte Menschen nie aufbringen.


Kein Humanist, kein Atheist wäre zu so einer Amoralität fähig.
Christen aber schon, denn sie haben ja Gott auf ihrer Seite und dürfen ihre Gegner vernichten.



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