Borussia
Dortmund kenne ich sogar, weil ich gern „Küppersbuschs
Woche“ lese, in der es immer dieselbe traditionelle
Schlussfrage gibt:
„Und was machen die Borussen?“
„Und was machen die Borussen?“
Ein
bedauerliches Phänomen, daß immer wieder auch sehr kluge und gebildete Leute
Fußball mögen, diese grässlich ordinäre Sportart.
Vorgestern
nun dieser Bombenanschlag auf den Mannschaftsbus der Dortmunder Ballspieler.
Natürlich
gibt es keinerlei Rechtfertigung oder Entschuldigung für so ein Verbrechen.
Beim
Terror sind immer Unschuldige die Opfer und obwohl weltweit die
weitüberwiegende Zahl der Terroropfer Muslime sind, ist man auch in den christlich geprägten
westlichen Ländern lange nicht mehr sicher vor dem Terrorismus.
Im
Vergleich zu anderen Attentaten auf Sportler – Olympia 1972, Boston-Marathon
2013 – kamen die Ruhrpott-Fußballer vergleichsweise glimpflich davon. Es gab
keine Toten und keine lebensgefährlichen Verletzungen.
Kein
Vergleich zu den auf unfassbar grausame Weise getöteten Israelis in München.
Mindestens
ein Opfer wurde kastriert, vergewaltigt und verblutete dann über mehrere
Stunden extrem qualvoll unter den Augen seiner Freunde.
[….] Among the most jarring details are these:
The Israeli Olympic team members were beaten and, in at least one case,
castrated.
“What they did is that they cut
off his genitals through his underwear and abused him,” Ms. Romano said of her
husband, Yossef. Her voice rose.
“Can you imagine the nine others
sitting around tied up?” she continued, speaking in Hebrew through a
translator. “They watched this.” […..]
Auch die
anderen Opfer wurden vor ihrem Tod extrem misshandelt, ihre Leichen wiesen
Dutzende Knochenbrüche und alle erdenklichen und nicht erdenklichen
Gewalteinwirkungen auf.
Die
weitüberwiegende Zahl der Terroropfer bleibt für immer anonym.
Heute wurden
mal eben so aus Versehen 18 Verbündete der kurdischen Syrischen Demokratischen
Kräfte (SDF) im Kampf gegen den IS von der US-Armee getötet.
Kollateralschaden.
Ihre Namen werden gar nicht erst genannt.
Die Angehörigen
der zehn Menschen, die von Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe
zwischen 1999 und 2007 grausam ermordet wurden, erlitten mehrfaches Leid, weil
die deutschen Behörden eine volle Dekade im Dunklen tappten und daher den
Opfern die Schuld in die Schuhe schoben. Ermordete Türken? Die werden schon
irgendwie selbst Schuld haben; sicher nur ein Streit unter ihresgleichen.
In
Deutschland gehen nach wie vor die meisten Terroropfer auf das Konto von
Rechtsextremen.
Auf viel
Hilfe und Mitleid können sie nicht zählen.
Schon lange läßt sich kein deutsches Regierungsmitglied mehr dazu herab die Orte der Katastrophen zu besuchen, den Opfern ihr Mitgefühl auszusprechen.
Schon lange läßt sich kein deutsches Regierungsmitglied mehr dazu herab die Orte der Katastrophen zu besuchen, den Opfern ihr Mitgefühl auszusprechen.
Es sind
eben viel zu viele. Und es sind Arme. Blond und blauäugig auch nicht – also sei’s
drum.
[…..]
Im vergangenen Jahr hat es in Deutschland
mehr als 3500 Angriffe auf Flüchtlinge und Flüchtlingsunterkünfte gegeben.
Dabei wurden 560 Menschen verletzt, unter ihnen 43 Kinder. Das berichten die
Zeitungen der Funke-Mediengruppe und berufen sich auf eine Antwort des
Bundesinnenministeriums auf eine Parlamentsanfrage.
Demnach gab es 2545
Angriffe auf Flüchtlinge außerhalb ihrer Unterkünfte. Hinzu kamen 988 Angriffe
auf Flüchtlingsheime - das waren geringfügig weniger als im Vorjahr (1031
Angriffe). Zudem wurden 217 Mal Hilfsorganisationen oder freiwillige
Asyl-Helfer attackiert.
[…..]
