Peginesen
sind zu doof und zu faul, um mit den Medien umzugehen.
Sie
leben in ihrer eigenen kleinen braunen Blase und machen sich nicht die Mühe ihre widerlichen Ansichten zu
verifizieren.
Hannah Beitzers selbstreferentieller und selbstkritischer
Artikel über
das Verhältnis von „Wutbürgern“ und Presse zeigt das Dilemma auf:
Auch
wenn die Journalisten „besser“ werden, sind die Realität-Entkoppelten kaum noch
zu erreichen. Etwas ist endgültig auseinandergedriftet.
[….]
Und so ist das Netz eben keine große,
basisdemokratische Gemeinschaft, sondern zersplittert in viele kleine
Parallelgesellschaften, in der sich jeder die Meinung und die Gesellschaft
suchen kann, die ihm passt. Wer nicht will, muss seine Blase nie wieder
verlassen - das gilt für die lauten Systemkritiker ebenso wie für Politiker und
Journalisten. Aber wie kommen nun die beiden Seiten wieder zusammen? Ernst
nehmen müsse man die Wut, heißt es gern. Das stimmt, einerseits. Medien und
Politik können und dürfen sie nicht totschweigen.
[….]
Manche Kritik ist zu bequem
Anderseits führt das
aber auch recht schnell zu der Erkenntnis, dass viele der neuen Systemkritiker
ihre Ressentiments nicht ablegen werden, ganz egal, wie ernst man sie nimmt.
Wer auf einer Demonstration Poster auslegt, auf denen die Terroristen der Welt
als Fingerpuppen einer untenrum mit US-Flagge und Davidstern beärmelten Hand
zeigt, der wird sich nicht von der "Mainstreampresse" einen Vortrag
über Verschwörungstheorien, Antisemitismus und die neue Rechte gefallen lassen.
Wer ausländerfeindliche Parolen brüllt, wird sich nicht mit Statistiken über
die Kriminalitätsrate in der Nähe von Flüchtlingsheimen besänftigen lassen.
Das Eingestehen von
journalistischen Fehlern sehen viele nicht als Zeichen von Transparenz, sondern
als Bestätigung für ihren Systemhass. Und was soll ein Reporter schon machen,
wenn er selbst vor Ort Eindrücke sammelt und Kritiker trotzdem dubiosen Quellen
aus dem Internet glauben? Weil: "Ihr lügt doch eh alle!" [….].
Man hat
das Recht ernstgenommen zu werden verwirkt, wenn man faktenwidrig gegen
Minderheiten agitiert. Wenn man einem Kriminellen hinterher läuft. Wenn man
sich um einen Bachmann schart, dessen Vorstellung von guten Journalismus sich
in seiner Tätigkeit als BILD-Leserreporter offenbart.
Mit deutschen
Journalisten will Pegida-Chef Lutz Bachmann meistens nicht reden. "Wir
sprechen nicht mit der Presse, dabei bleibt es", antwortet er bei seinen
Montagskundgebungen, wenn er von Medienvertretern um ein Interview gebeten
wird. Auch viele Pegida-Anhänger wollen Fragen nicht beantworten: Sie brüllen
lieber zu Tausenden "Lügenpresse" oder "Lügenpresse, halt die
Fresse".
Angesichts dieses
Verhaltens verwundert es, dass Bachmann auf der Homepage seiner Dresdner Foto-
und PR-Agentur mit der "engen Zusammenarbeit mit namhaften Medien aus
aller Welt - vor allem mit dem Axel Springer Verlag" wirbt. Die
Kooperation "versetzt uns in die Lage, kompetent, schnell und flexibel auf
die teilweise ausgefallenen Wünsche unseres Klientels zu reagieren", heißt
es weiter, neben dem Text ist ein Foto Bachmanns zu sehen.
Wir
erleben ein sich mehrfach überlagerndes Henne-Ei-Paradoxon:
Sind
BILD, BamS und Glotze so niveaulos, weil sie sich einem dummen Volk anpassen,
oder ist das Volk durch die Medien verblödet?
Haben
wir (im Gegensatz zu den USA!) so schlechte Fernsehunterhaltung, weil die
idiotischen GEZ-Zahler komplexere und anspruchsvolle Sendungen nicht begreifen,
oder wurde das Fernsehvolk erst durch die Programmmacher systematisch in die Verblödung
gesendet?
Ist ein
indifferentes, desinteressiertes, wahlmüdes Volk das Resultat von zehn Jahren Nicht-Politik
und einschläfernder Blabla-Merkel-kanzlerschaft, oder ist die meinungs-, plan-
und strategielose CDU-Chefin das Resultat eines bequem-denkfaulen Volkes, daß
Parteien, die für irgendeine Art Veränderung stehen, ohnehin nicht wählt?
Als Depp
des Tages drängt sich heute der ehemalige Verfassungsminister Friedrich („Sicherheit
ist das Supergrundrecht!“) auf die Bühne, um ordentlich ausgelacht zu werden.
Der
unterbelichtete Franke, der so sagenhaft bei NSU und NSA debakulierte, hat eine
seinem schlichten Denken entsprechende Schuldige gefunden.
Merkel sei
für Pegida verantwortlich.
[…]
Warum bekommt die rechtspopulistische
Alternative für Deutschland (AfD) immer mehr Zuspruch bei den Wählern? Und
warum versammeln sich auf Deutschlands Straßen allwöchentlich Tausende Anhänger
der sogenannten Pegida-Bewegung, um gegen eine vermeintliche Islamisierung der
Gesellschaft zu demonstrieren und gegen Politiker, die die Sorgen der einfachen
Bürger nicht ernst nehmen? Hans-Peter
Friedrich (CSU), der ehemalige Bundesinnenminister und stellvertretende Chef
der Unionsfraktion im Bundestag, glaubt die Antwort zu kennen: Er schreibt dem
politischen Kurs der Kanzlerin zumindest eine Mitverantwortung am Erstarken des
Rechtspopulismus zu.
"Wenn Sie mich
vor ein paar Jahren gefragt hätten, hätte ich gesagt: Wir putzen die weg, indem
wir ihnen die Themen wegnehmen. Frau Merkel hat sich aber entschieden, der SPD
und den Grünen die Themen wegzunehmen, denken Sie nur an den planlosen Ausstieg
aus der Kernenergie oder die Einführung der doppelten
Staatsangehörigkeit", sagte Friedrich in einem Spiegel-Interview.
[…]
(SZ 27.12.14)
Irgendwie
ganz herzig mit wie wenig Hirn der Mann durch die Welt mäandert.
Ja,
Merkel ist sehr viel vorzuwerfen. Dazu lese man beispielsweise in Helmut
Schmidts Interview-Buch über ihre katastrophalen Versäumnisse in der
Europa-Politik.
Eine
Merkel-Schandtat drängt sich allerdings besonders auf:
Sie hätte als Regierungschefin mit Richtlinienkompetenz niemals zulassen dürfen, daß ein vollkommen überforderter Friedrich ein so wichtiges Amt wie das des Bundesinnenministers übernimmt.
Sie hätte als Regierungschefin mit Richtlinienkompetenz niemals zulassen dürfen, daß ein vollkommen überforderter Friedrich ein so wichtiges Amt wie das des Bundesinnenministers übernimmt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen