Gestern
Nacht war wieder so ein CNN-day, bei dem die internationalen Zuschauer, die
nicht perfekt englisch sprechen ein neues Wort lernen konnten:
UNhinged,
bzw Trumps „unhinged interview.“
Die
beste wörtliche Übersetzung wäre wohl “verstörend”.
Aber der
deutsche Begriff ist meines Erachtens etwas zu neutral; bei unhinged schwingt noch ein bißchen mehr
psycho und Wahnsinn mit.
Immer
mal wieder kreisen alle Diskussionen um einen Begriff.
(….)
Das häufigste Wort der letzten 24 Stunden auf CNN war „salacious“, bzw
„salacious indictment“.
Zwei
Tage zu vor erlebte die Vokabel „raid“ einen Höhenflug. (….)
Trump
unhinged at „Fox And Friends“ ist inzwischen viral geworden.
Der
US-Präsident hatte sich, wie er es seit Jahrzehnten als “goofy reality TV
personality” (Stormy Daniels) gewöhnt ist, live in eine Boulevardsendung
schalten lassen („Call in“).
Früher
tat er das gern unter verschiedenen Pseudonymen, gab sich als sein Mitarbeiter
oder Anwalt aus, um dann sich selbst über den grünen Klee zu loben.
Als
seniler 71-Jähriger Vollzeit-Wahnsinniger tut er das nun ungeniert unter seinem
richtigen Namen mit korrekter Berufsbezeichnung.
In einem
gewohnt bizarren Lügen-Rant pöbelte er wie von Sinnen die drei Statisten im
Studio voll.
So weit,
so wenig überraschend.
Zu erwarten
auch, daß er sich nicht etwa bei einer seriösen Nachrichtensendung oder gar
kompetenten Journalisten meldete, sondern wie üblich bei den devoten
Speichelleckern von FOX anrief.
Dort
sitzen Menschen, die ultrakonservativ gleichgeschaltet ebenfalls den lieben
langen Tag lang Lügen verbreiten, auf Minderheiten einprügeln und darüber
hinaus ihrem Idol Trump den Hintern küssen.
Der New York Times Kolumnist Frank
Bruni erklärte hierzu, those people on FOX are not interviewers,
they are ego-masseuses.
Für die
Hartgesottenen: Hier ist das gesamte 30-Minütige Interview.
Das Neue
am gestrigen Auftritt war aber, daß selbst diese servilen GOP-Epigonen verstört von dem US-Präsidenten waren. Statt
ihn zu entlarven und das Quoten-Highlight auszukosten, begannen sie den armen
Irren vor sich selbst zu schützen, indem sie versuchten ihn irgendwie zu
stoppen und aus der Leitung zu drängen. Nicht gerade einfach, wenn das
Trumpeltier auf Testosteron sich erst mal in Rage geschrien hat.
„But it
looks like you have a million other things to do“ flehte Moderator Brian
Kilmeade den Präsident mit zum Gebet gefalteten Händen an.
Unüberhörbarer
Subtext: „Nun halt‘ endlich die Klappe, bevor jeder auf der Welt mitbekommt wie
komplett du durchgeknallt bist!“
Vermutlich
sind selbst die FOX-Stichwortgeber nicht ganz so verblödet wie Trump und
bemerkten deutlich, wie sich ihr Idol nicht nur um Kopf und Kragen redete, sondern
sich auch juristische Schwierigkeiten einhandelte.
[….]
Innerhalb weniger Sekunden redete er sich
in der Sendung "Fox & Friends" in Rage und manövrierte sich und
seinen persönlichen Anwalt, Michael Cohen, in noch größere juristische
Probleme.
[….]
Cohens sowie Trumps Anwälte versuchen
seither den Zugriff der Ermittler auf das beschlagnahmte Material mit dem
Hinweis auf das Anwaltsgeheimnis zu begrenzen. Die Staatsanwaltschaft hält dem entgegen, dass Cohen kaum
als Anwalt tätig gewesen sei.
[….]
Ungewollt hat Trump nun der
Staatsanwaltschaft noch mehr Argumente geliefert, die das untermauern. Cohen
würde nur einen "kleinen, kleinen Teil" seiner rechtlichen
Angelegenheiten regeln, so Trump in seinem morgendlichen Wutanfall im
US-Live-TV. Wie wichtig solche flapsigen Bemerkungen in der rechtlichen
Auseinandersetzung sind, zeigte sich nur wenige Stunden später.
