Es ist
schon deutlich über eine Dekade her, daß ich das letzte mal umgezogen bin.
Irgendwie
peinlich so ein ortsfester Spießer zu sein. Aber ich bin ja auch schon alt.
Mein Vermieter ist eine große
private Wohnungsbaugesellschaft, welche die gesamte Vermarktung selbst
übernimmt. Man bewirbt sich direkt bei ihnen und bekommt möglicherweise wie in
meinem Fall das „go“.
Die
Mieten sind einen Tick teurer als der Durchschnitt, aber dafür wurde keine
Courtage fällig, da kein Makler beteiligt war.
So eine
große Gesellschaft ist für den Mieter eigentlich angenehm, weil man weiß woran
man ist. Man bekommt zwar keine Extrawünsche erfüllt und es wird streng
durchgegriffen, wenn mal im Keller irgendetwas im Weg steht, aber andererseits
funktioniert auch alles. Hat die Kloschüssel einen Sprung, oder liegt ein totes
Eichhörnchen im Lüftungsschacht, macht man einen Anruf und sofort kommen die
eigenen Handwerker der Vermietungsgesellschaft, bringen alles in Ordnung und
man muß nichts dafür zahlen.
Schnee
wird automatisch geschippt, das Treppenhaus wird von einer Putzkolonne
pünktlich auf die Minute einmal in der Woche blitzeblank gewienert und jede
kaputte Glühbirne in Hauseingang wird
wie durch Zauberhand innerhalb von 24 Stunden ersetzt.
Früher
wohnte ich einmal in einem Mietshaus mit neun Wohnungen, deren Besitzer ein
halbseniler 90-Jähriger war, der seine Wohngeldabrechnungen noch handschriftlich
in Sütterlin verfasste.
Wenn ich
damals kein heißes Wasser hatte oder der Herd kollabiert war, konnte ich den
Vermieter nicht anrufen, weil der eigentlich sowieso nicht zu erreichen war und
andererseits zu geizig oder zu pleite für Handwerker war.
Im
Zweifelsfall schleppte er sich selbst blind und taub die Treppen hinauf, um mir
dann zu versichern, daß er daran auch nichts ändern könne.
Und wer
möchte schon einen 90-Jährigen verklagen?
Also
lebte man mit dem Schaden, oder aber behob ihn selbst, bzw auf eigene Kosten.
Ein
befreundeter Immobilienfachanwalt sagt mir immer: Mieten ist nur für Dumme.
Monatlich Geld rausschmeißen, statt das in die eigene Immobilie zu stecken,
könnten sich nur Vollidioten leisten.
Vermutlich
hat er Recht. Aber wenn man kaufmännisch derart unterbelichtet ist wie ich, ist
mieten auch ein Freifahrtschein, um Ärger mit Wohnungseigentümergemeinschaften,
Handwerkern, Sonderumlagen, Abrechnungen, Grundsteuern etc aus dem Weg zu
gehen.
Fall
mein Dach verrottet, oder der Öltank für die Heizung leckschlägt, kann mir das
quasi egal sein. Es wird sich schon jemand drum kümmern.
Seit
über einem Jahr ist meine schöne Makler-freie Zeit unglücklicherweise vorbei.
Ca ein
Dutzend mal mußte ich in einer Wohnungsverkauf-Angelegenheit anwesend sein,
wenn Makler vor Ort agierten.
Kein
Mieter mag Makler, weil diese, zumindest in den großen Städten mit
Wohnungsmangel für eine NICHT-Leistung ihre drei Monatsmieten Courtage
abgreifen.
Wohnungskäufer
mögen Makler noch weniger, weil diese beispielsweise in Hamburg 6,5 % Provision
abkassieren.
Für eine
schöne große Wohnung in begehrter Innenstadtlage, also dem was am meisten
gesucht wird, wird schnell mal eine Million Euro aufgerufen. Das sind rund
70.000 Euro Verdienst für die großen Maklerbüros wie „Dahler and Comany“ oder „Engels
und Völkers“ für wenige Stunden Arbeit.
Bis vor
einem Jahr dachte ich, wenigstens Wohnungsbesitzer sollten Makler schätzen –
immerhin können sie die beauftragen, von den Leistungen profitieren und müssen
dafür nichts bezahlen.
Aber
auch das ist falsch. Auch als VERkäufer wird man von Maklern schlecht
behandelt.
Wehe
wenn man nicht aus der Branche kommt, oder nicht über das nötige Kleingeld
verfügt.
Der
Makler hilft einem kein Stückchen weiter.