Menschen,
die dunkelhäutig sind, als Juden erkennbar scheinen oder womöglich schwul
wirken, werden nicht effektiv vom deutschen Staat beschützt. Sie sind nicht nur
Opfer, sondern auch noch irrelevante Opfer, für die sich Angela Merkel nicht
extra vor ein Mikrophon begibt.
Ich
erinnere mich an eine Talkshow vor rund 20 Jahren, es ging um die zentrale Gedenkstätte
für die ermordeten Juden in Europa, in der kurz zur Sprache kam wie extrem die
Protagonisten, die sich für das Denkmal einsetzten bedroht und angefeindet
wurden.
Diskutanten
waren unter anderem Lea Rosh und Ignatz Bubis, die beide bestätigten nur noch
unter strengem Polizeischutz das Haus verlassen zu können.
Beide
verwahrten sich aber dagegen deswegen bemitleidet zu werden, denn sie würden
schließlich selbst die Öffentlichkeit suchen und hätten rund um die Uhr
speziell geschulte Personenschützer der Polizei um sich.
Es wäre
viel angebrachter die potentiellen Opfer rechtsextremer Gewalt zu bedauern, die
nicht den Luxus einer 24h-Bewachung zu haben.
Sind
Opfer also nicht gleich Opfer?
Tatsächlich
sind die Dortmunder vorgestern bei Weitem nicht so verletzt und gequält worden,
wie andere Opfer in Deutschland.
Tatsächlich
sind die Dortmunder vorgestern keine armen Menschen, die in ihrer Not allein
gelassen werden. Sie sind allesamt Multimillionäre und sonnen sich in einer
bundesweiten Mitleids- und Solidaritätswelle.
Ja, sie
sind auch zu bedauern, aber der Grad der Aufmerksamkeit steht im keinen
Verhältnis zu den alltäglichen Terroropfern, die viel Schlimmeres erleiden.
Es
reicht jetzt mal langsam mit dem Dortmund-Geplärre.
Die
fitten, durchtrainierten, gesunden, jungen und hochprivilegierten Multimillionäre
aber beklagen sich nun, daß sie schon wieder Fußball spielen mußten – als sei
das nicht ihr Job.
[…..]
Sokratis, der beinharte Verteidiger, der
sich nach dem Spiel mit Tränen in den Augen bei den Fans für die Unterstützung
bedankte, sagte: "Wir wurden wie Tiere behandelt und nicht wie
Menschen." […..]
Der Ärger in der
Mannschaft über den angeblich alternativlosen Nachholtermin war groß, Trainer
Thomas Tuchel schlug in dieselbe Kerbe. Per SMS sei er über die Ansetzung
informiert worden. Niemand habe ihn oder einen Spieler gefragt: "Wir
hatten das Gefühl, behandelt zu werden, als wäre eine Bierdose an unseren Bus
geflogen." Es war allerdings ein Anschlag auf das Leben von Menschen, die
dann schon am nächsten Tag wieder zu spüren bekamen: "Wir haben zu
funktionieren."
[…..]
Ich will
den Ballakrobaten selbst gar keinen Vorwurf machen. Sie sind es gewöhnt
ausschließlich bejubelt und bewundert zu werden, in Traumvillen zu wohnen, Porsche
zu fahren, die schönsten Models als Freundinnen zu haben.
Natürlich
schockiert es sie mit einer anderen Realität konfrontiert zu werden.
Aber
könnte der Rest der Welt, könnten insbesondere die Medien das Thema jetzt
endlich mal tiefer hängen?
Die Spieler wurden
einfach vergessen
[….] Sie
waren schockiert, sie weinten, sie haderten - und mussten trotzdem spielen. Was
der Fußball mit der Mannschaft von Borussia Dortmund anstellte, ist beschämend.
[….]
Was der Fußball mit der Mannschaft von
Borussia Dortmund anstellte, war schlichtweg eine Sauerei. Nachdem sich die
Spieler nach der Pause tatsächlich aufgemacht hatten, ein tolles Fußballspiel
abzuliefern und die 2:3-Niederlage sehr unverdient war, brach es nach dem Schlusspfiff
aus vielen heraus. Einige weinten,
andere berichteten von furchterregenden Erlebnissen im Bus während des
Anschlags. [….]
Es gibt
so viele andere Terroropfer, die es mehr verdient hätten Aufmerksamkeit zu
bekommen.
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