Dienstag, 10. April 2018

Die verfolgte Schuld

Die typischsten Verhaltensweisen Trumps sind neben seinem Dauerdrang zu lügen und zu prahlen einerseits seine sadistische Freude daran andere zu diffamieren und andererseits seine enorme Weinerlichkeit.
Er erwartet von jedem totale Unterwürfigkeit und Begeisterung. Wenn sich jemand nicht vor ihm in den Staub wirft und zu Lobpreisungen ansetzt, empört ihn das über alle Maßen.
Kein Politiker hat sich je so intensiv beklagt und bedauert wie Trump es tut. Er fühlt sich permanent ungerecht behandelt und wittert unablässig unzulässige Härten. Er wähnt sich verfolgt, verunglimpft und verleumdet.
Mit dem goldenen Löffel im Mund geboren  zu anstrengungslosem Wohlstand gekommen, erlebte Trump sein Leben lang mit jeder Sauerei durchzukommen; immer bügelte jemand anders sein Versagen und seine Fehltritte aus.

Daher war es auch kein Ausrutscher sondern der blanke Ernst eines nicht zur Selbstironie Fähigen, als er im Wahlkampf prahlte, er können auf der 5th Ave jemand in den Kopf schießen ohne einen einzigen Supporter zu verlieren.

Nach über 14 Monaten im Amt flippt #45 immer noch aus, wenn er an Grenzen stößt oder gar auf Menschen trifft, die sich nicht seiner Meinung anschließen mögen. Seine für einen Präsidenten noch nie dagewesene Ignoranz macht es ihm unmöglich seine politische Rolle zu verstehen.




Er sieht sich als Alleinherrscher in einem absolutistischen System; er glaubt Amerika gehöre ihm und alle arbeiteten für ihn.
Daß es in Wahrheit genau umgekehrt sein sollte, daß er nämlich für Amerika arbeitet, daß die Insignien der Macht vom Volk geliehen sind, begreift er nicht.


Gestern rastete der Mann ohne Selbstkontrolle wieder einmal aus.
Während er im Kabinettssaal mit Generälen zusammen saß, um zu besprechen wie es nach den jüngsten Giftgasattacken in Syrien weitergehen könne, zeterte er über die FBI-Durchsuchungen bei seinem „Fixer“ Michael Cohen, der immer da ist, wenn es gilt die von Trump hinterlassenen großen Kothaufen wegzuschaufeln.


Der Mann, der mutmaßlich am besten über Trumps schmutzige Wäsche Bescheid weiß, mußte zusehen, wie Computer und alle schriftlichen Unterlagen von der Bundespolizei konfisziert wurden.

[….] US-Präsident Trump sprach von einer "erbärmlichen Aktion, einer totalen Hexenjagd". Die Durchsuchung sei eine Schande, "eine Attacke auf unser Land in gewisser Weise". Damit sei ein "ganz neues Niveau der Unfairness" erreicht. [….]
(Spon, 09.04.2018)

Anders als vom Großlügner Trump behauptet, handelte es sich nicht um einen "Einbruch", sondern um eine richterlich angeordnete Durchsuchung.
Cohen, der mutmaßlich insbesondere dafür da war alle früheren Sexgeschichten Trumps abzuräumen konnte immer frei mit dem von ihm adorierten Chef sprechen, da ihre Beziehung durch das Anwaltsgeheimnis geschützt war.
Ein Richter setzt sich nur dann darüber hinweg, wenn es sehr klare Hinweise auf ein schweres Verbrechen gibt.
Anders als vom Großlügner Trump behauptet, ordnete nicht Sonderermittler Mueller die Durchsuchung an.

[…..] [Michael Cohen ist] Donald Trumps persönlicher Anwalt. Doch Cohen ist auch mit bissigeren Begriffen beschrieben worden: Trumps Pitbull, Trumps Ausputzer, Trumps Wachhund. Man könnte es auch so sagen: Cohen weiß vermutlich Dinge über Trump, die für diesen durchaus unangenehm sein könnten; und er weiß es, weil es sein Job ist, diese unangenehmen Dinge für Trump zu erledigen.
In diese Kategorie fallen zum Beispiel die 130 000 Dollar, die Cohen im Herbst 2016, wenige Tage vor der US-Präsidentschaftswahl, über eine ausländische Briefkastenfirma an die Pornodarstellerin Stormy Daniels bezahlt hat. […..] Für Trump ist die Lage heikel. Einerseits ist er dem Vernehmen nach erleichtert, dass der Einschlag nicht ihn, sondern seinen Anwalt getroffen hat. Andererseits ist er außer sich vor Wut. Denn die New Yorker Staatsanwälte wurden von Sonderermittler Robert Mueller auf Cohens Spur gebracht. […..] Für Michael Cohen ist der Besuch des FBI vor allem eine bittere Lektion, die auch andere schon lernen mussten: Wer sich mit Trump einlässt, muss irgendwann dafür bezahlen. […..]
(Hubert Wetzel, 11.04.2018)

Trump ist derart in Rage vor Angst, daß er nun offener denn je damit droht Mueller zu feuern. In seiner grenzenlos-ignoranten Selbstüberschätzung glaubt er das Recht dazu zu haben.



[…..]  Bei der Durchsuchung beschlagnahmte das FBI Computer, Telefone und eine Reihe von Dokumenten, darunter auch Steuerunterlagen sowie Korrespondenz zwischen Cohen und seinen Mandanten, wie die Washington Post berichtete. Spekuliert wird nun, dass das in New York beschlagnahmte Material auch der Untersuchung von Mueller zugänglich gemacht werden könnte, wenn es sich für diese als relevant erweisen würde.  Cohen hat inzwischen selber einen Anwalt, und dieser bezeichnete das Vorgehen der Bundespolizei als "völlig unangemessen". Cohen habe sich in allen bisherigen Kontakten mit Regierungsstellen als kooperativ gezeigt, sagte Stephen Ryan. Die Razzia führe nun dazu, dass unnötigerweise sensibles und geschütztes Material beschlagnahmt worden sei, das dem besonderen Schutz zwischen Anwalt und Mandaten unterliege. […..]
(Alan Cassidy, SZ, 11.04.2018)


Vielleicht ist es doch eines Tages Trump selbst, der sich aus dem Amt schießt, weil er einfach nicht in der Lage ist sich zu kontrollieren.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen