Sonntag, 23. April 2017

Mediale Säue

Was ist das eigentlich mit diesen Parteitagsberichterstattungen?

Natürlich ist es gut und richtig, daß ARD und ZDF über die Meetings der relevanten Parteien berichten.
Ich bin übrigens auch einer der drei Zuschauer, die sich solche Streams auf Phoenix angucken.
Etwas grenzwertig fand ich allerdings die Berichterstattung über den CLP-Landesparteitag in Kiel. Der CLP-Bundesparteitag vom 28.04.-30.04. wird vermutlich entsprechend noch viel mehr journalistisch begleitet.
Wieso? Die Partei ist zu Recht aus dem Bundestag geflogen und nur weil sich die FDP nun medienwirksam in Christian-Lindner-Partei umdefinierte („Null-Themen-Partei“ war ein Marketing-Missgriff), erkenne ich noch keine Relevanz.

Und nun die AfD. Ja klar, das ist eine relevante Partei geworden, die allein schon durch ihre thematische Omnipräsenz, aber erst recht durch ihren Einzug in die Parlamente die Regierungsbildung beeinflusst.
Also ist die AfD von öffentlichem Interesse.
Es gibt auch einiges zu berichten. So schreibt Bernd Höcke, der Star ganz braunen AfDler offensichtlich unter dem Pseudonym Landolf Ladig für die NPD NS-verherrlichende Texte.
Die Indizien dafür sind inzwischen so erdrückend, daß die AfD-Chefin sich der Argumentation anschließt.
Die AfD ist also keine übliche demokratische Partei. Sie wurde groß durch die unverantwortlichen TV-Redaktionen, welche über die reguläre Berichterstattung hinaus die AfD-Themen extrem überproportional auf die Zuschauer eindroschen.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Marco Bülow wertete die Themen der deutschen Talkshows aus. Das Ergebnis ist erschreckend. Schande über die Talkshows, Schande über Will, Illner, Plasberg und Maischberger.

Natürlich darf man der AfD nicht wie die verkommenen Dampfplauderer aus CDU und CSU nach dem Mund reden.

Aber was hilft gegen die AfD?
 
Da sehe ich vier Möglichkeiten.

1.   Aufklären über die wahren Zusammenhänge und niemals die verdrehte xenophoben Darstellungen von AfD-Sympathisanten im Raum stehen lassen.

2.   Sich nicht thematisch von der AfD treiben lassen. SPD, CDU, FDP, Grüne und Linke sollten in den kommenden Wahlkämpfen konsequent ihre eigenen Themen und Konzepte vorstellen, sich als potente Gestalter präsentieren.

3.   Medien müssen aufhören aus Quotengier zu jedem Thema einer verlogenen AFD-Größe devot den roten Teppich auszurollen.
         
[….] Wenn so schamlos und kalkuliert gelogen wird, könnte man auch über die beliebten "Er-sagt-Sie-sagt"-Formate im Fernsehen noch einmal nachdenken. Es ist nicht die Aufgabe von Journalismus, zu allem ausgewogen zwei Seiten zu präsentieren. Die Wahrheit liegt nicht immer in der Mitte. Lüge und Wahrheit, Fälschung und Original, Bullshit und Information, Sachaussagen und Beleidigungen dürfen nicht gleich behandelt werden. Nachrichtliche und kommentierende Formen, Unterhaltung und Ernsthaftes müssen in gefährlichen Zeiten wieder deutlich unterscheidbar gemacht, Quellen sorgfältig benannt werden. "Das Netz sagt" ist das Gegenteil einer Quellenangabe.
Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung - aber nicht auf eigene Fakten
Und dann, und natürlich und überhaupt, die Begrifflichkeit. Ein Politiker, der lügt oder Falsches behauptet, ist kein Populist. Er ist ein Lügner. Es gibt auch keine Altparteien, keine Traditionsmedien, keine liberale Umerziehungselite, keine Diktatur der Toleranz, was bitte sollte das alles sein? [….]