Die Staatsanwälte
nutzten Trumps Aussagen noch am selben Tag in einem Brief an die zuständige
Bundesrichterin aus: "Präsident Trump sagte im US-Kabelfernsehen diesen
Morgen, dass Cohen nur einen 'kleinen, kleinen Teil' all seiner rechtlichen
Angelegenheiten regelt", schrieben die Staatsanwälte. Damit nicht genug.
Auch der Fox-News-Moderator Sean Hannity, einer von nur drei genannten Klienten
Cohens, sagte die Woche zuvor schon im Fernsehen, dass Cohen kaum für ihn tätig
gewesen sei. Auch diese öffentliche Stellungnahme nutzte die Staatsanwaltschaft,
um ihr Argument zu untermauern, Cohen sei kaum als Anwalt tätig gewesen:
"Diese beiden Stellungnahmen zweier von Cohens drei Klienten deuten an,
dass es unwahrscheinlich ist, dass sich im beschlagnahmten Material große
Mengen an Dokumenten befinden, die durch das Anwaltsgeheimnis geschützt
sind." [….]
Es
erinnerte an den Rauswurf des damaligen FBI-Chefs Michael Comey, bei dem das Weiße
Haus und Trump zunächst viel Mühe investierten, um jeden Verdacht von sich zu
weisen, das habe irgendwas mit den Russland-Ermittlungen zu tun. Nein, es ginge
um Hillary Clintons Emails.
Einen
Tag später verplappert sich der orange Clown selbst und platzt beim Interview mit Lester Holt heraus,
daß alle vorherigen Erklärungen gelogen waren. Er hätte ihn doch wegen Russland
gefeuert.
Bei FOX & FRIENDS bestätigte nun Trump das, was seine gegnerischen Anwälte erst
verzweifelt zu beweisen versuchten: Trump ist der geheimnisvolle Mandant aus
der Porno-Schweigeverpflichtung.
Selbstredend hatte Gaga-Donald das vorher abgestritten, aber das ist nun mal sein Wesen: Er lügt erstens immer und zweitens auch noch so schlecht, daß er sich kontinuierlich selbst widerspricht.
Selbstredend hatte Gaga-Donald das vorher abgestritten, aber das ist nun mal sein Wesen: Er lügt erstens immer und zweitens auch noch so schlecht, daß er sich kontinuierlich selbst widerspricht.
Für Stephanie Cliffords Anwalt Michael Avenatti war
Trumps Auftritt daher wie Geburtstag und Weihnachten an einem Tag.
Das
alles ist wieder einmal entlarvend für den sogenannten Journalismus im rechten
Amerika und sicherlich auch amüsant für Juristen.
Aber wie
gehen Menschen, die nicht insane sind, mit so einem Präsidenten um?
Was
können richtige Journalisten noch dazu sagen?
Der arme
Don Lemon konnte gestern Abend nicht mehr an sich halten und fing einfach lauthals an über diese Witzfigur zu lachen.
Die Komik
ist auch offensichtlich: Ein größenwahnsinniger Rassist greift aus eigenem
Antrieb zum Telefon, um sich weltweit öffentlich zu blamieren.
Unglücklicherweise
ist Trump immer noch der zweit- oder drittmächtigste Mann der Erde und
kontrolliert nahezu allein das größte Atomwaffenarsenal.
Es ist
also alles andere als witzig, wenn er der Welt coram publico vorführt wie niederträchtig und psychopathisch gestört er ist.
Trump
zuzuhören muss einen normalen Menschen depressiv machen.
Dann
auch noch zu erleben, wie Millionen Amerikaner, schwerreiche Industrielle und
ganze Medienimperien alles dafür tun, um diesen zutiefst boshaften, in jeder
Hinsicht schädlichen Kurs zu unterstützen, setzt der Misanthropie die Krone
auf.
Es
wundert mich kein bißchen von den ersten durch Trump verursachten Selbstmorden
zu lesen.
[…..]
Seitdem feststeht, dass Donald Trump der
45. US-Präsident wird, bricht über die amerikanischen Seelsorge-Notrufdienste
für suizidgefährdete Menschen eine nie da gewesene Flut an Anrufen ein. [….]
[….]