Er gibt
einem immer nur den Einheitsrat möglichst viel in die Bude zu investieren. „Sparen
Sie nicht bei den Materialien!“, „meine Kunden verlangen heutzutage perfekten
Trittschallschutz, Vollholzeichenparkett und Fußbodenheizung!“, „Was die Küche
ist schon drei Jahre alt? Die muß aber raus und ersetzt werden, bevor ich die
Wohnung verkaufen kann!“
Ob man
dazu das Geld hat und ob sich derart aufwändige Investitionen überhaupt lohnen,
erfährt man nicht. Hauptsache der Verkaufspreis steigt und damit die
Maklerprovision.
Und wehe
es tauchen Probleme bei der Sanierung/Renovierung auf. Damit will der Makler
nicht belästigt werden. „Engagieren sie doch neben dem Bauleiter noch einen
Architekten. Und dann rufen sie mich wieder an, wenn die Wohnung fertig ist!“
Wenige Berufsgruppen
dürften so unbeliebt sein wie die des Wohnungsmaklers. Die meisten Menschen
nehmen sie wahr als Gierhälse, denen sie ausgeliefert sind, und die Hunderte
oder Tausende Euro Provision verlangen, für ... ja wofür eigentlich? Für die
Bekanntgabe einer Adresse.
Verbraucherschutzminister
Heiko Maas (SPD) ist gewiss im Namen des Volkes tätig, wenn er zusammen mit der
Mietpreisbremse ein neues Prinzip bei der Bezahlung von Maklern einführen will:
Wer sie bestellt, soll sie auch bezahlen. In der ersten Jahreshälfte 2015 soll
die Regelung in Kraft treten, und weil die Makler begriffen haben, dass sie
wenig Lobby haben, steigen sie von der politischen Einflussnahme auf ein
juristisches Vorgehen um: Sie wollen Verfassungsbeschwerde einlegen, kündigt
der Immobilienverband Deutschland (IVD) an. [….]
Niemand
will mit Maklern zu tun haben.
Insofern
ist es natürlich völlig richtig, daß die Bundesregierung AUF STARKEN DRUCK DER
SPD ein Gesetz zum Bestellerprinzip auf den Weg gebracht hat.
Zukünftig
soll derjenige bezahlen, der den Makler beauftragt.
Richtig
so!
Die
Makler bewerten das Vorhaben als völlig falsch und wollten es zunächst den
Lokführern und Piloten gleichtun.
Na, da haben
Wohnungssuchende ja Glück gehabt. Mit einem Streik der Immobilienmakler am 7.
November wolle man nicht die ganze Bundesrepublik lahmlegen, sagt Helge Norbert
Ziegler, Vorstand des Bundesverbands für die Immobilienwirtschaft (BVFI). Das
könne man auch gar nicht. Trotzdem hat der Verband 11.000 Mitglieder dazu
aufgerufen, sich bis Freitag an einer Urabstimmung über Streik zu beteiligen. […] Die Makler befürchten, dass ihnen die Aufträge wegbrechen. Sie sehen
Unternehmen und Arbeitsplätze in Gefahr. "Wir wollen nicht länger die
Deppen der Nation sein und für Missstände wie Mietsteigerungen verantwortlich
gemacht werden", sagt Verbandschef Ziegler. "Dabei sind das die
Verfehlungen der Politik."
Als Deppen allerdings
nehmen ihn nun auch Makler-Kollegen wahr: "Saublöd" findet Markus
Gruhn, Vorsitzender des Rings deutscher Makler, die Aktion. "Das ist
Schwachsinn. Die Politik zittert schon, dass die Wirtschaft wegen des
Maklerstreiks zusammenbricht", zitiert ihn die Immobilien-Zeitung. […]
Dabei
sind die BVFI-Befürchtungen ohnehin fast gegenstandslos.
So ein Gesetz
könnte eindeutig formuliert werden. Beispielsweise: „Der Vermieter bezahlt den
Makler.“
Das
macht diese Regierung natürlich nicht, da sie unter massiven Druck der
Maklerlobby steht.
Die
besten Freunde der Makler sitzen in der CDU.
Doch vieles deutet
daraufhin, dass die Maklerlobby das Gesetz unterlaufen will. Der Maklerverband
IVD kämpft seit Wochen für einen aufgeweichten Gesetzentwurf, argumentiert mit
verfassungsrechtlichen Bedenken. Bei der CDU stoßen die Makler offenbar auf
offenes Gehör. CDU-Abgeordnete wie Jan-Marco Luczak fordern, "die Makler
nicht im Regen stehen zu lassen".