4.   Den letzten Punkt verdeutlichte Jan Böhmermann in seiner vorletzten Sendung. Man solle doch mal ganz ohne Häme von der politischen „Arbeit“ der AfD-Fraktionen der Landtage berichten, um zu zeigen wie vollkommen verdummt, irrational und sinnlos diese Volksvertreter den anderen die Luft wegatmen. (…..)

Ja, liebes Fernsehen und liebe Zeitungen, berichtet über die AfD, aber macht Euch dabei nicht zum gefühlsduseligen Wahlkampfhelfer der Salon-Nazis.

[…..] Petrys Traum von einer irgendwie „bürgerlichen Volkspartei“ ist ausgeträumt: […..][…..] Damit ist die AfD an jenem Punkt, der schon viele junge Parteien zerlegte: Welch hehre Ziele die Gründer auch gehabt haben mögen, am Ende gewinnen die Quälgeister und Querulanten. Gut möglich, dass die AfD, die neulich noch ganz trunken von ihren Höhenflügen in den Umfragen war, im September völlig abstürzt. [….]

Frauke Petry ist keine arme Schwangere voller Herzensgüte, die jetzt von gemeinen alten Männern weggemobbt wird.
Sie ist selbst Brandstifterin, die diese Geister rief.

„Hehre Ziele“? Was meint Dorschel damit?

Daß sich Petry dafür erwärmte auf Kinder und Frauen an der Grenze zu schießen?

Daß Petry den Begriff „völkisch“ wieder positiv besetzen will?

Daß Petry Journalisten wie ihn mindestens als „Pinocchio-Presse“ abqualifiziert?


Daß Petry extrem intrigant und bösartig mit ihren Kollegen umgeht?

Daß gegen Petry wegen Meineides ermittelt wird?

Daß Petry Gelder veruntreut hat?

Petry ist von allen Politikern der deutschen Talkshowszene diejenige, welche am meisten lügt.
Nach einer Untersuchung des crossmedialen Faktenzooms lügt sie sogar noch mehr als Markus Söder – das muß man erst mal schaffen.

Dieser hetzenden Intrigantin mit Hang zu Kriminalität und NS-Vokabular weint nun auch Jakob Augstein („Im Zweifel links“) nach.
Nein, ihre Politik unterstützt er nicht, aber er schätzt diese Frau als Figur aus der Kunst, zu der sie der Bildungsbürger flugs erhebt.
Und so schreibt Martin Walsers leiblicher Sohn genau an Führers Geburtstag:

[….] Auf der politischen Bühne entfaltet sich das Drama der Frauke Petry. Plötzlich ertappt man sich dabei, wie man Anteil am Schicksal einer AfD-Politikerin nimmt.
[….] Blass guckt sie in die Kamera, das spitze Kinn vorgereckt, und sagt trotzig ihren Text. Sie wirkt nicht wie die erfolgreichste deutsche Politikerin seit langer Zeit - die sie ist.
Eine Jeanne d'Arc der Rechten oder eine Lady Macbeth aus Dresden? Auf jeden Fall eine große Bühnenfigur im politischen Theater. Und dann ertappt man sich bei dem Wunsch: der Vorhang möge noch nicht so bald über diese Frau fallen.
[….] Was für ein Jammer, dass das alles Rechte sind, [….] Neulich hat Frauke Petry geweint. [….]
Das ist eine Gemeinsamkeit mit der anderen großen politischen Erfolgsgeschichte der vergangenen Jahrzehnte: der Geschichte der Grünen.
Frauke Petry ist ein bisschen auch eine rechte Wiedergängerin der legendären Petra Kelly. Auch die war überzeugt, kompromisslos, von Innen glühend und auf sonderbare Weise hart und durchscheinend zugleich. [….]
Frauke und Marcus - die sind ein mitteldeutsches Paar Macbeth. "Eil' hieher / Auf daß ich meinen Mut ins Ohr dir gieße", sagt Lady Macbeth bei Shakespeare ihrem Mann. Und man stellt sich vor, dass sich so die Frauke und der Marcus gegenseitig Mut ins Ohr gießen, um ihre Partei zu erobern. [….]

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