Ein offenbar mehrmals aus den USA
ausgewiesener Mexikaner hat am Dienstag in Sichtweite der US-Grenze Suizid
begangen. [….] Der Fall wirft ein
Schlaglicht auf die neue rigorose Abschiebepolitik der US-Regierung. Diese
hatte erst am Dienstag Regelungen zu Abschiebungen verschärft. So will die
Regierung von US-Präsident Donald Trump unter anderem mit großflächigen Razzien
gegen illegale Einwanderer vorgehen. [….]
[….]
Suizid von bekanntem US-Anwalt "Die
Trump-Regierung hielt er nicht aus.
David S. Buckel
engagierte sich für sexuelle Minderheiten und den Naturschutz - am Wochenende
nahm er sich das Leben. Angehörige bringen seinen Suizid nun mit der
Umweltpolitik der Trump-Regierung in Verbindung. [….]
Wer
könnte es diesen Menschen verdenken?
Trump
ernst zu nehmen ist eine extrem destruktive und seelenzerstörende Angelegenheit.
Man muss
dem US-Präsidenten fast für seine extremen Störungen dankbar sein, da er in
schöner Regelmäßigkeit immer wieder so peinliche Dinge von sich gibt, daß man
aus Verzweiflung nur noch laut lachen kann.
Jüngstes
Beispiel ist der bizarre, öffentlich inszenierte homoerotische wechselseitige
Anilingus mit dem schwarzen Rapper Kanye West, der sich
so ungeniert an Trump ranwanzt, daß dieser Schmeichelein-Süchtige
Kanye ebenfalls leckt.
April 2018You don't have to agree with trump but the mob can't make me not love him. We are both dragon energy. He is my brother. I love everyone. I don't agree with everything anyone does. That's what makes us individuals. And we have the right to independent thought.— KANYE WEST (@kanyewest) 25.
[….] West
hatte bei Twitter geschrieben, dass man nicht mit Trump einverstanden sein
müsse: "Aber der Mob bringt mich nicht dazu, ihn nicht zu lieben. Wir sind
beide Drachenenergie. Er ist mein Bruder. Ich liebe jeden. Ich stimme nicht
allem zu, was jemand macht. Das ist es, was uns zu Individuen macht. Und wir
haben das Recht auf unabhängige Gedanken."
Wenig später postete
West ein Foto von Trumps berühmter Baseball-Mütze mit dem Wahlslogan "Make
America Great Again", offenbar signiert vom Präsidenten selbst. [….]
Einer
der berühmtesten schwarzen Musiker überhaupt verschreibt sich dem
prominentesten weißen Rassisten.
Wenn es
nicht so traurig wäre, …
Immerhin,
bei den Comedians herrscht Vollbeschäftigung.
[….] Kellyanne Conway says President Donald Trump
wants to make regular appearances on “Fox & Friends” — where he potentially
created a mountain of legal problems for himself this week with a rambling
interview.
[….] The interview has dominated coverage since
it aired Thursday morning, but Fox News barely mentioned the president’s
appearance — which the co-hosts cut short despite Trump’s willingness to
continue to generate newsworthy statements.
“By the way, I know our producers were working for a very long time to
set that up,” said co-host Steve Doocy. “Thank you very much for making that
all happen, it was great.”
Many viewers noted that the “Fox & Friends” hosts seemed to grow
increasingly alarmed as the president ranted against the media and his
political enemies, and contradict arguments made by attorneys in civil and
criminal cases involving his associates.
“The president wanted to do that,” Conway said. “The president had a
great time bringing his case to the American people, as he does on social media
and these bilateral Q&As and certainly on the South Lawn and press pool
sprays and other interviews, and the president said he would like to perhaps
come once a month as news breaks.”
Doocy yelped and started applauding, although the best grim-faced
co-host Brian Kilmeade could muster was, “that would be great.”
[….] Conway praised her boss for clearly
articulating his views on important issues, although the president spent much
of his time singling out his critics on television and then insisting he was
too busy to watch.
“You see that consistency, that unbroken thread between some of those
interviews and much of the policies today,” she said. “I had to credit him
yesterday, I said, ‘You didn’t even put a semicolon in there — you covered so
much territory,’ that he leaves the rest of us cold in terms of our analytical
and conversational skills. The president was able to cover so much ground with
you yesterday and appreciated the platform because it connects him with the
American people, not just on Fox News, but at that really was the buzz around
the globe yesterday in large part, because everybody had to replay your clips.
That must have been delicious.” [….]
(RAWSTORY, 27.04.2018) (Danke an Jake!)
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