Das Problem: Wird das
Gesetz aufgeweicht, haben die Makler schon einen Plan in der Tasche, wie sie
das Gesetz umgehen können. Einer der größten Hamburger Makler, Haferkamp
Immobilien, verspricht etwa den Vermietern, auch in Zukunft werde der Mieter
den Makler bezahlen. So sagt er: "Unser Ziel ist es: für den Vermieter
kostenlos, der Mieter zahlt." Dafür hat der Makler ein ausgeklügeltes
System erarbeitet.
Politik
à la Merkel!
Links blinken:
Ihr lieben kleinen Leute, wir tun was für Euch durch Mietpreisbremse und Bestellerprinzip.
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Ihr lieben kleinen Leute, wir tun was für Euch durch Mietpreisbremse und Bestellerprinzip.
Rechts
abbiegen:
Die entsprechenden Gesetze werden aber von den Lobbyisten so geschrieben, daß am Ende doch wieder die kleinen Leute zahlen müssen und die Reichen abkassieren.
Die entsprechenden Gesetze werden aber von den Lobbyisten so geschrieben, daß am Ende doch wieder die kleinen Leute zahlen müssen und die Reichen abkassieren.
Vor mir
liegt ein ganzseitiger Artikel aus der SZ vom 18.11.2014. In „Das geht aufs
Haus“ beschreibt Thorsten Schmitz die Berliner Immobilienbranche „zwischen
Hysterie und Panik“.
Aus
Rücksicht auf meinen Blutdruck erspare ich nun einen genaueren Blick auf die
alltäglichen Ungeheuerlichkeiten, die sich Makler aufgrund der Wohnungsnot
erlauben können.
Keinerlei
Service. Niemals Rückrufe. Keine Auskünfte. Mutwilliges Demütigen von Menschen
in Not.
Na gut,
doch, ein kleiner Ausschnitt.
Wenn
tatsächlich etwa 10.000 von 12.000 Maklerbetrieben vor dem Aus STÜNDEN – was offensichtlich
NICHT der Fall ist, weil gekaufte CDU-Abgeordnete in der CDU das Gesetz so
umformulieren, daß für Makler letztendlich doch alles bleibt wie zuvor – wäre das
nur zu begrüßen.
Makler sind eine parasitäre Lebensform, die ihren Profit aus der Not anderer
Menschen ziehen.
Das
stimmt zumindest für die Großstädte mit enorm ansteigenden Mieten, die unter
Wohnungsknappheit leiden.
Wenn
10.000 Parasiten weniger die leidenden Wohnungssuchenden aussaugten, kann ich
das nur begrüßen.
Auf dem
Land oder in verwaisenden Städten Ostdeutschlands mag das anders aussehen. Da
muß sich ein Makler anstrengen, um Mieter zu finden.
Wenn
sich so ein Makler ins Zeug legt und eine echte Leistung erbringt, spricht
selbstverständlich nichts dagegen ihn entsprechend zu bezahlen.
Aber
mehrere Tausend Euro zu verlangen für eine 20-Minuten-Besichtigung ohne
irgendwelche Serviceleistungen ist keine schützenswerte Tätigkeit.
Ich
hoffe, daß sich Herr Maas weitgehend durchsetzt.
Ich
sagte ja schon, daß Maas „ein Guter“ ist!
Das
bewies er erst heute wieder, als er zu den Pedigree-Untermenschen erklärte:
Für
Bundesjustizminister Heiko Maas war es die Gelegenheit, noch einmal seine
Abscheu gegenüber Pegida zu verdeutlichen: Er habe "kein Verständnis für
die Verführer", aber auch keines für jene, die sich zu einfach verführen
ließen. Und keines dafür, dass "diese Vorurteile auf dem Rücken von
Flüchtlingen ausgelebt werden - in einem Land mit einem Ausländeranteil von
gerade einmal 2,2 Prozent."
Es sei absurd, dass
ausgerechnet christliche Werte zur Demonstration gegen Flüchtlinge herangezogen
würden, "wie armselig und peinlich ist das denn?", fragte der
SPD-Politiker. Deutschland habe eine Geschichte von "trauriger
Einzigartigkeit": "In keinem anderen Land sind Millionen von Menschen
aus Rassenhass fabrikmäßig ermordet worden." Deshalb hätten die Väter des
Grundgesetzes der Meinungsfreiheit scharfe Grenzen gesetzt, die "wenn
nötig, neu justiert" werden müssten.
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