Samstag, 27. Dezember 2014

Merkels Schuld

Peginesen sind zu doof und zu faul, um mit den Medien umzugehen.
Sie leben in ihrer eigenen kleinen braunen Blase und machen sich nicht die Mühe ihre widerlichen Ansichten zu verifizieren.

Hannah Beitzers selbstreferentieller und selbstkritischer Artikel über das Verhältnis von „Wutbürgern“ und Presse zeigt das Dilemma auf:
Auch wenn die Journalisten „besser“ werden, sind die Realität-Entkoppelten kaum noch zu erreichen. Etwas ist endgültig auseinandergedriftet.

[….] Und so ist das Netz eben keine große, basisdemokratische Gemeinschaft, sondern zersplittert in viele kleine Parallelgesellschaften, in der sich jeder die Meinung und die Gesellschaft suchen kann, die ihm passt. Wer nicht will, muss seine Blase nie wieder verlassen - das gilt für die lauten Systemkritiker ebenso wie für Politiker und Journalisten. Aber wie kommen nun die beiden Seiten wieder zusammen? Ernst nehmen müsse man die Wut, heißt es gern. Das stimmt, einerseits. Medien und Politik können und dürfen sie nicht totschweigen.
[….] Manche Kritik ist zu bequem
Anderseits führt das aber auch recht schnell zu der Erkenntnis, dass viele der neuen Systemkritiker ihre Ressentiments nicht ablegen werden, ganz egal, wie ernst man sie nimmt. Wer auf einer Demonstration Poster auslegt, auf denen die Terroristen der Welt als Fingerpuppen einer untenrum mit US-Flagge und Davidstern beärmelten Hand zeigt, der wird sich nicht von der "Mainstreampresse" einen Vortrag über Verschwörungstheorien, Antisemitismus und die neue Rechte gefallen lassen. Wer ausländerfeindliche Parolen brüllt, wird sich nicht mit Statistiken über die Kriminalitätsrate in der Nähe von Flüchtlingsheimen besänftigen lassen.
Das Eingestehen von journalistischen Fehlern sehen viele nicht als Zeichen von Transparenz, sondern als Bestätigung für ihren Systemhass. Und was soll ein Reporter schon machen, wenn er selbst vor Ort Eindrücke sammelt und Kritiker trotzdem dubiosen Quellen aus dem Internet glauben? Weil: "Ihr lügt doch eh alle!" [….].

Man hat das Recht ernstgenommen zu werden verwirkt, wenn man faktenwidrig gegen Minderheiten agitiert. Wenn man einem Kriminellen hinterher läuft. Wenn man sich um einen Bachmann schart, dessen Vorstellung von guten Journalismus sich in seiner Tätigkeit als BILD-Leserreporter offenbart.

Mit deutschen Journalisten will Pegida-Chef Lutz Bachmann meistens nicht reden. "Wir sprechen nicht mit der Presse, dabei bleibt es", antwortet er bei seinen Montagskundgebungen, wenn er von Medienvertretern um ein Interview gebeten wird. Auch viele Pegida-Anhänger wollen Fragen nicht beantworten: Sie brüllen lieber zu Tausenden "Lügenpresse" oder "Lügenpresse, halt die Fresse".
Angesichts dieses Verhaltens verwundert es, dass Bachmann auf der Homepage seiner Dresdner Foto- und PR-Agentur mit der "engen Zusammenarbeit mit namhaften Medien aus aller Welt - vor allem mit dem Axel Springer Verlag" wirbt. Die Kooperation "versetzt uns in die Lage, kompetent, schnell und flexibel auf die teilweise ausgefallenen Wünsche unseres Klientels zu reagieren", heißt es weiter, neben dem Text ist ein Foto Bachmanns zu sehen.

Wir erleben ein sich mehrfach überlagerndes Henne-Ei-Paradoxon:

Sind BILD, BamS und Glotze so niveaulos, weil sie sich einem dummen Volk anpassen, oder ist das Volk durch die Medien verblödet?
Haben wir (im Gegensatz zu den USA!) so schlechte Fernsehunterhaltung, weil die idiotischen GEZ-Zahler komplexere und anspruchsvolle Sendungen nicht begreifen, oder wurde das Fernsehvolk erst durch die Programmmacher systematisch in die Verblödung gesendet?
Ist ein indifferentes, desinteressiertes, wahlmüdes Volk das Resultat von zehn Jahren Nicht-Politik und einschläfernder Blabla-Merkel-kanzlerschaft, oder ist die meinungs-, plan- und strategielose CDU-Chefin das Resultat eines bequem-denkfaulen Volkes, daß Parteien, die für irgendeine Art Veränderung stehen, ohnehin nicht wählt?

Als Depp des Tages drängt sich heute der ehemalige Verfassungsminister Friedrich („Sicherheit ist das Supergrundrecht!“) auf die Bühne, um ordentlich ausgelacht zu werden.
Der unterbelichtete Franke, der so sagenhaft bei NSU und NSA debakulierte, hat eine seinem schlichten Denken entsprechende Schuldige gefunden.
Merkel sei für Pegida verantwortlich.

[…] Warum bekommt die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD) immer mehr Zuspruch bei den Wählern? Und warum versammeln sich auf Deutschlands Straßen allwöchentlich Tausende Anhänger der sogenannten Pegida-Bewegung, um gegen eine vermeintliche Islamisierung der Gesellschaft zu demonstrieren und gegen Politiker, die die Sorgen der einfachen Bürger nicht ernst nehmen?   Hans-Peter Friedrich (CSU), der ehemalige Bundesinnenminister und stellvertretende Chef der Unionsfraktion im Bundestag, glaubt die Antwort zu kennen: Er schreibt dem politischen Kurs der Kanzlerin zumindest eine Mitverantwortung am Erstarken des Rechtspopulismus zu.
"Wenn Sie mich vor ein paar Jahren gefragt hätten, hätte ich gesagt: Wir putzen die weg, indem wir ihnen die Themen wegnehmen. Frau Merkel hat sich aber entschieden, der SPD und den Grünen die Themen wegzunehmen, denken Sie nur an den planlosen Ausstieg aus der Kernenergie oder die Einführung der doppelten Staatsangehörigkeit", sagte Friedrich in einem Spiegel-Interview.
[…] (SZ 27.12.14)

Irgendwie ganz herzig mit wie wenig Hirn der Mann durch die Welt mäandert.

Ja, Merkel ist sehr viel vorzuwerfen. Dazu lese man beispielsweise in Helmut Schmidts Interview-Buch über ihre katastrophalen Versäumnisse in der Europa-Politik.

Eine Merkel-Schandtat drängt sich allerdings besonders auf:
Sie hätte als Regierungschefin mit Richtlinienkompetenz niemals zulassen dürfen, daß ein vollkommen überforderter Friedrich ein so wichtiges Amt wie das des Bundesinnenministers übernimmt.





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