Diese
Woche war großer Mist.
Die
Nachrichten waren nicht nur schlecht im Sinne von Tragödien, Katastrophen,
Unglücken, Krieg, Mord und Todschlag.
Es waren
eher die auf den Magen schlagenden Nachrichten,
bei denen man sich vor Ekel den Bauch halten mußte.
Zeit für
eine positive Meldung.
Und
dafür gucke ich immer noch gerne nach Holland, auch wenn Jakes Freund Geert Wilders meiner
These vom liberalen Land an der Nordseeküste irgendwie widerspricht.
Ich
glaube dennoch, daß die Niederländer im Durchschnitt nicht so tumb-reaktionär
wie Deutsche sind.
Anyway.
Die guten Nachrichten kommen aus dem religiösen Bereich. Die Niederländer sind
das am wenigsten religiöse Volk Europas. Über die Hälfte der Bevölkerung ist
völlig konfessionslos, ein Viertel ist katholisch und etwa 15 % bekennen sich
zu einer protestantischen Kirche.
Des
Papstes Mannen gaben sich allerdings im 20. Jahrhundert auch besonders
abschreckend.
Rückblick:
Henk Heithuis wurde 1935 in Holland geboren.
Da
seine Eltern sich scheiden ließen, galt er wie Hunderttausende andere
Leidensgenossen als Fall für ein Kirchliches Erziehungsheim.
14-Jährig
schickte man ihn in das von katholischen Mönchen geführte Vincentius-Stift in
Harreveld.
Über einen Zeitraum von drei Jahren vergewaltigten die
katholischen Ordensleute den Jungen.
1956,
mit gerade mal zwanzig Jahren, brachte Henk Heithuis einen
für die damalige Zeit unglaublichen Mut auf; einen Mut, der auch heute noch
selten vorkommt.
Er
stellte sich gegen die katholischen Autoritäten, ging zur Polizei und zeigte
die Mönche wegen Vergewaltigung an.
Die
Polizei wandte sich an die Kirche, welche sofort den Spieß umdrehte und
behauptete, der Junge habe die Mönche verführt.
Man
glaubte selbstverständlich der Kirche und schickte den nach damaligen Recht
Minderjährigen Heithuis in die römisch-katholische Psychiatrie Huize
Padu.
Dort
diagnostizierte man ihn als „homosexuell und pervers“ und ließ ihn auf Befehl
des Bischofs im St. Joseph-Krankenhaus in Veghel kastrieren - und zwar so, daß
Hodensack und Penis komplett entfernt wurden.
Wenig
überraschend litt Heithuis daraufhin schwer an den psychischen Folgen.
1957
erstattete der junge Mann erneut Anzeige gegen die Kirche; diesmal wegen der
Kastration.
Unter
mysteriösen Umständen kam er bald darauf bei einem Autounfall ums Leben.
Seine
Leidensgeschichte hatte er dokumentiert.
Die Polizei beschlagnahmte und vernichtete seinen
gesamten persönlichen Besitz und seine Prozessunterlagen noch am Todestag.
Heithuis hatte selbst stets von seiner Furcht gesprochen, dass „sie mich wieder
zu packen kriegen“
(Wikipedia)
Henk
Heithuis ist kein Einzelfall in der römisch-katholischen Kirche der
Niederlande. Insgesamt mindestens zehn Jungs ließ
die Kirche kastrieren.
Es war schlimm genug, was ein Untersuchungsbericht im
vergangenen Jahr über Missbrauchsfälle durch katholische Geistliche in den
Niederlanden festhielt. Zwischen 1945 und 1981 wurden 10000 bis 20000
Jugendliche in Einrichtungen der katholischen Kirche sexuell missbraucht, etwa
1000 Minderjährige wurden vergewaltigt. Inzwischen weiß man, dass der
ausführliche Bericht der sogenannten Deetman-Kommission längst nicht alle
Grausamkeiten jener Zeit erfasste, als das Leben der Niederländer noch
felsenfest auf den Säulen der Kirchen ruhte. Offenbar ließ die katholische
Kirche auch mehrere homosexuelle Jungen kastrieren, um sie von ihrer
vermeintlichen Krankheit zu 'heilen'.
In den fünfziger und sechziger Jahren erteilten
Kirchenvertreter Chirurgen den Auftrag, nicht nur schwule Männer, sondern auch
Jungen zu entmannen. Das hätten Wissenschaftler bei einer Anhörung des
Parlaments bestätigt, berichtete das NRC Handelsblad. Ein Professor für
Medizingeschichte sagte, ein Chirurg habe ihm erzählt, er sei von einem Bischof,
'der übrigens noch lebt', zu solchen Kastrationen aufgefordert worden. Einem
zweiten Historiker zufolge schickten Priester schwule Jungen nach dem
Beichtgespräch zum Chirurgen. Man wisse nicht, um wie viele Fälle es sich
handele, doch könne es eine 'nicht ungewöhnliche' Praxis gewesen sein.
[…]
Schockierend für die Abgeordneten ist, dass viele der damaligen Vorkommnisse
den Gesundheitsbehörden und der Justiz bekannt waren, aber nichts unternommen
wurde. Kürzlich war die Staatsanwaltschaft in Archiven zufällig auf bisher
unbekannte Akten gestoßen, die den sexuellen Missbrauch durch Geistliche in den
fünfziger Jahren belegen. All dies fand ebenso wenig Eingang in den
Deetman-Bericht wie die Rolle des christdemokratischen Premiers Vic Marijnen
(1917 - 1975). Der leitete das Internat, in dem man Heithuis kastrierte, und
erwirkte offenbar Straffreiheit für Brüder, die des Missbrauchs beschuldigt
waren.
An
Henk Heithuis erinnert (noch) keine Stiftung.
Dem
Ratzinger-Vatikan ist sein Schicksal egal. [....]
Anders
und schneller als in anderen Ländern, ziehen die Niederländer Konsequenzen.
Das
spürt jetzt auch der wichtigste Vertreter Roms vor Ort.
Willem
Jacobus Kardinal Eijk (*1953), Erzbischof der mit 750.000 Seelen größten Niederländischen
Katholen-Gemeinde Utrecht kommt kaum noch hinter damit seine Kirchen zu
zumachen.
Erzbistum rechnet mit
94% weniger Gotteshäusern
Das niederländische
Erzbistum Utrecht geht von einem starken Rückgang bei der Zahl von Kirchen und
Gemeinden aus.
Statt der heute 300
Gotteshäuser werde es in 15 Jahren wohl nur noch 20 geben, schreibt Kardinal
Wim Eijk […] In
diesem Jahr wurden bereits 14 Kirchengebäude geschlossen. […] Eijk geht in seiner Prognose davon aus, dass
die "Entkirchlichung" noch schneller voranschreitet als bisher.
Zwischen 2007 und 2011 hatte das Erzbistum die Zahl seiner Kirchengemeinden
durch Fusionen bereits von 326 auf 48 reduziert. […] (epd 11.12.14)
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